Drucksache 16/874 09. 02. 2012 Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 2. März 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Marcel Hürter und Barbara Schleicher-Rothmund (SPD) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Biologiestudium ohne Sezieren Die Kleine Anfrage 578 vom 19. Januar 2012 hat folgenden Wortlaut: Medienberichten zufolge besteht im Biologiestudium an der Johannes Gutenberg-Universität ab dem Sommersemester 2012 keine Verpflichtung mehr, Tiere zu sezieren. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Ist der Landesregierung bekannt, welche alternativen Methoden für die Sezierung Studie rende der Biologie an der Universität Mainz derzeit wählen können? 2. Werden nach Kenntnis der Landesregierung zusätzliche alternative Methoden erprobt bzw. vorbereitet? 3. Wird die Befreiung von der Sezierpflicht in einer Ordnung der Universität verankert und ggf. wie? 4. Wie wird gewährleistet, dass Studierende z. B. bei einem Wechsel der Hochschule keine Nach teile erleiden? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 9. Februar 2012 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Anstelle des Sezierens werden sich Studierende, die das Alternativprogramm wählen, in deutlich größerem Umfang und Detail als bislang mit histologischen Gewebeschnitten befassen. Außerdem werden sie Detailzeichnungen bereits aufpräparierter Tiere anfertigen ; diese wurden entweder durch Plastination oder durch Eingießen in Kunstharz dauerhaft konserviert. Dies wird ergänzt durch Modelle, Sezier-DVDs und virtuelle 3D-Darstellungen; dieses Lehrmaterial steht Studierenden, die das traditionelle Sezierprogramm wählen, ebenfalls zur Verfügung. Letztere werden ebenfalls an histologischen Gewebeschnitten unterrichtet. Zu Frage 2: Es wurden von Wissenschaftlern des Fachbereichs Biologie in den letzten Jahren mehrere innovative Lehrmaterialien entwickelt, die sich als Ergänzungsmaterial zum Sezierkurs eignen und auch in das künftige Alternativprogramm integriert werden. Dieses Entwicklungsprogramm wird fortgesetzt und verstärkt. Anatomische Modelle aller in Frage kommenden Tiere sind bereits aus einer früheren Beschaffungsmaßnahme vorhanden. Zudem werden jetzt plastinierte bzw. in Kunstharz eingegossene aufpräparierte Tiere beschafft. Es wurde ein Konzept entwickelt, wie der Alternativkurs im kommenden Sommersemester durchgeführt wird. Zur Finan - zierung dieses Entwicklungs-, Beschaffungs- und Testprogramms wurde beim Gutenberg-Lehrkolleg der Universität Mainz im Rahmen der Ausschreibung „Innovative Lehrprojekte an der JGU 2011“ ein Antrag gestellt. Der Antrag wurde genehmigt. Damit ist die Finanzierung des Alternativprogramms gesichert. Zu Frage 3: Die Prüfungsordnung der betroffenen Studiengänge (Bachelor „Biologie“ und Bachelor „Molekulare Biologie“) muss hierfür nicht geändert werden, weil dort die Modulinhalte nicht im Detail aufgeführt sind. Geändert werden wird bis Sommersemester 2012 das Drucksache 16/874 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Modulhandbuch, indem in Modul 3 die beiden wählbaren Alternativen integriert werden. Es existieren bereits zahlreiche biologie - nahe Studiengänge ohne Zoologie im Curriculum bzw. ohne Sezierpflicht, beispielsweise der Studiengang „Biomedizinische Chemie“ an der Universität Mainz, biotechnologische und/oder molekularbiologische Studiengänge an einigen anderen Universitäten. Das hier angesprochene Alternativprogramm ist allerdings das erste Programm für einen Studiengang Biologie an der Universität Mainz. Zu Frage 4: In den Bachelorstudiengängen kann nun die Entscheidung über das Sezieren den Studierenden selbst überlassen werden. Die Studie - renden werden jeweils zu Kursbeginn über die möglichen Folgen der Wahl des Alternativprogramms und die Wichtigkeit des Sezie - rens für das Fach gründlich informiert. In einem Diploma Supplement, einem Zusatz zum Hochschulabschlusszeugnis, könnte festgehalten werden, ob in Modul 3 seziert oder welche Methoden alternativ angewandt wurden. Wer nicht seziert hat, muss dies bei einem Hochschulwechsel möglicherweise nachholen. Doris Ahnen Staatsministerin