LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 19. August 2015 K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Dr. Dr. Rahim Schmidt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Gesundheitsforschung in Rheinland-Pfalz Die Kleine Anfrage 3472 vom 18. Juni 2015 hat folgenden Wortlaut: Rheinland-Pfalz verfügt über eine vielfältige Wissenschaftslandschaft – auch im Bereich der Gesundheitsforschung. Die Gesundheitsforschung wird auch in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle in Rheinland-Pfalz spielen. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Welche Forschungsschwerpunkte gibt es im Bereich der Gesundheitsforschung an rheinland-pfälzischen Hochschulen und mit welchen Fördersummen und welcher Förderdauer fördert die Landesregierung diese? 2. An welchen renommierten, Bundesländer übergreifenden Forschungskooperationen oder -netzwerken im Bereich der Gesundheitsforschung sind Forschungseinrichtungen und Hochschulen in Rheinland-Pfalz beteiligt? 3. Wie beurteilt die Landesregierung die derzeitigen Leistungen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Bereich der Gesund heitsforschung und welche Entwicklungsperspektiven sieht sie hier? 4. Welche Rolle haben die außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Bereich der Gesundheitsforschung aus Sicht der Landesregierung ? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 10. Juli 2015 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: In Rheinland-Pfalz erfährt die Forschungsinitiative breite Akzeptanz sowie Erfolge im Bereich der Gesundheitsforschung. Sie wird bottom-up, also von der Wissenschaft selbst, in den Einrichtungen durch entsprechende wissenschaftliche Verbünde untermauert. Durch die Forschungsinitiative haben die Hochschulen beste Voraussetzungen, in der thematischen Verbundförderung der Bundesministerien zu reüssieren. Die Forschungsinitiative setzt auf ein klares Forschungsprofil der jeweiligen Hochschule und die Entwicklung strategischer Ziele im Wettbewerb um Studierende, wissenschaftlichen Nachwuchs, Spitzenforscherinnen und -forscher sowie Fördermittel. Zentral ist dabei die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Autonomie der staatlichen rheinland-pfälzischen Hochschulen durch Profilbildung. Die Hochschulen identifizieren autonom und hochschulintern ihre Forschungsstärken und bauen diese auf und aus. Die Forschungsförderung des Wissenschaftsministeriums erfolgt auf dieser Basis in den profilgebenden Forschungsbereichen. Durch die Forschungsinitiative wurden seit Sommer 2008 die vier Universitäten und seit Herbst 2010 die sieben Fachhochschulen zusätzlich zur Grundfinanzierung bis heute mit rund 132 Mio. Euro gefördert; bis 2016 sind im Haushalt und im Sondervermögen „Wissen schafft Zukunft“ hierfür weitere 28 Mio. Euro eingeplant. Drucksache 16/5272 13. 07. 2015 Drucksache 16/5272 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Die Forschungsschwerpunkte in der Gesundheitsforschung an rheinland-pfälzischen Hochschulen werden in der nachfolgenden Übersicht nach Hochschulen mit Fördersummen und Förderdauer genannt: 1) Die Forschungsarbeiten haben eine wissenschaftliche Neuausrichtung erfahren und gehen im Forschungsschwerpunkt BioComp auf. 2) Der Forschungsschwerpunkt „Arzneistoff-Membrantransport und Targeting“ ist in dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereich „Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie“ (SFB 1066, siehe dazu auch Frage 3) aufgegangen. Zu Frage 2: Rheinland-pfälzische Forschungseinrichtungen und Hochschulen sind an zahlreichen überregionalen Forschungskooperationen oder -netzwerken in der Gesundheitsforschung beteiligt. Besonders hervorzuheben sind Folgende: Die „Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung“ (DZG), in denen herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Universitäten, Universitätsklinika und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sehr eng zusammenarbeiten, sollen Kompetenzen der besten deutschen Forschungsstandorte bei der Erforschung und Behandlung der großen Volkskrankheiten bündeln und Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung rasch