Drucksache 16/4468 12. 01. 2015 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Jens Guth und Heiko Sippel (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Potenziale von Crowdfunding und Crowdinvesting Die Kleine Anfrage 2936 vom 18. Dezember 2014 hat folgenden Wortlaut: Immer mehr Gründungen und Wachstumsvorhaben von Unternehmen werden mit Hilfe von Crowdfunding und Crowdinvesting finanziert. Wie der aktuellen Berichterstattung (z. B. Handelsblatt vom 11. Dezember 2014) zu entnehmen ist, will die Einzelhandelskette Butlers zehn Millionen Euro durch ein Crowd investing-Projekt einwerben. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Wie schätzt die Landesregierung die Potenziale von Crowdfunding und Crowdinvesting als Finanzierungsinstrumente insbe- sondere auch für rheinland-pfälzische Unternehmen ein? 2. Welche Nachteile haben aus Sicht der Landesregierung diese Finanzierungsinstrumente? 3. Sind der Landesregierung Crowdfunding- bzw. Crowdinvesting-Vorhaben in Rheinland-Pfalz bekannt? Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 9. Januar 2015 wie folgt beantwortet: Crowd-Finanzierung hat sich in den letzten Jahren als neue Finanzierungsform entwickelt und zeigt ein starkes Wachstum. Dabei bietet sie vor allem für Start-Ups und innovative Unternehmen in der Frühphasen-Finanzierung eine Chance, da hier oftmals klassische Finanzierungsinstrumente wie der Bankkredit nicht greifen. Das Potenzial der Crowd-Finanzierung wollen wir für unsere rheinland-pfälzischen Unternehmen nutzen und informieren diese über die Möglichkeiten, aber auch über die Risiken unter anderem auf entsprechenden Veranstaltungen. Dies vorausgeschickt beantworte ich die vorgenannte Kleine Anfrage wie folgt: Zu Frage 1: Neben kleinen Unternehmen haben vor allem junge und innovative Unternehmen trotz der aktuell eigentlich guten Finanzierungsbedingungen immer noch Probleme, an Kapital zu kommen. Dies gilt vor allem für die in Deutschland noch immer am weitesten verbreitete Fremdfinanzierungsart, dem Bankkredit. 67 % der jungen Unternehmen unter sechs Jahren berichten von Erschwernissen bei der Kreditaufnahme. Crowd-Finanzierung ist eine interessante Option für Unternehmen, die bei Banken schwer einen Kredit bekommen und stellt dabei vor allem eine Alternative zur Finanzierung von Existenzgründungen und innovativen Unternehmen dar. Auch in Rheinland -Pfalz sehen wir gerade für diese Unternehmen das größte Potenzial. Für kleine Start-Ups kann Crowd-Finanzierung außerdem ein erster Indikator für das Geschäftsmodell sein und aus dem Kreis der Investoren können sie wertvolles Feedback erhalten. Crowd-Finanzierung hat ein hohes Wachstumspotenzial. Die Gesamtzahl der gestarteten Projekte beim Crowdfunding stieg 2013 im Vergleich zu 2012 um 40 % auf über 1 600. Einen noch größeren Sprung gab es beim vermittelten Kapital. Dieses summierte sich 2013 auf 5,36 Mio. Euro, ein Plus um 175 % gegenüber 2012. Auf den deutschen Crowdinvesting-Plattformen standen 2013 insge- Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 6. Februar 2015 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/4468 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode samt rund 15 Mio. Euro an Kapital zu Buche. 2012 waren es noch 4,3 Mio. Euro. Crowdinvesting wuchs 2013 somit um 250 % gegenüber 2012. Zu Frage 2: Mit jeder Unternehmensfinanzierung sind auch Nachteile verbunden. Zu den Nachteilen für die Unternehmen gehört bei der Crowd-Finanzierung unter anderem zunächst die fehlende Sicherheit, dass die angestrebte Mindestfinanzierungssumme erreicht wird. Zwischen der Entscheidung für die Crowd Finanzierung und dem Abschluss der Kampagne können mehrere Monate liegen. An dieser Stelle wird auch häufig der personelle und administrative Aufwand im Zusammenhang mit der Kampagne von den Unternehmen unterschätzt. Oftmals ist den Unternehmen außerdem nicht ausreichend bewusst, dass die gängigen Beteiligungsmodelle beim Crowdinvesting mit langfristigen Verpflichtungen gegenüber den Anlegern einhergehen. Neben den finanziellen Verpflichtungen in Form eines etwaigen Kapitaldienstes betrifft dies beispielsweise auch die auf Grundlage der Beteiligungsdokumentation zu erfüllenden Folgepflichten , wie z. B. Informations- und Veröffentlichungspflichten in Form von Reportings. Auch auf der Investorenseite bestehen gewisse Nachteile. So können Investoren einen Totalverlust ihres investierten Geldes erleiden. Oftmals sind die Investoren auch keine erfahrenen Venture-Capital-Geber (VCs) oder Business Angels und sind sich den Risiken von Beteiligungen nicht bewusst. Hier arbeitet die Bundesregierung gerade an einem neuen Gesetzesentwurf zum Kleinanlegerschutz in dessen Rahmen auch eine Regulierung für Crowd-Finanzierung fällt. Eine maßvolle Regulierung und der damit verbundene feste Rahmen ist für die noch junge Crowd-Finanzierung wichtig, um nicht das Vertrauen bei den Investoren und über kurz oder lang das Potenzial als Investitions -und Finanzierungsoption zu verlieren. Zu Frage 3: Eine Erhebung von konkreten Finanzierungsvorhaben durch Crowdfunding und Crowdinvesting der rheinland-pfälzischen Unternehmen erfolgt durch die Landesregierung nicht. Eveline Lemke Staatsministerin