Drucksache 16/4123 16. 10. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Barbara Schleicher-Rothmund, Ruth Leppla, Alexander Fuhr, Fritz Presl und Daniel Schäffner (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Entwicklung der Hochschulen in der Westpfalz (Technische Universität Kaiserslautern und Hochschule Kaiserslautern) Die Kleine Anfrage 2655 vom 25. September 2014 hat folgenden Wortlaut: Angesichts des bevorstehenden Semesterbeginns fragen wir die Landesregierung: 1. Wie haben sich die Studierendenzahlen an den Hochschulen in der Region Westpfalz entwickelt? 2. Wie hat sich das Profil der Studiengänge an den betreffenden Hochschulen aus Sicht der Landesregierung entwickelt? 3. Wie schätzt die Landesregierung die Entwicklung der Drittmittel an den dortigen Hochschulen ein? 4. Wie haben sich die betreffenden Hochschulen regional vernetzt? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 16. Oktober 2014 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die Hochschulen in der Westpfalz haben sich hervorragend entwickelt. Die Hochschule Kaiserslautern mit ihren Standorten Pirmasens und Zweibrücken ist ein vorbildliches und erfolgreiches Konversionsprojekt . Im Rahmen der Konversionsmaßnahmen in den 1990er Jahren wurde für den neuen Standort Zweibrücken von 1 300 Studierenden ausgegangen. Diese Zahl ist inzwischen durch die Realität überholt. Im Wintersemester 2013/2014 studierten am Stand - ort Kaiserslautern 2 707 Personen, 595 Personen am Standort Pirmasens und am Standort Zweibrücken 2 386 Personen. Die Technische Universität Kaiserslautern wird aktuell von 13 965 Studierenden (Wintersemester 2013/2014) besucht. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Die Studierendenzahlen an den Hochschulen in der Region Westpfalz haben sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt und sind u. a. ein Beleg für die Attraktivität der Hochschulen in der Region. Im Wintersemester 2006/2007 studierten in der Region Westpfalz insgesamt 14 937 Studierende, 4 958 an der Hochschule Kaiserslautern, 9 979 an der Technischen Universität Kaiserslautern (Studierende im 1. Studiengang, 1. Studienfach). Bis zum Wintersemester 2013/2014 konnten fast 32 % mehr Studierende aufgenommen werden. Konkret waren dies 19 653 Studierende (davon 5 688 an der Hochschule Kaiserslautern und 13 965 an der Technischen Universität Kaiserslautern). Nicht nur bei den Studierenden insgesamt, sondern auch bei den Studienanfängerinnen und Studienanfängern im 1. Hochschulsemester verzeichneten die Hochschulen der Region einen erheblichen Zuwachs. Waren es im Basisjahr des Hochschulpaktes 2005 noch insgesamt 2 605 Studienanfänger (919 an der Hochschule Kaiserslautern; 1 686 an der Technischen Universität Kaiserslautern), Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 13. November 2014 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/4123 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode betrug die Studienanfängerzahl im Jahr 2013 insgesamt 3 578 (1 347 an der Hochschule Kaiserslautern; 2 231 an der Technischen Universität Kaiserslautern), ein Zuwachs von 37 %. Damit die Hochschulen diese Herausforderungen bewältigen können, wurden der Hochschule Kaiserslautern im Jahr 2013 u. a. Mittel in Höhe von ca. 3,7 Mio. € zusätzlich aus dem Hochschulpakt zur Verfügung gestellt. Die Technische Universität erhielt im gleichen Jahr zusätzliche Mittel in Höhe von insgesamt fast 18 Mio. €. Zu Frage 2: Das Profil der Hochschulen hat sich, insbesondere im Hinblick auf die Einführung neuer Studiengänge, dynamisch