Drucksache 16/3769 18. 07. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Dr. Peter Enders und Dorothea Schäfer (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Lehrbereich Allgemeinmedizin an der Universität Mainz Die Kleine Anfrage 2400 vom 26. Juni 2014 hat folgenden Wortlaut: Die Universitätsmedizin Mainz ist die einzige Universität ihrer Art in Rheinland-Pfalz. Der Lehrbereich „Allgemeinmedizin“ spielt wegen des drohenden Hausärztemangels eine bedeutende Rolle. Er wurde vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie zusammen mit weiteren Partnern in dem „Masterplan zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versorgung“ eng eingebunden. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie ist der momentane Sachstand der Schaffung eines Lehrstuhls für Allgemeinmedizin? 2. Wie ist die Aussage des wissenschaftlichen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz im Ärzteblatt 2/14 Rheinland-Pfalz zu ver- stehen, dass sich am bestehenden Lehrbereichssystem durch den neuen Lehrstuhl nichts ändern werde? 3. Was ist unter dem sog. „Mainzer Modell“ in Bezug auf die Struktur der Lehrbeauftragten zu verstehen? 4. Welche Aktivitäten in der Forschungstätigkeit (Versorgungsforschung) haben in den letzten fünf Jahren im Lehrbereich „All- gemeinmedizin“ stattgefunden? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 17. Juli 2014 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Die Einrichtung und Besetzung einer Professur für Allgemeinmedizin bedarf einer organisatorischen Regelung im Rahmen der Strukturentwicklung der Universitätsmedizin sowie der Durchführung eines Berufungsverfahrens. Über die Einrichtung dieser Professur besteht zwischen Vorstand und Aufsichtsrat grundsätzlich Einvernehmen, sodass die notwendigen Verfahren eingeleitet wurden. Als Selbstverwaltungsorgan der Universitätsmedizin wirkt der Fachbereichsrat an der Strukturentwicklung der Universitätsmedizin mit 1) und stellt Berufungsvorschläge auf.2) Nach Mitteilung der Universitätsmedizin hat der Fachbereichsrat nach Diskussion der Zielsetzungen und Rahmenbedingungen der Professur für Allgemeinmedizin am 29. April 2014 eine „Struktur- und Berufungskommission“ (der W3-Professur) unter dem Vorsitz des Wissenschaftlichen Vorstands eingesetzt, die zunächst Fragestellungen bzgl. der Struktur bearbeiten und im Anschluss in gleicher personeller Besetzung als Berufungskommission fungieren wird. In diesem Kontext werden u. a. Fragestellungen geklärt, ob zugleich mit der Professur ein Kassenarztsitz im Rahmen des medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) betrieben werden soll oder ob von einer oder einem zu Berufenden ein bereits vorhandener Kassenarztsitz in die professorale Tätigkeit integriert werden kann. Auf Basis der bisherigen Diskussion und der vorliegenden Informationen wird zum aktuellen Zeitpunkt die letztgenannte Variante präferiert. In beiden Varianten wird mit der Wahrnehmung der Professur auch die Erfüllung eines ambulanten Versorgungsauftrages verbunden sein, dessen Umfang im Berufungsverfahren zu klären ist. Die erste Sitzung der „Struktur- und Berufungskommission“ fand am 15. Juli 2014 statt. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 8. August 2014 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode 1) § 8 Abs. 2 Nr. 2 und § 10 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. c) UMG. 2) § 4 Abs. 2 Satz 1 und § 8 Abs. 1 Satz 1 UMG in Verbindung mit § 86 Abs. 2 Nr. 10 HochSchG. Drucksache 16/3769 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu Frage 2: Nach Mitteilung des Wissenschaftlichen Vorstands, Herrn Prof. Dr. Förstermann, erfordert die qualitativ hochwertige Betreuung großer Studierenden-Kohorten in allgemeinmedizinischen Lehrzusammenhängen eine entsprechende Anzahl von Lehrpraxen. Die Universitätsmedizin verfügt bereits über ein großes Netzwerk an Lehrpraxen in der Allgemeinmedizin: Derzeit beteiligen sich 152 Lehrpraxen aus dem Bereich Allgemeinmedizin an der Durchführung des sogenannten Blockpraktikums Allgemeinmedizin. Darüber hinaus sind die auf der Website der Universitätsmedizin aufgeführten Lehrpraxen in die Ausbildung im praktischen Jahr einbezogen. Zum aktuellen Zeitpunkt sind nach Angaben der Universitätsmedizin damit auch ausreichend