Drucksache 16/3941 10. 09. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Marlies Kohnle-Gros (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Gründerinnen in Rheinland-Pfalz Die Kleine Anfrage 2560 vom 20. August 2014 hat folgenden Wortlaut: In der Kleinen Anfrage Drucksache 16/3773 „Gründerquote Rheinland-Pfalz“ war nicht nach unterschiedlichen Zahlen von Frauen und Männern, die sich selbständig machen bzw. ein Unternehmen gründen, gefragt. Die Bundesregierung startet eine neue Initiative „FRAUEN unternehmen“. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie stellen sich die Zahlen von Frauen als Gründerinnen absolut und in Prozent in den letzten fünf Jahren dar? 2. Gibt es Unterschiede bei gewerblichen und freiberuflichen Gründern oder auch bei Neugründungen bzw. Unternehmensüber- nahmen und -beteiligungen? 3. Wie liegt Rheinland-Pfalz hier im Vergleich zu den anderen Bundesländern? 4. Gibt es Erkenntnisse, wie erfolgreich Männer und Frauen bei der Gründung sind, was z. B. die Dauerhaftigkeit des Engagements anbelangt? 5. Gibt es Erkenntnisse, dass Frauen es schwerer haben, ihr Geschäftsmodell bankfinanziert zu bekommen? 6. Wie beurteilt die Landesregierung die Initiative der Bundesregierung? Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 9. September 2014 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Der Anteil von Frauen bei den Existenzgründungen hat sich in den letzten fünf Jahren kaum verändert und liegt relativ stabil bei etwas über 31 %. Einzelheiten können der beigefügten Tabelle des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz entnommen werden. Zu Frage 2: Für die Gesamtheit der selbständigen Freiberuflerinnen ein Zahlenbild zu ermitteln, ist aufgrund der teilweise sehr schlechten Datenlage bei einzelnen Berufsgruppen schwierig. Aufgrund des hohen Frauenanteils beispielsweise im Dienstleistungssektor kann davon ausgegangen werden, dass der Frauenanteil bei den Selbständigen in den Freien Berufen höher liegt als der Durchschnitt bei den Selbständigen insgesamt. So gibt es einzelne Berufsgruppen, bei denen in den letzten Jahren der Frauenanteil über dem der Männer lag (Hebammen 100 %, Psychotherapeuten 67,9 %, darstellende Künstler 52,7 %, Publizisten 51,6 %; Stand 2011). Bei anderen Berufsgruppen wie Apothekern, Tierärzten und bildenden Künstlern fallen die Frauenanteile recht hoch aus, können die der Männer jedoch bisher nicht übertreffen. Der Anteil der Frauen bei Unternehmensübernahmen liegt in der Regel um zwei bis vier Prozentpunkte niedriger als bei den Neugründungen . Nur im Jahr 2010 sind die Frauenanteile bei Existenzgründung und Unternehmensübernahme nahezu gleich. Nach Ermittlungen der bundesweiten Gründerinnenagentur (bga) ist bei der Betriebsübernahme aber die positive Tendenz zu erkennen, dass die Unternehmensnachfolge durch Frauen zunimmt. Dabei kann vor allem beobachtet werden, dass bei familieninternen Unternehmensübernahmen die Übernahmebereitschaft von Söhnen eher sinkt und die Übernahmebereitschaft durch Töchter steigt. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 30. September 2014 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3941 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu Frage 3: Bei der Zahl der gewerblichen Gründungen insgesamt liegt Rheinland-Pfalz im Ländervergleich in den letzten fünf Jahren durchgängig auf Platz 7. Die Zahl der Gründungen in Rheinland-Pfalz insgesamt liegt somit leicht über dem Bundesdurchschnitt. Auch der Frauenanteil bei den Gründungen in Rheinland-Pfalz liegt leicht über dem Bundesdurchschnitt, der in den letzten fünf Jahren rund 30 % betrug. Dabei ist zu beobachten, dass Frauen häufiger im Nebenerwerb gründen als Männer. Zu Frage 4: Bezüglich des Gründungserfolges ist laut Gründerinnen-Studie 2013 der HypoVereinsbank, durchgeführt von der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation München in Kooperation mit der bga, festzustellen, dass Frauen nicht weniger erfolgreich bei ihren Unternehmensgründungen sind als Männer. Aktuelle Veröffentlichungen der bga, denen verschiedene Studien zugrundeliegen, kommen zu den Ergebnissen: Von Frauen geführte Unternehmen weisen einen nahezu gleichen Innovationsgehalt auf. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Frauen oftmals durch kleinere Unternehmensgrößen oder Gründungen im Nebenerwerb geringere Umsätze erzielen. Ihre Unternehmen sind seltener auf schnelles Wachstum ausgerichtet. Dafür sind die von Frauen geführten Unternehmen aufgrund eines höheren Risikobewusstseins krisenbeständiger. Zu Frage 5: Grundsätzlich wird einer Frau ebenso wie einem Mann ein Darlehen zur Neugründung gewährt. Allerdings gelangen Frauen unter durchschnittlich schlechteren Bedingungen zu Bankdarlehen als Männer, was für sie mehr Hürden bedeutet. Gründe liegen nach Auswertung verschiedener Studien seitens der bga in den oftmals kleineren Unternehmensgrößen, den damit verbundenen geringeren Umsätzen, den von Frauen häufig gewählten wettbewerbsintensiven Branchen, der höheren Unsicherheit bezüglich zukünftiger Ausfallzeiten im Lebensverlauf der Frauen, den höheren bisherigen Ausfallzeiten und einem oftmals zurückhaltenden Auftreten , was zu einer schlechteren Verhandlungsposition führen kann. Zu Frage 6: Gründungen durch Frauen und weibliches Unternehmertum sind ein Erfolgsfaktor für die Wirtschaft. Sie sind Bestandteil einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Daher wird die Initiative der Bundes - regierung „FRAUEN unternehmen“ von der Landesregierung begrüßt. In ihr wird ein zielführender Ansatz gesehen, der dazu beiträgt, für die Perspektive der Selbstständigkeit von Frauen zu sensibilisieren, zu ermutigen und bei Frauen und Mädchen Unter - nehmergeist durch zielgruppenspezifische Ansprache und das Sichtbarmachen von Vorbildern zu wecken. Mit der gleichen Intention wie die Bundesinitiative setzt sich die Landesregierung seit Jahren für die Förderung von Gründerinnen und die Sichtbarkeit von Unternehmerinnen ein. Beispielhaft zu erwähnen sind hier der seit 2007 bestehende Landesarbeitskreis zur Förderung von Gründerinnen und Unternehmerinnen in Rheinland-Pfalz (LAK) sowie der jährlich stattfindende landesweite Unternehmerinnentag. Speziell auch das bis Ende 2013 durchgeführte landesweite Modellprojekt SHE! Selbstständig-HandelnExistenzgründung Rheinland-Pfalz der Handwerkskammer Rheinhessen hat Frauen eine zielgruppenspezifische Unterstützung in Form eines ganzheitlichen Beratungs- und Begleitangebots ermöglicht, das sich an den individuellen Lebens- und Arbeitswirklichkeiten der potenziellen Existenzgründerinnen orientierte. Von der Initiative der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit der bga geht eine breit angelegte Offensive für weibliches Unternehmertum aus, von der die Landesregierung zusätzliche Schubkraft für Unternehmensgründungen von Frauen erwartet. Eveline Lemke Staatsministerin 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/3941 3