Drucksache 16/5375 27. 07. 2015 Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 26. August 2015 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Jens Guth und Heiko Sippel (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Konjunkturumfrage Frühjahr 2015 der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern Die Kleine Anfrage 3520 vom 3. Juli 2015 hat folgenden Wortlaut: Nach der aktuellen Konjunkturumfrage der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern fällt die Beurteilung der Geschäftslage in den regionalen Handwerksbetrieben weiter erfreulich und stabil aus. Die Erwartungen für das kommende Quartal bleiben ebenfalls optimistisch. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Wie bewertet die Landesregierung die Ergebnisse der Konjunkturumfrage? 2. Wie bewertet die Landesregierung die wirtschaftliche Lage des Handwerks in Rheinland-Pfalz? 3. Wie schätzt die Landesregierung die Entwicklung des rheinland-pfälzischen Handwerks im laufenden Jahr ein? 4. Wie kann nach Ansicht der Landesregierung die wirtschaftliche Entwicklung des rheinland-pfälzischen Handwerks weiter positiv gestaltet werden? Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 23. Juli 2015 wie folgt beantwortet: Das Handwerk ist in Rheinland-Pfalz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Die rund 52 000 Handwerksbetriebe beschäftigen ca. 261 000 Menschen und erzielen einen Umsatz von rund 25 Milliarden Euro. Zudem werden im rheinland-pfälzischen Handwerk fast 21 000 Jugendliche ausgebildet. Die Konjunkturumfrage aus dem Frühjahr 2015 stellt die wirtschaftliche Situation der verschiedenen Handwerksbranchen in Rheinland -Pfalz dar. Das Ergebnis der Umfrage ermöglicht anhand verschiedener Konjunkturindikatoren u. a. Einblicke in die aktuelle wirtschaftliche Lage des Handwerks hinsichtlich Geschäftslage, Auftragssituation, Umsatzentwicklung, Betriebsauslastung und Personalbestand. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die vorgenannte Kleine Anfrage wie folgt: Zu Frage 1: Wie die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt, bewegt sich die Stimmungslage im rheinland-pfälzischen Handwerk mit überdurchschnittlich positiven Beurteilungen der Geschäftslage erfreulicher Weise weiterhin auf stabilem und hohem Niveau. Die Betriebe berichten von anhaltend guten Geschäften. So fällt die Beurteilung der Konjunkturindikatoren Geschäftslage, Auftragsbestand, Betriebsauslastung sowie Umsatzentwicklung in den regionalen Handwerksbetrieben weiter erfreulich hoch aus. Auch die Erwartungen für das kommende Quartal sind sehr optimistisch. Zwar werden bei den Konjunkturindikatoren nicht die Werte des Vergleichsquartals des vergangenen Jahres erreicht (z. B. Geschäftslage : 82 Prozent gegenüber 84 Prozent; Betriebsauslastung 61 Prozent gegenüber 62 Prozent im Vorjahreszeitraum), die im Frühjahr 2014 gemessenen Konjunkturindizes waren jedoch – insbesondere im Bau- und Ausbauhandwerk sowie dem Zuliefererhandwerk – sehr stark durch den vorangegangenen milden Winter geprägt, der zu einer unüblich hohen Produktivleistung bzw. Betriebsauslastung über die Wintermonate beigetragen hatte. Die Auftragsreichweiten liegen aktuell mit 7,8 Wochen auf einem weiterhin hohen Niveau. Drucksache 16/5375 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Die Konjunkturindikatoren Personalbestand und Investitionen sind im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres nur leicht gesunken. Aufgrund der nach wie vor sehr hohen Binnen- und Exportnachfrage macht sich nach Angabe der befragten Betriebe vermehrt eine Fachkräfteproblematik bemerkbar. Den Handwerksbetrieben in Rheinland-Pfalz fällt es zunehmend schwer, qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren. Betrachtet man die einzelnen Branchen, so beurteilt insbesondere das Kfz-Gewerbe, in welchem sich das Neu- und Gebrauchtwagengeschäft zu erholen scheint, bereits im dritten Jahr in Folge die Frühjahrskonjunktur gegenüber dem Vorjahr als leicht verbessert . Lediglich das Servicegeschäft bleibt nach wie vor etwas hinter den Erwartungen zurück. Dagegen stufen das Bauhandwerk, die Nahrungsmittelhandwerker sowie das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe die aktuelle Konjunkturlage etwas schwächer ein als im vergangenen Jahr. Verschärfter Wettbewerb und verändertes Verbraucherverhalten