Drucksache 16/407 06. 10. 2011 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Thorsten Wehner und Marcel Hürter (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung,Weinbau und Forsten Auftreten des Maiswurzelbohrers Die Kleine Anfrage 275 vom 15. September 2011 hat folgenden Wortlaut: Die Medien haben über ein Auftreten des Maiswurzelbohrers in Rheinland-Pfalz auf einem Acker in der Gemarkung Bodenheim berichtet. Der Pflanzenschutzdienst Rheinland-Pfalz habe hier einen Käfer des Westlichen Maiswurzelbohrers (Diabrotica virgifera virgifera) gefangen. Der Käfer gilt in den USA als der bedeutendste Maisschädling und hat sich aus Mittelamerika über Nordamerika in Europa verbreitet. Die ersten Käfer in der Region im Südwesten Deutschlands wurden im Elsass und in der Schweiz in der Nähe der deutschen Grenze im Jahr 2003 gesichtet. Die Käferlarven verursachen den Hauptschaden am Mais. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hatte am 10. Juli 2008 eine Verordnung zur Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers erlassen, geändert durch Verordnung vom 19. Dezember 2008. Der Bund hatte ebenfalls im Jahr 2008 zusammen mit Bayern zur Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers ein Forschungsprogramm zur Erarbeitung wissenschaftlicher Empfehlungen für Eingrenzungsmaßnahmen erarbeitet mit dem Ziel, vertiefende Kenntnisse zur nachhaltigen Bekämpfung des Maiswurzelbohrers zu gewinnen und wissenschaftliche Empfehlungen hinsichtlich erforderlicher Eingrenzungsmaßnahmen zu erarbeiten. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie groß ist die Ackerfläche im Land, die von einem Befall des Maiswurzelbohrers betroffen ist? 2. Welche Bekämpfungsmaßnahmen bei Befall sind notwendig? 3. Wie viele Fälle in welcher Größenordnung eines Auftretens des Maiswurzelbohrers sind der Landesregierung in den letzten zwei Jahren in den angrenzenden Nachbarbundesländern sowie im Elsass bekannt? 4. Welche Kenntnisse liegen der Landesregierung zu Ergebnissen des Forschungsprogramms zur Erarbeitung wissenschaftlicher Empfehlungen für Eingrenzungsmaßnahmen vor? Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 5. Oktober 2011 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: In der Gemarkung der Gemeinde Bodenheim wurde am 5. September 2011 ein Käfer des Maiswurzelbohrers gefangen. Gemäß den rechtlichen Vorgaben wurden sofort eine Befalls- und eine Sicherheitszone ausgewiesen. In der Befallszone liegen nach Angaben des Statistischen Landesamtes sieben Maisflächen (ca. 24 ha). In der Sicherheitszone liegen weitere 14 Flächen (ebenfalls ca. 23 ha). Aufgrund der infolge des am 24. und 25. August 2011 in Hessen in der Gemarkung der Gemeinde Wallerstädten (Kreis Groß-Gerau ) festgestellten Befalls ausgewiesenen Sicherheitszone sind weitere 17 ha Mais in Rheinland-Pfalz (bei Dienheim, Oppenheim und Nierstein) betroffen. Zu Frage 2: Gemäß der Entscheidung der Europäischen Kommission vom 24. Oktober 2003 (2003/766/EG) sowie der Verordnung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zur Bekämpfung des Westlichen Maiswurzelbohrers vom 10. Juli 2008 sind Maßnahmen mit dem Ziel der Ausrottung des Schädlings durchzuführen. Bei der Ausrottungsstrategie muss um Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 18. Oktober 2011 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/407 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode das Grundstück des Fallenstandortes mit dem Käferfund eine Befallszone mit einem Umkreis von mindestens einem Kilometer und zusätzlich eine Sicherheitszone eingerichtet werden. Die Sicherheitszone ist das Gebiet mit einem Umkreis von mindestens fünf Kilometern um die Befallszone. In der Befallszone müssen sämtliche Maisfelder sofort mit einem Insektizid behandelt werden. Ferner müssen sofort zusätzliche Überwachungsmaßnahmen (dichteres Pheromonfallennetz) ergriffen werden. Vor dem Hintergrund der Vermeidung einer Verschleppung besteht ein Ernteverbot für nicht abgereiften Mais vor dem 1. Oktober, ein Verbringungsverbot für frische Maispflanzen (oder