in den medizinischen Alltag transferieren. Ziel des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK e. V.) ist die Aufklärung der genetischen und molekularen Ursachen von Herzmuskelschwäche und Herzrhythmusstörungen. Damit sollen insbesondere neue Ansatzpunkte zur Entwicklung innovativer diagnostischer und therapeutischer Konzepte identifiziert werden. Das DZHK schließt eng an den Teilbereich Vaskuläre Biologie und Prävention des im Rahmen der Forschungsinitiative geförderten Schwerpunkts Translationale Medizin an. Im DZHK bildet die Universitätsmedizin Mainz zusammen mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und weiteren Partnern (Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung sowie die Kerckhoff-Klinik, beide Bad Nauheim) einen regionalen Verbund „Frankfurt am Main/Mainz/Bad Nauheim“. Ziel des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) ist es, neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Krebsforschung für innovative Diagnostika und Therapien besser nutzen zu können. Hier arbeitet die Universitätsmedizin Mainz eng mit der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, dem Universitätsklinikum Frankfurt, dem Chemotherapeutischen Forschungsinstitut Georg-Speyer-Haus und dem Krankenhaus Nordwest (beide ebenfalls in Frankfurt) zusammen. Diese Partner bilden einen der insgesamt acht Partnerstandorte des DKTK (Berlin, Dresden, Essen/Düsseldorf, Frankfurt am Main/Mainz, Freiburg, Heidelberg, München, Tübingen). In Forschungskooperationen und -netzwerken wird die Entwicklung neuer, personalisierter Therapien vorangetrieben. Der in Mainz beheimatete länderübergreifende „Cluster für individualisierte ImmunIntervention“ (Ci3), der im BMBF-Spitzenclusterwettbewerb gefördert wird, zielt darauf ab, die in der Rhein-Main-Region vorhandene Expertise im Bereich Arzneimittel, Therapieansätze und Diagnostika zu bündeln und mit neuen individualisierten Diagnostika und Produkten sowie durch passgenaue Therapien eine schonendere Bekämpfung von Krebsleiden, Autoimmunkrankheiten und Infektionen zu ermöglichen. Inhaltlich verknüpft ist dies mit der im Rahmen der Forschungsinitiative geförderten Immunologie. Rheinland-pfälzische Partner des Ci3 sind neben der Johannes Gutenberg-Universität und der Universitätsmedizin Mainz außeruniversitäre Einrichtungen wie die Translationale Onkologie an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gGmbH (TRON), das Institut für Molekulare Biologie (IMB), das Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM, das Fraunhofer ICT-IMM oder das MaxPlanck -Institut für Polymerforschung, aber auch die TU Kaiserslautern, die Fachhochschule Bingen und die Hochschule Kaiserslautern . Weitere akademische Partner sind u. a. das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg, das Universitäre Centrum für Tumorerkrankungen Frankfurt (UCT) oder das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Hinzu kommen Unternehmen wie Boehringer Ingelheim und Abbott. 2 Forschungsschwerpunkt Fördersumme Förderdauer Technische Universität Kaiserslautern Membrantransport 1) 1 760 000 Euro 2008 bis 2013 BioComp – Complex Data Analysis in Life Sciences and Biotechnology 1 200 000 Euro 2014 bis 2016 Johannes Gutenberg-Universität Mainz Translationale Medizin (Teilbereiche Immunologie, Translationale Neurowissenschaften, Vaskuläre Biologie und Prävention) 19 244 000 Euro 2008 bis 2016 Arzneistoff-Membrantransport und Targeting 2) 2 000 000 Euro 2008 bis 2013 Gene Regulation in Evolution and Development 900 000 Euro 2014 bis 2016 Biomaterials, tissues and cells in Science 600 000 Euro 2014 bis 2016 Universität Trier Psychobiologie des Stresses 860 000 Euro 2012 bis 2016 Hochschule Kaiserslautern Integrierte Miniaturisierte Systeme 959 000 Euro 2010 bis 2016 Hochschule Trier Life Sciences: Medizin-, Pharma- und Biotechnologie 487 300 Euro 2010 bis 2016 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/5272 Die drei vorgenannten Forschungskooperationen werden mit Bundes- und Landesförderung betrieben. Weiterhin gibt es auf Initiative und mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) derzeit 17 krankheitsbezogene Kompetenznetze