Drucksache 16/3005 27. 11. 2013 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Gunther Heinisch und Ruth Ratter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Modellprojekt AlphaNetz erfolgreich abgeschlossen Die Kleine Anfrage 1995 vom 7. November 2013 hat folgenden Wortlaut: Am 1. November 2011 startete in Rheinland-Pfalz das Modellprojekt AlphaNetz. Es wurde vom Landesverband der Volkshochschulen , der Evangelischen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Rheinland-Pfalz e. V. sowie der Landesarbeitsgemeinschaft „anderes lernen“ gemeinsam durchgeführt. Im Rahmen des Modellprojekts sollten Maßnahmen getroffen werden, um den Anteil der von funktionalem Analphabetismus betroffenen Men schen in Rheinland-Pfalz drastisch zu senken. Dazu wurden sieben regionale Netzwerke etabliert, an denen Bündnisse zwischen den für Alphabetisierung und Grundbildung zuständigen Einrichtungen und gesellschaftlichen Akteuren auf- und ausgebaut wurden. Das Modell projekt wurde im September dieses Jahres abgeschlossen . Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse vor, welche Erfahrungen mit dem Modellprojekt gemacht wurden und welche Rück- meldung es seitens der teilnehmenden Bildungsträger, Institutionen und weiteren gesellschaftlichen Akteure gibt? 2. Welche zukünftigen Perspektiven sieht die Landesregierung für die Weiterführung von Alphabetisierungsprogrammen in Rhein- land-Pfalz? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 26. November 2013 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Während der Laufzeit des Modellprojekts AlphaNetz vom 1. November 2011 bis 31. Oktober 2013 wurden an sieben Standorten regionale Netzwerke aufgebaut, in denen Weiterbildungseinrichtungen und gesellschaftliche Akteure, die mit funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten Kontakt haben, zusammenarbeiten. Durch Information der Öffentlichkeit über das Problem des funktionalen Analphabetismus, Sensibilisierung und Qualifizierung von Schlüsselpersonen aus dem direkten sozialen Umfeld von Menschen mit Defiziten beim Lesen und Schreiben und Erprobung neuer Veranstaltungsformate sollten Betroffene zur Teilnahme an entsprechenden Weiterbildungsangeboten motiviert werden. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Neben Stellungnahmen der Koordinatorinnen und Koordinatoren aus den regionalen Netzwerken gibt es ein vom Verband der Volkshochschulen und allen anerkannten Landesorganisationen der Weiterbildung erarbeitetes Positionspapier, das anlässlich der Abschlussveranstaltung zum Modellprojekt AlphaNetz am 27. September 2013 veröffentlicht wurde. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 6. Januar 2014 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3005 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zentrale Ergebnisse und damit verbundene Forderungen sind: – Strukturen zur landesweiten Vernetzung von Lernenden müssen unterstützt werden, da eine Lerngruppe eine wichtige Funktion bei der Motivierung zur Kursteilnahme spielen kann. – Lernangebote sollen zeitnah beginnen und Kurse in Kleinstgruppen möglich sein, damit keine potenziellen Lernenden verloren gehen. – Das Angebot von Alphabetisierungskursen soll zu einem Grundbildungsangebot erweitert werden, um neben den Defiziten beim Lesen und Schreiben auch fehlende Kompetenzen beim Rechnen, der Beherrschung moderner Informationstechnologien, der Gesundheitsvorsorge etc. zu reduzieren. – Netzwerke in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit müssen langfristig angelegt und mit ausreichend personellen und finanziellen Ressourcen ausgestattet sein, um eine kontinuierliche Erreichbarkeit für die Zielgruppe zu gewährleisten. – Damit Grundbildung ein enttabuisiertes, öffentliches Thema in Rheinland-Pfalz wird, ist eine breite Öffentlichkeitsarbeit erforderlich . Zu Frage 2: Auf der Grundlage der Ergebnisse des Modellprojekts AlphaNetz sollen in enger Abstimmung mit dem Verband der Volkshochschulen und den anerkannten Weiterbildungsträgern weitere Maßnahmen entwickelt werden, um auch die durch die Ergebnisse der PIACC-Studie zutage getretenen Defizite im Bereich der Grundbildung bei Erwachsenen abzubauen. Dabei kommt der Unter - stützung der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) eine große Bedeutung zu. Aktuell sind folgende Maßnahmen in Vorbereitung: Die im Rahmen der noch laufenden ESF-Förderperiode begonnene Förderung von Alphabetisierungs- und Grundbildungskursen soll weitergeführt werden. Vom Verband der Volkshochschulen, der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung, der Katholischen Erwachsenenbildung und der LAG anderes lernen wurden entsprechende Projektanträge eingereicht, über die von der ESF-Verwaltungsbehörde in den nächsten Wochen entschieden wird. Auch wurde für die noch laufende ESF-Förderperiode von Arbeit und Leben gGmbH Rheinland-Pfalz in Kooperation mit den bereits genannten Weiterbildungsträgern ein Vernetzungsprojekt beantragt, mit dem die landesweite und die regionale Vernetzung im Bereich Alphabetisierung und Grundbildung weitergeführt und ausgeweitet werden soll. Mit den im Doppelhaushalt 2012/2013 veranschlagten Mitteln für Alphabetisierung und Grundbildung wurden und werden durch die Landesregierung zusätzlich Kurse unterstützt, die die aktuell geltenden Kriterien für die ESF-Förderung nicht erfüllen (z. B. Mindestteilnehmendenzahl von sechs Personen). Weiterhin werden unterstützende Aktivitäten der Weiterbildungsträger, die weitergeführt werden sollen, ermöglicht, wie z. B. zusätzliche Fortbildungsangebote für Kursleiterinnen und Kursleiter, Schlüsselpersonen und ehrenamtliche Lernbegleiterinnen und -begleiter oder öffentliche Veranstaltungen. In Vertretung: Vera Reiß Staatssekretärin