Drucksache 16/62 20. 06. 2011 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Bettina Dickes (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen Kindertagespflege Die Kleine Anfrage 18 vom 26. Mai 2011 hat folgenden Wortlaut: Ich frage die Landesregierung: 1. Wie haben sich die Zahlen der Kindertagespflegepersonen und der von Kindertagespflegepersonen betreuten Kinder in den ver- gangenen drei Jahren entwickelt (Angaben bitte gegliedert nach Landkreisen und kreisfreien Städten sowie landesweit)? 2. Wie viele Schulungen zur Kindertagespflege mit jeweils wie vielen Teilnehmern haben in den vergangenen drei Jahren in den Landkreisen und kreisfreien Städten stattgefunden? 3. Wie viele Bewerber für eine Schulung zur Kindertagespflege wurden in den vergangenen drei Jahren gegliedert nach Landkrei- sen und kreisfreien Städten nicht zu einer Schulung zugelassen? 4. Inwiefern benötigen Erzieher bzw. Pädagogen eine Schulung, um eine Pflegeerlaubnis zu erlangen? 5. Welche Gründe sprechen nach Ansicht der Landesregierung dafür, dass gemäß dem rheinland-pfälzischen Kindertagesstättenge- setz – anders als im § 22 SGB VIII – Kindertagespflege nicht in anderen als den elterlichen oder den Räumen der Tagespflegeperson geleistet werden darf? Das Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 20. Juni 2011 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die Kindertagespflege stellt für die Landesregierung ein wichtiges ergänzendes Angebot zur institutionellen Tagesbetreuung von Kindern dar. Ihr wird als familiennahe sowie flexible Betreuungsform ein hoher Stellenwert seitens des Landes eingeräumt. Kindertagespflege liegt in Rheinland-Pfalz auf Grundlage der §§ 22, 23, 43 SGB VIII, § 1 Abs. 5 KitaG Rheinland-Pfalz in der Verantwortung der öffentlichen Jugendhilfe. Das Land unterstützt die Kommunen in ihrer Verantwortung auf vielfältige Weise. Beispielsweise wird durch die Förderung des Programms „Qualifizierung von Tagespflegepersonen“ die Qualität in der Kindertagespflege gestärkt und die örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe in ihrer Aufgabe nach § 23 SGB VIII unterstützt, geeignete und qualifizierte Tagespflegepersonen vermitteln zu können. Inhaltlicher Qualifikationsmaßstab der Qualifizierungsmaßnahme ist die vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) entwickelte, überarbeitete und erweiterte Neuauflage des „Curriculums zur Fortbildung von Tagespflegepersonen“ vom März 2008. Das Curriculum umfasst insgesamt 160 Unterrichtseinheiten von je 45 Minuten. Die Gesamtqualifizierung kann in einer Maßnahme oder nacheinander mit inhaltlich aufeinander aufbauenden Modulen durchgeführt werden. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu Frage 1: Die Zahlen der Kindertagespflegepersonen haben sich in Rheinland-Pfalz laut amtlicher Statistik des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz in den vergangenen drei Jahren gegliedert nach Landkreisen und kreisfreien Städte wie folgt entwickelt: Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 21. Juli 2011 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/62 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Die Zahlen der von Kindertagespflegepersonen betreuten Kinder haben sich in Rheinland-Pfalz laut amtlicher Statistik des Statistischen Landesamtes RP in den vergangenen drei Jahren gegliedert nach Landkreisen und kreisfreien Städte wie folgt entwickelt: 2 Stichtag: 15. März 2008 1. März 2009 1. März 2010 Ahrweiler 24 24 23 Altenkirchen (Westerwald) 33 51 60 Alzey-Worms 63 70 68 Bad Dürkheim 21 15 15 Bad Kreuznach 28 35 33 Bernkastel-Wittlich 26 44 63 Birkenfeld 38 43 47 Cochem-Zell 39 50 66 Donnersbergkreis 29 50 29 Eifelkreis Bitburg-Prüm 35 56 63 Frankenthal (Pfalz), kreisfreie Stadt 19 23 23 Germersheim 