Drucksache 16/3609 04. 06. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Bettina Brück und Michael Hüttner (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Schulsport in Rheinland-Pfalz Die Kleine Anfrage 2333 vom 15. Mai 2014 hat folgenden Wortlaut: Sport nimmt unter den schulischen Angeboten eine besondere Stellung ein. Er dient nicht nur der Förderung der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler, sondern spielt auch bei der Vermittlung sozialer Kompetenzen eine große Rolle. Zur Förderung des Sports sind alle staatlichen Ebenen aufgerufen. Zurzeit findet auf Bundesebene eine Diskussion statt über die Kürzung der Mittel des Bundes für „Jugend trainiert für Olympia“ sowie „Jugend trainiert für ‚Paralympics‘“. Wir fragen die Landesregierung: 1. Welche unterrichtsergänzenden Angebote gibt es, um sportbegeisterte bzw. talentierte Schülerinnen und Schüler zu fördern? 2. Welche sportbezogenen Profile gibt es für die Schulen, um diesem Fach einen besonderen Stellenwert einzuräumen? 3. Welche Aktivitäten gibt es landesweit zur Unterstützung olympischer und paralympischer Aktivitäten? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 3. Juni 2014 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die Bundesregierung plant, im nächsten Jahr die Finanzierung des Bundesfinales „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ einzustellen. Der Bundesrat hat am 23. Mai 2014 mit den Stimmen der rheinland-pfälzischen Landesregierung die Bundesregierung und den Bundestag mit einer Entschließung aufgefordert, die finanziellen Zuwendungen für das Bundesfinale weiterhin in vollem Umfang zur Verfügung zu stellen. Zur Begründung heißt es, dass die geplante Einstellung der finanziellen Zuwendung des Bundes (bisher 700 000 Euro) im nächsten Jahr eine große Gefahr für den Fortbestand der Bundesfinalveranstaltungen bilde und Auswirkungen auf den gesamten Wettbewerb mit rund 800 000 Schülerinnen und Schülern habe. Dies sei ein falsches Signal zur falschen Zeit, das im Interesse des Sports und der Bundesrepublik Deutschland zu vermeiden sei. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Sport und Bewegung sind integrale Bestandteile der Konzeption von Schulen, gerade weil sie Lern- und Sozialverhalten der Schülerinnen und Schüler nachhaltig beeinflussen. Diese nehmen Sport und Bewegung als willkommenen Ausgleich zu rein kognitiven Lernprozessen und als Bereicherung des Schullebens wahr. Schulen richten Arbeitsgemeinschaften und Projekte im Sport ein, vor allem in der Ganztagsschule. Unter den mittlerweile 26 außerschulischen Partnern, mit denen das Land Rahmenvereinbarungen zur Kooperation mit den Ganztagsschulen abgeschlossen hat, stellen Sportvereine, Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Trainerinnen und Trainer sowie andere für den entsprechenden Bereich qualifizierte Personen den größten Personalanteil. Laut der Studie von Herrn Prof. Dr. Lutz Thieme mit dem Titel „Ganztagsschule und Sportvereine in Rheinland-Pfalz“ aus dem Jahr 2012, die sich speziell mit der Kooperation von Sportverein und Ganztagsschule Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 18. Juni 2014 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3609 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode beschäftigt, organisieren 98 Prozent der Ganztagsschulen neben dem Sportunterricht zusätzliche sportliche Angebote. Für das laufende Schuljahr 2013/2014 wurden 285 Verträge mit Sportvereinen und zusätzlich 388 Verträge mit freien Mitarbeitern