Drucksache 16/5111 zu Drucksache 16/4925 03. 06. 2015 A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur auf die Große Anfrage der Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Drucksache 16/4925 – Wissenschaft für Nachhaltigkeit Die Große Anfrage 16/4925 vom 21. April 2015 hat folgenden Wortlaut: Der Begriff der Nachhaltigkeit findet derzeit in unterschiedlichen Kontexten rege Beachtung. Zur Schärfung des Begriffs trägt diese Popularität nicht bei, im Gegenteil: Oft entsteht der Eindruck, dass mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ kaum mehr gemeint ist als „von langer Dauer“ oder „mit anhaltender Wirkung“. In wissenschaftspolitischen Diskursen steht das Schlagwort der „Nachhaltigkeit“ für eine Auseinandersetzung mit der Frage, welche Funktion Wissenschaft für die Gesellschaft haben soll. Ihre Rolle ist dabei ambivalent: Technischer Fortschritt, wie ihn Forschung und Wissenschaft hervorgebracht haben, hat einen erheblichen Anteil an der fortschreitenden Zerstörung der Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen. Und doch hat wissenschaftliche Forschung das Potenzial, Wissen hervorzubringen, das diesen destruktiven Tendenzen etwas entgegen zu setzen vermag und sie tut das auch. Damit ist sie zugleich einer der Motoren der sogenannten „Großen Transformation“, die auf Veränderungen in Ökonomie, Ressourcennutzung und Lebensweisen zum langfristigen Erhalt unserer Lebensgrundlagen abzielt. In diesem Zusammenhang kommt es in besonderer Weise auf die Mitwirkung der Hochschulen an. Mit ihrer einzigartigen Verbindung von Forschung und Lehre können sie einerseits einen Beitrag zur Erforschung und Entwicklung von an Nachhaltigkeit orientierten Innovationen und gesellschaftlichen Transformationsprozessen leisten. Bei der Ausbildung von Studierenden können sie andererseits ein Bewusstsein für Problemstellungen einer nachhaltigen Entwicklung fördern und Kompetenzen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Lebensgrundlagen der globalen Gesellschaft vermitteln. Die Drittmittelforschung gewinnt zunehmend an Bedeutung; Forschungsergebnisse fließen mittelbar in die Lehre ein. Zahlreiche wissenschaftspolitische Akteure nutzen Drittmittel als Instrument der strategischen Forschungsförderung. Auch private Geldgeber, wie Stiftungen oder Wirtschaftsunternehmen, nehmen mit der Vergabe von Drittmitteln Einfluss darauf, welche Forschungsfragen in der Wissenschaft bearbeitet werden. Diese Entwicklung birgt auch die Gefahr von Schieflagen: Nach Zahlen aus dem Jahr 2011 belief sich zum Beispiel der Anteil der naturwissenschaftlichen und mathematischen Disziplinen von Drittmittel aus dem nichtöffentlichen Bereich auf 18 Prozent, während es bei den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften lediglich 7,1 Prozent waren. Eine Forschung für Nachhaltigkeit kann durch eine stärkere trans-disziplinäre Orientierung dazu beitragen, dass in der Forschung vermehrt auch gesellschafts- und kulturwissenschaftliche Problemstellungen zum Tragen kommen. Nachhaltigkeitsforschung befördert damit im Bereich der Forschungsförderung eine Pluralität der vertretenen Interessen. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: I. Der Begriff der Nachhaltigkeit und strategische Förderinstrumente 1. Welche Kriterien müssen nach Auffassung der Landesregierung an Nachhaltigkeit orientierte Forschungsvorhaben bzw. Studienangebote erfüllen? 2. Welche Möglichkeiten stehen nach Auffassung der Landesregierung zur Verfügung, um an Nachhaltigkeit orientierte Wissenschaft gezielt an Hochschulen zu fördern? Welche davon kommen in Rheinland-Pfalz zur Anwendung? 3. Welchen Akteuren kommt im Kontext der Anwendung dieser Instrumente nach Auffassung der Landesregierung eine zentrale Rolle zu? Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 17. Juni 2015 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/5111 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode II. Forschung für Nachhaltigkeit in Rheinland-Pfalz 4. Welche Profilbereiche von Hochschulen, welche Forschungsschwerpunkte und Forschungsprojekte gibt es in Rheinland-Pfalz, die die Anforderung der Landesregierung an eine an Nachhaltigkeit orientierten Forschung beispielhaft erfüllen? 5. Wie viele und welche Forschungsschwerpunkte, die die in der Beantwortung von Frage 1 aufgestellten Kriterien erfüllen, finden auf Initiative und/oder mit Unterstützung der Landesregierung statt? III. Das Leitbild der Nachhaltigkeit in der Lehre 6. Inwieweit ist Nachhaltigkeit in der Lehre Bestandteil der strategischen Überlegungen rheinland -pfälzischer Hochschulen? 7. Wie drückt sich Nachhaltigkeit in der Lehre in der rheinland-pfälzischen Hochschullandschaft aus? 8. Welche Anstrengungen hat die Landesregierung beispielhaft unternommen, um Nachhaltigkeit in Studium und Lehre zu unterstützen? IV. Transdisziplinäre Forschung 9. Welche beispielhaften Forschungsprojekte in Rheinland-Pfalz verbinden im Sinne einer transdisziplinären Herangehensweise nicht nur die Perspektiven verschiedener Disziplinen, sondern leisten auch einen Brückenschlag zwischen Wissenschaft und gesellschaftlichpolitischen Akteuren und Problemstellungen? Von welchen Akteuren wurden sie jeweils initiiert und von wem werden sie unterstützt? 10. Gibt es Beispiele in Rheinland-Pfalz für Forschungsprojekte, die nach dem Vorbild der sogenannten „Citizen Science“ an der jeweiligen Forschungsfrage interessierte, nicht dem Wissenschaftsbetrieb zugehörige Bürgerinnen und Bürger mit einbinden und wenn ja welche? Von welchen Akteuren wurden sie jeweils initiiert und von wem werden sie unterstützt ? 2 Die Große Anfrage beantworte ich namens der Landesregierung wie folgt: I. Der Begriff der Nachhaltigkeit und strategische Förderinstrumente 1. Welche Kriterien müssen nach Auffassung der Landesregierung an Nachhaltigkeit orientierte Forschungsvorhaben bzw. Studienangebote  erfüllen? Zentraler Bezugsrahmen für die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes ist der sogenannte Brundtland-Bericht. Die Ausführungen des Entschließungsantrags der Fraktionen der SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mit dem Titel „Nachhaltigkeit: Leitbild rheinland -pfälzischer Politik“ (Drucksache 16/3101) lehnen sich gleichfalls daran an. Der Brundtland-Bericht, 1987 vorgelegt von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen („Brundtland -Kommission“), enthält die inzwischen weithin anerkannte Definition, wonach es sich bei nachhaltiger Entwicklung um eine Entwicklung handelt „[…], die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“. Auf Basis des Brundtland-Berichts hat die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Schutz des Menschen und der Umwelt“ im Jahr 1998 Nachhaltigkeit als die Konzeption einer dauerhaft zukunftsfähigen Entwicklung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension menschlicher Existenz beschrieben. Ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Rheinland-Pfalz ist „die gleichberechtigte Berücksichtigung der drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales aus Sicht des Menschen und seiner Bedürfnisse sowie seiner Verantwortung für die natürlichen Systeme“ (S. 9, Fortschreibung der Nachhaltigkeitsstrategie 2011). Eine weitere Anforderung ist zudem die Berücksichtigung der Weiterentwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien auch in der Wissenschaft. Damit ist der Bezugsrahmen auch für die Kriterien, nach denen an Nachhaltigkeit orientierte Forschung und Lehre beurteilt werden, gegeben. In der aktuellen Diskussion um Nachhaltigkeit spielen die Debatten um die planetarischen Grenzen beziehungsweise die ökologischen Belastbarkeitsgrenzen der Erde eine herausragende Rolle. Dieser Ansatz war im Brundtland-Bericht bereits angelegt, wo es, an die Adresse der reichen Länder gerichtet, heißt, dass der Gedanke der Beschränkungen, „die der Stand der Technologie und sozialen Organisation auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen“ für das Verständnis von Nachhaltigkeit zentral ist. In Deutschland fand dies seinen Niederschlag unter anderem im Abschlussbericht der Enquete-Kommission des 17. Deutschen Bundestags „Wachstum, Wohlstand. Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in Das Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Große Anfrage namens der Landesregierung – Zuleitungsschreiben des Chefs der Staatskanzlei vom 2. Juni 2015 – wie folgt beantwortet: Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/5111 der Sozialen Marktwirtschaft“. Dort heißt es im Allparteienkonsens, dass „die ökologischen Grenzen der Umweltbelastung der Erde die Grenzen unseres Handelns bestimmen“. Im Dezember 2014 hat die Bundesregierung zur deutschen Position für die Verhandlungen über die Post 2015-Agenda festgestellt: „Wirtschaftliche Entwicklung muss innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde erfolgen.