Drucksache 16/487 25. 10. 2011 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Dr. Peter Enders (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Grippeschutzimpfung in Rheinland-Pfalz Die Kleine Anfrage 323 vom 29. September 2011 hat folgenden Wortlaut: Das Robert Koch-Institut empfiehlt für ältere Menschen aufgrund des erhöhten Risikos für schwere und unter Umständen auch tödliche Verläufe einer Grippeinfektion eine Schutzimpfung für Personen ab dem 60. Lebensjahr. In der Saison 2007/2008 wurde in Deutschland die Zielsetzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Influenza-Impfquoten von 75 % bei älteren Menschen bis zum Jahr 2010 zu erreichen, mit einer Impfquote von 57 % noch unterschritten. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Funktion hat die Impfkommission Rheinland-Pfalz? 2. Wie beurteilt die Landesregierung, dass nach Angaben des Robert Koch-Instituts in der Saison 2007/2008 in der Altersgruppe der ab 60-Jährigen in Rheinland-Pfalz mit 39 % die niedrigste Impfquote aller Bundesländer erreicht wurde? 3. Wie waren nach Kenntnis der Landesregierung die Impfquoten in den anderen Bundesländern in der Saison 2007/2008 in der Altersgruppe der 60-Jährigen? 4. Welche Maßnahmen werden von Seiten der Landesregierung ergriffen, um die Impfquote in Rheinland-Pfalz zu erhöhen? 5. Inwieweit liegen der Landesregierung Impfquoten aller Altersgruppen ggf. auch neueren Datums vor? 6. Welche Aufklärungsarbeit zur Grippeschutzimpfung wird in Rheinland-Pfalz geleistet? 7. Welche Projekte werden durch die Landeszentrale für Gesundheit (LZG) zur Erhöhung der Impfraten verfolgt? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 25. Oktober 2011 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Um den zahlreichen Akteuren beim Thema Impfen eine Plattform zur Zusammenarbeit auf Landesebene zu schaffen, wurde 1995 auf Initiative des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums beim Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung eine „Arbeitsgemeinschaft zur Koordinierung und Förderung des Impfwesens“ gegründet, die sich seit dem Jahr 2005 „Impfkommission Rheinland-Pfalz“ nennt. Ihr gehören unter anderem Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Landesbehörden, Krankenkassen, Kammern und Verbänden an. Der Arbeitskreis hat die Verbesserung des Impfschutzes und die Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger zu Fragen des Impfens zum Ziel. Durch die Koordinierung von allgemeinen oder gezielten Maßnahmen zur Erhöhung der Impfquoten der verschiedenen Institutionen und Akteure können personelle Kapazitäten und finanziellen Ressourcen gebündelt und Ziele effizienter gemeinsam verfolgt werden. Zu 2.: Die Angaben zu Influenza-Impfquoten der ab 60-Jährigen in der Saison 2007/2008 sind dem telefonischen Gesundheitssurvey „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) des Robert Koch-Institutes entnommen. Die Ergebnisse der Befragung von circa 21 000 Menschen aller Altersstufen ab dem 18. Lebensjahr sind für ganz Deutschland durchaus repräsentativ. Das Herunterbrechen dieser Daten zunächst auf Landesebene und dann noch auf die Altersstufen führt zu immer kleiner werdenden Stichprobengrößen und zu einer deutlichen Abnahme der Zuverlässigkeit. Auf Anfrage hat die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz dem Ministerium Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 11. November 2011 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/487 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode ihre Abrechnungsziffern für die Influenza-Impfsaison 2007/2008 der ab 60-Jährigen zur Verfügung gestellt. Daraus lässt sich eine Impfquote von circa 45 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten für diese Altersgruppe ermitteln. Es bleibt festzuhalten, dass die Impfquote dieser Altersgruppe trotz der bisherigen Bemühungen aller Akteure in den Ländern, bis auf Brandenburg, noch unter den von der WHO angestrebten 75 Prozent liegt. Alle für die Gesundheitsförderung und speziell