Wahlfachplätze Allgemeinmedizin für das praktische Jahr vorhanden, um den ab dem Jahr 2015 geltenden Anforderungen der ÄApprO zu genügen. Darüber hinaus werden entsprechend den ab 2017 geltenden Regelungen weitere Lehrpraxen rekrutiert werden müssen. Die in die Lehre involvierten Allgemeinmediziner nehmen regelmäßig an Fortbildungen und didaktischen Schulungen teil. Außerdem werden aus diesem Kreis Lehrbeauftragte rekrutiert. Dieses Netzwerk gilt es auch bei der Einrichtung einer Professur für Allgemeinmedizin zu bewahren und auszubauen, da in einer einzelnen Lehrpraxis – die sich ggf. auf dem Gelände der Universitätsmedizin befinden würde – keinesfalls alle Studierenden adäquat ausgebildet werden können. Nicht zuletzt ist es ein zentrales Ziel, die Studierenden für die Allgemeinmedizin zu begeistern, indem diese im authentischen Umfeld von ambulanten allgemeinmedizinischen Praxen mit typischen allgemeinmedizinischen Behandlungssituationen und Patientengruppen in Kontakt kommen. Zu Frage 3: Hierzu wird von der Universitätsmedizin erläutert, dass das sogenannte „Mainzer Modell“ als Bezeichnung für das bereits in der Frage 2 thematisierte Netzwerk der Lehrpraxen verwendet wird. Das Mainzer Modell der Allgemeinmedizin basiert auf der Einbindung von Lehrbeauftragten aus der Praxis, deren Lehrveranstaltungen bei den Studierenden sehr beliebt sind. Im Rahmen der Evaluation, die vom Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung der Universität durchgeführt wird und in die alle verpflichtenden sowie dringend empfohlenen Veranstaltungen (d. h. insgesamt 137 Veranstaltungen in den Veranstaltungsformen Vorlesungen , Praktika/Kurse, Seminare und Querschnittsfächer) einbezogen sind, vergeben die Studierenden stets Bestnoten an den Lehrbereich Allgemeinmedizin. Die Einbindung dieser Lehrbeauftragten sichert einen großen Praxisbezug in der Lehre. Da es sich um eine große Anzahl von Lehrbeauftragten handelt, die sich teilweise seit Jahrzehnten engagieren, ist eine Kontinuität für die nächsten Jahre gewährleistet. Die Koordinierung und inhaltliche Weiterentwicklung des Lehrbereichs Allgemeinmedizin ist durch Herrn Prof. Dr. Jansky bereits hervorragend besetzt, der diese Tätigkeit im Rahmen einer Honorarprofessur ausübt. Zu Frage 4: Die Universitätsmedizin hat folgende Auflistung von Forschungsaktivitäten bzw. Publikationen übermittelt: Laubach, W./Schmidt, R./Fischbeck, S./Jansky, M.: Betreuungsbedürfnisse der Patienten in der Allgemeinmedizin – aktuelle Aspekte von Patientenrolle und Arzt-Patient-Beziehung. In: J. Rosendahl & B. Strauß (Hrsg.): Psychosoziale Aspekte körperlicher Krankheit. Lengerich: Pabst Science Publisher 2008, S. 199. Laubach, W./Schmidt, R./Fischbeck, S./Jansky, M.: Versorgungsqualität in der Allgemeinmedizin – Betreuungsbedürfnisse in Abhängigkeit von Sozialschicht und sozialer Unterstützung. In: J. Rosendahl & B. Strauß (Hrsg.): Psychosoziale Aspekte körperlicher Krankheit. Lengerich: Pabst Science Publisher 2008, S. 200. Graafen, S./Jansky, M./Blettner, M./Schappert, B.: Welchen Fortbildungsbedarf sehen Allgemeinärzte in Bezug auf HIV? HIV & more 3/2009, S. 30-33. Nestel, H./Schappert, B./Jansky, M.: Die Hausärztliche Betreuung HIV-Positiver aus Sicht der betroffenen Patienten. Eur J Med Res. 2009; 14(Sup1), S. 23-24. Schappert, B./Jansky, M./Graafen, S.: Fortbildungsbedarf von Hausärzten im Bezug auf HIV/AIDS. Eur J Med Res. 2009; 14(Sup1), S. 24-25. Schappert, B./Jansky, M./Graafen, S.: Die Bedeutung von HIV in der hausärztlichen Praxis. Eur J Med Res. 2009; 14(Sup1), S. 25. Brantzen K.B./Noak, C./Jansky M./Seifert, U.: Leitliniengerechte Therapie in der Hausarztpraxis bei Rückenschmerzen – Eine retrospektive Untersuchung aus dem Lehrbereich Allgemeinmedizin der Universitätsmedizin Mainz. Abstractband DKVF/APS. 2010; 1, S. 109. Laubach W./Schmidt, R./Fischbeck, R./Röhrig, B./Jansky, M: Erwartungen von Patienten an den Allgemeinmediziner. Deutsche Medizinische Wochenschrift (DMW) 2012; 137, S. 255-259. Laufs, U./Fikenzer, K./Seibert-Grafe, M./Griese, N./Schulz, M./Jansky, M.: Verbesserung der Einnahme von verordneten Medikamenten bei chronischer Herzinsuffizienz – Studie in Rheinland Pfalz gestartet. Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 5/2013, S. 18-19. Doris Ahnen Staatsministerin