Drucksache 16/4931 23. 04. 2015 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Martin Brandl (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Entwicklung der Fördermittel im Bereich Innovation Die Kleine Anfrage 3267 vom 1. April 2015 hat folgenden Wortlaut: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hat sich der Umfang der Förderung rheinland-pfälzischer Unternehmen für Maßnahmen der Innovation, Forschung und Entwicklung seit 2006 entwickelt (gegliedert nach Kapiteln und Titeln im Haushalt, sowie originäre Mittel der ISB)? 2. Wie erklärt sich die Landesregierung diese Ausgabeentwicklung? 3. Wie hat sich seit 2011 die Zahl der aus Rheinland-Pfalz angemeldeten Patente im Verhältnis zur Einwohnerzahl nach Kenntnis der Landesregierung im Vergleich der Bundesländer entwickelt? Welche fünf Unternehmen des Landes haben die meisten Patente  angemeldet? 4. Welchen Prozentsatz der Gesamtzahl angemeldeter Patente erreichten die in Frage drei angesprochenen Firmen? 5. Welche Ziele, Instrumente und Mittelumfang für die Förderung der Innovation, Forschung und Entwicklung in den Unter- nehmen des Landes hält die Landesregierung für die kommenden Jahre für angemessen und erfolgsversprechend? 6. Wie haben sich seit 2011 in Rheinland-Pfalz die aus neuen technologischen Forschungen und Innovationen erwachsenen Unter - nehmensneugründungen entwickelt? Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 22. April 2015 wie folgt beantwortet: Zu den Fragen 1 und 2: Die im Einzelplan 08 des Landeshaushalts für die Innovationsförderung in Unternehmen verfügbaren EU- und Landesmittel waren  in den Kapiteln 08 10 und 08 77 der jeweiligen Haushaltsjahre veranschlagt. Die EU-Mittel wurden im Rahmen der rheinlandpfälzischen  EFRE-Programme eingesetzt. In den Jahren 2006 bis 2014 wurden Mittel in folgender Höhe für die Innovationsförderung  in Unternehmen verausgabt: *) EFRE-Mittel. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 28. Mai 2015 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Angaben in Tausend Euro 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Kapitel 08 10 Titel 683 01 5 228 5 645 5 012 3 815 3 517 2 230 2 208 1 865 573 Titel 686 01 *) 505 287 26 66 Titel 892 01 3 435 2 900 2 000 2 000 1 260 840 1 000 Kapitel 08 77 Titel 683 02 227 147 27 2 Titel 686 05 *) 669 2 901 3 348 1 389 5 450 Titel 892 05 *) 3 500 2 900 2 000 2 000 1 260 840 1 000 ISB 190 480 340 90 175 75 266 180 Summe 6 150 6 559 12 340 9 681 8 278 9 306 8 151 5 200 8 203 Drucksache 16/4931 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Die o. a. Mittel wurden im Wesentlichen für das einzelbetriebliche Innovationsförderungsprogramm „InnoTop“ (inkl. Vorläufer - programm), für das Personaltransferprogramm Innovationsassistent, für technologieorientierte Beratungsprogramme für Unter - nehmen sowie für den Innovationsfonds Rheinland-Pfalz eingesetzt. Die übrigen Mittel aus Kapitel 08 10 kommen indirekt den Unternehmen des Landes zugute, wurden hier aber nicht explizit ausgewiesen. Die ISB hat eigene Mittel für das ISB-Markteinführungsprogramm und die Technologieprämien „Success“ eingesetzt. Nicht erfasst  wurden Beteiligungen durch die verschiedenen von der ISB verwalteten Beteiligungsfonds, welche für Innovationsprojekte der rheinland-pfälzischen Unternehmen auch offenstehen. Das Land Rheinland-Pfalz hat damit über einen langen Zeitraum mit hohem Einsatz innovative rheinland-pfälzische Unternehmen  bei der Umsetzung von mit technischen und wirtschaftlichen Risiken verbundenen Innovations- und Gründungsvorhaben finanziell gefördert, und so einen bedeutenden Beitrag zur technologischen Leistungsfähigkeit der rheinland-pfälzischen Unternehmen  geleistet. Die Werte in den Jahren 2008 und 2013 lassen sich auf den Verlauf der Nachfrage sowie den Start bzw. das Auslaufen  des aktuellen Innovationsfonds zurückführen.  