in der Medizin zu verschiedenen Krankheitsbildern. Die Universitätsmedizin Mainz ist an drei dieser Kompetenznetze, „Multiple Sklerose“, „Degenerative Demenzen“ sowie „Kompetenznetz Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD)“, beteiligt. Inhaltliche Verbindungen bestehen zu weiteren Kompetenznetzen, z. B. dem Kompetenznetz Hepatitis, dessen Trägerschaft seit der Gründung vom BMBF an die Deutsche Leberstiftung übergegangen ist. Die Kompetenznetze arbeiten in der Dachorganisation Technologie- und Methodenplattform TMF e. V. mit weiteren medizinischen Forschungsverbünden zusammen, um übergreifende Fragen zu lösen und Qualitätsstandards weiterzuentwickeln. Ein allein auf Initiative der Universitätsmedizin Mainz zustande gekommenes Netzwerk ist das Rhine-Main-Neuroscience-Network rmn² im Bereich der im Rahmen der Forschungsinitiative des Landes geförderten Neurowissenschaften. Das Rhine-Main-Neuroscience Network rmn² bündelt die Expertise der Universität/Universitätsmedizin Mainz und Frankfurt sowie der regionalen außeruniversitären Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften durch enge personelle und inhaltliche Verzahnung. Damit haben sich regional mit einem überschaubaren Radius und schneller Erreichbarkeit tragfähige Strukturen entwickelt, die die Neurowissenschaften an den einzelnen Standorten stärken, sichtbarer machen und gemeinsame Drittmittelinitiativen erleichtern. Zu Frage 3: Die Leistungsfähigkeit der Forschung in Rheinland-Pfalz im Bereich der Gesundheit lässt sich insbesondere an der Entwicklung der Drittmitteleinnahmen der Universitätsmedizin Mainz, aber auch an der Einwerbung von großen Drittmittelprojekten der Verbundund Einzelförderung ablesen. Die Gesamtdrittmitteleinnahmen der Universitätsmedizin Mainz sind von 2006 bis 2013 um rund 32,8 Mio. Euro (153 %; 2006: rund 21,5 Mio. Euro; 2013: rund 54,3 Mio. Euro) gestiegen. Die Einnahmen der Universitätsmedizin Mainz aus öffentlichen Drittmitteln sind im selben Zeitraum um rund 27,5 Mio. Euro (315 %; 2006: rund 8,8 Mio. Euro; 2013: rund 36,3 Mio. Euro), die Einnahmen aus DFG-Drittmitteln um rund 11,6 Mio. Euro (481 %; 2006: rund 2,4 Mio. Euro; 2013: rund 14 Mio. Euro) gestiegen. Insbesondere sind hier die durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereiche (SFB) 1080 „Molekulare und zelluläre Mechanismen neuraler Homöostase“ (2013 bis 2016, Gesamtsumme rund 10,7 Mio. Euro), SFB 1066 „Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie“ (2013/2 bis 2017/1, Gesamtsumme rund 11,4 Mio. Euro), SFB Transregio (SFB/TRR) 156 „Die Haut als Sensor und Initiator von lokalen und systemischen Immunreaktionen“ (2015/2 bis 2019/1, Gesamtsumme rund 11,3 Mio. Euro) und SFB/TRR 128 Initiierungs-, Effektor- und Regulationsmechanismen bei Multipler Sklerose – von einem neuen Verständnis der Pathogenese zur Therapie (2012/2 bis 2016/1, Gesamtsumme rund 13,4 Mio. Euro) zu nennen, die sich durch hohe überregionale Sichtbarkeit auszeichnen. Ebenfalls von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert werden die Forschergruppen (FOR) 926: Physiology and Pathophysiology of the Endocannabinoid System (seit 2008, Teilprojekt an der Universitätsmedizin Mainz) und FOR 1341: Barrel Cortical Function (seit 2010, Teilprojekt an der Universitätsmedizin Mainz). Das Graduiertenkolleg 2015 Life Sciences, Life Writing: Grenzerfahrungen menschlichen Lebens zwischen biomedizinischer Erklärung und lebensweltlicher Erfahrung, in dessen Kontext Grenzerfahrungen menschlichen Lebens aus kultureller, narratologischer, anthropologischer, medizinhistorischer, medizintheoretischer, klinischer und experimental-wissenschaftlicher Sicht in den Blick genommen werden sollen, beleuchtet einen ganz anderen Aspekt von Gesundheit bzw. Krankheit (2014 bis 2018, rund 1,8 Mio. Euro). Diese Förderungen sind an der Universität Mainz bzw. der Universitätsmedizin Mainz in den durch die Forschungsinitiative geförderten Feldern angesiedelt. Das Zentrum für Thrombose und Hämostase an der Universitätsmedizin Mainz (CTH) wurde 2010 mit einer Förderung durch das BMBF in Höhe von rund 15 Mio. Euro über fünf Jahre eingerichtet, um neben Spitzenforschung und