für das Impfen Verantwortlichen werden daher ihre Anstrengungen zur Verbesserung der Influenza-Impfquoten fortsetzen. Zu 3.: Das Robert Koch-Institut hat mit Ausnahme des höchsten und des niedrigsten Wertes keine konkreten Länderwerte aus der GEDAStudie zu den Impfquoten veröffentlicht. Die Angaben zu anderen Länder sind lediglich als „ranges“ in Prozentschritten dargestellt. Impfquoten zwischen 40 und 50 Prozent für die Altersgruppe der ab 60-Jährigen werden für die Länder Saarland, Hessen und Bayern ausgewiesen und liegen damit in einer vergleichbaren Größenordnung wie für Rheinland-Pfalz. Für Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen , Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Baden-Württemberg liegen sie zwischen 50 und 60 Prozent und in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Berlin zwischen 60 und 70 Prozent. Die höchste Impfquote wurde für Brandenburg mit 77 Prozent ermittelt. Insgesamt zeigt sich auch in dieser Impfstudie ein deutliches Ost-West-Gefälle, was nach wie vor auf den historisch anderen Umgang mit Impfungen in den östlichen Ländern zurückzuführen ist. Zu 4.: Es ist das Ziel der Landesregierung, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit wahrnehmen, sich gegen Influenza zu schützen. Gemeinsam mit den anderen für das Impfen verantwortlichen Akteuren wird die Landesregierung die bereits in der Vergangenheit begonnenen, vielfältigen Maßnahmen zur Steigerung der Influenza-Impfquoten fortsetzen. Speziell zur saisonalen Influenza-Impfung ruft die Landesregierung gemeinsam mit der Landesärztekammer jährlich im Rahmen einer von den Medien begleiteten Auftaktveranstaltung die Bürgerinnen und Bürger zur Schutzimpfung gegen die Grippe auf und weist vor allem auch ältere Menschen auf die hohe Bedeutung der Impfung hin. Zu 5.: In Deutschland gibt es kein zentrales Impfregister und – mit Ausnahme der Schuleingangsuntersuchung – keine sonstige regelmäßige umfassende Erhebung des Impfstatus aller Altersklassen. Die Landesregierung kann sich lediglich mit Hilfe von Abrechnungsziffern der Kassenärztlichen Vereinigung zu Influenza-Impfungen punktuell eine Orientierung verschaffen. Insofern liegen der Landesregierung keine Impfquoten aller Altersgruppen neueren Datums vor. Zu 6.: Die Behörden des öffentlichen Gesundheitsdienstes, speziell die Gesundheitsämter, die Ärzteschaft und Apotheker, Krankenkassen, Verbände, die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V. und auch andere in der Impfkommission vertretene Organisationen, wie zum Beispiel der rheinland-pfälzische Sportbund, sind in Impfaufklärungskampagnen in Rheinland-Pfalz eingebunden . Neben intensiver Aufklärungsarbeit durch Flyer, Broschüren, Interviews sowie Veröffentlichungen in den Printmedien und auf der Homepage der Impfkommission und anderer Organisationen, werden vielerorts Impfkampagnen, oft verbunden mit kostenlosen Impfangeboten, durchgeführt. Zu 7.: Die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V. setzt seit Jahren Maßnahmen zur Erhöhung des Impfschutzes und der Impfaufklärung durch Aktionen und Handreichungen für Multiplikatoren und Endadressaten um. Beispielsweise bietet sie aktuell einen E-Learning-Kurs zum Thema Impfschutz für Schülerinnen und Schüler für die Sekundarstufe I an. Der Onlinekurs „Alles klar mit deinem Impfschutz“ wurde im Jahr 2010 aus den Unterrichtsmaterialien zur Impfaufklärung für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 7 und 8 weiterentwickelt. Innerhalb der Schriftenreihe „Elterninfos“ stellt die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz Informationen zum Thema „Impfen“ in den Sprachen Deutsch, Russisch und Türkisch als niedrigschwellige und handliche Information zur Verfügung . Zum Schuleintritt informiert die Broschüre „Starke Kinder lernen gut“ in einer Neuauflage von 50 000 Exemplaren Eltern unter anderem zum Thema „Impfungen“. Die Broschüre wird über Schulen und Gesundheitsämter, zum Beispiel bei Schuleingangsuntersuchungen , verteilt. Malu Dreyer Staatsministerin