Drucksache 16/4665 24. 02. 2015 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Ralf Seekatz und Gabriele Wieland (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums des Innern, für Sport und Infrastruktur Einbruchsdelikte im Westerwaldkreis Die Kleine Anfrage 3061 vom 2. Februar 2015 hat folgenden Wortlaut: Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie hat sich die Zahl der Einbruchsdelikte im Westerwaldkreis in den letzten fünf Jahren, unterteilt in Wohnungseinbrüche und Einbrüche in gewerbliche bzw. öffentliche Objekte, entwickelt? 2. Inwiefern häuft sich die Zahl der Einbruchsdelikte in den Wintermonaten? 3. Inwiefern gibt es örtliche Schwerpunkte für die Einbruchsdelikte im Westerwaldkreis? 4. Mit welchen Maßnahmen reagiert die Polizei auf Einbruchsdelikte im Westerwaldkreis? 5. Inwiefern leistet die Polizei Präventionsarbeit? 6. Inwiefern leisten andere Stellen und Einrichtungen Präventionsarbeit? Das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 23. Februar 2015 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Die Entwicklung der Einbruchsdelikte in den letzten fünf Jahren gemäß der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) im Westerwaldkreis ist der nachstehenden Tabelle zu entnehmen, wobei in Wohnungseinbruchdiebstahl und Einbruchdiebstähle (ED) in öffentliche und gewerbliche Objekte unterschieden wird. Quelle: PKS. Die steigenden Fallzahlen bei den Wohnungseinbruchdiebstählen entsprechen dem Landes- und Bundestrend. Zu den erfassten öffentlichen und gewerblichen Objekten gehören Banken, Sparkassen, Postfilialen, Postagenturen, Dienst-, Büro-, Fabrikations-, Werkstatt- und Lagerräume, Gaststätten, Kantinen, Hotels, Pensionen, Kioske, Warenhäuser, Verkaufsräume, Selbstbedienungsläden , Schaufenster, Schaukästen und Vitrinen, Kirchen, Schlösser, Museen, Kunstgewerbe, Schulen, Schwimmbäder, Sporthallen oder -plätze. Zu Frage 2: Um die Einbruchsdelikte in der dunklen Jahreszeit mit der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) auswerten zu können, wäre eine Einzelfallauswertung erforderlich, die mit einem außer Verhältnis stehenden Aufwand verbunden wäre. Aus diesem Anlass werden die Fallzahlen aus dem polizeilichen Auswertesystem GeopolisK (Eingangsstatistik) herangezogen und in den nachfolgenden Tabellen dargelegt. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 23. März 2015 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode 2014 2013 2012 2011 2010 Wohnungseinbruchdiebstahl 359 272 270 218 228 ED in/aus öffentl./gewerbl. Objekten 331 376 331 385 320 Drucksache 16/4665 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Tabelle 1: „Dunkle“ Jahreszeit (Oktober bis März) Quelle: GeopolisK. Tabelle 2: „Helle“ Jahreszeit (April bis September) Quelle: GeopolisK. Für den Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls ist feststellbar, dass der zeitliche Schwerpunkt in der dunklen Jahreszeit, also in den Monaten Oktober bis März liegt. Dies deckt sich mit der landes- und bundesweiten Entwicklung. Die Ursachen hierfür liegen unter anderem darin, dass die Dunkelheit zum einen das Entdeckungsrisiko für den Täter minimiert und zum anderen eine unbeleuchtete Wohnung während der Dunkelheit dem Täter signalisiert, dass sich niemand im Objekt befindet. Die polizeilichen Bekämpfungskonzeptionen tragen auch diesem Umstand Rechnung. So startet unter anderem die bundesweite Präventionskampagne „k-einbruch“, an der sich die rheinland-pfälzische Polizei beteiligt, stets mit der Umstellung auf Winterzeit. Die Anzahl der in der dunklen Jahreszeit verübten Einbruchsdelikte in öffentliche oder gewerbliche Objekte weist grundsätzlich keine signifikanten Besonderheiten zu den Sommermonaten auf. Im Jahr 2011 lag die Anzahl der Fälle in den Sommermonaten sogar über dem Fallzahlenniveau der dunklen Jahreszeit. Für die übrigen Jahre bewegen sich diese auf einem nahezu identischen Niveau. Zu Frage 3: Das Polizeipräsidium Koblenz hat im Westerwaldkreis beim Wohnungseinbruchdiebstahl folgende örtliche Schwerpunkte registriert: Die überwiegende Anzahl der Tatorte verteilt sich auf die Ortsgemeinden um Montabaur, Mogendorf und Nentershausen, die eine verkehrsgünstige Anbindung an die A 3, A 48 und B 49 bieten. Darüber hinaus können Schwerpunkte entlang der Bundesstraßen B 8, B 255 und B 413 erkannt werden. Gemeinden und Städte in der Nähe von Autobahnen und Fernstraßen weisen landes- und auch bundesweit eine höhere Kriminalitätsbelastung bei Wohnungseinbruchdiebstählen auf, als