weiterentwickelt, weil die Hochschulen neue gesellschaftliche und technologische Herausforderungen aufgreifen. Die Hochschule Kaiserslautern ist mit ihren drei Standorten mit jeweils eigenständigem Profil ausgezeichnet aufgestellt. Der Studienort Kaiserslautern ist aktuell noch an zwei Standorten innerhalb des Stadtgebietes von Kaiserslautern untergebracht. Da jedoch eine Sanierung der Gebäude am Campus Morlauterer Straße nicht mehr sinnvoll war und sich durch eine Zusammenlegung der beiden Campus Synergieeffekte erzielen lassen, laufen derzeit umfangreiche Bauarbeiten auf dem Kammgarngelände. Für die Baumaßnahmen wird von Kosten in Höhe von 134 Mio. € ausgegangen. Der Spatenstich fand am 11. März 2011 statt, die ersten neuen Gebäude sollen im Sommer 2015 bezogen werden. Neben den beiden Fachbereichen „Angewandte Ingenieurwissenschaften“ und „Bauen und Gestalten“ ist in Kaiserslautern auch das Internationale Studienkolleg für den Zugang zum Fachhochschulstudium in Rheinland-Pfalz angesiedelt. Im Rahmen des ressortübergreifenden Konversionsprogramms für die Umnutzung von freigewordenen militärischen Flächen wurden ab 1994 Teile der Kreuzbergkaserne in Zweibrücken zu einem Hochschulstandort der heutigen Hochschule Kaiserslautern umgebaut . Für die Baumaßnahmen wurden insgesamt rund 35,4 Mio. € verausgabt. Bereits im Wintersemester 1994/1995 wurde der Studienbetrieb mit 177 Studierenden aufgenommen. 1995 erfolgte eine zukunftsweisende Schwerpunktsetzung im Bereich Forschung und Lehre: Erstmals wurde an einer deutschen Hochschule ein Studiengang „Mikrosystemtechnik“ eingerichtet. Dazu wurde auf dem Campus ein Reinraum installiert, der für die Herstellung von Mikrosystemen unabdingbar ist. Nur zwei Jahre später wurde mit der Einrichtung des Studiengangs „Digitale Medien“ ein weiteres Hochtechnologiefach in Zweibrücken installiert. Zusammen mit den bereits zuvor eingerichteten Studiengängen im Bereich der Informatik bildeten diese Studienangebote nach der Umstellung auf die Bachelor- und Masterstruktur die Grundlage für den Aufbau der Bachelorstudiengänge Medieninformatik, Medizininformatik und Applied Life Sciences. Diese werden heute durch entsprechende Masterstudiengänge ergänzt. Eine ähnliche Entwicklung wie in den vorgenannten naturwissenschaftlich orientierten Studienangeboten hat auch im Bereich der gleichfalls am Standort Zweibrücken aufgebauten betriebswirtschaftlichen Studienangebote stattgefunden: 1997 wurde erstmals ein weiterbildender betriebswirtschaftlicher Studiengang eingerichtet. Auch die betriebswirtschaftlichen Studiengänge wurden 2006 in die Bachelor- und Masterstruktur überführt und insbesondere durch Fernstudienangebote ergänzt. Die inhaltliche Entwicklung der Studienangebote lässt sich auch an den Studierendenzahlen ablesen: Von den oben genannten 177 Stu dierenden, die im Wintersemester 1994/1995 das Studium in Zweibrücken aufgenommen hatten, waren 150 Studierende der Fächergruppe „Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ und 27 der Fächergruppe „Mathematik, Naturwissenschaften“ zugeordnet . Im Wintersemester 2013/2014 waren in Zweibrücken 1 368 Studierende in der Fächergruppe „Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“, 909 in der Fächergruppe „Mathematik, Naturwissenschaften“ und 109 in der Fächergruppe „Ingenieurwissen - schaften“ eingeschrieben (Summe: 2 386). Die Hochschule Kaiserslautern plant ab dem Sommersemester 2015 die Einrichtung eines ausbildungsintegrierten Studiengangs „Medizin und Biowissenschaften“ am Studienstandort Zweibrücken. In dem Studiengang mit dem Abschluss „Bachelor of Science“ soll eine Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin oder zum Medizinisch-Technischen Assistenten (MTA) mit einem Studium der Medizin und Biowissenschaften verbunden werden. 