führen im Nahrungsmittel- und Dienstleistungssektor zu gewissen Substitutionseffekten. Im Bereich Wohnungsbau führen steigende Grundstückskosten und steigende Nachfrage nach Wohnraumsanierung des Baubestandes zu einer leichten Eintrübung. Die über alle Gewerbegruppen hinweg durchweg sehr positiven Erwartungen für die weiteren Quartale sind Indiz dafür, dass sich das rheinland -pfälzische Handwerk auch weiterhin auf einem sehr stabilen und hohen Niveau bewegen wird. Zu Frage 2: Die wirtschaftliche Lage des Handwerks in Rheinland-Pfalz kann aufgrund der von den Kammern durchgeführten Erhebung insgesamt als sehr stabil bezeichnet werden. In der Summe erwarten die Handwerksbetriebe auch in den kommenden Monaten eine weitere Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Bei 71 Prozent der rheinland-pfälzischen Handwerksbetriebe ist der Auftragsbestand gegenüber dem vorherigen Quartal gleich geblieben oder sogar angestiegen. Infolge der hohen Nachfrage, ist die Umsatzentwicklung des rheinland-pfälzischen Handwerks nach wie vor positiv zu bewerten. Sieht man von demografischen Einflüssen ab, so ist auch die Beschäftigungsentwicklung weitgehend stabil. Das annähernde Erreichen der sehr hohen Vorjahresvergleichswerte mit ungewöhnlichen Witterungsbedingungen kann als sehr zufriedenstellend und stabil beurteilt werden. Nennenswerte Unterschiede in den einzelnen Handwerksbereichen lassen sich indes nicht feststellen, wenngleich insbesondere im Nahrungsmittelhandwerk durch verändertes Verbraucherverhalten sowie dem personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe durch stärkeren Wettbewerb veränderte Marktbedingungen spürbar sind. Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten bleiben die Dienstleister optimistisch. Nach aktuellem Stand wird sich die starke konjunkturelle Dynamik in dieser Branche auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Zu Frage 3: Die erhobenen und vorherrschend überaus positiven Erwartungshaltungen für das laufende Jahr stimmen sehr zuversichtlich. Die konjunkturelle Stimmung in den regionalen Handwerksbetrieben kann als sehr gut bezeichnet werden. 87 Prozent der rheinlandpfälzischen Handwerksbetriebe erwarten eine gute oder zumindest zufriedenstellende Geschäftslage. Nach aktuellem Stand ist in den kommenden Monaten ein breit aufgestelltes, stabiles Wirtschaftswachstum zu erwarten. Aufgrund des binnenwirtschaftlichen Aufschwungs und erster Anzeichen einer konjunkturellen Erholung in der Eurozone, sind die Sorgen um die Nachfrageentwicklung aus dem In- und Ausland deutlich rückläufig. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz hatte das zulassungspflichtige Handwerk im ersten Quartal 2015 sein Vorjahresergebnis annähernd halten können. Vier von sieben Gewerbegruppen verbuchen im Vorjahresvergleich höhere Umsätze. Besonders günstig verlief die Entwicklung im Kraftfahrzeuggewerbe, dessen Quartalsumsatz sich um 3,1 Prozent gegenüber dem Wert des Vorjahreszeitraums erhöht hat. Die Zahl der Beschäftigten liegt ebenfalls annähernd auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahresquartals. Zu Frage 4: Stützpfeiler der konjunkturellen Lage im rheinland-pfälzischen Handwerk in den letzten drei Jahren waren insbesondere die hohe Binnennachfrage sowie die wiedererstarkte Exportwirtschaft. So trug beispielsweise die Nachfrage nach energieeffizienten Sanierungsmaßnahmen von Wohnhäusern maßgeblich zum aktuell feststellbaren, konjunkturell positiv zu bewertenden Stand des Ausbauhandwerks bei. Die regionalen Zuliefer- und Metallbaubetriebe profitierten indes von der sehr guten Konjunkturlage in der deutschen Industrie, insbesondere bei den Kfz-Herstellern. Herausforderungen, die der Markt verstärkt an die regionalen Handwerksbetriebe stellt, sind insbesondere die Fachkräftesicherung und Auszubildendenakquise. Hier gilt es neben einer verstärkten Bewerbung der Ausbildung im Handwerk bzw. des Zuzugs potenzieller Fachkräfte die regionalen Unternehmen beim Aufbau einer strategischen Arbeitgebermarke zu unterstützen. Gleiches gilt für die Beibehaltung bzw. Stärkung des Meistertitels sowie des dualen Ausbildungssystems als fachliche Qualifizierungsnachweise im maßgeblich durch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) geprägten rheinland-pfälzischen Handwerk. Eveline Lemke Staatsministerin