attraktiver Nachwuchsförderung vor allem auch Patientinnen und Patienten mit arteriellen und venösen Thrombosen neue Behandlungsoptionen zu ermöglichen. Es ist eng verknüpft mit dem Teilbereich Vaskuläre Biologie und Prävention des im Rahmen der Forschungsinitiative geförderten Schwerpunkts Translationale Medizin. Der Antrag des CTH für eine zweite Förderphase in den Jahren 2015 bis 2020 wurde beim BMBF mit einem Gesamtvolumen von rund 25 Mio. Euro gestellt und sehr positiv begutachtet. Eine abschließende Bewilligung wird im Laufe des Sommers 2015 erwartet. An Einzelförderungen sind unter anderem die Förderungen des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) hervorzuheben, da die Förderformate des ERC hochkompetitiv und auch aufgrund der hohen Fördervolumina sehr prestigeträchtig sind: LIPSYD (Prof. Nitsch, Universitätsmedizin Mainz, bis zu rund 2,5 Mio. Euro, 2013 bis 2018), LIVERFIBROSISIMAGING (Prof. Schuppan, Universitätsmedizin Mainz, bis zu rund 2,5 Mio. Euro, 2012 bis 2017), NUTRIMMUNE (Prof. Diefenbach, Universitätsmedizin Mainz, bis zu rund 1,5 Mio. Euro, 2013 bis 2018). Zu diesen eher im Bereich der lebenswissenschaftlichen Grundlagenforschung angesiedelten, hoch renommierten Förderungen treten Studien wie die Gutenberg-Gesundheitsstudie, in deren Rahmen als großangelegte, prospektive und repräsentative Bevölkerungsstudie der Gesundheitszustand der Bevölkerung in der Rhein-Main-Region untersucht wird. Ein Schwerpunkt dieser auch im Rahmen des Sondervermögens „Wissen schafft Zukunft“ und mit Mitteln der Stiftung Rheinland-Pfalz für Innovation geförderten Studie liegt auf der Untersuchung der Herz-Kreislauf-Gesundheit. Es werden aber auch Krebserkrankungen, Augenerkrankungen sowie Erkrankungen des Immunsystems, des Stoffwechsels und der Psyche untersucht. Die Gutenberg Brain Study (GBS) erhebt Daten, um u. a. die Fragen beantworten zu können, weshalb manche Menschen unter Belastung eine psychische Erkrankung entwickeln, andere hingegen nicht und welchen genetischen Einflüssen die Prozesse, die unser Gehirn im Gleichgewicht halten, unterliegen. Die Forscherinnen und Forscher der GBS erheben im Rahmen einer großen, 3 Drucksache 16/5272 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe genetische Daten von 5 000 zufällig ausgewählten gesunden Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Mainz und des Kreises Mainz-Bingen mit dem Ziel, eine Daten- und Biobank aufzubauen. Entlang der durch die beispielhaft vorgenannten, großen Drittmittelverbundprojekte und Studien ausgezeichneten, im nationalen und internationalen Wettbewerb leistungsstarken und sichtbaren Forschungsschwerpunkte entwickelt sich die Gesundheitsforschung an den Hochschulen in Rheinland-Pfalz weiter. Die Landesregierung unterstützt diese Entwicklung im Rahmen der Forschungsinitiative (siehe dazu Frage 1). Zu Frage 4: Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen leisten mit ihrem jeweiligen Forschungsprofil signifikante Beiträge im Bereich der Gesundheitsforschung: Hier ist das im Januar 2010 vom Land gemeinsam mit der Johannes Gutenberg-Universität, der Universitätsmedizin Mainz und Prof. Sahin gegründete TRON zu nennen, das für die strategische Ausrichtung und perspektivische Weiterentwicklung der Universitätsmedizin Mainz sowie für den Forschungs- und Innovationsstandort Rheinland-Pfalz deshalb von besonderer Bedeutung ist, weil es eine wichtige Funktion als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Bereich der translationalen Onkologie und Immunologie erfüllt. Aufgabe des TRON ist die Überführung grundlagenorientierter Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Onkologie und Immunologie in die klinische Praxis und Anwendung. TRON entwickelt insbesondere Diagnostika und Arzneimittel für die Therapie von Krebs und anderen Erkrankungen mit hohem medizinischem Bedarf. Das Institut arbeitet dabei eng mit der Universitätsmedizin Mainz und den einschlägigen Fachbereichen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zusammen, aber auch mit anderen Forschungseinrichtungen innerhalb und außerhalb von Rheinland-Pfalz. Zudem profitieren insbesondere rheinland-pfälzische