Drucksache 16/3851 14. 08. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Guido Ernst und Martin Brandl (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Bertelsmann-Studie zum Thema Ganztagsschulen Die Kleine Anfrage 2469 vom 24. Juli 2014 hat folgenden Wortlaut: Die im Juli 2014 veröffentlichte Bertelsmann-Studie beschäftigt sich mit dem Ausbaustand der Ganztagsschulen. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie bewertet die Landesregierung die Ergebnisse der Bertelsmann-Stiftung zur Ausbau situation der rheinland-pfälzischen Ganz- tagsschulen? 2. Wie viele Schulen erhielten in den vergangenen fünf Jahren in Rheinland-Pfalz jährlich eine Option zur Umwandlung in eine Ganztagsschule? 3. Wie viele Schulen erhalten 2014 und 2015 die Option zur Umwandlung in eine Ganz tags schule? 4. Wie bewertet die Landesregierung den Wunsch vieler Schüler und Eltern, Ganztags angebote flexibler wählen zu können? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 13. August 2014 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Die im Juli 2014 veröffentlichte Bertelsmann-Studie „Ganztagsschulen in Deutschland“ beschäftigt sich mit dem Ausbaustand der Ganztagsschulen in der Bundesrepublik. Rheinland-Pfalz hat als erstes Land mit dem systematischen Ausbau und der Erweiterung des Ganztagsschulangebots bereits vor über zehn Jahren begonnen. Am 1. August 2002 gingen so 81 Ganztagsschulen in einer neuen Form an den Start, der Ganztagsschule in Angebotsform. Kennzeichen dieser gebundenen Ganztagsschulform sind neben einer hundert prozentigen Finanzierung des pädagogischen Personals durch das Land eine pädagogisch-organisatorische Konzeption, die hohe Qualitätsansprüche erfüllt. Seit dem 1. August 2002 ist die Zahl der Ganztagsschulen in Angebotsform von Schuljahr zu Schuljahr kontinuierlich gewachsen. Im Schuljahr 2014/2015 bestehen an insgesamt 604 Standorten Ganztagsschulen in Angebotsform, die regional ausgewogen auf Städte und Gemeinden verteilt sind. 93 Prozent aller Verbandsgemeinden, verbandsfreien Gemeinden, kreisfreien und großen kreisangehörigen Städte haben mindestens ein Ganztagsangebot im Grundschulbereich. 92 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte verfügen über mindestens ein entsprechendes Angebot im Bereich der Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen. 75 Prozent der Realschulen plus, 85 Prozent der Integrierten Gesamtschulen und 27 Prozent der Gymnasien sind Ganztagsschulen in Angebotsform . Berücksichtigt man die anderen Ganztagsschulformen, insbesondere die verpflichtende und die offene Ganztagsschule, gibt es im Schuljahr 2014/2015 über 1 100 Schulen mit ganztägigem Angebot. Dies sind mehr als 70 Prozent der allgemeinbildenden Schulen in Rheinland-Pfalz. Damit ist eine flächendeckende Versorgung erreicht, die bei Bedarf ergänzt wird. Neue Ganztagsschulen werden eingerichtet, wenn sich aufgrund der Bedarfserhebung ein signifikantes Interesse von Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern für die Teilnahme an einem Ganztagsangebot zeigt. Bereits bestehende Ganztagsschulen organisieren anhand der konkreten Anmeldungen an ihren Standorten ein ganztägiges Angebot . An Grundschulstandorten nehmen sie über Zuweisungen zusätzlich Kinder aus anderen Schulen auf, um ihnen die Teilnahme am Ganztagsangebot zu ermöglichen; entsprechendes gilt für den Förderschulbereich. Im Bereich der Schulen der Sekundarstufe I Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 26. August 2014 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3851 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode können Schülerinnen und Schüler grundsätzlich eine Schule mit Ganztagsangebot frei wählen. Während die Bertelsmann-Studie zu dem Ergebnis kommt, dass zukünftig kein bedarfsgerechtes Angebot an Ganztagsschulplätzen vorhanden sein könnte, besteht in Rheinland-Pfalz hingegen keine Teilnahmebeschränkung, das heißt, dass es keine Kontingentierung von Ganztagsplätzen gibt. Die Studie verweist zudem auf den hohen Anteil gebundener Ganztagsschulformen in Rheinland-Pfalz im Vergleich zu anderen westdeutschen Flächenländern. Die gebundene Form – in Rheinland-Pfalz die Angebotsform und die verpflichtende Form – stellt nach Überzeugung der Bertelsmann-Stiftung den besten Rahmen für individuelle Förderung sowie soziales und kognitives Lernen dar und eröffnet damit mehr Lernchancen für Schülerinnen und Schüler. Zu den Fragen 2 und 3: In den vergangenen fünf Jahren erhielten insgesamt 187 rheinland-pfälzische Schulen eine Option zur Errichtung einer Ganztagsschule , davon 55 Schulen zum 1. August 2009, 49 Schulen zum 1. August 2010, 44 Schulen zum 1. August 2011, 21 Schulen zum 1. August 2012 und 18 Schulen zum 1. August 2013. Je zehn Schulen erhielten zum 1. August 2014 sowie zum 1. August 2015 eine Einrichtungsoption. Zu Frage 4: In Rheinland-Pfalz gibt es seit vielen Jahren differenzierte Ganztagsschulangebote. Diese unterscheiden sich in ihrer pädagogischen Konzeption, organisatorischen Ausgestaltung und Personalausstattung. Alle Formen haben sich bewährt und verzeichnen steigende Teilnehmerzahlen. In den verpflichtenden Ganztagsschulen, hier handelt es sich vor allem um Förderschulen, nehmen alle Schülerinnen und Schüler am ganztägigen Unterricht und weiteren pädagogischen Angeboten teil. In den Ganztagsschulen in Angebotsform melden Eltern ihre Kinder in jedem Schuljahr verpflichtend zur Teilnahme an. In einer in der Regel rhythmisierten Form wechseln sich Unterricht , Lernzeiten, Förderung, Projektarbeit und freizeitpädagogische Maßnahmen ab. Offene Ganztagsschulen decken in erster Linie den von vielen Familien geltend gemachten Betreuungsbedarf ab, vor allem bei der Erledigung von Hausaufgaben. Das Angebot an Ganztagsschulen wird ergänzt durch weitere Angebote der Betreuenden Grundschulen. Eine Änderung der jeweiligen Rahmenbedingungen ist nicht vorgesehen. Doris Ahnen Staatsministerin