Drucksache 16/3992 24. 09. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Kathrin Anklam-Trapp (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Bedeutung der Krebsfrüherkennung bei Darmkrebs Die Kleine Anfrage 2586 vom 2. September 2014 hat folgenden Wortlaut: Die Zahl der Krebspatienten in Deutschland steigt, vor allem aufgrund der demografischen Entwicklung. Nach dem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, DGHO, sinkt erfreulicherweise die Mortalität in den letzten zehn Jahren um 17 % bei Männern und um 8 % bei Frauen. Neben einer enormen medizinischen Entwicklung ist die Krebsfrüherkennung eines der wichtigsten Konzepte für den Umgang mit Krebs. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hoch ist der Anteil der betroffenen Frauen und Männer in Rheinland-Pfalz und wie hat sich die Zahl der Erkrankten in den letzten zehn Jahren entwickelt? 2. Welche Früherkennungsmaßnahmen werden ab welchem Alter durch die gesetzliche Krankenkasse finanziert? 3. Wie werden diese Früherkennungsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz angenommen? 4. Wie werden die Versicherten über die Möglichkeit der Früherkennungsuntersuchung informiert? 5. Welche weiteren Maßnahmen können aus Sicht der Landesregierung dazu beitragen, den Kampf gegen Darmkrebs zu unter- stützen? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 24. September 2014 wie folgt beantwortet: Zu 1: Die nachfolgenden Auswertungen wurden für die Diagnosejahre 2000 bis 2010 durchgeführt. Sie beschreiben den Datenstand in der Registerstelle des Krebsregisters im Juli 2013, mit dem auch die Auswertungen für den aktuellen Jahresbericht des Krebsregisters für das Diagnosejahr 2010 durchgeführt wurden. Der Jahresbericht für das Diagnosejahr 2011 wird aktuell angefertigt. Die Zahl der Neuerkrankungen von Darmkrebs in Rheinland-Pfalz fällt ca. seit dem Jahr 2004 mit deutlicher Tendenz bei Männern und Frauen. Die Sterbefallzahlen bleiben relativ konstant (Tabellen 1 und 2 im Anhang). Die altersstandardisierten Inzidenz- und Mortalitätsraten (Sterblichkeitsraten), die das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung berücksichtigen, zeigen deutlicher einen sinkenden Trend (Abbildung 1 im Anhang). Der Verlauf der Inzidenz und Mortalität von Darmkrebs in Rheinland-Pfalz ist seit dem Jahr 2005 vergleichbar mit dem in Gesamtdeutschland. Vor dem Jahr 2005 waren die Raten in Rheinland-Pfalz speziell für Männer höher als deutschlandweit. Der Anteil der Darmkrebsneuerkrankungen an allen Krebsneuerkrankungen (ohne die nichtmelanotischen Hauttumore) ist bei Männern und Frauen rückläufig (Tabelle 1 im Anhang). Ebenso sinkt der Anteil der Darmkrebssterbefälle an allen Krebssterbefällen (Tabelle 2 im Anhang). Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 16. Oktober 2014 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/3992 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Abbildung 2 und Abbildung 3 im Anhang zeigen die Inzidenz- und Mortalitätsraten in den drei großen Altersgruppen (unter 50-Jährige, 50- bis 69-Jährige und über 70-Jährige). Die altersspezifischen Raten sinken speziell in der größten Gruppe der über 70-jährigen sowohl für Inzidenz als auch für Mortalität deutlich. Zu 2.: Die Art und den Umfang der Durchführung der Früherkennungsuntersuchungen bestimmt jeweils der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) in entsprechenden Richtlinien zu den einzelnen nachfolgend genannten Untersuchungen. Bei der Früherkennung von Krebserkrankungen handelt sich um die Richtlinien über die Früherkennung von Krebserkrankungen (KrebsfrüherkennungsRichtlinien , KFE-RL). Versicherte haben ab dem Alter von 50 Jahren Anspruch auf vertragsärztliche Maßnahmen zur Früherkennung von kolorektalen Karzinomen nach Maßgabe der §§ 37 bis 42 der KFE-RL. Versicherte haben ab dem Alter von 50 Jahren bis zur Vollendung des 55. Lebensjahres Anspruch auf die jährliche Durchführung eines Schnelltests auf okkultes Blut im Stuhl. Versicherte haben ab dem Alter von 55 Jahren Anspruch auf insgesamt zwei Koloskopien zur Früherkennung des kolorektalen Karzinoms. Die zweite Koloskopie kann frühestens zehn Jahre nach Durchführung der ersten Koloskopie beansprucht werden. Für eine optimierte Früherkennung ist die Durchführung der ersten Koloskopie im Alter von 55 Jahren anzustreben. Jede ab dem Alter von 65 Jahren durchgeführte Koloskopie zählt als zweite Koloskopie. Versicherte ab dem Alter von 55 Jahren, bei denen keine Koloskopie oder keine zweite Koloskopie nach Ablauf von zehn Jahren nach der ersten Koloskopie durchgeführt worden ist, haben