“ Der Indikatorenbericht 2013 der Nachhaltigkeitsstrategie Rheinland-Pfalz macht sich dieses Konzept ebenfalls zu eigen. Alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit finden sich sowohl im Forschungs- und Technologieprogramm als auch in der aus dem Forschungs- und Technologieprogramm weiterentwickelten Regionalen Innovationsstrategie des Landes wieder. In der Regionalen Innovationsstrategie werden die übergreifenden Ziele „Förderung von Umweltinnovationen“, „Verfügbarkeit von geeigneten Fach- und Spitzenkräften“ und „Förderung von Schlüsseltechnologien“ durch strategische Ziele ergänzt, die in einem ganzheitlichen Ansatz entlang der Innovationskette ineinandergreifen: Dies sind in der Hauptsache die Stärkung der Forschung und technologischen Entwicklung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die Intensivierung des Wissens- und Technologietransfers hin zu einer wissensbasierten Wirtschaftsentwicklung, die Verbesserung des innovativen technologieorientierten Gründungsgeschehens und die Förderung der Kooperation, Vernetzung und Innovationsfähigkeit in Rheinland-Pfalz durch die potenzialbezogene Unterstützung von Netzwerken und Clustern. Als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes und der Regionalen Innovationsstrategie genügen Forschungsvorhaben dann der Anforderung nachhaltiger Forschung, wenn sie mindestens einer der drei Dimensionen von Nachhaltigkeit zugeordnet werden können. Hinzu treten zudem folgende zwei Querschnittskriterien: – Vorhaben weisen in ihrer fachlichen Ausrichtung das Entwicklungspotenzial hin zu zukünftig herausragenden Forschungsleistungen auf. – Die Beteiligung von Interessengruppen erfolgt in zwei Richtungen: nach innen hinsichtlich der Beteiligung der wissenschaftlichen Community; nach außen zur Stärkung der Kooperation mit den Akteuren außerhalb der Hochschulen. Die vorgenannten Kriterien dienen der Identifizierung von Forschungsschwerpunkten und -vorhaben, die als an „Nachhaltigkeit orientiert“ einzuordnen sind. Sie gelten auch für den Bereich Studium und Lehre. Grundsätzlich unterliegen die Forschung an Hochschulen und der Bereich Studium und Lehre im Wesentlichen der bereits grundgesetzlich verankerten und im Hochschulgesetz ausgestalteten Hochschulautonomie. 2. Welche Möglichkeiten stehen nach Auffassung der Landesregierung zur Verfügung, um an Nachhaltigkeit orientierte Wissenschaft  gezielt an Hochschulen zu fördern? Welche davon kommen in Rheinland-Pfalz zur Anwendung? 3. Welchen Akteuren kommt im Kontext der Anwendung dieser Instrumente nach Auffassung der Landesregierung eine zentrale Rolle zu? Die Hochschulen in Rheinland-Pfalz haben in ihrer im Hochschulgesetz verankerten Autonomie und mit der ihnen durch das Land zur Verfügung gestellten Grundfinanzierung Governance-Strukturen und Leitbilder entwickelt, in denen das Thema „Nachhaltigkeit “ seinen Niederschlag findet. „Nachhaltigkeit“ ist dann wirkungsvoll in den Hochschulen verankert, wenn sich nicht nur einzelne Fachbereiche und Arbeitsfelder nach diesem Konzept ausrichten, sondern die Thematik die Arbeit der Fachbereiche in Forschung und Lehre durchdringt. Einzelne Hochschulen in Rheinland-Pfalz haben bereits umfängliche Nachhaltigkeitskonzepte entwickelt: – Die TU Kaiserslautern erarbeitet derzeit einen Nachhaltigkeitsbericht, der die weitere Grundlage einer vertiefend zu entwickelnden, umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie bilden soll. Bereits in 2011 wurde hier das Projekt „Nachhaltige TU Kaiserslautern“ initiiert, das zunächst der Bestandsaufnahme der existierenden Nachhaltigkeitsaktivitäten in Lehre, Forschung Transfer und Betrieb diente und in einem zweiten Schritt auf die Erstellung des ersten Nachhaltigkeitsberichts zielt. Damit strebt die TU Kaiserslautern unter Begleitung eines Expertenbeirats die systematische Implementierung eines Nachhaltigkeitsprozesses an. Einzelne, in Bezug auf ein Nachhaltigkeitskonzept relevante Aspekte wurden bereits im laufenden Prozess aufgegriffen. – An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gibt es bereits seit mehreren Jahren eine Stabsstelle Energiemanagement, die gemeinsam mit der Abteilung Technik ein effizientes Energiecontrolling betreibt. Die Universität hat darüber hinaus mit Erfolg an ÖKO-PROFIT Mainz (Ökologisches Projekt Für Integrierte Umwelt-Technik), einem Projekt mit dem Ziel der Betriebskostensenkung unter gleichzeitiger Schonung der natürlichen Ressourcen, teilgenommen, und wurde für die vorbildlichen betrieblichen Umweltleistungen ausgezeichnet. – Die Universität Koblenz-Landau hat sich Entwicklungslinien gegeben, in welchen sie sich zum Prinzip der Nachhaltigkeit bekennt. Sie hat eine Nachhaltigkeitsstrategie, die langfristig zu einer Reduktion der Betriebskosten, des Energieverbrauchs und der CO2-Emmission führt. Ferner hat sich die Universität dazu bekannt, auf allen Ebenen der Wissenschaft und der Verwaltung ein ressourcenschonendes, ressourceneffizientes und zukunftsgerichtetes Wirtschaften umzusetzen. – An der Universität Trier bildet Nachhaltigkeit eine grundsätzliche Zielsetzung der Universität. Dies gilt sowohl für die Wahrnehmung ihres akademischen Auftrags als auch für die Wahrung und Weiterentwicklung der vorhandenen Infrastruktur. Ebenso sieht die Universität in der Auszeichnung als „besonderer Ort“ (Prämierung des Campus durch den Bund deutscher Landschaftsarchitekten im Jahr 2013) eine besondere Verpflichtung, die (landschafts-)architektonische Gesamtidee der Universität Trier zupflegen und als Teil der Universitätskultur nach innen und außen zu tragen. 3 Drucksache 16/5111 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode – Die Fachhochschule Bingen und die Hochschulen Kaiserslautern, Koblenz, Ludwigshafen, Mainz, Trier und Worms setzen Nachhaltigkeitskonzepte unter ihren jeweiligen Rahmenbedingungen um. So ist die Verpflichtung zu nachhaltigem Handeln beispielsweise im Leitbild und im Gesamtentwicklungsplan der Fachhochschule Bingen verankert. Darin verpflichtet sich die Fachhochschule Bingen in Lehre und Forschung insbesondere der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, der Schonung der natürlichen Umweltressourcen und der Nachhaltigkeit technischer Entwicklungen. Die Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsdimensionen ist ein wesentlicher Bestandteil des Hochschulentwicklungsplans der Hochschule Ludwigshafen. Dies bezieht sich nicht nur auf die effektive und effiziente Nutzung von Infrastruktur und Ressourcen, sondern auch auf eine nachhaltige Schaffung und Weiterentwicklung von Netzwerken auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Die Hochschule Trier verpflichtet sich in ihrem Leitbild zur Nachhaltigkeit. Sie möchte damit in allen Aspekten ihres Handelns Verantwortung für eine zukunftsfähige Entwicklung der Gesellschaft übernehmen und dabei soziale, kulturelle, ökologische und ökonomische Belange in gleicher Weise beachten. – Am Umwelt-Campus Birkenfeld haben die Fachbereiche darüber hinaus eine Umwelt-Nachhaltigkeitspolitik verabschiedet, auf deren Basis regelmäßig Nachhaltigkeitsziele definiert werden. Außerdem wurde ein Umwelt- und Energiemanagementsystem etabliert. Zudem besteht am Umwelt-Campus Birkenfeld ein integriertes Klimaschutzkonzept, das im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert wurde und weitere Potenziale, insbesondere im Bereich der Mobilität , erschließen soll. Der Umwelt-Campus Birkenfeld gilt als „Grünste Hochschule Deutschlands“ (Auszeichnung utopia.de, 2012) und zählt somit zu den besonderen Hochschulstandorten in Deutschland: Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte ziehen sich seit der Gründung im Jahre 1996 wie ein „grüner Faden“ durch die Erfolgsgeschichte. Dazu werden regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte verabschiedet. Die Verpflichtung zur Nachhaltigkeit hat Eingang in das Forschungsprofil der Hochschule Trier gefunden. Neben den Akteuren in den Hochschulen unterstützt die Landesregierung mit der Forschungsinitiative die Strategie- und Strukturbildung an den Hochschulen im Rahmen ihrer Autonomie durch die Entwicklung von Profilbereichen über die Grundfinanzierung hinaus. Die rheinland-pfälzische Forschungsinitiative ist integrales Element des Forschungs- und Technologieprogramms und der Regionalen Innovationsstrategie der Landesregierung, sowie zentrales Forschungsförderinstrument des Wissenschaftsministeriums. Die Forschungsinitiative setzt auf ein klares Forschungsprofil und die Entwicklung strategischer Ziele im Wettbewerb um Studierende, wissenschaftlichen Nachwuchs, Spitzenforscherinnen und -forscher sowie Fördermittel. Zentral dabei ist die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Autonomie der staatlichen rheinland-pfälzischen Hochschulen durch Profilbildung. Die Hochschulen identifizieren autonom und hochschulintern ihre Forschungsstärken und bauen diese auf und aus. Die Forschungsförderung des Wissenschaftsministeriums erfolgt auf dieser Basis in den profilgebenden Forschungsbereichen. Sie umfasst aufeinander abgestimmte Förderstufen: Die hochschulinterne Forschungsförderung konzentriert sich auf Anschubfinanzierung und Unterstützung neuer Vorhaben und ist so flexibel gestaltet, dass