1989 wurde in Pirmasens der Schwerpunkt Lederverarbeitung als Außenstelle des damaligen Fachbereichs Textiltechnik eingerichtet . Zum Wintersemester 1989/1990 studierten in Pirmasens 21 Personen. In den folgenden Jahren kamen die Studiengänge Kunststofftechnik und Chemietechnik hinzu. Im Wintersemester 1995/1996 waren 169 Studierende in Pirmasens eingeschrieben. Der Umzug des Studiengangs Textiltechnik von Kaiserslautern nach Pirmasens im Jahre 1996 sollte die Entwicklung des Standortes zunächst abschließen. Durch die überraschende Auflösung der großen amerikanischen Garnison in Pirmasens wurden dann aber bedeutende Flächen und Gebäude frei. Dazu gehörte eine amerikanische Grundschule, die sich durch ihre Raumaufteilung für den Hochschulbetrieb anbot. Die Stadt Pirmasens erwarb diesen Gebäudekomplex vom Bund und nahm erste Umbauten für die Labore der Fachhochschule vor. 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/4123 Die Stadt und die Fachhochschule schlossen einen Mietvertrag und die bereits bestehende Außenstelle Pirmasens zog in diese Räumlichkeit. Bereits im Wintersemester 1997/1998 konnte der Lehrbetrieb mit 115 Studierenden in der ehemaligen amerikanischen Grundschule beginnen. Gleichzeitig wurde der Fachbereich „Polymertechnologie“ gegründet, in dem die vier Studienbereiche (Lederverarbeitung, Textiltechnik , Kunststofftechnik und Chemietechnik) zusammengefasst wurden. Das Land hat für den Teilbereich Husterhöh-Kaserne Süd/Technopole Bunker Hill im Jahre 2001 einen städtebaulichen Vertrag mit privaten Investoren geschlossen, in dessen Mittelpunkt der Ausbau des Hochschulstandortes zum Campus Pirmasens mit dem Fachbereich Polymertechnologie stand. Die Einrichtung des neuen Studiengangs „Technische Logistik“ war auch ein entscheidender Beitrag zur Entwicklung der Stadt Pirmasens. Im Zusammenhang mit der Erweiterung des Studienangebots erfolgte die Umbenennung des Fachbereichs in „Angewandte Logis tikund Polymerwissenschaften“. Die dabei angestrebte Zahl von 400 Studierenden hat die Fachhochschule bereits im Wintersemester 2004/2005 überschreiten können . Ab dem Jahr 2007 wurde das Studienangebot in die gestufte Studiengangsstruktur mit Bachelor- und Masterabschlüssen überführt und durch neue Studiengänge ergänzt. Insbesondere sind hier die neuen Bachelorstudiengänge „Angewandte Pharmazie“ und „Logistics-Diagnostics and Design“ zu nennen, in denen der Studienbetrieb im Jahre 2012 mit 44 bzw. 50 Studierenden aufgenommen wurde. Mit speziellen ingenieurwissenschaftlichen Studienangeboten erweitert der Campus Pirmasens das Profil der ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengänge der Standorte Kaiserslautern und Zweibrücken. Der konsequente Aufbau von neuen Studienangeboten lässt sich auch an der gestiegenen Studierendenzahl ablesen. Im Wintersemester 2013/2014 betrug die Zahl der Studierenden in den in Pirmasens angebotenen Studiengängen 595 Studierende. Die Hochschule Kaiserslautern zeichnet sich insgesamt durch ein breites Lehrangebot der Bachelor- und Masterstudiengänge in den Disziplinen Ingenieur- und Naturwissenschaften, Informatik, Betriebswirtschaft und Gestaltung aus. Das Profil der Hochschule ist einerseits durch die klassischen konsekutiven Studienangebote geprägt, die ständig weiterentwickelt werden. Darüber hinaus verknüpft