mittelständische Unternehmen vom Know-how des Instituts. TRON ist einer der wichtigsten Player im BMBFSpitzencluster Ci3 (siehe dazu Frage 2). Weiterhin zu nennen ist das Institut für Molekulare Biologie (IMB) in Mainz: Das IMB hat sich zum Ziel gesetzt, Leuchtturminstitut für die Schwerpunktthemen Entwicklungsbiologie, Epigenetik und DNA-Reparatur zu werden. Die am IMB verfolgten Forschungsthemen sind in der Grundlagenforschung angesiedelt, haben jedoch zugleich hohe Relevanz für die stärker angewandte biomedizinische Forschung u. a. im Bereich der Krebsforschung, der Altersforschung sowie der Erforschung von durch fehlgeleitete Entwicklungsprozesse entstehenden Krankheiten. Das IMB kooperiert eng mit den Fachbereichen Physik und Biologie der Johannes Gutenberg-Universität sowie der Universitätsmedizin Mainz. Diese Kooperation findet ihren Niederschlag in der Beteiligung an gemeinsamen Forschungsprojekten, personeller und infrastruktureller Vernetzung sowie in einem gemeinsamen Doktorandenprogramm und bei der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Bedeutung des IMB in der lebenswissenschaftlichen Grundlagenforschung lässt sich beispielsweise an drei ERC-Förderungen ablesen (DNADEMETHYLASE – Prof. Niehrs, bis zu rund 2,4 Mio. Euro, 2010 bis 2015; EPIRNAS – Prof. Ketting, bis zu rund 1 Mio. Euro, 2008-08-01-2014; DAMAGE BYPASS – Prof. Ullrich, bis zu rund 2,5 Mio. Euro). Beiträge der außeruniversitären Forschung zur Gesundheitsforschung in Rheinland-Pfalz beschränken sich nicht nur auf die lebenswissenschaftlich bzw. translational ausgerichteten Einrichtungen: Das Max-PIanck-Institut (MPI) für Polymerforschung (Mainz) betreibt Grundlagenforschung im Bereich der Physik und der Chemie in sechs Arbeitsbereichen auf dem Gebiet der Polymere. Das MPI für Polymerforschung ist beteiligt an dem o. g. SFB 1066 „Nanodimensionale polymere Therapeutika für die Tumortherapie“; zudem entstehen im Rahmen des Max Planck Graduate Centers (gemeinsam von Johannes Gutenberg-Universität Mainz und dem MPI für Polymerforschung sowie dem MPI für Chemie getragen) nach gemeinsamen Standards und auf Basis einer gemeinsamen Promotionsordnung betreute Promotionen beispielsweise in den Bereichen Wirkstofftransport und Diagnose, die zwischen der Universitätsmedizin und dem MPI für Polymerforschung angesiedelt sind. Das zentrale Geschäftsumfeld des Fraunhofer ICT-IMM (Mainz) liegt in der Verfahrens- und Systemtechnik; die zentralen Kernkompetenzen können dem Micro-Engineering zugeordnet werden. Das Institut bringt seine Expertise in die Gesundheitsforschung beispielsweise mit dem ERC-Projekt POCYTON (Dr. Baßler, bis zu rund 1,5 Mio. Euro, 2011 bis 2015) und dem EU-Projekt NEUWalk ein. Im Mittelpunkt von POCYTON steht die Durchflusszytometrie. Mit diesem Verfahren werden die biomedizinischen Eigenschaften lebender Zellen bestimmt, was für die Diagnose von HIV und verschiedenen Formen von Krebs bedeutsam ist. Das Projekt zielt auf die Verringerung der Messzeit und Miniaturisierung des Messgerätes und schafft damit zwei wesentliche Voraussetzungen , um die Diagnostik schnell und unmittelbar bei der Behandlung der Patientinnen und Patienten einzusetzen. Eine neue Behandlungsmethode, die im EU-Projekt NEUWalk entwickelt wurde, könnte künftig Patientinnen und Patienten mit schweren Rückenmarksverletzungen die lebenslange Fesselung an den Rollstuhl ersparen: Im Rückenmark implantierte Mikroelektrodensonden sollen Betroffenen helfen, Impulse über beschädigte Stellen des Rückenmarks hinweg zu übertragen und so erlauben, die Bewegungsfunktionen nach schweren Rückenmarksverletzungen wiederherzustellen. Das Forscherkonsortium arbeitete hieran unter Koordination des Fraunhofer ICT-IMM und wurde mit rund 9 Mio. Euro durch die EU gefördert. Das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern profiliert sich auch durch Projekte im Bereich der Telemedizin und Versorgung gerade im ländlichen Raum für ein gesundes Leben auch im Alter. Das Forschungsprojekt „Smart Rural Areas“ des Fraunhofer IESE gestaltet ländliche Räume von morgen und wurde hierfür Anfang 2015 als „Ort im Land der Ideen“ ausgezeichnet. Vera Reiß Staatsministerin 4