sie für künftige interne und externe Entwicklungen offen ist. In Forschungsschwerpunkten, die ein besonderes Entwicklungspotenzial besitzen oder bereits – beispielsweise durch die Teilnahme an bundesweiten oder europäischen Wettbewerbsverfahren – identifiziert wurden, konzentrieren sich exzellente Arbeitsgruppen um ein international sichtbares Forschungsthema. Durch die Forschungsinitiative wurden ab Sommer 2008 die vier Universitäten und ab Herbst 2010 die sieben Fachhochschulen zusätzlich zur Grundfinanzierung bis heute mit rund 132 Millionen Euro gefördert; bis 2016 sind im Haushalt und im Sondervermögen „Wissen schafft Zukunft“ hierfür weitere 28 Millionen Euro eingeplant. Die Mittel der Forschungsinitiative stehen den Hochschulen außerhalb der Grundfinanzierung zur Verfügung. In Rheinland-Pfalz zeigt der Ansatz der Forschungsinitiative breite Akzeptanz und Erfolge im Bereich der Nachhaltigkeit und unterstützt die Hochschulen bei ihrer Spezialisierung und Profilierung. Er wird bottom-up, also von der Wissenschaft selbst, in den Einrichtungen durch entsprechende wissenschaftliche Verbünde untermauert. Insofern kann diese Entwicklung als „nachhaltig“ bezeichnet werden, da sie auf gewachsenen Strukturen aufsetzt und strukturell in den Hochschulen verankert ist. In den Forschungsschwerpunkten der Forschungsinitiative werden unter anderem Forschungsaktivitäten gefördert, die den unter Frage 1 erläuterten Kriterien von an Nachhaltigkeit orientierter Forschung genügen (siehe dazu Frage 5). Die Profilbildung der Hochschulen in der Forschungsinitiative lässt eine Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern im Sinne von „citizen science“ zu, ohne diese Beteiligung jedoch in einem formellen Verfahren zu regeln, da dies dem Charakter bürgerschaftlichen Engagements und der grundgesetzlich verbrieften Forschungsfreiheit zuwider liefe. Durch angemessene Beteiligung von Stakeholdern wird sichergestellt , dass die Forschung an den gesellschaftlichen Bedarfen orientiert ist. Maßnahmen zur Verbesserung der Kooperation mit Partnern innerhalb und außerhalb der Hochschulen, zum Wissenstransfer, zur Förderung von Gleichstellung und Diversity sowie zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie unter Beachtung der jeweils spezifischen Rahmenbedingungen der Hochschulen, sind Teil der strukturellen Maßnahmen im Rahmen der Forschungsinitiative . 4 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/5111 Insgesamt konkretisiert sich damit die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes auch im Konzept der Forschungsinitiative und dann im Weiteren in deren Umsetzung im Rahmen von Zielvereinbarungen und dem damit verbundenen Monitoring. Der Bereich Studium und Lehre unterliegt im Wesentlichen der grundgesetzlich verankerten und im Hochschulgesetz ausgestalteten Hochschulautonomie. Die Hochschulen des Landes sind frei in der inhaltlichen und methodischen Gestaltung der Lehrveranstaltungen . Auch die Einrichtung neuer oder die Aufhebung bestehender Studiengänge ist dem zuständigen Ministerium lediglich anzuzeigen und bedarf keiner Genehmigung. Eine konkrete, auf Nachhaltigkeit bezogene Einwirkungsmöglichkeit auf die Ausgestaltung der Studiengänge besteht daher für die Landesregierung nicht. II. Forschung für Nachhaltigkeit in Rheinland-Pfalz 4. Welche Profilbereiche von Hochschulen, welche Forschungsschwerpunkte und Forschungsprojekte gibt es in Rheinland-Pfalz, die die Anforderung der Landesregierung an eine an Nachhaltigkeit orientierte Forschung beispielhaft erfüllen? Nachfolgend werden modellbildende Aktivitäten nach einzelnen Hochschulen gegliedert dargestellt. – An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist insbesondere der Bereich der Materialwissenschaften, der einen signifikanten Beitrag zum Thema „Ressourcenschonung“ leistet, zu erwähnen: Neben der Förderung des Forschungszentrums „Center for Innovative and Emerging Materials (CINEMA)“ im Rahmen der Forschungsinitiative werden z. B. durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft der Sonderforschungsbereich SFB TRR 146 „Multiskalen-Simulationsmethoden für Systeme der weichen Materie“ sowie das Schwerpunktprogramm SPP 1239 „Change of microstructure and shape of solid materials by change of external magnetic fields“ gefördert. Hinzu kommen gerade im Bereich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses die in der Exzellenzinitiative geförderte Graduiertenschule „MAterials Science IN mainZ (MAINZ)“ und das internationale Graduiertenkolleg ITRG 1404 „Self-organized Materials for Optoelectronics“. Neben den Materialwissenschaften verfügt die Johannes Gutenberg-Universität Mainz über eine Reihe weiterer Forschungsschwerpunkte, die nachhaltigkeitsrelevant sind und zugleich über Jahre hinweg weiterentwickelt wurden. Ein Beispiel hierfür ist die Erdsystemforschung, die u. a. gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Chemie bis 2013 auf das Thema Geocycles fokussiert war und zwischenzeitlich eine Neuausrichtung im Rahmen des neuen Forschungsschwerpunkts VAMOS erfahren hat. Diese beiden Bereiche Material- und Erdsystemwissenschaften stehen exemplarisch für die nachhaltigkeitsrelevanten Aktivitäten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. – An der TU Kaiserslautern sind vor allem die profilgebenden Bereiche Materialwissenschaften und Ressourceneffizienz zu nennen . Nachfolgend werden einzelne beispielgebende Forschungsaktivitäten skizziert: Der universitäre Forschungsschwerpunkt „Region und Stadt“ bearbeitet vor Ort die Thematik der raumbezogenen Zukunftsforschung, insbesondere im Bereich der Wandel- und Transformationsforschung bzgl. der Entwicklung von Städten und Regionen unter den Einflüssen übergreifender Entwicklungstrends wie dem demografischen Wandel, dem ökomischen Strukturwandel oder dem Klimawandel. Das Forschungsprojekt „Ressourcenschonendes Leichtbauverfahren für Betondecken“ hat den 3. Platz beim Nachhaltigkeitspreis 2013 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erhalten. Prämiert wurden „Ergebnisse von Spitzenforschung mit hoher Nachhaltigkeitswirkung, die in enger Kooperation mit Anwendern entstanden sind“. Die TU Kaiserslautern ist an der von der Johannes Gutenberg-Universität federführend eingeworbenen Graduiertenschule der Exzellenz „MAterials Science IN mainZ (MAINZ)“ mit dem Schwerpunkt materialwissenschaftlicher Forschung und mit dem Aspekt der Optimierung multifunktionaler Materialien beteiligt, und leistet auch in diesem Kontext einen Beitrag zum Thema Ressourceneffizienz. – Die Universität Koblenz-Landau stärkt mit dem Projekt Profil³ die Positionierung der Universität Koblenz-Landau im Bereich „Nachhaltigkeitsforschung/Risikokompetenzen“. Sie hat ihre Kernkompetenz im naturwissenschaftlichen und ökonomischen Bereich der Nachhaltigkeitsforschung am Institut für Umweltwissenschaften gebündelt; dies schlägt sich u. a. in der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Forschergruppe „Internano: Mobilität, Alterung und Funktionsweisen anorganischer synthetischer Nanopartikel in der Land-Wasser-Übergangszone“ nieder. Die Universität strebt eine enge Kooperation mit dem Institute for Social & Sustainable Economics (ISSO) in Koblenz an. Hier geht es um die Beschäftigung mit dem Thema zukunftsfähiges und ethisches Wirtschaften in Theorie und Praxis, letzteres als Inkubator oder Raum für Gründungen. Für die Anstrengungen des Landes zur Verankerung der Nachhaltigkeit im Bereich der Forschung ist zudem beispielhaft eine an der Schnittstelle von Umwelt- und Sozialwissenschaften eingerichtete Nachwuchsforscherinnengruppe zu nennen, die das Spannungsfeld zwischen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und nachhaltigem Handeln erforschen soll. Das Land fördert dieses Projekt im Rahmen des sogenannten Programmbudgets des Hochschulpakts (Phase II). – Die Universität Trier ist durch inhaltliche Schwerpunkte in der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung sowie in den Umweltwissenschaften geprägt. Die Verknüpfung von Umwelt- und Bildungsinteresse zeigt sich insbesondere am Projekt „Bildung für nachhaltige Entwicklung am universitären Forschungs- und Lehrbienenstand „Bee.ed“ (siehe dazu auch im Bereich Lehre zu Frage 6). Gefördert im EU-INTERREG-Programm wird das Projekt SMART INSPECTORS, das auf die Realisierung eines kompletten unbemannten Luftfahrzeugs oder leichtflugzeugbasierten Fernerkundungssystems für den Umweltschutz und die Landwirtschaft zielt. Mit dem Forschungsschwerpunkt „Resilienz“ sollen aus den Umwelt- und Sozialwissenschaften stammende Konzepte für die historischen Wissenschaften und die Kulturwissenschaften erschlossen werden, um Fragen nach der Bewältigungsfähigkeit und dem Adaptations- und Transformationspotenzial angesichts radikaler gesellschaftlicher Umbrüche zu untersuchen. 