36 47 51 Kaiserslautern 49 30 127 Kaiserslautern, kreisfreie Stadt 43 38 33 Koblenz, kreisfreie Stadt 45 43 42 Kusel 24 35 32 Landau in der Pfalz, kreisfreie Stadt 44 28 29 Ludwigshafen am Rhein, kreisfreie Stadt 75 96 101 Mainz, kreisfreie Stadt 64 51 56 Mainz-Bingen 116 95 78 Mayen-Koblenz 59 60 86 Neustadt an der Weinstraße, kreisfreie Stadt 32 21 33 Neuwied 48 41 67 Pirmasens, kreisfreie Stadt 8 13 11 Rhein-Hunsrück-Kreis 100 18 50 Rhein-Lahn-Kreis 31 31 26 Rhein-Pfalz-Kreis 28 42 57 Speyer, kreisfreie Stadt 33 35 40 Südliche Weinstraße 13 70 68 Südwestpfalz 25 55 50 Trier, kreisfreie Stadt 36 75 96 Trier-Saarburg 71 106 84 Vulkaneifel 40 58 80 Westerwaldkreis 41 33 40 Worms, kreisfreie Stadt 34 41 44 Zweibrücken, kreisfreie Stadt 24 18 19 Gesamtergebnis Rheinland-Pfalz 1 474 1 641 1 890 Quelle: Amtliche Statistik, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. Stichtag: 15. März 2008 1. März 2009 1. März 2010 Ahrweiler 51 66 62 Altenkirchen (Westerwald) 42 78 95 Alzey-Worms 115 156 139 Bad Dürkheim 35 25 37 Bad Kreuznach 43 52 59 Bernkastel-Wittlich 26 48 105 Birkenfeld 44 80 79 Cochem-Zell 73 92 109 Donnersbergkreis 21 48 44 Eifelkreis Bitburg-Prüm 57 119 149 Frankenthal (Pfalz), kreisfreie Stadt 42 49 43 Germersheim 127 94 117 Kaiserslautern 133 176 262 Kaiserslautern, kreisfreie Stadt 75 90 98 Koblenz, kreisfreie Stadt 74 81 89 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/62 Zu Frage 2: Im Rahmen des o. g. Projektes „Qualifizierung von Tagespflegepersonen“ haben im Jahr 2008 insgesamt 58 Maßnahmen mit 851 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattgefunden, im Jahr 2009 insgesamt 47 Maßnahmen mit 735 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und im Jahr 2010 insgesamt 51 Maßnahmen mit 778 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Gegliedert nach Landkreisen und kreisfreien Städten stellen sich die Zahlen wie folgt dar: 3 Stichtag: 15. März 2008 1. März 2009 1. März 2010 Kusel 27 58 61 Landau in der Pfalz, kreisfreie Stadt 94 92 57 Ludwigshafen am Rhein, kreisfreie Stadt 171 212 216 Mainz, kreisfreie Stadt 225 159 183 Mainz-Bingen 110 159 158 Mayen-Koblenz 84 112 163 Neustadt an der Weinstraße, kreisfreie Stadt 70 34 58 Neuwied 65 67 121 Pirmasens, kreisfreie Stadt 17 35 23 Rhein-Hunsrück-Kreis 145 148 70 Rhein-Lahn-Kreis 48 48 47 Rhein-Pfalz-Kreis 58 80 129 Speyer, kreisfreie Stadt 115 133 120 Südliche Weinstraße 88 117 146 Südwestpfalz 53 89 85 Trier, kreisfreie Stadt 75 110 185 Trier-Saarburg 89 111 138 Vulkaneifel 61 109 141 Westerwaldkreis 61 29 72 Worms, kreisfreie Stadt 115 134 143 Zweibrücken, kreisfreie Stadt 22 31 33 Gesamtergebnis 2 751 3 321 3 836 Quelle: Amtliche Statistik, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. Anzahl der Maßnahmen 2008 2009 2010 Stadt/Kreis Grund- Aufbau- Grund- Teil- Grund- Aufbau- Grund- Teil- Grund- Aufbau- Grund- Teil- qualifi- qualifi- und Auf- nehmer- qualifi- qualifi- und Auf- nehmer- qualifi- qualifi- und Auf- nehmer- kation kation bauquali- zahl kation kation bauquali- zahl kation kation bauquali- zahl fikation fikation fikation Kreis Ahrweiler 1 15 1 15 Kreis Altenkirchen 1 1 18 1 2 52 2 28 Kreis Alzey-Worms 2 2 72 1 22 1 20 Kreis Bad Dürkheim 1 12 1 12 1 9 Kreis Bad Kreuznach 1 18 1 1 29 1 15 Kreis Bernkastel- 2 28 1 16 2 26 Wittlich Kreis Birkenfeld 1 18 1 21 1 17 Eifelkreis Bitburg- 1 15 1 1 30 1 1 25 Prüm Kreis Cochem-Zell 2 1 40 1 21 Vulkaneifelkreis 1 11 1 12 (Daun) Donnersbergkreis 1 20 1 13 1 18 Kreis Germersheim 1 17 1 20 Kreis Kaiserslautern 1 20 2 30 1 18 Kreis Kusel 1 16 1 21 1 16 Kreis Mainz-Bingen 1 1 2 60 2 32 2 2 66 Kreis Mayen-Koblenz 3 36 3 40 2 25 Kreis Neuwied 1 14 1 12 1 12 Rhein-Lahn-Kreis 1 19 1 14 1 15 Rhein-Hunsrück-Kreis 3 2 1 56 1 4 71 2 27 Rhein-Pfalz-Kreis 1 1 