Drucksache 16/2976 13. 11. 2013 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Martin Brandl (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Zusammenarbeit von Berufsschulen und Wirtschaft Die Kleine Anfrage 1969 vom 24. Oktober 2013 hat folgenden Wortlaut: Ich frage die Landesregierung: 1. Inwiefern arbeiten Berufsschulen und Wirtschaftsunternehmen bei der Qualifizierung von Lehrerinnen und Lehrern zusammen? 2. Seit wann gibt es diese Zusammenarbeit? 3. Wie viele Lehrkräfte werden dabei jährlich in welchem Umfang fortgebildet? 4. In welchen Fällen werden Lehrkräfte durch Vertreter von Wirtschaftsunternehmen fortgebildet? 5. In welchen Ausbildungsgängen werden Lehrkräfte durch Vertreter von Wirtschaftsunternehmen fortgebildet? 6. Gibt es ähnliche Qualifizierungsmaßnahmen auch für Realschulen plus, Integrierte Gesamtschulen und Gymnasien? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 12. November 2013 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Die schulischen und betrieblichen Partner der dualen Berufsausbildung sind aufgrund ständiger Innovationen und sich ändernder Anforderungen in den Berufen einem permanenten Veränderungs- bzw. Anpassungsprozess unterworfen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit bzw. einen intensiven Austausch (Lernortkooperation) zwischen den Schulen und den ausbildenden Betrieben in Wirtschaft, Verwaltung, Handwerk und Industrie. Berufsbildende Schulen – insbesondere die Lehrkräfte der Berufsschule – stehen deshalb in einem kontinuierlichen Austausch mit den Ausbildungsbetrieben ihrer Region, um sich über Veränderungen und Entwicklungen in den einzelnen Ausbildungsberufen zu informieren. In der Lehrerfort- und -weiterbildung, die durch das Pädagogische Landesinstitut (PL) für Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen angeboten wird, stellt sich die Zusammenarbeit wie folgt dar: – Unternehmensvertreter sind als Dozenten in Fortbildungen eingebunden. – Lehrerfortbildungen finden direkt in Unternehmen statt, damit betriebliche Abläufe in Theorie und Praxis betrachtet werden können. – Dienstleister und Anwender schulen Lehrkräfte im Umgang mit spezieller Hard- und Branchensoftware, die sie den Schulen z. T. kostenfrei zur Verfügung stellen. – Im Rahmen einer Private Public Partnership (PPP) stellen Unternehmen eine E-Learning-Umgebung (Lernplattformen mit Unter - richtsmaterialien und Zertifizierungsangeboten) zur Verfügung. – Im Rahmen von sogenannten „Multiplikatorenfortbildungen“ können Lehrkräfte an firmenspezifischen Fortbildungen teilnehmen . In den 35 Arbeitskreisen von SCHULEWIRTSCHAFT in Rheinland-Pfalz arbeiten Vertreterinnen und Vertreter aller weiterführenden Schularten mit Vertretern aus Wirtschaftsunternehmen zusammen. Darin sind auch die Lehrkräfte von berufsbildenden Schulen eingebunden. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 18. Dezember 2013 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/2976 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu den Fragen 2 und 3: Die Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Fort- und Weiterbildung durch das PL besteht seit mehr als 20 Jahren und die Kooperation mit SCHULEWIRTSCHAFT seit 50 Jahren. An den oben genannten Maßnahmen nehmen jährlich ca. 1 000 Lehrkräfte und Multiplikatoren teil. Zu Frage 4: Im Bereich der berufsbildenden Schulen finden Kooperationen unter anderem in den Themenbereichen Einführung neuer Technologien in Industriebetrieben, Änderungen gesetzlicher Rahmenbedingungen, z. B. Arbeitssicherheit, Unfallschutz, Umwelt- und neue Industrienormen, Weiterentwicklung von