5 Drucksache 16/5111 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode – Die Fachhochschule Bingen zeichnet sich durch ein breites naturwissenschaftlich-technisches Forschungsprofil aus. Die fachlichen Schwerpunkte in der angewandten Forschung lassen sich unter den Themen Energie und Mobilität, Agrarwissenschaften und Umwelt sowie Informatik zusammenfassen (siehe auch unten zu Frage 5). Beispielhaft ist das Projekt „Nachhaltigkeit im Weinbau – Umsetzung eines Kommunikations- und Managementkonzepts zur Realisierung nachhaltiger Weinproduktion“ zu nennen, das durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert wird. – Die Hochschule Kaiserslautern verfügt über profilbildende Forschungsschwerpunkte in den Bereichen „Integrierte Miniaturisierte Systeme“, „Zuverlässige Softwareintensive Systeme“ sowie „Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen“. Beispielsweise wird das Projekt „Optimierung der Ressourceneffizienz von Heizungs-, Trinkwasser- und Solar-Umwälzpumpen“ durch das BMBF mit dem Ziel gefördert, Selten-Erd-Magneten durch andere Materialien zu substituieren. – Die Hochschule Koblenz fördert gezielt Forschungsbereiche in den Themenfeldern Material- und Lebenswissenschaften sowie Bildungs- und Sozialforschung. An der Hochschule Koblenz ist in Kooperation mit der Fraunhofer-Gesellschaft ein Anwendungszentrum für multimodale und luftgestützte Sensorik angesiedelt, welches u. a. ein Projekt zur Thermalbefliegung der Hahnhöfer Nebenelbe in Hamburg durchführt und Beiträge zur qualitativen und quantitativen Gewässerkunde sowie zur Ökologie hinsichtlich Flora und Fauna gefährdender Faktoren erwarten lässt. Im Bereich der Energietechnik ist das Projekt „Abwärmenutzung mittels Adsorptionskälteprozess“ zur Kälteerzeugung für die Klimatisierung von Gebäuden im Sommer hervorzuheben . – Das Forschungsprofil der Hochschule Ludwigshafen am Rhein wird u. a. geprägt durch Forschung zur nachhaltigen Unternehmensentwicklung . Zwei in diesem Feld hervorzuhebende Projekte sind „Wert der Zertifizierung nachhaltiger Unternehmensführung “ gemeinsam mit der TÜV Rheinland Cert GmbH und „Online Sustainability Monitor – Bewertung der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen“. – Zentrale Profilbereiche der Hochschule Mainz sind Informationstechnik und Kommunikation sowie Material und Werkstoffe in Architektur, Bauwesen und Design. Das Projekt XPLANUNG hat den standardisierten digitalen medienbruchfreien Austausch von Planungsinformation zwischen allen Ebenen der öffentlichen Planung (Kommunalplanung, Landesplanung, Raumordnung, EU-Ebene) zum Gegenstand. Über die Entwicklung einer standardisierten medienbruchfreien IT-Lösung für öffentliche und private Partner sowie für die Bürgerinnen und Bürger liefert das Projekt Beiträge zur Nachhaltigkeit, auch im Sinne eines Beitrags zur EU-Agenda „Digital Europe“. – Nachhaltigkeit steht an der Hochschule Trier im Zentrum aller drei profilgebenden Forschungsschwerpunkte. Das BMBFgeförderte Forschungskolleg MAGNENZ – magnetische Enzyme verknüpft beispielgebend Forschung mit Graduiertenausbildung im Bereich der Methodenentwicklung zum Recycling „teurer“ Enzyme und damit zur Entwicklung ressourcenschonender Produktionsverfahren. Im Projekt Protron geht es um die Entwicklung verbrauchsoptimierter Fahrzeuge: Hauptaugenmerk des Projekts liegt auf einer umweltgerechten Mobilität im 21. Jahrhundert am Beispiel eines alltagstauglichen, energieeffizienten Fahrzeugs. – Die Hochschule Worms verfügt mit ihren Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Touristik und Verkehrswesen sowie Informatik über eine vielfältige Branchenexpertise, die in Kombination mit nationalen und internationalen Kontakten als Plattform für den Wissens- und Technologietransfer ausgebaut wird. Dort steht die interdisziplinäre unternehmensnahe Dienstleistungsforschung im Blickpunkt. Die vorangehend aufgeführten beispielgebenden Profilbereiche und Forschungsprojekte der Hochschulen werden ergänzt durch die bei Beantwortung der Frage 5 dargestellten Forschungsschwerpunkte der Forschungsinitiative. Insgesamt zeigt sich auch anhand der zahlreichen nachhaltigkeitsbezogenen Forschungsvorhaben, dass sich in den vergangenen Jahren eine „Nachhaltigkeitskultur “ entwickelt hat. 5. Wie viele und welche Forschungsschwerpunkte, die die in der Beantwortung von Frage 1 aufgestellten Kriterien erfüllen, finden auf Initiative und/oder mit Unterstützung der Landesregierung statt? Die nachfolgend dargestellten Schwerpunkte widmen sich Themen, die einen Bezug zu mindestens einer der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit haben und zugleich mindestens einem der definierten Querschnittskriterien genügen, wobei bei den naturwissenschaftlich -technologischen Forschungsschwerpunkten der Nachhaltigkeitsbezug vor allem in der ökologischen Dimension begründet liegt. 25 von insgesamt 42 Forschungsschwerpunkten in der Forschungsinitiative genügen den eingangs dargestellten Anforderungen. Johannes Gutenberg-Universität: – Vulkane und Atmosphäre in magmatischen, offenen Systemen (VAMOS): Vulkane sind lokal, regional und global höchst einflussreiche Faktoren auf Umwelt, Mensch, Klima. Ziel der Forschungen ist es, das System „Vulkan“ zu verstehen, zu quantifizieren und die unterschiedlichen Wechselwirkungen zwischen vulkanischen Systemen und Regionen zu qualifizieren und auch – im besten Falle – in der Wirkung vorauszusagen. 6 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/5111 – Biomaterials, Tissues and Cells in Science: In der regenerativen Medizin spielt neben der Verwendung von künstlichen Implantaten zunehmend der biologische Ersatz von Geweben und Organen eine Rolle. Beim „Tissue Engineering“ sollen körpereigene Zellen des Patienten im Labor zu neuem Gewebe wachsen. Basis hierfür sind sogenannte „Scaffolds“ aus zumeist künstlichen Materialien, die die Form des neuen Gewebes vorgeben und für eine optimale Funktion sorgen sollen. – Center for Innovative and Emerging Materials (CINEMA): Das Forschungszentrum ist eine Initiative auf dem Gebiet der Materialforschung. Zentrales Thema ist die Entwicklung und Verarbeitung neuer Materialien mit neuen Eigenschaften in Hinblick auf die spätere Anwendung. – Interdisciplinary Public Policy (IPP): Der Schwerpunkt erforscht, unter welchen Bedingungen öffentliche Institutionen in sozioökonomische Systeme eingreifen sollen, auf welche Weise öffentliche Institutionen, z. B. durch umweltpolitische Maßnahmen , gezielt intervenieren sollen und wie die Auswirkungen dieser Interventionen zu bewerten sind. TU Kaiserslautern: – Advanced Materials Engineering (AME): Es werden Hochleistungswerkstoffe und deren Werkstoffverbünde als Schlüsselmaterialien für Leichtbaukonzepte in energieeffizienten Verkehrssystemen, bei der Energieerzeugung und in der Verfahrenstechnik untersucht. – Ambient Systems (AmSys): Hinter ambienten (eingebetteten) Systemen verbirgt sich eine anspruchsvolle IT-Systemvision, durch die die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Menschen in Beruf und Alltag wirkungsvoll verstärkt und zum Beispiel kognitive, sensorische und motorische Defizite überbrückt werden können. Anwendungen finden sich beispielsweise in den Bereichen Medizin (z. B. Notfallerkennung, Rekonvaleszenz), Assisted Living sowie Produktion und Freizeit. – Nanostrukturierte Katalysatoren (NanoKat) – Systeme für den Rohstoffwandel: Zentrale Forschungsthemen sind die Folgen des Wandels der Rohstoffbasis für die chemische Industrie. Untersucht werden u. a. die Möglichkeiten, wie aus nachwachsenden, außerhalb des Nahrungs- und Futterbereichs verwendeten Rohstoffen möglichst effizient Basischemikalien für industrielle Prozesse erhalten werden können. – Werkstoffverbünde im Bauwesen – HiPerCon – High Performance Composite Constructions: Hier wird zu Verbundkonstruktionen geforscht, die durch den materialgerechten Einsatz der verwendeten Werkstoffe eine hohe Leistungsfähigkeit bei minimiertem Materialeinsatz bieten. – Zentrum für Optik und Materialwissenschaften (OPTIMAS): OPTIMAS verbindet die Forschungsgebiete Optik und Materialwissenschaften . Im Zentrum der Forschung stehen beispielsweise neue Materialsysteme für magnetische Sensoren und Speichermedien und der Einsatz optischer Methoden zur Materialbearbeitung sowie in der Sicherheitstechnik. Universität Koblenz-Landau: – Land-Wasser-Interaktionen (AUfLAND): Der Forschungsschwerpunkt verbindet die Bereiche „Mensch“ und „Umwelt“ des Profils der Universität Koblenz-Landau interdisziplinär. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht beispielsweise der Übergangsbereich zwischen Land und Wasser, dem unter anderem eine wichtige Filterfunktion zukommt. Ziel ist es, die Prozesse zu identifizieren und zu verstehen, die für das Schicksal der künstlichen Nanopartikel in diesem Land-Wasser-Ökosystem verantwortlich sind. – Kommunikation – Medien – Politik (KoMePol): Ziel des Forschungsschwerpunkts ist es, einen Beitrag zur Grundlagenforschung auf dem Gebiet der politischen Kommunikationsforschung zu leisten. Im Kern geht es dabei um die individuelle Wahrnehmung und Verarbeitung politischer Kommunikationsinhalte sowie um Wechselwirkungen dieser Verarbeitungsprozesse mit politischen und technischen Strukturen und Rahmenbedingungen. – Kulturelle Orientierung und normative Bindung: Der Forschungsschwerpunkt widmet sich aus geisteswissenschaftlicher Perspektive dem Themenbereich Nachhaltigkeit und den damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen. Zentrale Frage ist, an welchen Normen sich die Mitglieder moderner Gesellschaften orientieren können, wenn Bindungskräfte wie Religion, Literatur und Sprache schwinden. Es werden die Auswirkungen dieser Prozesse auf die Entwicklung, Zusammensetzung und Interaktion von Gesellschaften untersucht. Universität Trier: – TriCSS – Trier Center for Sustainable Systems – Trierer Forschungszentrum zur Untersuchung nachhaltiger Mensch-Umweltsysteme : Ziel ist es, Analysemethoden und Modelle zur Förderung der Nachhaltigkeit und zur Lenkung von Transformationsprozessen in Grenzregionen zu entwickeln. 7 Drucksache 16/5111 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode – Forschungszentrum „Europa – Strukturen langer Dauer und Gegenwartsprobleme“ (FZE): Im Mittelpunkt des Forschungsprogramms steht das übergreifende Forschungsthema „Dynamiken der Adaption: Probleme gesellschaftlicher Veränderung und Integration in der Perspektive langer Dauer.“ Dabei bilden „Inklusion/Exklusion im Kontext sozialer Ungleichheit und kulturellreligiöser Differenz“ sowie „Resilienz: Lernprozesse und Beharrungskraft von Gesellschaften angesichts radikaler Strukturbrüche “ Schwerpunkte der Forschungsaktivitäten. Fachhochschule Bingen: – Das Forschungsprofil der Fachhochschule Bingen wurde im Rahmen der Forschungsinitiative weiter entwickelt und wird über die Begriffe „Mobilität, Energie, Umwelt, Informatik und Agrar“ definiert. Als übergreifendes Thema kann hier die „Nachhaltigkeit “ gesehen werden, die sich z. B. in den Forschungsprojekten der Elektromobilität, den Nachwachsenden Rohstoffen, den erneuerbaren Energien, dem Umwelt- und Klimaschutz wiederspiegelt. Hochschule Kaiserslautern: – An der Hochschule Kaiserslautern widmet sich der Forschungsschwerpunkt „Nachhaltige Produkte und Dienstleistungen (NAPUD)“ Forschungsfragen der nachhaltigen Wertschöpfung unter Beachtung der Nachhaltigkeitsprinzipien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz (z. B. Nachhaltige Stadtentwicklung; Nachhaltige Betriebswirtschaft; Ressourcenmanagement; Demografischer Wandel; Nachhaltigkeit an der Hochschule). Hochschule Koblenz: – An der Hochschule Koblenz decken die Forschungsschwerpunkte „Analytische Bildgebung“ und „Bildung, Sozialpolitik und Soziale Arbeit im Kontext demographischen Wandels“ sowohl Nachhaltigkeitsthemen im naturwissenschaftlich-technischen wie auch im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich ab. Anwendungen liegen z. B. im Bereich der biomedizinischen Forschung (Darstellung von Transportvorgängen in Fettzellen), in den Materialwissenschaften (Untersuchung und Optimierung neuer magnetischer Materialien) sowie in Themenfeldern der gesellschaftlichen Nachhaltigkeit. Hochschule Ludwigshafen: – An der Hochschule Ludwigshafen steht „Nachhaltige Unternehmensentwicklung“ im Fokus. Nachhaltigkeit im Unternehmenskontext wird hier im Dreiklang von ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielen gesehen. Im Mittelpunkt dieses Forschungsschwerpunkts stehen daher Ansätze, die es Unternehmen durch Berücksichtigung der ökologischen und sozialen Implikationen ihres Handelns erlauben, stabiler und erfolgreicher zu werden, und gleichzeitig einen Beitrag zu einer an den Nachhaltigkeitsprinzipien orientierten Gesellschaftsentwicklung zu leisten. Aktuell bilden die Erforschung von Nachfragerpräferenzen für ökologische und soziale Leistungsmerkmale in verschiedenen Märkten und von Wegen, die Gewichtung dieser Merkmale bei Nachfrager-entscheidungen zu stärken, einen Schwerpunkt der Aktivitäten. Aus dieser Förderung ist das o. g. Projekt „Online Sustainability Monitor – Bewertung der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen“ hervorgegangen. Hochschule Mainz: – An der Hochschule Mainz widmen sich die beiden Forschungsschwerpunkte „Informationstechnik und Kommunikation“ sowie „Material und Werkstoffe in Architektur, Bauingenieurwesen und Gestaltung“ Themen wie z. B. der nachhaltigen Planung zur klimaverträglichen und ressourcenschonenden Ausrichtung von Vorhaben durch raumbezogene Datenanalyse. Hochschule Trier: – Die Hochschule Trier verfügt über drei Forschungsschwerpunkte: Die Forschungsziele des Schwerpunkts „Angewandtes Stoffstrommanagement “ des gleichnamigen Instituts liegen in der Entwicklung anwendungsnaher Methoden auf dem Gebiet des Stoffstrommanagements , d. h. Methoden zur ganzheitlichen Optimierung von Stoffsystemen mit dem Ziel der regionalen Wertschöpfung (z. B. Carbon Footprint). Das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement hat sich insgesamt zum Ziel gesetzt, die nachhaltige Optimierung von regionalen und betrieblichen Stoffströmen in konkreten, praxisnahen Projekten zu fördern. Es ist mittlerweile weltweit tätig und betreut u. a. zahlreiche „Zero-Emission-Parks“ auf nationaler und internationaler Ebene in enger Zusammenarbeit mit Kommunen, kommunalen Gebietskörperschaften, Behörden, Ministerien, Unternehmen sowie anderen wissenschaftlichen Einrichtungen. – Der Schwerpunkt „Intelligente Technologien für Nachhaltige Entwicklung“ widmet sich u. a. der Entwicklung ressourceneffizienter Technologien und Verfahren in den Bereichen Mobilität, Brennstoffzellen und Batterietechnik sowie Produktionsverfahren . In dem Schwerpunkt „Life Sciences: Medizin-, Pharma- und Biotechnologie“ tragen Innovationen in den Forschungsfeldern Medizintechnik und Verfahrenstechnik/Biotechnologie zur Optimierung der Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen bei. 8 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/5111 Hochschule Worms: – Die Hochschule Worms wird mit dem Forschungsschwerpunkt interdisziplinäre unternehmensnahe Dienstleistungsforschung in der Forschungsinitiative gefördert. Dieser baut auf der vielfältigen Branchenexpertise auf, die in Kombination mit nationalen und internationalen Kontakten als Plattform für den Wissens- und Technologietransfer ausgebaut wird. Die Investitionen des Landes in eine klare Schwerpunktsetzung der Hochschulen im Rahmen der Forschungsinitiative belaufen sich von 2008 bis heute auf rund 132 Millionen Euro, wovon auf die 25 an Nachhaltigkeit orientierten Schwerpunkte über 58 Millionen Euro entfallen. III. Das Leitbild der Nachhaltigkeit in der Lehre 6. Inwieweit ist Nachhaltigkeit in der Lehre Bestandteil der strategischen Überlegungen rheinland-pfälzischer Hochschulen? Die Hochschulen in Rheinland-Pfalz setzen Nachhaltigkeit in der Lehre auf unterschiedlichen Ebenen in ihren strategischen Überlegungen um. Dabei steht die Qualifikation und Befähigung der Studierenden und Absolventinnen und Absolventen im Vordergrund . Bereits mit der Umsetzung der Bologna-Reform sind die Qualifikationsziele „Persönlichkeitsentwicklung“ und „Befähigung zum zivilgesellschaftlichen Engagement“ in Studium und Lehre bei der Ausgestaltung der Studiengänge berücksichtigt worden. Durch diese explizite Ausrichtung der Lehre und die damit einhergehende Vermittlung entsprechender Kompetenzen sollen die Absolventinnen und Absolventen die Befähigung, Herausforderungen evidenzbasiert bewerten zu können und anhand eines nachhaltigen Wertekanons Lösungen zu erarbeiten, erlangen. Neben dieser impliziten Vermittlung der Nachhaltigkeit im Studium zeichnen sich die rheinland-pfälzischen Hochschulen durch vielfältige strategische Akzentsetzungen aus, die Nachhaltigkeit in der Lehre zu gewährleisten. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat im Jahr 2010 eine Lehrstrategie beschlossen, in der sie sich zur nachhaltigen Qualitätsförderung und -sicherung von Lehr- und Lernprozessen verpflichtet. Auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit bezogene Themen werden als fester Bestandteil des Lehrplans oder als eigenständige Ergänzung der Lehrinhalte durch die jeweiligen Lehrbeauftragten im Lehrangebot aufgegriffen. Die TU Kaiserslautern berücksichtigt in ihrem in Vorbereitung befindlichen Nachhaltigkeitsbericht und in der auf dieser Basis zu entwickelnden Nachhaltigkeitsstrategie die vorhandenen Studiengänge sowie deren zukünftige Weiterentwicklung. Die Kriterien für Nachhaltigkeit werden an der Universität Koblenz-Landau bei den etablierten Studiengängen insbesondere in den Bio-/Geowissenschaften und in den Umweltwissenschaften als integraler Bestandteil der Lehre umgesetzt. Darüber hinaus zielt die Universität Koblenz-Landau auf eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Qualitätssicherung und -entwicklung im Rahmen der Studiengangsakkreditierung. Die Universität Trier verpflichtet sich im Rahmen ihrer zuletzt 2009 aktualisierten Perspektiven 2020 zu einer weiteren Stärkung der Umweltwissenschaften auch durch Intensivierung der Zusammenarbeit von Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften. Dies bezieht auch die Weiterentwicklung des bestehenden Lehrangebots ein. Gemäß Leitbild und Gesamtentwicklungsplan sieht sich die Fachhochschule Bingen in der Lehre insbesondere der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, der Schonung der natürlichen Umweltressourcen und der Nachhaltigkeit technischer Entwicklungen verpflichtet. Nachhaltiges Handeln steht an der Hochschule Kaiserslautern auch in der Lehre bei der Entwicklung neuer Studiengänge ebenso wie bei der Weiterentwicklung der bestehenden Studiengänge im Fokus der Aufmerksamkeit. Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle in Studium und Lehre beginnend bei der Entwicklung von Studiengängen und ist im gesamten studentischen Lebenszyklus verankert. Vor allem die Verantwortung für die künftige Entwicklung der Umwelt sowie die Verantwortung für die gegenwärtige ebenso wie für die zukünftigen Generationen der Studierenden stehen dabei im Vordergrund. Die Hochschule Kaiserslautern zeichnet sich durch interdisziplinäre Studienangebote, wie z. B. Energieeffiziente Systeme, aber auch durch spezielle Fächer in den klassischen Studiengängen, in denen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung thematisiert werden, aus. An der Hochschule Koblenz werden drei Dimensionen der Nachhaltigkeit, die soziale Dimension mit der Frage „Wie wollen wir leben?“, die ökonomische Dimension mit der Frage „Wie müssen wir wirtschaften?“ und die ökologische Dimension mit der Frage „Wie können wir unsere Umwelt bewahren?“ in vielfältigen Lehrangeboten aufgegriffen. Im Leitbild der Hochschule Koblenz ist das Bestreben verankert, „Studierende umfassend zu bilden und für die Anforderungen einer globalisierten Gesellschaft sowie des sich wandelnden Arbeitsmarkts zu befähigen“. Die Hochschule sieht sich „als Partner für Bildung und lebenslanges Lernen“. Auch der Hochschulentwicklungsplan zielt darauf ab, „trotz mehr Quantität an Studierenden die Qualität der Studienangebote zu sichern und nach innen und außen durch Exzellenz in der Lehre zu manifestieren“, sowie künftig „eine Profilierung der Hochschule in Forschung und Weiterbildung“ anzustreben. Aus diesem Verständnis heraus wurden in den letzten Jahren bereits zahlreiche Entwicklungen angestoßen. Um die Verbesserung des Studiums und der Lehre geplant, systematisch und kontinuierlich weiterzuentwickeln, unterstützt die Abteilung „Hochschulentwicklung und Qualitätsmanagement“ (HEQM) die Hochschule durch die Durchführung von Evaluationen, Analysen zum Stand der Qualitätssicherung in Studium und Lehre sowie die Optimierung qualitätsrelevanter Prozesse in ihrer stetigen Entwicklung. 9 Drucksache 16/5111 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Durch eine enge Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Fachbereichen werden neue Projekte in Angriff genommen und gemeinsame Konzepte entwickelt, um eine ganzheitliche und nachhaltige Verbesserung der Lehre und des Studiums anzustreben. Somit können zielgruppenspezifische Auswertungen diskutiert und Veränderungsprozesse in den einzelnen Fachbereichen und Studiengängen in Gang gesetzt werden. Den strategischen Rahmen für die nachhaltige Weiterentwicklung in Studium und Lehre bildet das Leitbild der Hochschule Ludwigshafen. Darin wurden folgende Grundsätze formuliert: Die Hochschule Ludwigshafen am Rhein – stellt Angebote aus Bachelor- und Masterstudiengängen sowie Dualen Studiengängen in den Bereichen Wirtschaft, Wirtschaftsinformatik , Gesundheit und Soziales bereit, die im Hinblick auf die aktuelle wie zukünftige Nachfrage des Arbeitsmarkts überzeugen und in denen neben den Fachinhalten auch gesellschaftliche und ethische Frage-stellungen im Fokus stehen; – begreift den Bildungsprozess als Ko-Produktion von Lehrenden und Studierenden und versucht, Studium und Lehre entlang dieses Verständnisses weiterzuentwickeln; – versteht Studium als eine Qualifikation, die über das rein Fachliche hinausgeht und die Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden fördert; – forciert insbesondere in den Masterstudiengängen forschendes Lernen; – lebt Internationalität durch Kontakte mit Studierenden und Lehrenden aus anderen Ländern vor Ort sowie durch Auslandsaufenthalte und entwickelt damit das Verständnis für die eigene wie für andere Kulturen weiter. Die Hochschule Mainz legt mit ihrer ausgeprägten Anwendungsorientierung Wert darauf, dass Studierende sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Projekten, die auch einen Nachhaltigkeitsbezug haben können, qualifiziert werden. An der Hochschule Trier mit ihrem Umwelt-Campus Birkenfeld, der „Grünsten Hochschule Deutschlands“, zieht sich die konsequente Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien durch die Konzeption der Studiengänge entweder in deren Gesamtausrichtung oder durch Verankerung einzelner einschlägiger Module. An der Hochschule Worms erfolgt die Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien bezogen auf einzelne Studiengänge, so beispielsweise in einem Projekt im TEMPUS-Programm, dem Hochschulkooperationsprogramm der Europäischen Union, das sich mit der Entwicklung neuer Module in Studiengängen für nachhaltiges Tourismus-Management widmet. 7. Wie drückt sich Nachhaltigkeit in der Lehre in der rheinland-pfälzischen Hochschullandschaft aus? Die nachfolgend vorgestellten Studiengänge zeichnen sich vor allem durch ihren Bezug zu den Säulen ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit aus: – Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz bietet einen Masterstudiengang „Umwelt und Nachhaltigkeit“ an. Auch in den Bachelorstudiengängen Geografie und Geowissenschaften sowie im Masterstudiengang Geowissenschaften wird jeweils im Wahlpflichtbereich ein Bezug zum Thema Nachhaltigkeit hergestellt. – An der TU Kaiserslautern ist der als offizielles Dekade-Projekt der UNESCO 2010 und 2013 ausgezeichnete Masterstudiengang „Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit“ hervorzuheben. Dieser wird durch das Distance and Independent Studies Center DISC angeboten. Ein MOOC (Massive Open Online Course) „Nachhaltige Entwicklung“, dessen Veranstaltungen den Nachhaltigkeitsbezug in den verschiedenen Fachbereichen aufzeigen, ist zum Sommersemester 2015 erstmals aufgesetzt worden. – In vielen Studiengängen werden weiterhin Lehrveranstaltungen, die einen Bezug zu mindestens einer der drei Nachhaltigkeitsdimensionen haben, angeboten, z. B. an den Fachbereichen Chemie (an der Durchführung des Studiengangs Bio- und Chemieingenieurwesen sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsschwerpunkts NanoKat beteiligt), Bauingenieur -wesen (Studiengang Umweltingenieurwesen geplant), Raum- und Umweltplanung (MA Umweltplanung und Recht), Elektro - und Informationstechnik (Studienschwerpunkte: Regenerative Energien – Elektromobilität). Gemäß des Leitbilds „Führen in globaler Verantwortung“ hält der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften einschlägige Veranstaltungen vor, u. a. das Schwerpunktmodul „Sustainable Development, Ressourcen, Umwelt und Energie“. – Das Thema Nachhaltigkeit ist ein fester und integrativer Bestandteil in Studiengängen der Universität Koblenz-Landau. Dazu gehören zunächst zwei grundständige Studiengänge, die sich im Schwerpunkt mit Nachhaltigkeit befassen: Der Bachelor- und Masterstudiengang „BioGeoWissenschaften“ am Campus Koblenz, der ökologische Risikoanalyse zur Implementierung und Förderung nachhaltiger Entwicklung bei Umwelteingriffen zum Thema hat, und der Zwei-Fach-Bachelor-Studiengang mit dem Basisfach Umweltchemie, Naturschutzbiologie mit dem Wahlfach Nachhaltigkeitsmanagement. – Darüber hinaus sind weiterbildende Fernstudiengänge zu nennen. Im Masterstudiengang Energiemanagement beschäftigt man sich mit den Belangen des Energiemanagements und den Fragen der wirtschaftlichen Einbindung der regenerativen Energiesysteme und der rationellen Energienutzung/Energieeffizienz. Einschlägig ist auch der Diplomstudiengang Angewandte Umweltwissenschaften . Schließlich gibt es den Fernstudienkurs „Betriebliches Umweltmanagement/Nachhaltigkeitsmanagement und Umweltökonomie“. 