1 37 1 16 1 13 Kreis Südliche 1 1 28 1 14 1 21 Weinstraße Drucksache 16/62 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Zu Frage 3: Zu dieser Frage kann die Landesregierung keine Aussage treffen, da die entsprechenden Informationen nicht vorliegen. Zu Frage 4: Die Erteilung der Pflegeerlaubnis für die Kindertagespflege liegt in der alleinigen Verantwortung der örtlichen Träger. Nach § 43 Absatz 2 SGB VIII ist die Erlaubnis zur Kindertagespflege zu erteilen, „... wenn die Person für die Kindertagespflege geeignet ist. Geeignet (…) sind Personen, die 1. sich durch ihre Persönlichkeit, Sachkompetenz und Kooperationsbereitschaft mit Erziehungsberechtigten und anderen Tagespflegepersonen auszeichnen und 2. über kindgerechte Räumlichkeiten verfügen. Sie sollen über vertiefte Kenntnisse hinsichtlich der Anforderung der Kindertagespflege verfügen, die sie in qualifizierten Lehrgängen erworben oder in anderer Weise nachgewiesen haben.“ Für Erzieherinnen und Erzieher besteht die Möglichkeit, sich die erforderlichen Kenntnisse für die Kindertagespflege in 80 Unterrichtseinheiten des o. g. DJI-Curriculums anzueignen. Fachlich empfohlen bleibt laut DJI weiterhin der Umfang von 160 Stunden auch für diese Zielgruppe. Zu Frage 5: Die Definition der Kindertagespflege aus dem SGB VIII wird in Rheinland-Pfalz im Kindertagesstättengesetz in das Landesrecht übernommen. Von der bundesrechtlich vorgesehenen Möglichkeit, Tagespflege in anderen geeigneten Räumlichkeiten landesrechtlich zuzulassen (§ 22 Abs. 1 S. 3 SGB VIII), ist in Rheinland-Pfalz bewusst Abstand genommen worden. Ein wichtiges Kriterium für diese Entscheidung war, dass Kindertagespflege als familiäre Betreuungsform und Möglichkeit der individuellen Förderung des Kindes erhalten bleiben soll und diese Form der Betreuung außerhalb der eigenen Wohnung bzw. Elternwohnung genau diesen Charakter verlieren würde. 4 Anzahl der Maßnahmen 2008 2009 2010 Stadt/Kreis Grund- Aufbau- Grund- Teil- Grund- Aufbau- Grund- Teil- Grund- Aufbau- Grund- Teil- qualifi- qualifi- und Auf- nehmer- qualifi- qualifi- und Auf- nehmer- qualifi- qualifi- und Auf- nehmer- kation kation bauquali- zahl kation kation bauquali- zahl kation kation bauquali- zahl fikation fikation fikation Kreis Südwestpfalz 1 18 1 15 2 29 Kreis Trier-Saarburg 1 15 2 32 1 11 Westerwaldkreis 1 1 37 2 34 1 1 30 Stadt Andernach *) Stadt Bad Kreuznach *) Stadt Frankenthal 1 16 1 17 Stadt Idar-Oberstein *) Stadt Kaiserslautern 1 17 1 19 1 17 Stadt Koblenz 1 12 1 15 Stadt Landau *) Stadt Ludwigshafen 1 1 31 1 1 1 42 1 1 1 48 Stadt Mainz 1 1 24 1 16 1 1 1 35 Stadt Mayen *) Stadt Neustadt 1 1 39 1 18 1 15 Stadt Neuwied 1 20 1 20 2 35 Stadt Pirmasens *) Stadt Speyer 1 1 33 1 17 2 39 Stadt Trier 1 16 1 15 1 2 53 Stadt Worms 1 19 1 14 1 15 Stadt Zweibrücken 1 12 19 10 29 4 6 37 10 3 38 Gesamtergebnis 58 851 47 735 51 778Rheinland-Pfalz *) Kooperationen mit den jeweiligen Kreisen. Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/62 Betreuungsverhältnisse, die über die Kindertagespflege hinausgehen, z. B. auch der Zusammenschluss mehrerer Kindertagespflegepersonen , die in angemieteten Räumen ein Angebot machen möchten, bedürfen in Rheinland-Pfalz einer Betriebserlaubnis gemäß § 45 SGB VIII, da die Betreuung den Charakter einer Einrichtung erhält. Das bedeutet daher nicht, dass es in Rheinland-Pfalz eine Betreuungsform „in anderen geeigneten Räumen“ grundsätzlich nicht gibt. Ihre Zulässigkeit richtet sich jedoch nicht nach den Bestimmungen für die Erteilung einer Pflegeerlaubnis in der Kindertagespflege, sondern nach den Vorschriften über die institutionelle Betreuung, allerdings außerhalb der öffentlichen Förderung nach dem Kindertagesstättengesetz und der entsprechenden Landesverordnung . Irene Alt Staatsministerin 5