Zu den Fragen 3 und 4: Die rheinland-pfälzischen Unternehmen verfolgen verschiedene Patentstrategien, die eine Anmeldung beim Deutschen Patentund  Markenamt, beim Europäischen Patentamt, bei anderen internationalen Patentämtern oder eine Mischform daraus beinhalten können. Rheinland-Pfalz wies im Vergleich der Bundesländer mit Ausnahme des Jahres 2013 eine konstante Platzierung bei der Zahl der angemeldeten Patente im Verhältnis zur Einwohnerzahl beim Deutschen Patent- und Markenamt auf. Die Platzierungen ergeben sich aus der folgenden Tabelle. Das Europäische Patentamt weist keine Zahl der angemeldeten Patente im Verhältnis zur Einwohnerzahl aus. Seit dem Jahr 2012 werden die europäischen Patentanmeldungen je Bundesland veröffentlicht. Unter Zugrundelegung der Zahlen des Zensus 2011 wurde die Zahl der angemeldeten Patente im Verhältnis zur Einwohnerzahl berechnet. Rheinland-Pfalz befand sich in allen drei Jahren in der Spitzengruppe der Länder. 2 Platzierung der Bundesländer (Patentanmeldungen nach Bundesländern pro 100000 Einwohner) 2010 2011 2012 2013 2014 Baden-Württemberg 1 1 1 1 1 Bayern 2 2 2 2 2 Berlin 8 11 9 7 9 Brandenburg 15 14 14 14 14 Bremen 12 11 12 11 11 Hamburg 3 3 3 3 3 Hessen 5 5 5 6 6 Mecklenburg-Vorpommern 16 16 15 15 15 Niedersachsen 6 6 5 5 4 Nordrhein-Westfalen 4 4 4 4 4 Rheinland-Pfalz 7 7 7 8 7 Saarland 11 8 11 9 11 Sachsen 8 8 9 11 10 Sachsen-Anhalt 14 15 15 16 16 Schleswig-Holstein 13 13 13 13 13 Thüringen 10 8 8 9 7 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/4931 Die Platzierungen ergeben sich aus der nachfolgenden Übersicht. Nach Angaben des  Statistischen Landesamts können  aus  datenschutzrechtlichen Gründen  zu  den  fünf  patentstärksten Unternehmen  keine Angaben gemacht werden. Aus den Pressemitteilungen des Europäischen Patentamts und den Geschäftsberichten des Deutschen Patent- und Markenamts können zwei Unternehmen identifiziert werden, die BASF SE sowie die Boehringer Ingel - heim Pharma GmbH & Co. KG.  Zu Frage 5: Die Ziele und Instrumente der Innovationförderung des Landes sind in der im Mai 2014 vom Ministerrat beschlossenen Innovationsstrategie  Rheinland-Pfalz dargelegt (www.mwkel.rlp.de/innostrategie). Das übergeordnete Ziel dieser Landesstrategie ist es, zur Stärkung der Innovationsfähigkeit und der Wettbewerbsposition von Rheinland-Pfalz beizutragen. In einem intensiven Arbeits - prozess unter vielfacher Beteiligung von Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik wurden sechs Potenzialbereiche  für Innovation identifiziert und fünf strategische Ziele festgelegt, die in einem ganzheitlichen Ansatz entlang der Innovationskette  ineinandergreifen und in entsprechenden Handlungsfeldern (HF) durch abgestimmte Programme und Maßnahmen umgesetzt  werden: 1. Die Forschung und technologische Entwicklung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen bleibt zentral für den Innovationsstandort  und soll daher in ihrer Infrastruktur gestärkt und stetig weiter entwickelt werden.  2. Auch die Innovationsleistung der Wirtschaft soll gesteigert werden. Insbesondere sollen KMU durch gezielte Unterstützung  ihre FuE-Vorhaben ausweiten und die Markteinführung von Inventionen vorantreiben.  3. Hierfür ist auch die Intensivierung des Wissens- und Technologietransfers ein wesentliches Ziel, um unter Nutzung der existierenden  Kompetenzen zu einer wissensbasierten Wirtschaftsentwicklung beizutragen.  