10 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/5111 – An der Universität Trier liegt der Schwerpunkt der Thematik Nachhaltigkeit auf den Studiengängen im Fachbereich VI (Raumund Umweltwissenschaften). Hier sind insbesondere die Studiengänge „Umweltbiowissenschaften“ und „Umweltgeowissenschaften “ sowie die Master-Studiengänge „Umweltbiowissenschaften“, „Environmental Sciences“ und „Prozessdynamik an der Erdoberfläche“ hervorzuheben. Durch die interdisziplinäre Vernetzung haben die Studierenden je nach Wahl die Möglichkeit, sich zudem in den Lehramtsstudiengängen „Biologie“ und „Geographie“ entsprechend der Vorgaben der curricularen Standards mit Fragen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Dies ist ebenfalls in den Bachelor-Studiengängen „Angewandte Geographie“, „Angewandte Geoinformatik“ und im Master-Studiengang „Angewandte Geographie“ möglich. – Im Fachbereich V (Rechtswissenschaften) der Universität Trier sind Professuren aktiv in die Lehre eingebunden, die sich mit dem Umweltrecht und dem Völker- und Europarecht befassen. Es besteht ein Schwerpunktbereich zum Thema Umwelt- und Technikrecht als Wahlpflichtfach für die Erste Staatsprüfung. Im Fachbereich IV (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Mathematik, Informatikwissenschaften) gibt es im Bereich der VWL die einschlägige Professur für Kommunal- und Umwelt ökonomie. – Der Fachbereich 1 „Life Sciences and Engineering“ der FH Bingen bietet ein umfassendes Studienangebot in den Bereichen Agrarwirtschaft , Umweltschutz, Energie- und Prozesstechnik, Regenerative Energiewirtschaft, Biotechnik und Bioinformatik. Als Reaktion auf die Klimaveränderung wurde zum Wintersemester 2014/2015 der Bachelor-Studiengang „Klimaschutz und Klimaanpassung “ eingerichtet. – An der Hochschule Kaiserslautern ist in erster Linie der Studiengang „Energieeffiziente Systeme“ hervorzuheben. Aber auch die Bachelor- und Master-Studiengänge „Applied Life Sciences“, „Bauingenieurwesen und Logistics – Diagnostics und Design“ verpflichten sich dem Thema. – Im Studiengang Bildung & Erziehung (dual) der Hochschule Koblenz gibt es ein Modul „Nachhaltige Bildung“. Außerdem ist ein Studienschwerpunkt „Demografischer Wandel und Soziale Arbeit“ geplant, der Fragen und Strategien der Nachhaltigkeit fachspezifisch und fachübergreifend aufgreifen soll. Der Bachelorstudiengang Wasser- und Infrastrukturmanagement (WIM) hebt die Zukunftsthemen Wasser, Umwelt und Infrastruktur hervor. Das Studium umfasst lehr- und lernmethodische Module, bei denen praxisbezogene Inhalte, Seminare und Übungen umgesetzt werden. Der Studiengang stellt eine innovative und zukunftsorientierte Ausbildung dar, die den Bedarf der regionalen Betriebe und ansässigen Behörden deckt, aber auch die Möglichkeit bietet, international tätig zu werden. – An der Hochschule Ludwigshafen wird die Nachhaltigkeit in Studium und Lehre durch interdisziplinäre Lehrformate sowie die Einbindung von Experten aus der Praxis gefördert. Die Nachhaltigkeitsthematik spielt bereits in vielen Lehrveranstaltungen der Hochschule eine Rolle, zum Beispiel in den Themengebieten Energiemanagement, Innovationsmanagement und Logistik. Es werden regelmäßig studentische Abschlussarbeiten aus dem Themenfeld der Nachhaltigkeit vergeben. Zudem werden Lehrveranstaltungen zu den Themengebieten „Management und Sustainability“ bzw. „Sustainability“ angeboten. – An der Hochschule Mainz ist der Studiengang „Technisches Gebäudemanagement“ zu nennen, in dem Module wie „Bauphysik – energieeffizientes Bauen“, „Energie- und Umweltmanagement“ oder „Energieberatung – regenerative Energietechnik“ enthalten sind. Für Studiengänge in der Geoinformationstechnik und Vermessung spielt Nachhaltigkeit bei Bodenordnungen, ländliche Entwicklung und Eigentumssicherung eine Rolle. In den Studiengängen der Lehreinheit Bauingenieurwesen wird grundsätzlich auf die Nachhaltigkeit eingegangen, z. B. für Energiekonzepte. – Im Fachbereich Gestaltung werden regelmäßig Studierendenprojekte erarbeitet, bei denen die Thematik Nachhaltigkeit ein wesentlicher Bestandteil ist: Das Projekt „Material und Designimpuls“ widmet sich der Erarbeitung neuer Anwendungsmöglichkeiten von bereits bestehenden Materialien für die Verwendung im Raum. Hierzu werden vollständig neue Anwendungsfelder für bestehende Werkstoffe und neue Anwendungsfelder erarbeitet. Dadurch sollen bestehende Ressourcen genutzt und die Verwendung neuer Ressourcen geschont werden. Zusammen mit Studierenden wurde eine Seminarreihe zum Thema „Verzicht gestalten“ entwickelt. Während Design häufig zu neuem Konsum führen soll, war es Ziel dieser Reihe, dass Designerinnen und Designer zum Umgang mit bereits bestehenden Ressourcen ermahnen, um für einen nachhaltigen Umgang mit bestehenden Ressourcen zu sensibilisieren. Im Fachbereich Gestaltung entstehen sowohl im Rahmen der Bachelor- und Masterstudiengänge Projekte, die explizit nachhaltige Geschäftsideen entwickeln oder auf nachhaltige Technologien zielen. – In den Studiengängen des Fachbereichs Wirtschaft sind beispielsweise Studienmodule zum Thema Abfall, Materialwirtschaft, Logistik und Produktion in den Vorlesungen verankert. Außerdem werden Themenbereiche wie Umweltökonomie, Abfallwirtschaft oder Gewinnung von Rohstoffen aus Abfall auch nach aktuellen Bedarfen speziell in den Unterrichtsstoff aufgenommen . In diesem Fachbereich ist eine eigene Publikation zum Thema „Nachhaltigkeit“ für 2015 in Vorbereitung. Ferner wird ein internationales Projekt „SEMAY – die Brücke nach Äthiopien“ aufgebaut, in dem deutsche Studierende kleinere Einzelprojekte im Sinne der Nachhaltigkeit in der internationalen Entwicklungshilfe durchführen. Schließlich ist die Fortführung der Mainzer Hochschultage zum Thema „Nachhaltigkeit - Wirtschaftsbremse oder Zukunftschance?“ geplant. 11 Drucksache 16/5111 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode – An der Hochschule Trier können alle Studiengänge am Umwelt-Campus Birkenfeld auf Nachhaltigkeit bezogen werden: Dies wird durch spezifische Pflichtmodule (z. B. Nachhaltiges Wirtschaften, Ökosysteme etc.) und/oder durch die Integration von nachhaltigkeitsbezogenen Fragestellungen in die fachbezogenen Module (z. B. Nachhaltigkeit im Marketing oder in der Konstruktion) sichergestellt. In den meisten Studiengängen an den anderen Standorten der Hochschule sind mindestens einzelne einschlägige Module vorhanden. – Besonders hervorzuheben sind am Umwelt-Campus Birkenfeld die Studiengänge Umwelt- und Betriebswirtschaft (Bachelor und Master), Nachhaltige Ressourcenwirtschaft (Dualer Bachelor), Unternehmensrecht und Energierecht (Master), Wirtschaftsingenieurwesen /Umweltplanung (Bachelor), Business Administration and Engineering (Master), Erneuerbare Energien (Bachelor), Umweltorientierte Energietechnik (Master), Umwelt- und Wirtschaftsinformatik (Bachelor), Bio-, Umwelt- und Prozessverfahrenstechnik (Bachelor). – Über die regulären Bachelor- und Masterstudiengänge hinaus bietet die Hochschule Trier ein Study Semester „Principles of Sustainable Business“ und einen englischsprachigen Weiterbildungsmaster „International Material Flow Management“ an. – An der Fachhochschule Worms gibt es im Bachelorstudiengang „Tourism and Travel Management“ ein Wahlmodul zum Thema „Sustainable Tourism“ und im Masterstudiengang Internationale Betriebswirtschaft und Außenwirtschaft ein Modul zum Thema „Social Responsibility“. 8. Welche Anstrengungen hat die Landesregierung beispielhaft unternommen, um Nachhaltigkeit in Studium und Lehre zu unterstützen? Ein besonderes Beispiel für die Anstrengungen der Landesregierung, Nachhaltigkeit in Studium und Lehre zu unterstützen, ist der Aufbau des Standorts Birkenfeld der Hochschule Trier. Dieser Standort wurde im Rahmen des Konversionsprogramms des Landes errichtet. Bis zum Abschluss der Konversionsmaßnahme hat das Land rund 66 Millionen Euro verausgabt. Seit der Aufnahme des Studienbetriebs im WS 1996/1997 bietet der Campus den Studierenden ein inhaltlich dem Umwelt- und Nachhaltigkeitsgedanken gewidmetes Studium an der europaweit einzigartigen „Zero Emission University“. Das Studium ist durch eine intensive und interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Fachdisziplinen gekennzeichnet. Die Vernetzung ökologischer, wirtschaftlicher , technischer und sozialer Studieninhalte befähigt die Studierenden, in ihrer späteren Tätigkeit komplexe Systeme zu analysieren und zu optimieren. In der praxisorientierten Ausbildung haben die Studierenden die Gelegenheit, das theoretisch erworbene Wissen in regionalen Unternehmen sowie in einer der Forschungseinrichtungen am Umwelt-Campus zu erproben. Dies gilt nicht nur für die ursprünglich eingerichteten Studienangebote, sondern bezieht auch neue Studiengänge ein. Hierzu gehören die drei neuen dualen Studiengänge „Produktionstechnologie“, „Bio- und Pharmatechnik“ und „Nachhaltige Ressourcenwirtschaft“, die der Standort Birkenfeld seit dem Wintersemester 2009/2010 eingerichtet hat, in denen die Nachhaltigkeit einen erheblichen Schwerpunkt im Curriculum bildet. Das Land unterstützt den Aufbau dieser neuen dualen Studienangebote aus dem Hochschulprogramm „Wissen schafft Zukunft“ in Höhe von jeweils 100 000 Euro. Zudem fördert das Land auch Maßnahmen, um bereits Schülerinnen und Schüler – außerschulisch – mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut zu machen. Nachhaltigkeit ist ein Schwerpunkt in der Projektlinie Schnittstelle Schule – Hochschule. Im Rahmen dieser Projektlinie können Schülerinnen und Schüler schon frühzeitig in das Leben und Lernen an einer rheinland-pfälzischen Hochschule hineinschnuppern. Aktuell bietet die Johannes Gutenberg-Universität Mainz zum Beispiel einen Ferienkurs mit dem Titel „Schülerakademie: Naturwissenschaft und nachhaltige Energie“ und die Hochschule Trier einen Schnupperkurs „Schulen und Umwelt-Campus, Pro Nachhaltigkeit“ an. Das Land fördert die Projekte der Schnittstelle Schule – Hochschule aus dem Hochschulprogramm „Wissen schafft Zukunft“. IV. Transdisziplinäre Forschung 9. Welche beispielhaften Forschungsprojekte in Rheinland-Pfalz