Drucksache 16/401 05. 10. 2011 Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 18. Oktober 2011 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Marlies Kohnle-Gros und Susanne Ganster (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung,Wissenschaft,Weiterbildung und Kultur Analphabetismus in Rheinland-Pfalz Die Kleine Anfrage 278 vom 15. September 2011 hat folgenden Wortlaut: Laut UNESCO sind in Deutschland 2,3 Mio. Menschen primäre und 7,5 Mio. Menschen funktionale Analphabeten. Örtliche Bildungsexperten haben allein in der Stadt Trier die Zahl von Bürgern zwischen 18 und 64 Jahren, deren Lese- und Schreibfähigkeit nicht ausreicht, um den Erfordernissen des Alltags gerecht zu werden, auf 10 000 hochgerechnet. Vor dem Hintergrund der Berichterstattung im Trierischen Volksfreund und im SWR in den letzten Tagen fragen wir die Landesregierung : 1. Wie viele Menschen sind in Rheinland-Pfalz primäre bzw. sekundäre Analphabeten? 2. Wie viele Alphabetisierungskurse wurden in Rheinland-Pfalz in den vergangenen zwei Jahren von den verschiedenen Bildungs- trägern angeboten? 3. Wie viele Menschen nahmen in den vergangenen zwei Jahren an Alphabetisierungskursen teil? 4. Welche Maßnahmen will die Landesregierung ergreifen, um die Alphabetisierung in Rheinland-Pfalz zu stärken? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 4. Oktober 2011 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Nach den Ergebnissen der Studie „Leo-Level-One; Literalität von Erwachsenen auf den unteren Kompetenzniveaus“, die am 28. Februar 2011 in Berlin vorgestellt wurde, betrifft funktionaler Analphabetismus ca. 14,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren in Deutschland. Dies entspricht 7,5 Millionen Menschen. Diese Personengruppe setzt sich wie folgt zusammen : Beim funktionalen Analphabetismus wird die Textebene unterschritten, d. h., eine Person kann zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, nicht jedoch zusammenhängende – auch kürzere – Texte. Diese Gruppe umfasst zehn Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung , bundesweit hochgerechnet 5,2 Millionen Menschen. Von Analphabetismus im engeren Sinne wird bei Unterschreiten der Satzebene gesprochen, d. h., eine Person kann zwar einzelne Wörter lesen und verstehen bzw. schreiben – nicht jedoch ganze Sätze. Die betrifft nach den Ergebnissen der Studie 3,9 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung (bundesweit zwei Millionen). Auf der untersten Ebene (Alpha-Level) finden sich 0,6 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Bei diesem Level wird die Wortebene beim Lesen und Schreiben nicht erreicht. Die Gruppe umfasst hochgerechnet bundesweit 0,3 Millionen Menschen. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Zur Größenordnung des funktionalen Analphabetismus in Rheinland-Pfalz liegen der Landesregierung keine verlässlichen Daten vor, da auch die Ergebnisse der „Leo-Level-One“-Studie nicht auf die Ebene der Länder heruntergebrochen wurden. Drucksache 16/401 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu Frage 2: Im Jahr 2009 wurden von den Volkshochschulen und den Mitgliedseinrichtungen der anerkannten Landesorganisationen der Weiterbildung im Rahmen der Schwerpunktförderung nach dem Weiterbildungsgesetz 170 Maßnahmen zur Alphabetisierung angeboten, im Jahr 2010 waren es 202 Maßnahmen. Zu Frage 3: An den im Rahmen der Schwerpunktförderung nach dem Weiterbildungsgesetz durchgeführten Maßnahmen nahmen im Jahr 2009 1 330 Personen teil, im Jahr 2010 waren es 1 429 Personen. Zu Frage 4: Lange vor Bekanntwerden der Ergebnisse der „Leo-Level-One“-Studie wurden im Rahmen der parlamentarischen Beratungen des Doppelhaushaltes 2007/2008 die Mittel zur Schwerpunktförderung von Maßnahmen zur Alphabetisierung von 54 200 EUR auf 109 200 EUR erhöht. Im Landeshaushalt 2011 wurde eine weitere Aufstockung der Mittel für Alphabetisierung auf nunmehr 150 000 EUR vorgenommen. Die Förderung von Maßnahmen zur Alphabetisierung wird auch zukünftig einen Schwerpunkt der rheinland-pfälzischen Weiterbildungsförderung darstellen. Es ist beabsichtigt, gemeinsam mit dem Verband der Volkshochschulen und den anerkannten Landesorganisationen der Weiterbildung eine langfristige Angebots- und Beteiligungsstruktur bei der Alphabetisierung und Grundbildung zu etablieren. Doris Ahnen Staatsministerin