das kooperative Studienmodell, das in die Duale Hochschule Rheinland-Pfalz integriert ist, die Hochschullehre in besonderem Maße mit den Unternehmen der Region. Zusätzlich ist durch die Einführung berufsbegleitender Bachelorstudiengänge in den Ingenieurwissenschaften, der Betriebswirtschaft, der Informatik und den Lebenswissenschaften eine dritte Säule des Lehrangebotes aufgebaut worden. Erfolgreiche Beispiele für die Weiterentwicklung des Studienangebotes sind interdisziplinäre Studiengänge insbesondere im MINT-Bereich, die in erheblichem Maße von Frauen angenommen werden, wie Angewandte Lebenswissenschaften, Angewandte Pharmazie, Digital Media Marketing (DMM), Logistics Diagnostics and Design (LDD) und die bereits erwähnten berufsbegleitenden Studiengänge. Die Technische Universität Kaiserslautern ist eine Hochschule mit naturwissenschaftlich-technischer Ausrichtung. Sie zeichnet sich durch eine besondere Vernetzung der Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften mit den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften aus. Die Strategie der Technischen Universität Kaiserslautern hinsichtlich der Gestaltung ihres Studienangebots besteht vorrangig in der Konsolidierung und kontinuierlichen Qualitätsverbesserung der bestehenden Studiengänge. Darüber hinaus werden auch neue, zukunftsträchtige Studiengänge angeboten, die sich durch Interdisziplinarität auszeichnen und aktuelle natur- und ingenieurwissenschaftliche Fragen unserer Zeit aufgreifen bzw. sich mit deren gesellschaftlichen Folgen beschäftigen. Möglich wird dies durch das besondere Profil der Technischen Universität Kaiserslautern und ihre forschungsstarke Umgebung. Dies zeigt sich u. a. in der Lehramtsausbildung. Hier stehen die Kompetenzen in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik , Naturwissenschaft und Technik) im Mittelpunkt. Darin sieht die Technische Universität Kaiserslautern auch die Chance , angehende Lehrkräfte ihrem Profil entsprechend als Multiplikatoren auszubilden und kommende Generationen für die besonders zukunftsträchtigen MINT-Fächer zu begeistern. In Bezug auf die neuen gesellschaftlichen und technologischen Herausforderungen sind in den vergangenen Jahren verschiedene Studiengänge neu konzipiert und eingeführt worden. Fast alle diese Studiengänge finden sich bundesweit bisher nur im Studiengangprofil der Technischen Universität Kaiserslautern bzw. einigen wenigen anderen Hochschulen und weisen damit einen einzigartigen Charakter auf. Die Technische Universität Kaiserslautern bietet ihren Studierenden attraktive Studiengänge von Biophysik, Bio- und Chemieingenieurwissenschaften über Lebensmittelchemie bis hin zur Technomathematik an. Die meisten der insgesamt über 100 Studiengänge besitzen einen interdisziplinären Ansatz, verbinden somit verschiedene Fachgebiete. In jüngster Zeit wurden u. a. folgende Studiengänge neu angeboten: Im Studiengang „Integrative Sozialwissenschaft (B. A. und M. A.)“, der seit dem Wintersemester 2007/2008 angeboten wird, werden sozialwissenschaftliche Fragestellungen aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Neben den Kerndisziplinen Politikwissenschaft , Soziologie und sozialwissenschaftlicher Methodenlehre runden die Fachgebiete Pädagogik, Philosophie, Psycho- 3 Drucksache 16/4123 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode logie und Beiträge der Wirtschafts- und Rechtswissenschaften den Studiengang Integrative Sozialwissenschaft ab. Im gleichen Semester wurde der Studiengang „Facility Management (B. Sc.)