Drucksache 16/3017 28. 11. 2013 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Ruth Ratter (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Ergebnisse der rheinland-pfälzischen Schülerinnen und Schüler im aktuellen Ländervergleich des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB-Ländervergleich) Die Kleine Anfrage 1999 vom 7. November 2013 hat folgenden Wortlaut: Zum Zwecke des Bildungsmonitorings führt das IQB im Auftrag der Kultusminister kon ferenz regelmäßig Ländervergleiche durch, in denen überprüft wird, inwieweit die Schülerin nen und Schüler der jeweiligen Länder die für alle verbindlichen bundesweiten Bildungs standards erreichen. Am 11. Oktober 2013 wurden die Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs 2012 vorgestellt, in der die mathematisch-naturwissenschaftlichen Kompetenzen der Schüle rin nen und Schüler der neunten Klassenstufe untersucht wurden. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Wie sind die Befunde des Berichts zu bewerten? 2. Auf welche landesspezifischen bildungspolitischen Rahmenbedingungen lassen sich die Ergebnisse der rheinland-pfälzischen Schülerinnen und Schülern zurückführen? 3. Welche Schlüsse für die zukünftige Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz lassen sich aus den Ergebnissen des IQB-Ländervergleichs ableiten? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 27. November 2013 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: In allen im IQB-Ländervergleich 2012 getesteten Fächern (Mathematik, Biologie, Physik und Chemie) liegen die Leistungen rheinland -pfälzischer Schülerinnen und Schüler der 9. Klassenstufe über den Werten, die im Bundesdurchschnitt erreicht wurden. In den Fächern Biologie (für die Kompetenzbereiche Fachwissen und Erkenntnisgewinnung) und Chemie (Erkenntnisgewinnung) wurde sogar ein Abschneiden signifikant über dem Bundesdurchschnitt festgestellt. Konkret erreichten die rheinland-pfälzischen Schülerinnen und Schüler bei einem Bundesdurchschnittswert von 500 Punkten in Mathematik (Globalskala) 503 Punkte, im Fach Biologie 514 Punkte (Fachwissen) und 511 Punkte (Erkenntnisgewinnung), im Fach Chemie 504 Punkte (Fachwissen) und 509 Punkte (Erkenntnisgewinnung), in Physik 505 Punkte (Fachwissen) und 508 Punkte (Erkenntnisgewinnung ). Neben dem Vergleich der schulischen Leistungen wurden für den IQB-Ländervergleich auch Aspekte der Umsetzung von Chancen - gleichheit in den Ländern ermittelt. Für die Kopplung von sozioökonomischem Status der Eltern und schulischen Leistungen der Jugendlichen zeigen sich für das Fach Mathematik bundesweit keine signifikanten Abweichungen von dem für Deutschland insgesamt geschätzten Wert. Rheinland-Pfalz gehört zu denjenigen Ländern, in welchen der Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischem Status der Eltern und der schulischen Leistung eher niedrig ist. Anders als in Mathematik ergeben sich in den naturwissenschaftlichen Fächern für die Länder statistisch bedeutsame Abweichungen . Für Rheinland-Pfalz wird hier ebenfalls eine schwache Kopplung berichtet und eine signifikante Abweichung im positiven Sinn für das Fach Physik (Fachwissen). Die Studie bescheinigt Rheinland-Pfalz auch, dass die Leistungsunterschiede im Hinblick auf Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund im Ländervergleich mit am geringsten ausfallen. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 8. Januar 2014 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3017 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Die rheinland-pfälzischen Schülerinnen und Schüler haben im IQB-Ländervergleich gut abgeschnitten. Der Bericht zeigt, dass in Rheinland-Pfalz hohe Schulqualität und Chancengleichheit eng miteinander verbunden sind. Die Ergebnisse sind umso bemerkenswerter , wenn man berücksichtigt, dass hier die im Schuljahr 2008/2009 auf den Weg gebrachte Anhebung der Stundentafel noch nicht gegriffen hat. Zu Frage 2: Das erfolgreiche Abschneiden der rheinland-pfälzischen Schulen ist ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis und in erster Linie Ausdruck des Engagements, der Förderung und Anstrengungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte. Nach Einführung der Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss in den Fächern Mathematik (2003) sowie Biologie, Chemie und Physik (2004) wurde von der rheinland-pfälzischen Landesregierung eine Reihe von Maßnahmen in die Wege geleitet, um die Lehrkräfte bei der Umsetzung der Kompetenz- und Standardorientierung im Unterricht dieser Fächer in den allgemeinbildenden Schulen zu unterstützen. Dazu zählt zunächst die Entwicklung von Erwartungshorizonten für die Klassenstufen 6 und 8 zu den Bildungsstandards in allen genannten Fächern. Um die Lehrkräfte bei der Gestaltung von Lernprozessen zu unterstützen, die schrittweise zum Erwerb der mit den Bildungsstandards geforderten Kompetenzen hinführen, wird in den Erwartungshorizonten beschrieben, welche Kompetenzen am Ende der Klassenstufe 6 und am Ende der Klassenstufe 8 erreicht sein sollten, damit am Ende der Klassenstufe 10 die in den Bildungsstandards genannten Ziele erfüllt werden können. Darüber hinaus stellen die Erwartungshorizonte den Bezug zu den geltenden Lehrplänen der Sekundarstufe I her und ergänzen die Bildungsstandards durch inhaltliche Konkretisierungen. In diesem Kontext wurden die Schulen aufgefordert, auf Grundlage der Bildungsstandards und unter Zuhilfenahme der Erwartungshorizonte und der Lehrpläne in den Fachkonferenzen schuleigene Arbeitspläne zu erarbeiten. Die Arbeitspläne sollen den spezifischen Weg einer Schule beschreiben, der Schülerinnen und Schülern die notwendige Unterstützung bietet, die Regelstandards im jeweiligen Fach zu erreichen. Die Schulen wurden außerdem durch ein umfangreiches Fortbildungs- und Veranstaltungsangebot zum Thema „Kompetenzorientierter Unterricht“ unterstützt. Begleitend wurde für die Schulen auch eine Fortbildungsinitiative zum Thema „Neue Aufgabenkultur “ angeboten. Das Beratungssystem für Mathematik und die Naturwissenschaften wurde ausgebaut. Es ermöglicht, die Fachschaften in Form von Fachkonferenzen oder Studientagen intensiver zum Thema „Kompetenzorientierter Unterricht“ und „Neue Aufgabenkultur“ zu beraten. Zu Frage 3: Die beschriebenen Maßnahmen zur Verankerung der Kompetenz- und Standardorientierung der Bildungsstandards im mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht haben sich bewährt. Sie sollen auch für andere Fächer, für die Bildungsstandards formuliert wurden, fortgeführt und ausgebaut werden. Dazu müssen insbesondere die in den Bildungsstandards formulierten Zielsetzungen und Vorgaben in den jeweiligen Lehrplänen berücksichtigt werden. Die Veränderung der Unterrichtskultur, die in Umsetzung der KMK-Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring auf Kompetenzorientierung im Lernen ausgerichtet ist, kann nur erfolgreich verlaufen, wenn sie als ein langfristig angelegter Prozess verstanden wird. Dieser Wandlungsprozess ist in ein schul- und bildungspolitisches Gesamtkonzept eingebettet. Dazu gehören – neben der Verankerung der Bildungsstandards – aus Sicht der Landesregierung vor allem die Weiterentwicklung der schulischen Inklusion, weitere Verbesserungen der schulischen Rahmenbedingungen (wie z. B. die Verkleinerung der Klassengrößen) sowie die Gebührenfreiheit im Bildungswesen, die zu einer finanziellen Entlastung der Familien beiträgt. Dies alles sind Bausteine für ein gerechtes Bildungssystem , in dem schulischer Leistungserfolg und Chancengleichheit erfolgreich ineinandergreifen. In Vertretung: Hans Beckmann Staatssekretär