standardisierten Hard- und Softwareprodukten und Aktualisierungen von Arbeitsund Prozessabläufen statt. Im Rahmen der Aktivitäten von regionalen Arbeitskreisen, die schulartübergreifend angeboten werden, erstrecken sich die Angebote auf folgende Bereiche: – Betriebserkundungen, – Vorstellung von Berufsbildern bzw. Ausbildungsberufen und akademischen Abschlüssen, – Anforderungen an Fachkräfte und zukünftige Entwicklungen, – Entwicklungen in den Arbeits- und Organisationsstrukturen in Unternehmen, – Erfahrungsaustausche, – regionale Fortbildungen, – Lehrerbetriebspraktika. Zu Frage 5: Im Bereich der berufsbildenden Schulen – insbesondere der Berufsschule – erstreckt sich das Angebot auf die Lehrkräfte in den Ausbildungsberufen Kfz-Mechatronik, Fachinformatik Systemintegration, Land- und Baumaschinentechnik, Automatisierungstechnik, Elektrotechnik, Bautechnik, Textiltechnik, Gastronomie, Industriekaufleute, Steuerfachangestellte sowie Pflege- und Gesund - heitsberufe. Zu Frage 6: Im Bereich der Realschule plus gibt es seit mehreren Jahren eine erfolgreiche Kooperation in der Weiterbildung von Lehrkräften in den Fächern Chemie und Physik mit dem Verband der chemischen Industrie e. V. Landesverband Rheinland-Pfalz. Dabei werden vom Landesverband Materialien und Arbeitsmittel, Literatur sowie Ressourcen zum Erstellen von Lehr- und Lernvideos zur Verfügung gestellt. Weiterhin erfolgt eine Unterstützung bei der Dozentensuche und der Durchführung bei Betriebserkundungen in den im Landesverband organisierten Betrieben. Inhaltlich orientiert sich die Weiterbildung der Lehrkräfte an den gültigen Lehrund Rahmenplänen und den didaktisch-methodischen Standards der naturwissenschaftlichen Fächer. Bei der Durchführung des Weiterbildungslehrgangs „Ökonomische Bildung Online“ besteht seit 2009 eine Kooperation mit SCHULE WIRTSCHAFT. Es handelt sich hierbei um ein interaktives Fortbildungskonzept, das modular aufgebaut ist und Handlungsfelder umfasst, die auch in den Richtlinien für Ökonomische Bildung benannt sind. Teilnehmen können daran Lehrkräfte aus allen Schularten, wobei insbesondere Lehrkräfte an Gymnasien, Realschulen plus und Integrierten Gesamtschulen das Angebot nutzen. Eine weitere Kooperation besteht in der Realisierung des Gemeinschaftsprojekts TheoPrax an Schulen aller Schularten. Dieses Vorhaben befasst sich inhaltlich mit der Lehr- und Lernmethodik, um unternehmerisches Denken und Handeln praxisnah in unterrichtlichen Bezügen zu unterstützen. Die Umsetzung erfolgt durch eine praxisorientierte Projektarbeit. Schülerinnen und Schüler suchen sich reale Problemstellungen bei Unternehmen oder Behörden, für die sie Lösungen erarbeiten. Diese müssen dokumentiert und präsentiert werden. Wenn die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Vorschlag überzeugen, erhalten sie den Auftrag, diese in die Praxis „umzusetzen“. TheoPrax will mit dieser Idee Unternehmen und Schülerinnen und Schüler mit realistischen Aufgabenstellungen zusammenbringen. Lehrkräfte werden in einer mehrtägigen Fortbildung auf die Umsetzung des Projekts vorbereitet. Seit 2011 findet diese Fortbildung in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal bei Karlsruhe statt. Im Fortbildungsangebot „Unternehmerbesuche in Zusammenarbeit mit den Chemieverbänden Rheinland-Pfalz“ erhalten Lehrkräfte aller Schularten im direkten Austausch mit Unternehmen die Möglichkeit, ihr Wissen über wirtschaftliche und betriebliche Zusammenhänge zu aktualisieren. Dabei ergeben sich auch regionale Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben. In Vertretung: Hans Beckmann Staatssekretär