Drucksache 16/3843 13. 08. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Brigitte Hayn und Gerd Schreiner (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Kunst direkt Mainz Die Kleine Anfrage 2471 vom 24. Juli 2014 hat folgenden Wortlaut: Im Juli fand in Mainz die 11. Messe „Kunst direkt“ statt. Offen scheint ihre Zukunft. Der Staatssekretär für Kultur bezeichnete sie in seiner Abschlusspresseerklärung als „ideale Selbstvermarktungsplattform“ und formulierte gleichzeitig für die Zukunft: „Über die Fortsetzung der ‚Kunst direkt‘ wird nach einer Befragung der Künstlerinnen und Künstler entschieden“. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie erklärt die Landesregierung den Rückgang der Bewerberzahlen um fast ein Drittel, konkret von 220 im Jahr 2012 auf 160 im Jahr 2014? 2. Wie beurteilt die Landesregierung die gegensätzlichen Aussagen „‚Kunst direkt‘ bietet jungen Künstlern, die noch keine Galerie haben, eine Möglichkeit zur Präsentation“ in Verbindung mit der Feststellung „Wer sich zu oft selbst präsentiert, verbrennt leicht“? 3. Gibt es für Künstlerinnen und Künstler eine Höchstzahl an möglichen Teilnahmen an „Kunst direkt“ innerhalb einer bestimmten Frist? 4. Welchen Bezug haben dazu die in der Vergangenheit bei dieser Messe erzielten Umsätze? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 12. August 2014 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die Messe „Kunst direkt Mainz“ fand in diesem Jahr zum elften Mal statt. Ideeller Träger ist der Berufsverband Bildender Künstler Rheinland-Pfalz; wirtschaftliche Träger sind das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und die mainzplus Citymarketing GmbH, gleichzeitig Veranstalter der Künstlermesse. Seit die Messe in Mainz stattfindet, wird sie evaluiert. Dies geschieht durch Befragungen der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler sowie der Besucherinnen und Besucher, ergänzt durch Eindrücke aus persönlichen Gesprächen mit den Künstlerinnen und Künstlern . Die Evaluation wird im Organisationsausschuss unter Vorsitz des Kulturstaatssekretärs diskutiert. Soweit möglich und sinnvoll , werden die Anregungen der Befragten für die nächsten Kunstmessen übernommen, so zum Beispiel zu Sonderpräsentationen, Videotagen, Künstlerfesten, Messegewinnspielen oder dem Catering während der Messe. Die Evaluation der „Kunst direkt 2014“ ist noch nicht abgeschlossen. Das rheinland-pfälzische Modell einer Künstlermesse war Vorbild für viele andere Künstlermessen, z. B. „Schau der 1000 Bilder“ Künstlermesse Schleswig-Holstein, „Artthuer“ des HVBK Thüringen, KUNSTfenster Sachsen-Anhalt, Bremer Kunstmesse, BadenWürttembergische Künstlermesse oder Kunstmesse Art Brandenburg. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Im Rahmen der jeweiligen Evaluation haben in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Künstlerinnen und Künstler die Größe der Kojen als zu klein moniert. Dem wurde dahingehend Rechnung getragen, dass in diesem Jahr die Größe von bislang 12 qm auf 16 qm erweitert wurde. Da die Gesamtausstellungsfläche gleich geblieben ist, konnten deshalb zwangsläufig weniger Kojen angeboten werden (118 statt bislang 150 Kojen). Vor diesem Hintergrund haben die Messeverantwortlichen bereits im Vorfeld kommuniziert, dass Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 25. August 2014 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3843 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode es unter qualitativen Gesichtspunkten noch strengere Maßstäbe für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben müsse. Ob dies oder die mit den vergrößerten Kojen verbundene Erhöhung der Kosten für die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler in Höhe von 50 € sich negativ auf die Bereitschaft ausgewirkt hat, sich um eine Messeteilnahme zu bewerben, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen, da die Evaluation der „Kunst direkt 2014“ noch nicht abgeschlossen ist. Trotz der zurückgegangen Bewerberzahlen ist das Interesse der rheinland-pfälzischen Künstlerinnen und Künstler wie auch von Kunstinteressierten an der Künstlermesse groß, alle 118 Kojen waren genutzt und über 7.000 Besucherinnen und Besucher fanden den Weg zu der dreitägigen Veranstaltung. Zu Frage 2: In Rheinland-Pfalz fehlt ein flächendeckendes Netz von Galerien. Dieser Aspekt hat unmittelbare Auswirkungen auf die Einkommenssituation der rheinland-pfälzischen Künstlerinnen und Künstler. Um diesen ein Selbstdarstellungs- und Selbstvermarktungsinstrument an die Hand zu geben, hat das Land die Künstlermesse „Kunst direkt“ ins Leben gerufen. Die in der Fragestellung zitierte Aussage „Wer sich zu oft selbst präsentiert, verbrennt sich leicht.“ ist dem Landesverband der Gale - rien in Hessen und Rheinland-Pfalz zuzuschreiben. Galeristinnen und Galeristen verstehen sich als für die Vermarktung von Kunstwerken originär zuständige Unternehmen. Dass sie Selbstvermarktungsinitiativen wie der Künstlermesse „Kunst direkt“ kritisch gegenüberstehen, ist aus ihrer Sicht nachvollziehbar, gehen dadurch doch potenzielle Einnahmemöglichkeiten verloren. Angesichts der überschaubaren Anzahl an Galerien teilt die Landesregierung diese Haltung jedoch nicht. Vielmehr sieht sie in der Künstlermesse „Kunst direkt“ nicht nur eine Chance für Künstlerinnen und Künstler, Einkommen zu generieren, sondern auch die gute Gelegenheit für Galeristinnen und Galeristen, auf Künstlerinnen und Künstler, insbesondere auf den Nachwuchs, der auf der „Kunst direkt“ in prominenter Weise herausgestellt wird, aufmerksam zu werden und in ihr Programm aufzunehmen. In einer Vielzahl von Fällen ist dies bereits geschehen. Ein Vertreter der Galerien ist jeweils Mitglied der Auswahlkommission. Zu Frage 3: Nein, es gibt keine Höchstzahl an möglichen Teilnahmen an der Künstlermesse „Kunst direkt“. Vorbehaltlich der Nominierung durch die Jury können Künstlerinnen und Künstler beliebig oft an der Messe teilnehmen. Rund drei Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der „Kunst direkt“ haben sich dort schon mehrfach präsentiert. Zu Frage 4: Die Evaluation der „Kunst direkt 2012“ weist aus, dass 51 % der Künstlerinnen und Künstler bereits während der Messe Verkäufe tätigen konnten. Davon verzeichneten 56 % Umsätze bis zu 1 000 €, 23 % bis zu 2 000 €, 14 % bis 3 000 € und 7 % bis 4 000 €. Viele Künstlerinnen und Künstler wiesen darüber hinaus darauf hin, dass sie im Nachgang zur Künstlermesse ein steigendes Interesse an ihrer Arbeit registriert haben, sei es durch Atelierbesuche von Messebesucherinnen und -besuchern, bei denen es teilweise zu Verkäufen gekommen ist, oder durch Kontakte zu Galerien. In Vertretung: Walter Schumacher Staatssekretär