verbinden im Sinne einer transdisziplinären Herangehensweise nicht nur die Perspektiven verschiedener Disziplinen, sondern leisten auch einen Brückenschlag zwischen Wissenschaft und gesellschaftlichpolitischen  Akteuren und Problemstellungen? Von welchen Akteuren wurden sie jeweils initiiert und von wem werden sie unterstützt? Eine Vielzahl von Forschungsvorhaben verbindet die Perspektiven unterschiedlicher Fachdisziplinen. Die nachfolgend beispielhaft dargestellten Projekte gehen von gesellschaftlichen Problemstellungen aus, binden verschiedene Fachdisziplinen in die Bearbeitung mit ein und beziehen jeweils auch weitere gesellschaftliche Akteure ein: – Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat beispielsweise im Rahmen der Forschungsinitiative den Forschungsschwerpunkt Interdisciplinary Public Policy initiiert. Die empirisch fundierte Beantwortung der Leitfragen des Projekts zu Rahmenbedingungen , Möglichkeiten und Wirkungen von öffentlichen Interventionen erfordert die Überschreitung der Grenzen der beteiligten Fachdisziplinen und die Verbindung von Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. – An der TU Kaiserslautern haben sich im universitären Potenzialbereich „Cognitive Science“ Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Informatik, Mathematik, Neurobiologie, Psychologie, Linguistik, Philosophie und Kognitionswissenschaft in der Bearbeitung der Themen Wahrnehmung, Sprache, kognitive Steuerung, Entscheiden und Problemlösen bei Menschen und bei künstlichen Systemen zusammengefunden. Gefördert wird dies aus Eigenmitteln der TU Kaiserslautern. 12 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/5111 – Die Universität Koblenz-Landau hat mit Mitteln der Forschungsinitiative den Forschungsschwerpunkt „Kommunikation, Medien, Politik“ eingerichtet. Dort untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Kommunikationswissenschaften , der Politikwissenschaft, der Psychologie und der Informatik die Vermittlung, Wahrnehmung und Verarbeitung politisch relevanter Diskurse. Hierfür wird die politische Kommunikationsforschung mit Aspekten der individuellen Wahrnehmung, der Verarbeitung politischer Informationen sowie neuer interaktiver Medien verbunden. – An der Universität Trier wird bereits seit 2006 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Graduiertenkolleg 1319 „Verbesserung von Normsetzung und Normanwendung im integrierten Umweltschutz durch rechts- und naturwissenschaftliche Kooperation“ gefördert. Es beruht auf dem Grundgedanken, durch enge rechts- und naturwissenschaftliche Kooperation zur Bewältigung der Schwierigkeiten und Unsicherheiten beizutragen, die in der juristischen Praxis beim Erlass und der Anwendung von Rechtsnormen auf dem Gebiet des integrierten Umweltschutzes entstehen. – Das Projekt „Zweibrücken 2050“ an der Hochschule Kaiserslautern verbindet Perspektiven der Betriebswirtschaft, des Städtebaus , der energetischen Optimierung sowie der Verfahrenstechnik. Für die Stadtplanung wurde ein Instrument konzipiert, welches der demografischen Entwicklung Rechnung trägt und räumliche Konsequenzen für Wohnungsmarkt und Infrastruktur darstellend simuliert, sowie in Planungsprozesse umwandeln kann. Gefördert wurde das Projekt aus Mitteln der Forschungsinitiative . – Das BMBF fördert an der Hochschule Mainz mit dem Vorhaben „IBR - Inschriften im Bezugssystem des Raumes“ ein Verbundprojekt zwischen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und dem i3mainz. Hier werden räumliche Wirkmechanismen mittelalterlicher Inschriften erfasst, analysiert und so aufbereitet, dass sie zur Herausbildung von Forschungsdateninfrastrukturen in den Geisteswissenschaften beitragen können. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Erfassung und Erhaltung von historischen Denkmälern als Orten des kulturellen Gedächtnisses. Vorangehende Projekte genügen der Anforderung sowohl nach Transdisziplinarität als auch nach hoher gesellschaftlicher Relevanz. Sie haben zugleich Modellcharakter. 10. Gibt es Beispiele in Rheinland-Pfalz für Forschungsprojekte, die nach dem Vorbild der sogenannten „Citizen Science“ an der jeweiligen Forschungsfrage  interessierte,  nicht  dem Wissenschaftsbetrieb  zugehörige  Bürgerinnen  und  Bürger  mit  einbinden  und  wenn  ja  welche? Von welchen Akteuren wurden sie jeweils initiiert und von wem werden sie unterstützt? An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurde auf Initiative der Politikwissenschaft 2013 eine Bürgerkonferenz zum Thema „Verteilungsentscheidungen in der Gesundheitspolitik. Wer soll entscheiden und wie?“ mit Förderung der Volkswagenstiftung durchgeführt. Die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger setzten sich an zwei Wochenenden intensiv mit dem Thema auseinander und erstellten ein gemeinsames Votum, in dem sie Ansprüche und Kriterien für ein gerechtes Entscheidungsverfahren festlegten. Die durch das Land initiierte Friedensakademie Rheinland-Pfalz ist an der Universität Koblenz-Landau angesiedelt. Ihr Profil liegt in der Verbindung von gesellschafts- und bildungspolitischen mit entwicklungs- und friedenspolitischen sowie ressourcen- und umweltpolitischen Herausforderungen. Auf dieser Basis sollen friedenspolitische Aktivitäten initiiert und unterstützt, der gesellschaftspolitische Diskurs angeregt und die wissenschaftliche Forschung gefördert werden. Die Friedensakademie strebt die Zusammenarbeit und Vernetzung mit Organisationen an, die in Rheinland-Pfalz auf diesen Handlungsfeldern tätig sind. Sie wird gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz. In das Forschungsprojekt „Gesunde Kommune – Sport und Bewegung als Faktor der Stadt- und Raumentwicklung“ an der TU Kaiserslautern sind neben der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz als Auftraggeber und dem Fachbereich Raum- und Umweltplanung – Lehrgebiet Stadtplanung als durchführende Stelle u. a. auch der Sportbund Pfalz, der Sportbund Rheinland sowie Modellkommunen eingebunden. An der Hochschule Koblenz sind zwei modellbildende Projekte hervorzuheben: Das Projekt „Zukunftswerkstatt SGB II“ knüpft an die IST-Studie an, die zwischen April 2012 und April 2013 in Kooperation mit und gefördert von „Aktion Arbeit im Bistum Trier, Diözesan-Caritasverband Trier e.V.“ durchgeführt wurde. Die IST-Studie analysierte die subjektive Wahrnehmung der Lebenslage von langzeitarbeitslosen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an Arbeitsgelegenheiten („Ein-Euro-Jobs“). Im Mittelpunkt stand die Sicht der Betroffenen, die durch die qualitative Längsschnittuntersuchung erfasst wurde. Mit dem Projekt „Zukunftswerkstatt SGB II“ wird in Kooperation mit „Aktion Arbeit im Bistum Trier, Diözesan-Caritasverband Trier e. V.“ versucht, den Betroffenen im Rahmen eines Bürgerdialogs Partizipationschancen zu ermöglichen. Das Projekt „Menschen am Rande kommen zu Wort“ will die Lebenswelten von Menschen, denen beispielsweise als Langzeitarbeitslose der Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe erschwert ist, darstellen und in die öffentliche und mediale Debatte einbringen. Dabei geht es vor allem darum, Betroffene selbst zu Wort kommen zu lassen. Das Projekt findet auf Initiative der Hochschule Koblenz, gefördert vom Evangelischen Fachverband für Arbeit und Soziale Integration e. V. (EFAS), statt. Auf Initiative der Landesregierung wurde bereits im Rahmen des Landesentwicklungsprogramms 2008 das Ziel festgelegt, die rheinland -pfälzischen Kulturlandschaften nachhaltig zu sichern. Dieses Ziel soll über die Erarbeitung eines Kulturlandschaftskatasters realisiert werden. Der Aufbau des Katasters führt über die Entwicklung eines Prozesses für die spätere Sicherung und Entwicklung von Kulturlandschaften sowie die technische und inhaltliche Entwicklung einer webbasierten Informationsplattform. Den Kommunen und der interessierten Öffentlichkeit fällt beim Aufbau des Katasters eine besondere Rolle zu, indem sie aktiv in den 13 Drucksache 16/5111 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Prozessablauf eingebunden werden. Daten und Informationen sollen über die Kommunen und interessierte Bürgerinnen und Bürger im KULIS (KULturlandschafts-Informations-System) erhoben und gepflegt werden. Beteiligt sind hierbei sowohl die Hochschule Mainz als auch die Universität Trier. An der Hochschule Trier wurde für das Biosphärenreservat Bliesgau, mit studentischer Beteiligung und unter Einbezug in die Lehre, im Auftrag des saarländischen Umweltministeriums, ein Forschungsserver entwickelt, welcher zunächst primär dem Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Region diente. Im Zuge der Weiterentwicklung wurde der sogenannte Artenfinder ergänzt, der als „Citizen Science“ Projekt die Einbeziehung von interessierten Bürgerinnen und Bürgern bei der Erfassung von Tier- und Pflanzenarten im Schutzgebiet ermöglicht. Die Hochschule Trier sieht weiterhin Potenziale für die Umsetzung des „Citizen Science“-Ansatzes beim Nationalpark Hunsrück-Hochwald. In Vertretung: Prof. Dr. Thomas Deufel Staatssekretär 14