4. Ebenso soll auch die Gründungslandschaft in Rheinland-Pfalz gezielt adressiert werden: Ziel ist es, zu einer Steigerung der Gründungsbereitschaft  und Verbesserung des innovativen technologieorientierten Gründungsgeschehens beizutragen. 5. Schließlich gilt es Kooperation, Vernetzung und Innovationsfähigkeit in Rheinland-Pfalz durch die potenzialbezogene Unterstützung  von Netzwerken und Clustern zu befördern.  Diese fünf strategischen Ziele werden ergänzt durch drei Querschnittsziele von übergreifender Bedeutung wie die Förderung von Umweltinnovationen, die Verfügbarkeit von geeigneten Fach- und Spitzenkräften sowie die Förderung von Schlüsseltechnologien. Das operationelle Programm für den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Rheinland-Pfalz stützt sich in der Prioritätsachse 1 „Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation“ auf die fünf Handlungsfelder der Innovationsstrategie  und fördert entsprechende abgestimmte Maßnahmen.  3 Platzierung der Bundesländer (Europäische Patentanmeldungen nach Bundesländern pro 100000 Einwohner) 2012 2013 2014 Baden-Württemberg 3 2 2 Bayern 1 1 1 Berlin 7 7 7 Brandenburg 13 14 14 Bremen 9 9 10 Hamburg 4 4 4 Hessen 5 5 5 Mecklenburg-Vorpommern 15 15 15 Niedersachsen 10 10 8 Nordrhein-Westfalen 6 6 6 Rheinland-Pfalz 2 3 3 Saarland 8 8 9 Sachsen 11 11 11 Sachsen-Anhalt 16 16 16 Schleswig-Holstein 12 13 13 Thüringen 14 12 12 Drucksache 16/4931 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Es sieht in der Förderperiode 2014 bis 2020 mit rund 74,4 Mio. Euro für die Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung  und Innovation den größten Förderbereich in Höhe von 40 Prozent des Gesamtprogramms vor. Davon sind rd. 50 Prozent der Mittel für einzelbetriebliche Fördermaßnahmen zu den strategischen Zielen 2 und 4 vorgesehen, welche rheinland-pfälzischen Unternehmen direkt zugute kommen. Die übrigen Mittel in den Bereichen Forschungsinfrastruktur, Wissenstransfer und Netzwerke /Cluster sowie Technologiezentren kommen ebenfalls den Unternehmen indirekt zugute mit einem Fokus auf KMU. Die Mittelausstattung für aus dem EFRE geförderte Innovationsprojekte von Unternehmen wird damit auf hohem Niveau fortgeführt  und durch anteilige Kofinanzierungsmittel des Landes erweitert. Mit Blick auf den Stand der Haushaltsaufstellung 2016 kann dazu keine konkrete Aussage getroffen werden. Zu Frage 6: Auf das Land Rheinland-Pfalz bezogene Statistiken über die Entwicklung von Unternehmensneugründungen, die aus neuen technologischen  Forschungen und Innovationen entstanden sind, sind nicht bekannt. Generell lässt sich sagen, dass die Finanzierung von Technologiestartups durch private Institutionen und Investoren in Deutschland und auch in Rheinland-Pfalz aufgrund der innewohnenden Risiken insbesondere in frühen Phasen eine verschwindend geringe  Rolle spielt. Um die nachweislich überdurchschnittlichen Wachstumschancen von Technologiegründungen dennoch möglichst weit zu nutzen, kommt der öffentlichen Unterstützung bei der Finanzierung von  innovativen  technologieorientierten Unternehmensgründungen  vor allem in der Frühphase eine besondere Rolle zu. Der Innovationsfonds Rheinland-Pfalz, der hälftig aus EFRE- und Landesmitteln finanziert wird, hat in der Vergangenheit mit seinem Beteiligungsvolumen maßgeblich zu einer Finanzierung von Technologiestartups im Land beigetragen. Seit Start des Fonds in der zweiten Jahreshälfte 2008 bis zum 31. Dezember 2014 konnten  so über 450 Arbeitsplätze neu geschaffen und knapp 200 bestehende Arbeitsplätze gesichert werden. In Vertretung: Uwe Hüser Staatssekretär 4