andere Gemeinden. Insbesondere reisende Täter, die bundesweit für ansteigende Zahlen beim Wohnungseinbruchdiebstahl verantwortlich gemacht werden, bevorzugen bei ihren Straftaten Orte mit einer schnellen Anbindung an Fernstraßen, um das Risiko einer Entdeckung oder gar Festnahme zu reduzieren. Die Tatorte bei den Einbruchdiebstählen in gewerbliche oder öffentliche Objekte liegen schon von der Sache her eher in Gewerbe-gebieten und in den Städten bzw. in Orten mit entsprechender Infrastruktur. Zu Frage 4: Das Polizeipräsidium Koblenz hat eine Rahmenkonzeption für seinen Zuständigkeitsbereich erarbeitet, die es unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung jährlich fortschreibt. Die Maßnahmen der Dienststellen orientieren sich an aktuellen Erkenntnissen, wie z. B. örtlichen und zeitlichen Schwerpunkten sowie besonderen Tatbegehungsweisen. Dazu gehören unter anderem verstärkte polizeiliche Präsenz durch Streifen- und Kontrolltätigkeit, sowie weitere präventive Maßnahmen, wie der Einsatz der Bereitschaftspolizei in Gruppenstärke für die sogenannten Haustürgespräche, die auf die Sensibilisierung der Nachbarschaft abzielen. Da davon auszugehen ist, dass die meisten Wohnungseinbrüche von professionellen und überörtlich agierenden Tätern oder Täterbanden begangen werden, erfolgt die Sachbearbeitung beim Wohnungseinbruch überwiegend durch dafür speziell eingerichtete Ermittlungsgruppen bei den Kriminalinspektionen. So hat die Polizeidirektion Montabaur auch in den Wintermonaten 2014/2015 bei der Kriminalinspektion Montabaur eine Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Wohnungseinbruchdiebstähle für den Bereich der Polizeidirektion Montabaur eingerichtet. Darüber hinaus werden durch die Polizeidirektionen und deren Polizeidienststellen bei erkannten Tatserien spezielle Arbeitsgruppen gebildet. Zu Frage 5: Einbruchsprävention bildet seit Jahren den Schwerpunkt der Arbeit des Sachbereichs 15 (Zentrale Prävention) beim Polizeipräsidium Koblenz. Einbruchsopfer und interessierte Bürger werden in den Ausstellungsräumlichkeiten des Polizeipräsidiums Koblenz oder auch am konkreten Objekt vor Ort beraten. Dabei macht die Polizei Vorschläge, wie die jeweiligen Wohnungen besser geschützt werden können. Dieses Angebot ist kostenlos. 2011 hat die Polizei ca. 350, 2012 ca. 530, 2013 ca. 720 und 2014 insgesamt 789 Beratungen vor Ort durchgeführt. Die Bevölkerung ist zunehmend am technischen Einbruchschutz interessiert und nimmt die An- 2 2013/2014 2012/2013 2011/2012 2010/2011 2009/2010 Wohnungseinbruchdiebstahl 194 158 175 157 180 ED in/aus öffentl./gewerbl. Objekten 147 189 155 156 151 2014 2013 2012 2011 2010 Wohnungseinbruchdiebstahl 103 122 89 74 70 ED in/aus öffentl./gewerbl. Objekten 159 180 158 196 144 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/4665 gebote der Polizei gerne an. Ferner setzt die Polizei das Sicherheitsmobil zur Beratung der Bürgerinnen und Bürger im Westerwaldkreis ein. Auch hier berät die Polizei vor Ort und verteilt Informationsmaterial. Weiterhin stehen Fachberater der Polizei für themenbezogene Vorträge zur Verfügung. So haben Polizeibeamte beispielsweise im Jahr 2014 im Westerwaldkreis Vorträge zum Thema Einbruchdiebstahlprävention in den Gemeinden Neuhäusel, Hachenburg und Molsberg gehalten. Darüber hinaus leistet die Polizei Präventionsarbeit durch die aufnehmenden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im Rahmen der Tatortaufnahme. Ferner betreibt die Polizei zielgerichtet Öffentlichkeitsarbeit. Dazu gehören die gezielte Ansprache der regionalen Medien, Veröffentlichungen von Informationen auf polizeilichen Webseiten oder die Werbung für Nachbarschaftshilfe. Zu Frage 6: Seit Ende der 1990er Jahre bildet die Polizei landesweit Sicherheitsberaterinnen und Sicherheitsberater für Senioren (SfS) in Zusammenarbeit mit den Seniorenbeiräten der Kommunen und der Verbraucherschutzzentrale aus. Bei den SfS handelt es sich um ehrenamtlich tätige Damen und Herren, die ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger beraten und aufzeigen , wie diese ihre Wohnung wirkungsvoll gegen Eindringline schützen können. Darüber hinaus vermitteln sie an die richtigen Ansprechpartner der Polizei. Der Sachbereich 15 des Polizeipräsidiums Koblenz hat bislang ca. 420 SfS für den eigenen Präsidialbereich ausgebildet, darunter auch SfS für den Westerwaldkreis, die ehrenamtlich auch das Präventionsthema Einbruchschutz an Senioren und Seniorinnen vermitteln. Roger Lewentz Staatsminister 3