LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode b. w. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 28. August 2015 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Dorothea Schäfer (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Unterrichtsfach PC-Lehre an Förderschulen Die Kleine Anfrage 3541 vom 8. Juli 2015 hat folgenden Wortlaut: Beim einem Landtagsbesuch der Klasse HS/L7-9 der Liesel Metten Schule Nieder-Olm mit dem Förderschwerpunkt Motorische Entwicklung haben mich Schülerinnen und Schüler gebeten, mich dafür einzusetzen, dass das Unterrichtsfach PC-Lehre bereits ab der 3. Klasse erteilt werden sollte. Ich frage die Landesregierung: 1. Ist die Landesregierung der Auffassung, die Nutzung von Computer und Internet an Förderschulen bereits ab der 3. Klasse zu ermöglichen? 2. Wie beurteilt die Landesregierung generell den Einsatz des Computers als Unterrichtsmedium in der Förderpädagogik? 3. Welcher didaktische Nutzen ergibt sich dabei aus der Sicht der Landesregierung? 4. Liegen der Landesregierung darüber empirische Studien vor? 5. Kann sich die Landesregierung die Einführung der PC-Lehre an Förderschulen ab der 3. Klasse als Modellversuch in RheinlandPfalz vorstellen? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 30. Juli 2015 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Gesellschaftliche Teilhabe, Partizipation und berufliche Qualifikation gründen auch auf Kenntnissen und Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Medien und deren Strukturen. Um Schülerinnen und Schüler in ihrem Medienverhalten persönlichkeitsfördernd zu begleiten, ist die Vermittlung einer breit aufgestellten Medienkompetenz Aufgabe und Verpflichtung in allen Unterrichtsfächern. So werden Kinder und Jugendliche befähigt, die zahlreichen Möglichkeiten und Werkzeuge der digitalen Medien gewinnbringend einzusetzen und gleichzeitig sensibel auf die Gefahren zu achten, die sich in einer digitalen Medienwelt ergeben. Der Erwerb dieser Kompetenzen wird für alle Schülerinnen und Schüler an allen Schularten angestrebt – die Umsetzung im Unterricht berücksichtigt dabei angemessen das Alter und gegebenenfalls die Auswirkungen einer Behinderung auf schulisches Lernen. Deshalb hat sich Rheinland-Pfalz mit dem Landesprogramm „Medienkompetenz macht Schule“ bereits 2007 auf den Weg gemacht und nimmt seit Jahren eine Vorreiterrolle im bundesweiten Vergleich ein. 79 der 527 beteiligten Schulen sind Förderschulen. Obwohl die Liesel Metten Schule an dem Programm nicht teilnimmt, setzt sie digitale Medien systematisch und erfolgreich im Unter richt ein. Dazu stehen an der Schule zahlreiche mobile Computer sowie Tablets und Digitalkameras zur Verfügung; darüber hinaus sind die Klassenzimmer mit vernetzten Computerarbeitsplätzen ausgerüstet. Die Schule engagiert sich sehr für Medienbildung und hat aktiv an der iMedia, dem Forum für integrative Medienbildung in Rheinland-Pfalz, mitgewirkt. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Ebenso wie Grundschulen bereits digitale Medien gezielt im Unterricht nutzen, sind die Nutzung von Computer und Internet auch Praxis in der Primarstufe an Förderschulen. In dieser Schulstufe liegt der unterrichtliche Schwerpunkt in der Vermittlung der grundlegenden Handhabung der Hardware und von Anwenderprogrammen. Gleichzeitig geht es um die frühe Sensibilisierung der Kinder für einen kritischen und sachgerechten Umgang mit den digitalen Medien. Drucksache 16/5396 30. 07. 2015 Drucksache 16/5396 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu den Fragen 2 bis 4: Digitale Medien haben in der sonderpädagogischen Förderung inzwischen einen festen Platz. Der didaktische Nutzen ist neben dem Erwerb von Medienkompetenz in den zusätzlichen Möglichkeiten der individuellen Förderung zu sehen. Beispielhaft sind folgende Anwendungsbereiche zu nennen, zu denen bereits vielfältige Erfahrungen an Förderschulen und Schulen mit inklusivem Unterricht vorliegen: individuelle Förderung durch Nutzung von Lernprogrammen, Arbeitserleichterungen für Schülerinnen und Schüler mit motorischen Behinderungen (Erstellen von Texten mittels Laptop und PC, gegebenenfalls mit Hilfe von Spracherkennung ), Kommunikationsmittel für Schülerinnen und Schüler, die nicht mit Lautsprache kommunizieren. Dadurch werden Aktivität und Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler verbessert und damit schulische Teilhabe ermöglicht. Im Jahr 1999 wurden vom damaligen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung Fachberaterinnen und -berater für den Computereinsatz an Förderschulen beauftragt. Als Schwerpunkte der Arbeit wurden seinerzeit vor allem die Beratung zu fachlichen, methodischen und mediendidaktischen Fragestellungen sowie die Konzipierung von pädagogischen Vorhaben für den Computereinsatz an dieser Schulart genannt. Im Rahmen dieses Auftrags haben die Beraterinnen und Berater bereits vor mehr als zehn Jahren die Internetplattform „COMEDISON – Fördern mit Neuen Medien“ mit dem Ziel initiiert, Computerlernen in der sonderpädagogischen Förderung ab der Primarstufe systematisch zu verankern. Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hält wissenschaftliche Begleitforschung zum Thema Medien - kompetenz für wichtig und unterstützt deshalb die Forschung von Herrn Prof. Aufenanger zum Tableteinsatz an Schulen, die am Projekt „Medienkompetenz macht Schule“ beteiligt sind, mit jährlich 10 000 Euro. In dieses Vorhaben sind zwei Förderschulen einbezogen . Zu Frage 5: Die Förderung der Medienkompetenz ist – wie in der Vorbemerkung bereits ausgeführt – Aufgabe und Verpflichtung in allen Unter - richtsfächern. Dabei ist es aus fachlicher Sicht unabdingbar, das Lernen mit Medien und das Lernen über digitale Medien eng miteinander zu verzahnen. Dies leisten das Landesprogramm „Medienkompetenz macht Schule“ ebenso wie der MedienkomP@ss, an denen sich Förderschulen beteiligen. Dieses Engagement zeigt das Interesse der Förderschulen an dem Thema und belegt, dass das Lernen mit und über digitale Medien in der sonderpädagogischen Förderung fest verankert ist. Den MedienkomP@ss, der sich an Schülerinnen und Schülern in der Primarstufe und Orientierungsstufe richtet, nutzen bereits 39 Förderschulen und Schwerpunktschulen. Er bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse im Bereich digitaler Medien zu entwickeln, sie Schritt für Schritt auszubauen und sie auf der Grundlage verbindlicher Standards nachzuweisen. Ein Modellversuch zur Einführung des Unterrichtsfachs PC-Lehre an Förderschulen ab der 3. Klasse ist deshalb nicht sinnvoll. Vera Reiß Staatsministerin