Teile davon) außerhalb der Befallszone und beim Verlassen der Befallszone die Pflicht zur Reinigung von Maschinen, die in der Befallszone eingesetzt wurden. Für die kommenden Jahre gelten Fruchtfolgerestriktionen. In 2012 und 2013 darf in der Befallszone kein Mais angebaut werden. In der Sicherheitszone sind ebenfalls zusätzliche Überwachungsmaßnahmen zu ergreifen (Aushängen von Pheromonfallen). Weiterhin gilt die Fruchtfolgerestriktion, dass Mais auf demselben Feld in zwei aufeinanderfolgenden Jahren nur einmal angebaut werden darf. Dabei werden die Fruchtfolgemaßnahmen als die am nachhaltigsten wirksamen Bekämpfungsmaßnahmen angesehen. Zu Frage 3: In Befallsgebieten und Gebieten mit Einschleppungen, in denen sich der Maiswurzelbohrer nach zwei Jahren nicht mehr ausrotten lässt, sollen an der Übergangszone vom befallenen zum nicht befallenen Gebiet Eingrenzungsmaßnahmen durchgeführt werden. Die EU-Eingrenzungsempfehlung 2006/565/EG beinhaltet die Festlegung einer Eingrenzungszone mit mindestens 10 km in der Befallszone und mindestens 30 km in der angrenzenden nicht befallenen Zone. Um einen Populationsaufbau in den Eingrenzungszonen zu verhindern, wird der Maisanbau dahingehend begrenzt, dass maximal zweimal Mais in drei Jahren auf der gleichen Ackerfläche angebaut werden darf. Ziel ist eine Verlangsamung der Ausbreitung des Käfers. In Baden-Württemberg und Bayern wurden in 2009 Eingrenzungsmaßnahmen eingeleitet. Ab 2011 wird in den Eingrenzungszonen auf den Einsatz von Insektiziden weitestgehend verzichtet. In Deutschland wurden 495 Käfer im Jahr 2010 gefangen (2009: 318). In Baden-Württemberg hat sich der Schädling in der Oberrheinebene zwischen Müllheim und Baden-Baden großflächig verbreitet. In 2010 wurden im Eingrenzungsgebiet in der Summe 308 Käfer nachgewiesen. In 2011 ist die Zahl der Käferfunde stark angestiegen (auf 6 030 Käfer). Die Eingrenzungszone musste um den Landkreis Rastatt (Regierungsbezirk Karlsruhe) erweitert werden. 2010 wurden in Bayern 176 Käfer gefangen, in 2011 bislang 169 Käfer. Auch hier musste die Eingrenzungszone in zwei Fällen (Landkreis Ebersberg und Landkreis Rosenheim) in Richtung Westen erweitert werden. Im Landkreis Günzburg wurden aufgrund eines Erstauftretens Ausrottungsmaßnahmen durchgeführt. In Nordrhein-Westfalen trat der Maiswurzelbohrer in 2010 erstmals bei Köln (zehn Käfer) und bei Straelen-Herongen, in unmittelbarer Nähe zur niederländischen Grenze (ein Käfer) auf. In 2011 wurden in den beiden Ausrottungsgebieten bisher keine Käfer gefangen . In Hessen wurde Ende August 2011 erstmals Befall in der Gemarkung der Gemeinde Wallerstädten festgestellt. Die Anzahl der gefundenen Käfer (50) deutet darauf hin, dass der Käfer nicht erst in diesem Jahr eingeschleppt wurde, sondern dass das Erstauftreten ein oder zwei Jahre zurückliegt. Sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Hessen wurden Ausrottungsmaßnahmen durchgeführt. In 2010 sind im Elsass 29 Maiswurzelbohrer gefangen worden. In 2011 wurden bereits Ende August mehr als 300 Fänge verzeichnet. Zu Frage 4: Im Rahmen des Forschungsprogramms werden mehrere Projekte durchgeführt. Daten zur Biologie des Maiswurzelbohrers als Grundlage für die Vorhersage des Auftretens des Käfers und seine Bekämpfung werden erarbeitet. Ein Projekt zur Populationsdynamik beschäftigt sich mit der Entwicklung einer computergestützten Entscheidungshilfe zur Planung von Befallserhebungen, zur Vorhersage von optimalen Bekämpfungsterminen und zur Bewertung von Bekämpfungsmaßnahmen. Aus der Modellierung der Populationsentwicklung des Maiswurzelbohrers unter Betrachtung verschiedener Eingrenzungsoptionen liegen erste Erkenntnisse vor. Nach den Simulationen ist ein Maisanteil von maximal 50 % in der Fruchtfolge sehr gut zur Eingrenzung geeignet. Ungeeignet zur wirkungsvollen Eingrenzung des Westlichen Maiswurzelbohrers sind nach den bisher vorliegenden Ergebnissen der Projekte hingegen Maisanteile über 66 % in der Fruchtfolge sowie die alleinige Nutzung insektizider Bekämpfungsmaßnahmen. In Vertretung: Dr. Thomas Griese Staatssekretär