geschlossen . Die Bandbreite der Sportangebote reicht von den klassischen Ballsportarten wie Fußball und Handball über Trendsportarten wie Zumba bis hin zu Angeboten wie Fechten oder Golf. Das Modell „Sport in Schule und Verein“ besteht seit 1994 und wendet sich an Schulen ohne Ganztagsangebot. Gefördert werden Kooperationen außerhalb des Schulbetriebes und damit Aktivitäten außerhalb der Unterrichtszeit. Zurzeit bestehen landesweit ca. 530 Kooperationen, die gemeinsam vom Landessportbund (LSB) und dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MBWWK) mit jeweils 75 000 Euro jährlich finanziell unterstützt werden. Im nächsten Schuljahr werden der LSB und das MBWWK 22 Schulen und Vereine auszeichnen, deren Partnerschaft seit 1994 besteht. Seit 1995 gibt es den Sportabzeichenwettbewerb der Schulen, der bisher von der Barmer GEK, dem LSB und dem MBWWK gemeinsam getragen wurde. Er fördert die breiten- und freizeitsportlichen Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler. Durch das Erreichen des Sportabzeichens werden den Kindern und Jugendlichen auch die positiven Zusammenhänge von sportlicher Betätigung und gesunder Lebensführung näher gebracht. In den letzten drei Jahren entfielen von allen erfolgreichen Sportabzeichenprüfungen (rund 53 500) mehr als die Hälfte auf Schülerinnen und Schüler. Seit 2002 organisiert das MBWWK die Schülerstaffel im Rahmen des Gutenberg-Marathons in Mainz. Mit knapp dreitausend Schülerinnen und Schülern ist dies die größte eintägige schulische Laufveranstaltung bundesweit. In vielen Schulen haben sich Arbeitsgemeinschaften gebildet, die das ausdauernde Laufen ganzjährig betreiben. Im Jahr 2007 wurde erstmalig im Rahmen des Mittelrhein -Marathons eine Laufveranstaltung für Schülerinnen und Schüler organisiert, an der über 600 Kinder und Jugendliche teilnahmen . Ein weiteres Angebot für Schulen besteht seit drei Jahren im Rahmen des Wormser Nibelungenlaufes. Auch der Laufabzeichenwettbewerb ist sehr beliebt, er wird in enger Abstimmung mit den regionalen Leichtathletikverbänden durchgeführt. Im Jahre 2006 startete das Projekt „Skipping Hearts“ in Kooperation mit der deutschen Herzstiftung. Interessierte Schulen erhalten einen kostenlosen Fortbildungstag für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler in der Sportart Rope Skipping (Seilspringen). Ziel des Projektes ist eine Verbesserung der motorischen Grundlagen der Schülerinnen und Schüler. Rund 250 Grundschulen nehmen dieses zusätzliche Angebot regelmäßig wahr, deren Resonanz durchweg positiv ausfällt. Zu Frage 2: In den Realschulen plus und den Integrierten Gesamtschulen gibt es die Möglichkeit, im Wahlpflichtfach Sport besondere Themen des Sports in Theorie und Praxis vertieft kennenzulernen. Schülerinnen und Schüler, die sich im Bereich des Sports besonders profilieren möchten, können das Leistungsfach Sport in der Oberstufe wählen; es umfasst sieben Stunden und ist Abiturprüfungsfach. Im laufenden Schuljahr wird Sport als Leistungskurs an 66 Gymnasien und acht Integrierten Gesamtschulen (IGS) für 3 159 Schülerinnen und Schüler im Bereich der Gymnasien und 390 im Bereich der IGS angeboten. Im Vergleich zu anderen Bundesländern, in denen der Zugang zum Leistungskurs Sport stark eingeschränkt oder nur an wenigen Eliteschulen organisiert wird, ermöglicht Rheinland-Pfalz somit sportbegeisterten bzw. talentierten Schülerinnen und Schülern, ihre Stärken einzubringen und weiterzuentwickeln. Seit 2008 werden weiterführende Schulen, die eine langjährige