“ eingerichtet, in dem ein umfassendes Lehrangebot aus den Bereichen Bauwesen, Immobilienwirtschaft, Immobilienrecht und Wirtschaftsingenieurwesen abgedeckt wird. Der im Wintersemester 2008/2009 eingerichtete Studiengang „Betriebswirtschaftslehre mit technischer Qualifikation (B. Sc. und M. Sc.)“ ist als betriebswirtschaftlicher Studiengang konzipiert und wird durch technische Fächer ergänzt, die die Absolventinnen und Absolventen in die Lage versetzen, in der späteren Berufspraxis technische Zusammenhänge in einer ökonomischen Analyse fachgerecht zu berücksichtigen. Mit dem Studiengang „Medien- und Kommunikationstechnik (B. Sc. und M. Sc.)“, der seit dem Sommersemester 2012 angeboten wird, bietet die Technische Universität Kaiserslautern ein bundesweit einmaliges Studienangebot, das den Absolventinnen und Absolventen erlaubt, in fast allen Medienbereichen zu arbeiten. Studierende werden in diesem Studiengang darauf vorbereitet, aktiv die Medientechnik von morgen zu gestalten. Abgerundet wird das Angebot der Technischen Universität Kaiserslautern durch die im Wintersemester 2013/2014 eingerichteten Studiengänge „Sozioinformatik (B. Sc. und M. Sc.)“ und „Cognitive Science, M. Sc.“. Der interdisziplinär angelegte Studiengang Sozioinformatik wurde von den Fachbereichen Informatik, Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften entwickelt und bietet den Studierenden eine umfassende Ausbildung im Bereich des Software-Engineering im intensiven Austausch mit den Sozialwissenschaften , den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften und der Philosophie, um die Auswirkungen von IT-Systemen auf die Gesellschaft und Organisationen zu modellieren und zu analysieren und diese bei der Entwicklung neuer Systeme zu integrieren. Der Masterstudiengang „Cognitive Science, M. Sc.“ zielt auf die Qualifikationen der Studierenden im Kompetenzverbund von Sozialwissenschaften und Psychologie einerseits und IT sowie Biologie/Neuroscience andererseits. Kompetenzverbund meint hier das abgestimmte und gezielte Ineinandergreifen relevanter Kompetenzen der einzelnen beteiligten Fachdisziplinen mit Orientierung auf Mensch, Technik, Wirtschaft, Organisation, Kommunikation und Verhalten, weil isolierte Betrachtungsweisen vielfach nicht mehr in hinreichender Weise zu befriedigenden Erkenntnissen und Lösungen führen. Es liegt im besonderen Interesse der Landesregierung, berufliche und akademische Bildungswege enger zu verzahnen, um auch hochqualifizierten Menschen ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung diesen Zugang zu ermöglichen. Insbesondere beim Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte hat Rheinland-Pfalz eine Vorreiterposition eingenommen und ihn so weit geöffnet wie kaum ein anderes Bundesland. Der jüngste Erfolg der Hochschule Kaiserslautern und der Technischen Universität Kaiserslautern im Wettbewerb „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ zeigt, dass diese Entwicklung Früchte trägt und nun erneut auch bundesweit anerkannt wird. Beide Hochschulen haben sich gemeinsam mit der Hochschule Ludwigshafen in einem Wettbewerb durchgesetzt , dessen zweite Förderrunde am 1. August 2014 gestartet ist. Bei dem Projekt „EB Bildung als Exponent individueller und regionaler Entwicklung“ handelt es sich um ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt, das die grundlegenden Wandlungstendenzen der Region Westpfalz und die damit verbundenen notwendigen Veränderungen in der Hochschulbildung untersucht. Als ein wichtiges Ergebnis des Verbundprojekts sollen u. a. passgenaue Bildungsangebote zur Deckung