Drucksache 16/4174 04. 11. 2014 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Nils Wiechmann und Katharina Raue (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und A n t w o r t des Ministeriums des Innern, für Sport und Infrastruktur Polizeieinsatz beim Südwest-Derby Die Kleine Anfrage 2733 vom 15. Oktober 2014 hat folgenden Wortlaut: Beim Südwest-Derby des 1. FC Kaiserslautern und des Karlsruher SC kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen und verletzten Personen, darunter Polizeibeamtinnen und -beamte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsdienstes und Fans. Als Konsequenz kündigte bereits der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ein Ermittlungsverfahren gegen die beiden Zweitligisten an. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie viele Polizeibeamtinnen und -beamte wurden bei dem Fußballspiel eingesetzt, wie viele davon aus Rheinland-Pfalz? 2. Wie viele verletzte Personen gab es bei Polizei, Ordnungsdienst und Fans? 3. Wie ist es aus der Sicht der Landesregierung zu den Ausschreitungen gekommen, erscheinen vor diesem Hintergrund die vom ausrichtenden Verein eingesetzten Ordnungskräfte ausreichend an Anzahl und Qualifikation? 4. Welche Überlegungen gibt es seitens der Landesregierung, die präventive Arbeit der Fußballvereine zu stärken und auf solche Ausschreitungen künftig zu reagieren? Das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 3. November 2014 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Das Polizeipräsidium Westpfalz hat zur Einsatzbewältigung beim Hochrisikospiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den Karlsruher SC insgesamt 442 Polizeibeamtinnen und -beamte eingesetzt, darunter vier szenenkundige Beamtinnen und Beamte des Polizeipräsidiums Karlsruhe (Baden-Württemberg). Die Bundespolizei hat im Rahmen der eigenen Zuständigkeit 361 Kräfte eingesetzt. Die Einsatzplanung von Bundespolizei und Polizeipräsidium Westpfalz wurde im Vorfeld eng miteinander abgestimmt. Zu Frage 2: Insgesamt wurden 28 Personen verletzt. Darunter befanden sich zehn Einsatzkräfte der Polizei, sechs Ordner und zwölf Besucher. Zu Frage 3: Aufgrund des feindschaftlichen Fanverhältnisses wurde das Fußballspiel mit Derby-Charakter als Risikospiel bewertet. Wie durch die Karlsruher Polizei prognostiziert, reisten ca. 5 000 Karlsruher Fans zum Spiel an, davon ca. 1 550 mit der Deutschen Bahn. Schon vor und nach dem Spiel kam es zu versuchten Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Fans. Dabei wurden die Einsatzkräfte mit Böllern, Flaschen, Dosen, Farbbeuteln, Pflastersteinen und ekelerregenden Stoffen (Fäkalien, Blut, Fleischreste) beworfen. Von der Polizei mussten Pfefferspray und Schlagstock zur Lagebereinigung eingesetzt werden. Nach dem Spiel kletterten ca. 40 vermummte Karlsruher Störer über einen Trennzaun und drangen in den Heimbereich ein, ohne vom Ordnungsdienst daran gehindert zu werden. Dort lieferten sie sich mit ca. 60 Kaiserslauterer Anhängern körperliche Auseinandersetzungen . Der überwiegende Teil der polizeilichen Einsatzkräfte war bereits mit der Begleitung der Karlsruher Anhänger Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 1. Dezember 2014 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/4174 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode zum Hauptbahnhof betraut. Nach ca. drei Minuten konnten Einsatzkräfte die Konfliktparteien im Stadion trennen und die Auseinandersetzungen beenden. Vom 1. FC Kaiserslautern wurden 411 Kräfte im Ordnungsdienst eingesetzt. Darunter befanden sich 20 Gastordner des Karlsruher SC. Die Anzahl der eingesetzten Ordner orientierte sich an der Einstufung des Fußballspiels, den Erkenntnissen aus vorangegangenen Fußballspielen und an den Aufklärungsergebnissen. In der Nachbereitung der Vorkommnisse mit dem 1. FC Kaiserslautern wurden Optimierungsmöglichkeiten diskutiert. Erste Veränderungen im Hinblick auf die Qualifizierung des Ordnerdienstes und bauliche Verbesserung der Blocktrennung sind bereits initiiert. Zu Frage 4: Ein Erfolg versprechendes Maßnahmenkonzept zur Verhinderung von Gewalt bei Fußballspielen kann nicht allein von der Polizei geleistet werden. Hier sind die Vereine, Kommunen, Verbände und Sicherheitsbehörden gleichermaßen gefordert, um in einem gemeinsamen Dialog die notwendigen Maßnahmen abzustimmen und umzusetzen. Wichtig ist darüber hinaus auch die Einbeziehung der Fans. Durch Kommunikation und Interaktion muss ein Klima geschaffen werden, welches Gewalt und Rassismus verhindert und entsprechenden Tendenzen vorbeugt. Von daher unterstützt die Landesregierung Fanprojekte und die Zusammenarbeit mit den Fanbeauftragten nachhaltig. Die Fanprojekte in Rheinland-Pfalz an den Standorten Mainz, Kaiserslautern und Trier fördern den Dialog mit den Fußballfans. Sie bilden eine Brücke zwischen Fußballfans und der Polizei. Da in den Ultraszenen oftmals ein „Feindbild Polizei“ besteht, ist es über die Fanprojekte vielfach möglich, einen festgefahrenen Dialog wieder in Gang zu setzen. Roger Lewentz Staatsminister