Drucksache 16/3850 14. 08. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Thorsten Wehner und Monika Fink (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Produktion und Vermarktung von Bio-Fleisch in Rheinland-Pfalz Die Kleine Anfrage 2465 vom 24. Juli 2014 hat folgenden Wortlaut: Im Juni 2014 fand die erste Vollversammlung der Erzeugergemeinschaft Bio-Rind & Fleisch GmbH RLP (Bio-Rind RLP) statt. Die im Jahr 2013 gegründete Erzeugergemeinschaft geht auf eine Initiative von Bioland zurück. Mit einer derartigen Erzeugergemeinschaft soll für Biorinder, für Bioschweine und zukünftig auch für weitere Tierarten eine bessere Vermarktung möglich werden. Dies war auch eine zentrale Empfehlung der von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Studie „Entwicklungsperspektiven für die Erzeugung und Vermarktung ökologisch erzeugter Produkte in Rheinland-Pfalz“, von der viele Impulse ausgegangen sind. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie hat sich in Rheinland-Pfalz die Erzeugung von Bio-Rindfleisch in den letzten Jahren entwickelt? 2. Wie schätzt die Landesregierung die Nachfrage nach Bio-Fleisch aus Rheinland-Pfalz ein? 3. Kann die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch in Rheinland-Pfalz bislang durch die Erzeugung von rheinland-pfälzischen Be- trieben gedeckt werden? 4. Welche Absatzmöglichkeiten nutzen die biologisch wirtschaftenden Betriebe im Land nach Kenntnis der Landesregierung bis- lang, um der gestiegenen Nachfrage nach Bio-Fleisch Rechnung tragen zu können? Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten hat die Kleine Anfrage namens der Landes - regierung mit Schreiben vom 8. August 2014 wie folgt beantwortet: Die Fragen können nicht abschließend beantwortet werden, da keine fortlaufenden statistischen Erhebungen über die Struktur der Bio-Fleischerzeugung, -nachfrage und -vermarktung in Rheinland-Pfalz erfolgen. Dennoch können tendenzielle Aussagen aufgrund von Primärerhebungen und bundesweiten Trends getroffen werden. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage 2465 namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Aus einer Primärerhebung des DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück im Jahr 2010/2011 kann eine steigende Bio-Rindfleischerzeugung in Rheinland-Pfalz abgeleitet werden. Das an diese Erhebung anknüpfende und von der Landesregierung geförderte „Projekt zur Stärkung der Regionalvermarktung am Beispiel Öko-Rindfleisch – Entwicklung eines Umsetzungskonzeptes zur Kooperation der Marktbeteiligten“ der Arbeitsgruppe Ökologischer Landbau (AÖL) Rheinland-Pfalz/Saarland in den Jahren 2012 bis 2013 und der daraus resultierende Erzeugerzusammenschluss rheinland-pfälzischer Bio-Rinderhalter (Bio-Rind RLP) im Jahr 2013 konnten der Bio-Rindfleischerzeugung und -vermarktung in Rheinland-Pfalz deutliche Wachstumsimpulse verleihen. Zu Frage 2: Wird unterstellt, dass das Einkaufsverhalten der rheinland-pfälzischen Verbraucher sich nicht signifikant von den übrigen Bundesbürgerinnen und –bürgern unterscheidet, kann die Nachfrageentwicklung für Bio-Fleisch aus Rheinland-Pfalz nach einem bundes- Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 26. August 2014 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3850 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode weiten Trend positiv eingeschätzt werden. Die Einkaufsmengen privater Haushalte bei Bio-Fleisch sind von 2008 bis 2013 um rd. 34 % auf 14.300 t gestiegen, während die Mengen bei konventionell erzeugtem Fleisch im gleichen Zeitraum um ca. 8 % auf etwa 1 054 200 t zurückgingen. Insgesamt wird der Fleischkonsum jedoch zunehmend kritisch hinterfragt. Zu Frage 3: Per Saldo dürfte die Produktion nicht ausreichen, um die Nachfrage nach Bio-Schweinefleisch zu decken. Die Bio-Schweinehaltung ist in RLP nur in geringem Umfang vorhanden. Wie auch im konventionellen Bereich gestaltet sich die Erzeugung aus strukturellen Gründen immer schwieriger. Dabei unterstützt die Landesregierung die Bio-Schweinehaltung – wie auch die konventionelle Schweinehaltung – durch Beratungsangebote und die Förderung von Stallinvestitionen innerhalb des Agrarinvestitionsförderungsprogramms . Darüber hinaus fehlt es in Rheinland-Pfalz an ausreichenden Schlachtmöglichkeiten und Verarbeitungsbetrieben. Deswegen werden im Rahmen des neuen Entwicklungsprogramms EULLE auch kleinere Verarbeiter und Vermarkter vor Ort finanziell gefördert . Zu Frage 4: Der größte Teil des Bio-Fleisches wird im Erzeuger-Verbraucher-Direktabsatz vermarktet (i. d. R. Ab-Hof-Verkauf). Um den Absatz auf der Großvermarktungsstufe zu verbessern, ist es erforderlich, das Angebot an Bio-Schlachtrindern zu bündeln. Dies erfolgt z. B. durch die Eifel-Rindfleisch-Absatzgemeinschaft (ERAG) sowie zunehmend durch die im Jahr 2013 gegründete Erzeugergemein - schaft Bio-Rind RLP. Ziel ist es, das kleinstrukturierte Schlachtrinderangebot der heimischen Biolandwirtschaftsbetriebe zu attraktiven Partien zu bündeln und gleichzeitig die Position der rheinland-pfälzischen Bio-Fleischerzeuger am Markt zu stärken. Damit auch Fleischteile regio - nal verschiedenen Nachfragern (z. B. Großküchen, Gastronomie, Naturkostgroßhandel) angeboten werden können, bedarf es weite - rer Anstrengungen, um zuverlässige Marktpartner zu gewinnen. Im Rahmen des neuen Entwicklungsprogramms EULLE ist eine Förderung regionaler Wertschöpfungsketten vorgesehen. In diesem Zusammenhang sollen auch die Investitionen kleinerer Verarbei - ter und Vermarkter von regional und ökologisch erzeugtem Fleisch vor Ort unterstützt werden. Ulrike Höfken Staatsministerin