des regionalen Fachkräftebedarfs in zukunftsorientierten Branchen entwickelt werden. Die beiden Kaiserslauterer Hochschulen waren bereits in der ersten Wettbewerbsrunde 2011 erfolgreich mit dem Verbundprojekt: „Aufbruch zur Kompetenzregion Westpfalz – Forschungs- und Entwicklungsprojekt. Offene Kompetenzregion Westpfalz (OKW)“. Mit dem Projekt, das kürzlich positiv evaluiert wurde, werden neue Lehr- und Lernformen zur Förderung der Selbstlernkompetenz , E-Learning Module für eine flexiblere Studienphase, Brückenkurse und Anerkennungsmodelle zur Erleichterung des Übergangs von Beruf- oder Familienphase ins Studium implementiert. Zu Frage 3: Nie hat sich die Forschungslandschaft in Rheinland-Pfalz auch dank der Forschungsinitiative so dynamisch weiterentwickelt wie in den letzten Jahren. Die Erfolge zeigen sich bei der Entwicklung der Drittmitteleinnahmen aller staatlichen Hochschulen von 124 Mio. € im Jahr 2006 auf 191 Mio. € im Jahr 2012 (ein Plus von 55 %). Unsere Hochschulen in Kaiserslautern haben mit ihren Standorten in Pirma sens und Zweibrücken wesentlich dazu beigetragen. Die staatlichen rheinland-pfälzischen Fachhochschulen haben im Jahr 2012 Drittmitteleinnahmen von 20,1 Mio. € erwirtschaftet. Die Hochschule Kaiserslautern hat mit einem Drittmittelvolumen von 4,3 Mio. € einen Anteil von 21 % daran – seit 2006 hat die Hochschule ihre Drittmitteleinnahmen verdreifacht. Die Drittmitteleinnahmen der Technischen Universität Kaiserslautern erreichten 2012 mit 50,4 Mio. € ein Rekordniveau – gegen - über 27,1 Mio. € im Jahr 2006 eine Steigerung von 86 %. Besonders dynamisch haben sich hier die Drittmitteleinnahmen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zwischen 2006 und 2012 entwickelt. Sie haben sich mit einer jährlichen Wachstumsrate von 23 % von 7,7 Mio. € im Jahr 2006 auf 27,1 Mio. € im Jahr 2012 mehr als verdreifacht. Beide Hochschulen haben in den letzten Jahren ihre Transferaktivitäten mit Landesunterstützung u. a. durch die Forschungsinitiative und das Transfernetzwerk verstärkt, um beispielsweise durch maßgeschneiderte Problemlösungen für Unternehmen ihre 4 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/4123 privaten Drittmitteleinnahmen zu erhöhen. Zu Frage 4: Die Hochschulen in Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken sind untereinander, mit Forschungseinrichtungen vor Ort und mit der Wirtschaft in der Region ausgezeichnet vernetzt. Beispiele dafür sind: Die Technische Universität Kaiserslautern ist im Science Alliance Kaiserslautern e. V. die treibende Kraft. Der Verein ist der Zusammenschluss der Technischen Universität und der Hochschule Kaiserslautern sowie der außeruniversitären Forschungseinrichtungen am Standort Kaiserslautern. Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Kooperationspartnern aus Wirtschaft und Verwaltung bietet sie ein disziplinenübergreifendes Netzwerk an, das innovative Lösungen unter Berücksichtigung jeweils neuester Technologien und Verfahren ermöglicht. Beispielsweise ist die Technische Universität Partner bei der Smart Factory, einer in Europa einzigartigen Technologie- und Demonstrationsplattform für den Einsatz und die Erprobung modernster Industrie - anlagentechnik. In der Region Kaiserslautern existieren drei sich ergänzende nutzfahrzeugspezifische Verbünde: Das „Zentrum für Nutzfahrzeugtechnologie (ZNT)“ an der Technischen Universität Kaiserslautern, der Fraunhofer Innovationscluster „Digitale Nutzfahrzeugtechnologie (DNT)“ der beiden Kaiserslauterner Fraunhofer-Institute für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) und