Drucksache 16/3528 07. 05. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Julia Klöckner (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ Die Kleine Anfrage 2289 vom 14. April 2014 hat folgenden Wortlaut: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie beurteilt die Landesregierung das Programm „Kein Täter werden“? 2. Beabsichtigt die Landesregierung die Etablierung des Projekts „Kein Täter werden“ in Rheinland-Pfalz? 3. Wenn ja, welche Schritte wurden bisher für die Umsetzung unternommen? 4. Wenn nein, warum soll das Programm nicht in Rheinland-Pfalz eingeführt werden? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 7. Mai 2014 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Die Landesregierung setzt sich ressortübergreifend seit längerem mit dem Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ auseinander. Etabliert wurde dieses Angebot erstmalig im Jahr 2005 am Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin an der Charité in Berlin. Es existiert mittlerweile auch in Gießen, Kiel, Leipzig, Hamburg, Hannover, Regensburg und Stralsund. Ziel ist es, Menschen , die auf Kinder gerichtete sexuelle Fantasien haben, therapeutische Hilfe anzubieten. Eine pädophile Neigung zeigt sich ab der Jugend und besteht lebenslang. Etwa ein Prozent der männlichen Bevölkerung ist davon betroffen. Demgegenüber ist die Anzahl der Männer, die in diesen Ambulanzen Hilfe suchen, äußerst gering. Nach neun Jahren Projektlaufzeit in der Charité haben inzwischen erst 100 Männer eine Therapie abgeschlossen. Das entspricht durchschnittlich etwas über zehn Männern pro Jahr. Im Jahr 2011 hatte das Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin erstmals die Wirksamkeit seiner Therapie überprüft: Hierfür wurden 53 Patienten vor und nach der Therapie befragt. Von den 14 Männern, die ausschließlich Kinderpornografie konsumierten , wurden zwei Drittel während der Therapie rückfällig, ein Drittel blieb abstinent. Von den 27 Männern, die bereits Kinder missbraucht hatten, gaben 22 an, keinen Missbrauch mehr zu begehen. Fünf Männer missbrauchten Kinder nach wie vor. Die Therapie des Präventionsangebotes könnte somit zumindest einen Rückgang der Missbrauchshandlungen bewirkt haben, allerdings ist die Rückfallgefahr auch nach der Therapie hoch. Die Erreichbarkeit der Zielgruppe potenzieller Täter ist insbesondere dann gewährleistet, wenn die Vorverurteilung der Menschen mit fremdgefährdenden Sexualstörungen als „reale Täter“ unterbleibt, Leidensdruck und Behandlungsbedarf ernst genommen werden , sich Betroffene in einem klinischen Kontext durch die Schweigepflicht geschützt fachkompetent angenommen fühlen können und gegebenenfalls als Nichttäter bestätigt werden. Daher sieht die Landesregierung das Präventionsprojekt als grundsätzlich sinnvoll an, auch wenn die kriminalpräventiven Effekte schwer belegbar sind. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 19. Mai 2014 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3528 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu 2.: Vor einer Entscheidung der Landesregierung, ob und gegebenenfalls wo das Präventionsprojekt „Kein Täter werden“ in RheinlandPfalz etabliert werden sollte, sind noch weitere Gespräche und Prüfungen erforderlich. Dazu findet in Kürze ein Expertengespräch mit dem Leiter des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin, Herrn Prof. Dr. Dr. Beier, Vertretern der Hänsel und Gretel- Stiftung und Herrn Prof. Dr. Beutel, Leiter der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz im Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie unter Beteiligung der fachlich betroffenen Ressorts statt. Zu 3. und 4.: Auf die Antworten zu den Fragen 1 und 2 wird verwiesen. Alexander Schweitzer Staatsminister