Anspruch auf die zweijährliche Durchführung eines Schnelltests auf okkultes Blut im Stuhl. Bei einem positiven Befund des Schnelltests besteht ein Anspruch auf Abklärung durch eine Koloskopie. Übersicht über die von den Krankenkassen angebotenen Darmkrebsfrüherkennungsuntersuchungen: Zu 3.: Die Früherkennungsuntersuchungen werden wie folgt in Rheinland-Pfalz angenommen: 2 Alter Art Turnus 50 bis 54 Papierstreifentest jährlich ab 55 Papierstreifentest nur, wenn das Koloskopieangebot nicht in Anspruch genommen wird 2-jährlich ab 55 Darmspiegelung zweite Koloskopie zehn Jahre nach der ersten Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/3992 Quelle: KV Rheinland-Pfalz, September 2014. Zu 4.: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat das Thema Darmkrebsvorsorge aufgegriffen und stellt Informationen dazu zur Verfügung (http://www.kbv.de/html/darmkrebsfrueherkennung.php). In der Regel erfolgt die Information der Versicherten über die zuständigen Krankenkassen und die niedergelassenen Ärzte. Zu 5: Aus Sicht der Landesregierung dürfte das am 9. April 2013 in Kraft getretene Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz (KFRG) einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Darmkrebs leisten. Danach sind künftig die gesetzlichen Krankenkassen auch hinsichtlich der Darmkrebsfrüherkennung dafür verantwortlich, dass Versicherte individuell eingeladen werden. Durch die regelmäßige Einladung von Versicherten zur Früherkennungsuntersuchung kann die Akzeptanz verbessert und die Teilnehmerzahl erhöht werden. Darüber hinaus begrüßt die Landesregierung innovative Ansätze zur Sensibilisierung und Aufklärung der Bevölkerung hinsichtlich Darmkrebs und dessen Früherkennung. Beispiele sind: – der „begehbare Darm“: Durch den Erlebnischarakter weckt dieser Interesse an dem zu Unrecht zu wenig beachteten Körperteil und enttabuisiert dieses faszinierende Organ. Das Darmmodell zeigt die Entwicklung vom gutartigen Polypen zum Darmkrebs, erläutert die Chancen der Früherkennung und motiviert zur Vorsorge. – das „Darmterminal“: Das Info-Terminal beantwortet interaktiv, leicht und verständlich Fragen zu Risiken der Darmkrebserkrankung und die Möglichkeiten der Vorsorge. Über einen einfach zu bedienenden Touchscreen-Monitor kann der Betrachter umfassende Informationen über das Thema Darmkrebs, insbesondere über Früherkennung, Diagnosen und Therapien abrufen. Veranschaulicht werden die Informationen mit verschiedenen Bild- und Filmsequenzen, wie etwa einem „Flug durch den Darm“. Neben dem interaktiven Monitor verfügt das Terminal auch über eine Taststation. Hier können Interessierte den Unterschied zwischen einem gutartigen Polypen und Krebs erfühlen. Alexander Schweitzer Staatsminister 3 QUARTAL GOP_01734: Alter 50 bis 54 Jahre GOP_01734: ab 55 Jahren GOP_01740 GOP_01741 1/2013 13 706 29 876 25 300 4 656 2/2013 13 669 29 226 26 242 5 270 3/2013 12 020 24 022 25 210 4 827 4/2013 12 327 26 010 25 952 4 740 1/2014 15 046 32 867 30 547 5 343 Drucksache 16/3992 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Anhang Tabelle 1: Fallzahlen und Inzidenzraten Darmkrebs (ICD-10 C18-C21) Rheinland-Pfalz je Geschlecht von 2000 bis 2010 *) pro 100 000, altersstandardisiert nach Europastandard. **) Anteil an Krebsneuerkrankungen. Tabelle 2: Sterbefallzahlen und Mortalitätsraten Darmkrebs (ICD-10 C18-C21) je Geschlecht von 2000 bis 2010 *) pro 100 000, altersstandardisiert nach Europastandard ***) Anteil an Krebssterbefällen 4 Diagnosejahr Fallzahlen Inzidenzraten*) Männer Frauen n Anteil (%) **) n Anteil (%) **) Männer Frauen 2000 1 733 15.4 1 603 15.8 74,2 45,9 2001 1 761 15.2 1 659 15.9 73,6 46,5 2002 1 777 15.3 1 611 15.4 72,7 45,2 2003 1 758 14.8 1 743 16.4 70 47,5 2004 1 877 15.6 1 755 16.3 72,3 47,7 2005 1 860 14.9 1 677 15.6 71,1 45,2 2006 1 798 14.5 1 620 14.9 65,8 43,1 2007 1 758 13.8 1 589 14.4 63,7 41,8 2008 1 776 13.7 1 483 13.2 62,9 38,9 2009 1 733 13.5 1 529 13.3 60,3 39,4 2010 1 646 13.1 1 406 12.9 56,5 37,6 Sterbejahr Sterbefallzahlen Mortalitätsraten*) Männer Frauen n Anteil (%)***) n Anteil (%)***) Männer Frauen 2000 736 13.1 788 16.0 31,5 20 2001 682 12.0 761 15.5 28,5 19,8 2002 734 13.0 695 14.0 29,8 17,6 2003 702 12.4 756 15.0 27,7 18,9 2004 733 13.1 777 15.8 28,4 18,8 2005 685 12.1 723 14.2 25,8 17,3 2006 697 12.0 706 14.1 25,5 16,7 2007 759 12.9 669 13.4 27,1 15,3 2008 733 12.4 643 12.9 25,1 14,3 2009 744 12.5 702 13.5 25,2 15,6 2010 703 11.8 636 12.8 23,1 14,7 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/3992 5 Drucksache 16/3992 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode 6