Experimentelles Software Engineering (IESE) sowie der „Commercial Vehicle Cluster Südwest (CVC)“. Seit 2011 verfolgen die Akteure unter der Dachmarke „Commercial Vehicle Alliance (CVA)“ das gemeinsame Ziel, die Nutzfahrzeugkompetenz der Region national und international zu positionieren. Die Technische Universität Kaiserslautern nimmt dabei die zentrale Rolle in der Grundlagenforschung und Ausbildung wahr – sie ist weltweit die einzige Universität, die eine maßgeschneiderte und ausschließlich auf den Nutzfahrzeugbereich bezogene Ausbildung auf Graduiertenniveau anbietet, die stark nachgefragt ist. Die Hochschule Kaiserslautern ist gleichfalls ein zentraler Faktor für die Entwicklung der Region. Ihr in Zweibrücken ansässiger Forschungsschwerpunkt „Integrierte Miniaturisierte Systeme (IMS)“ ist sowohl in der Grundlagen- und angewandten Forschung als auch bei der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein Aushängeschild der Hochschule. Die Expertise liegt in der Entwicklung und Herstellung von Mikro- und Nanostrukturen. Ein zentraler Anwendungsbereich ist der biomedizinische Sektor, z. B. in der Krebsdiagnostik, bei neurodegenerativen Erkrankungen sowie die Arzneimittel- und Wirkstoffforschung. Es bestehen enge Kooperationen mit dem Universitätsklinikum in Homburg, der Universitätsmedizin Mainz, dem Institut für Biotechnologie und Wirkstoffforschung (IBWF) und der Technischen Universität Kaiserslautern. Im Rahmen des Interreg IV A-Programms (Grenzüberschreitendes Programm für die territoriale Zusammenarbeit in Europa 2007- 2013 „Großregion“) wurde zwischen Oktober 2007 und April 2013 durch Mittel der Europäischen Union und des Landes das Projekt „Universität der Großregion“ gefördert, aus dem im Anschluss der Universitätsverbund „Universität der Großregion – UniGR“ hervorgegangen ist. Ziel ist es, die Zusammenarbeit der Universitäten in der Großregion auszubauen, d. h. zwischen der Technischen Universität Kaiserslautern, der Universität des Saarlandes, der Universität Trier, der Universität Lothringen, der Universität Luxemburg und der Universität Lüttich. Der UniGR-Verbund verfolgt das Ziel, in den Bereichen Lehre, Forschung und universitäre Verwaltung dauerhafte Strukturen zu etablieren, die die grenzüberschreitende Kooperation erleichtern und fördern, damit sich innerhalb der Großregion ein gemeinsamer Hochschul- und Forschungsraum weiterentwickeln kann. Die Zielgruppen des UniGR-Verbundes sind Studierende, Promovierende, Forscherinnen und Forscher, Dozenteninnen und Dozenten , aber auch Verwaltungsmitarbeiterinnen und Verwaltungsmitarbeiter der Partneruniversitäten. Bereits heute können sich Studierende weitgehend kostenfrei an den Partneruniversitäten einschreiben und dort Veranstaltungen besuchen. Es besteht ein gemeinsamer Universitätsliteraturverbund, gemeinsame Veranstaltungen für Doktorandinnen und Doktoranden sind in Planung, Forschungsprojekte zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden aufgebaut. Die Hochschule Kaiserslautern ist zusammen mit der Technischen Universität Kaiserslautern Mitglied der Charta. Die Charta ist ein Hochschulverbund von derzeit 13 Hochschulen in der Großregion Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz-Wallonien. Die Hochschulen haben sich die Aufgabe gestellt, die grenzüberschreitende Kooperation zwischen den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu fördern und Studierenden ein Studium im Studiengang ihrer Wahl an den genannten Standorten anbieten zu können. Doris Ahnen Staatsministerin 5