Kooperation mit einem Sportverein leistungssportlich erfolgreich ausgestalten, vom LSB und dem MBWWK zu „Partnerschulen des Sports“ ernannt. Aktuell sind zehn Schulen als Partnerschulen anerkannt. Grundschulen, die eine Kooperation mit einem Sportverein haben und Bewegung, Sport und Spiel im Schulalltag besondere Bedeutung einräumen, können sich um die Auszeichnung als „Partnerschule mit dem Schwerpunkt Bewegung, Spiel und Sport“ bewerben . Diese Möglichkeit gibt es seit September 2009. Der LSB und das MBWWK entscheiden gemeinsam über die Anerkennung, die bislang zehn Grundschulen zuerkannt wurde. „Sportbetonte Schulen“ arbeiten mit Vereinen vor Ort im Leistungssport (z. B. auf Bundesliganiveau) zusammen. Dies sind die Integrierte Gesamtschule Mainz-Bretzenheim, das Max-Planck-Gymnasium Trier und das Hofenfels-Gymnasium Zweibrücken. Zwei weitere sportbetonte Schulen, das Heinrich-Heine-Gymnasium Kaiserslautern sowie das Gymnasium auf der Karthause in Koblenz, sind vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) anerkannte „Eliteschulen des Sports“. Sie gehören damit zu den bundesweit 40 Schulen, die dieses Gütesiegel tragen. Darüber hinaus hat der Deutsche Fußball-Bund die Realschule und das Gymnasium auf dem Calvarienberg in Bad Neuenahr, die Integrierte Gesamtschule Mainz-Bretzenheim sowie einen Schulverbund in Kaiserslautern bestehend aus dem Heinrich-HeineGymnasium , der Kurpfalz-Realschule plus und der Integrierten Gesamtschule Bertha von Suttner als „Eliteschulen des Fußballs“ anerkannt, die finanzielle Unterstützung durch den Deutschen Fußball-Bund erhalten. Zu Frage 3: Seit 44 Jahren engagieren sich rheinland-pfälzische Schülerinnen und Schüler erfolgreich im Rahmen des Bundeswettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“. Im Schuljahr 2012/2013 nahmen rund 28 000 Schülerinnen und Schüler in 17 Sportarten teil. Dabei wurde das Peter-Joerres-Gymnasium Ahrweiler Zweiter im Bundeswettbewerb Triathlon und erhielt dadurch das Startrecht bei den erstmals durchgeführten Triathlonweltmeisterschaften der Schulen, die im Oktober 2013 in Puerto Rico zur Austragung kamen. Dort belegten die Schülerinnen und Schüler den zweiten Platz in der Nationenwertung. 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/3609 Seit einem Jahr beteiligen sich in den Sportarten Fußball, Goalball, Leichtathletik, Rollstuhlbasketball, Schwimmen und Tischtennis rheinland-pfälzische Schülerinnen und Schüler an den Wettkämpfen „Jugend trainiert für Paralympics“. Auf Landesebene wurde in diesem Jahr erstmals im Schwimmen ein gemeinsamer Landesentscheid von „Jugend trainiert für Olympia“ und „Jugend trainiert für Paralympics“ durchgeführt. Ergänzt werden die beiden Wettbewerbe durch den Internationalen Bodensee-Schulcup der Bodenseeanrainerländer und RheinlandPfalz (Leichtathletik), den Rhein-Main-Donau-Schulcup der Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern (Gerätturnen und Schwimmen), den Fritz-Walter-Cup der Fritz-Walter-Stiftung (Hallenfußball) sowie den Pierre-de-Coubertin-Abiturpreis des LSB (hervorragende Leistungen im Schul- und Vereinssport verbunden mit einer persönlichen Haltung im Sinne des olympischen Gedankens). Hinzu kommen die auf Kreisebene regelmäßig organisierten Grundschulwettbewerbe, die landesweit von den Beraterinnen und Beratern für Sport in Zusammenarbeit mit dem Schulsportreferat der Schulaufsicht bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion durchgeführt werden. In Vertretung: Hans Beckmann Staatssekretär 3