Drucksache 16/3910 01. 09. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Kathrin Anklam-Trapp (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Bedeutung von Krebsfrüherkennung bei Gebärmutterhalskrebs Die Kleine Anfrage 2528 vom 11. August 2014 hat folgenden Wortlaut: Die Zahl der Krebspatienten in Deutschland steigt, vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung. Nach dem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie DGHO ist die Mortalität in den letzten zehn Jahren erfreulicherweise um 17 % bei Männern und um 8 % bei Frauen gesunken. Neben dem medizinischen Fortschritt ist die Krebsfrüherkennung von hoher Relevanz für den Umgang mit Krebs. Der Gebärmutterhalskrebs gilt weltweit als der zweithäufigste maligne Tumor der Frau, in Deutschland macht das Zervixkarzinom 2,1 % aller neu diagnostizierten Krebserkrankungen der Frau aus. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Wie hoch ist der Anteil der betroffenen Frauen in Rheinland-Pfalz und wie hat sich die Zahl der Erkrankten in den letzten zehn Jahren entwickelt? 2. Die jährliche Vorsorgeuntersuchung ab dem 20. Lebensjahr ist seit 1972 eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Wie wird sie aktuell, differenziert nach Altergruppen, in Rheinland-Pfalz angenommen? 3. Ist die HPV-Impfung zwischen elf bis 17 Jahren eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen? 4. Wie hoch ist aktuell die Teilnahme junger Frauen und Mädchen zwischen elf und 17 Jahren in Rheinland-Pfalz bei der HPV- Impfung? 5. Sieht die Landesregierung weiteren Handlungsbedarf? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 1. September 2014 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Die nachfolgenden Auswertungen wurden für die Diagnosejahre 2000 bis 2010 durchgeführt. Sie beschreiben den Datenstand in der Registerstelle des Krebsregisters im Juli 2013, mit dem auch die Auswertungen für den aktuellen Jahresbericht des Krebsregisters für das Diagnosejahr 2010 durchgeführt wurden. Der Jahresbericht für das Diagnosejahr 2011 wird aktuell angefertigt. Die Zahl der Neuerkrankungen und Sterbefälle sowie die altersstandardisierte Inzidenz und Mortalität von Gebärmutterhalskrebs in Rheinland-Pfalz sind seit 2010 relativ konstant (Tabellen 1 und 2). Der Verlauf von Inzidenz und Mortalität von Gebärmutterhalskrebs in Rheinland-Pfalz ist vergleichbar mit dem in Gesamtdeutschland. Der Anteil von Neuerkrankungen an Gebärmutterhalskrebs an allen Krebsneuerkrankungen sowie der Anteil der Sterbefälle an Gebärmutterhalskrebs an allen Sterbefällen sind ebenfalls konstant (Tabellen 1 und 2). Abbildung 1 stellt die Entwicklungen von Inzidenz und Mortalität grafisch dar. In den drei großen Altersgruppen (unter 50-Jährige, 50- bis 69-Jährige und über 70-Jährige) zeigt sich ein ähnliches Bild der Entwicklung von Inzidenz (Abbildung 2) und Mortalität (Abbildung 3). Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 17. September 2014 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3910 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu 2.: Die nachfolgende Tabelle zeigt anhand der Abrechnungsdaten der KV-Rheinland-Pfalz, wie viele Frauen im Jahr 2013 in Rheinland -Pfalz eine Früherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs in Anspruch genommen haben. Bei den über 60-jährigen Frauen zeigt sich eine deutlich rückläufige Teilnahmezahl. Bei den über 70-jährigen Frauen ist die altersentsprechende Abnahme der Bevölkerungszahl zu berücksichtigen. Tabelle: Anzahl der abgerechneten Früherkennungsuntersuchungen auf Gebärmutterhalskrebs 2 Zu 3.: Gemäß Anlage 1 zur Schutzimpfungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses haben Mädchen und junge Frauen im Alter von zwölf bis 17 Jahren Anspruch auf Schutzimpfungen gegen humane Papillomviren (HPV) zulasten der gesetzlichen Kranken - kassen. Zu 4.: Im Jahr 2013 haben anhand der Abrechnungsdaten der KV-Rheinland-Pfalz 22 265 junge Frauen im Alter von zwölf bis 17 Jahren mindesten zwei von drei Impfungen erhalten, Tendenz steigend. Zu 5.: Die Landesregierung begrüßt die jüngst von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut empfohlene Herabsetzung des Impfalters für die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV). Ab sofort sollen Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren (statt bisher zwölf bis 17 Jahren) die HPV-Impfung erhalten. Es soll erreicht werden, dass: – mehr Mädchen als bisher vor einer HPV-Infektion geschützt werden, bevor sie sexuell aktiv werden, – im jüngeren Alter nur noch zwei statt bisher drei Impftermine erforderlich sind, und damit die Akzeptanz der Impfung weiter verbessert werden kann. Die Landesregierung begrüßt darüber hinaus, dass nach dem am 9. April 2013 in Kraft getretenen Krebsfrüherkennungs- und -regis - ter gesetz künftig die gesetzlichen Krankenkassen auch hinsichtlich der Gebärmutterhalskrebsfrüherkennung dafür verantwortlich sind, dass Versicherte individuell eingeladen werden. Durch die regelmäßige Einladung von Versicherten zur Früherkennungsuntersuchung kann die Akzeptanz verbessert und die Teilnehmerinnenzahl erhöht werden. Alexander Schweitzer Staatsminister Jahr 20 bis 30 Jahre 31 bis 40 Jahre 41 bis 50 Jahre 51 bis 60 Jahre 61 bis 70 Jahre >71 Jahre Insgesamt 2013 138 765 117 026 153 158 120 750 72 504 61 038 663 241 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/3910 Anhang Tabelle 1: Fallzahlen und Inzidenzraten Gebärmutterhals-Krebs (ICD-10 C53) Rheinland-Pfalz je Geschlecht von 2000 bis 2010 3 Diagnosejahr n Anteil (%) *) Inzidenzraten**) 2000 204 2,0 8,3 2001 249 2,4 10,2 2002 212 2,0 8,6 2003 211 2,0 8,5 2004 203 1,9 7,8 2005 220 2,0 8,9 2006 252 2,3 10,0 2007 223 2,0 9,0 2008 233 2,1 9,4 2009 248 2,2 9,9 2010 204 1,9 8,4 *) Anteil an Krebsneuerkrankungen. **) Pro 100 000, altersstandardisiert nach Europastandard. Tabelle 2: Sterbefallzahlen und Mortalitätsraten Gebärmutterhals-Krebs (ICD-10 C53) je Geschlecht von 2000 bis 2010 Sterbejahr n Anteil (%) *) Mortalitätsraten **) 2000 72 1,5 2,6 2001 67 1,4 2,5 2002 58 1,2 2,0 2003 74 1,5 2,4 2004 66 1,3 2,4 2005 75 1,5 2,5 2006 69 1,4 2,4 2007 73 1,5 2,5 2008 77 1,5 2,4 2009 70 1,3 2,6 2010 84 1,7 2,9 *) Anteil an Krebsneuerkrankungen. **) Anteil an Krebssterbefällen. Drucksache 16/3910 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Abbildung 1: Inzidenz- und Mortalitätsraten Gebärmutterhals-Krebs (ICD-10 C53) Rheinland-Pfalz je Geschlecht von 2000 bis 2010 4 Abbildung 2: Inzidenzraten Gebärmutterhals-Krebs (ICD-10 C53) Rheinland-Pfalz je Geschlecht und Altersgruppen von 2000 bis 2010 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/3910 Abbildung 3: Mortalitätsraten Gebärmutterhals-Krebs (ICD-10 C53) Rheinland-Pfalz je Geschlecht von 2000 bis 2010 5