Drucksache 16/963 23. 02. 2012 Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 29. Februar 2012 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Marlies Kohnle-Gros (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Präventionsarbeit im schulischen Bereich Die Kleine Anfrage 601 vom 27. Januar 2012 hat folgenden Wortlaut: Der Opferschutzbericht der Landesregierung (Drucksache 15/5267 vom 16. Dezember 2010) weist auf den Seiten 93 bis 113 Projekte zur Präventionsarbeit im schulischen Bereich aus. Ich frage die Landesregierung: 1. Kann dargestellt werden, welche Laufzeit die einzelnen Projekte hatten bzw. haben? 2. Wie viele Schulen bzw. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer oder auch Eltern haben jeweils teilgenommen? 3. Welche Kooperationspartner haben sich finanziell mit welchen Beträgen beteiligt? 4. Welche Projekte beurteilt die Landesregierung als nachhaltig? Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 23. Februar 2012 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Das „Programm zur Primärprävention“ (ProPP) läuft seit 1999 für weiterführende Schulen in ganz Rheinland-Pfalz und ist nicht befristet. Das Programm „Prävention im Team“ (PiT) läuft seit 2000 für weiterführende Schulen in ganz Rheinland-Pfalz und ist nicht befristet . Das Programm „Ich und Du und Wir“ (IDW) läuft seit 2007 für Grundschulen in ganz Rheinland-Pfalz und ist nicht befristet. Das Programm „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein“ läuft seit 2010 für weiterführende Schulen in ganz Rheinland-Pfalz und ist unbefristet. Das Schulentwicklungsprojekt „Schulische Lern- und Lebenswelten“ läuft seit 2010 für weiterführende Schulen in Rheinland-Pfalz und soll nach Ablauf des ersten Durchgangs und dessen Evaluation weitergeführt werden. Das Projekt „Wir im Verein mit dir“ der Sportjugend Rheinland-Pfalz läuft seit 2003/2004 für Grundschulen in Rheinland-Pfalz. Eine Befristung ist nicht bekannt. Das Präventionskonzept „easi – Erlebnis, Aktion, Spaß und Information“ wird seit 1999 für weiterführende Schulen angeboten und ist nicht befristet. Das Programm „Klasse 2000“ wird seit 1998 für Grundschulen in Rheinland-Pfalz angeboten. Eine Befristung ist nicht bekannt. Das Programm Lions Quest wird seit 1998 in Rheinland-Pfalz für weiterführende Schulen angeboten. Eine Befristung ist nicht bekannt . Drucksache 16/963 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Das Koblenzer Präventionsprojekt gegen sexuellen Missbrauch von Mädchen und Jungen ist 2004 entstanden und wird an Grundschulen und Kindertagesstätten bzw. Kindergärten im Raum Koblenz angeboten. Eine Befristung ist nicht bekannt. Das „Ganzheitliche Präventionsprojekt gegen sexualisierte Gewalt“ der Frauennotrufe Rheinland-Pfalz wurde im Schuljahr 2010/2011 für Ganztagsschulen in Rheinland-Pfalz angeboten. Das Projekt „Geschlechtsbewusste Grundschule“ lief vom September 2008 bis zum Mai 2011. Das Modellprojekt „Sozial engagierte Jungs“ lief zwischen 2009 und 2011 und wird derzeit ohne Anschlussförderung weitergeführt. Das Projekt „Schülerassistentinnen- und Schülerassistentenausbildung“ der Sportjugend Rheinland-Pfalz wird seit 1998 in Rheinland -Pfalz an weiterführenden Schulen durchgeführt. Eine Befristung ist nicht bekannt. Die Beraterinnen und Berater für Prävention und Gesundheitsförderung stellen eine Nachfolgegruppe der 2005/2006 ein gerichteten Gruppe der Moderatorinnen und Moderatoren für Gewaltprävention dar. Im Schuljahr 2009/2010 wurde aufbauend auf dieser Gruppe von Fachleuten die neue Gruppe von Beraterinnen und Beratern für Prävention und Gesundheitsförderung eingerichtet. Die Arbeit der Gruppe ist zeitlich nicht befristet. Die Laufzeit der aktuellen Förderperiode für das ESF-Modellprogramm „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ umfasst den Zeitraum 2011 bis 2013. Die Landesförderung „Schulverweigerung“ ist auf Dauer angelegt. Die Förderung erfolgt nach Maßgabe des jeweils gültigen Haushaltsplans . Zu Frage 2: Zahlen zu Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden zum einen nicht zu allen Projekten und zum anderen unterschiedlich er - hoben. An der Fortbildung zum „Programm zur Primärprävention“ nehmen jährlich landesweit ca. 60 bis 80 Lehrkräfte teil. Seit 1999 haben etwa 1 000 Lehrerinnen und Lehrer teilgenommen. Mit wie vielen Schülerinnen und Schülern die fortgebildeten Lehrkräfte das Programm an der je eigenen Schule durchgeführt haben, wurde nicht erhoben. Im Programm „Prävention im Team“ werden jährlich landesweit ca. 50 bis 80 Lehrkräfte in einer zweitägigen Fortbildung zusammen mit den zuständigen Polizeibeamten geschult. Insgesamt haben seit 1999 etwa 700 Lehrerinnen und Lehrer und ca. 250 bis 300 Polizeibeamtinnen und -beamte an den Kursen teilgenommen. Mit wie vielen Schülerinnen und Schülern die fortgebildeten Lehrkräfte das Programm an der eigenen Schule durchgeführt haben, wurde nicht erhoben. Das Programm „Ich und Du und Wir“ wird an 187 Grundschulen durchgeführt. Seit 2007 kamen jährlich etwa 40 Schulen neu dazu . Idealerweise nehmen alle Lehrkräfte und alle Klassen an dem Programm teil. Wie die einzelnen Schulen das Programm einführen, ob direkt in allen Klassen oder beginnend mit dem ersten Schuljahr, obliegt den Schulen. Insofern liegen keine Teilnehmerzahlen vor. Am Programm „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein“ nehmen derzeit 20 Schulen teil, geschult wurden insgesamt 130 Lehrerinnen und Lehrer, insbesondere die Klassenlehrkräfte der 5. Klassen. Am Projekt „Schulische Lern- und Lebenswelten“ nehmen im noch laufenden ersten Durchgang 16 Schulen teil. An jeder Schule sind Steuerungsgruppen zur Multiplikation der bei den Fortbildungen gewonnenen Erkenntnisse eingerichtet, in denen sowohl Lehrkräfte wie auch Schülerinnen und Schüler sitzen. Insgesamt gibt es an den 16 Schulen etwa 100 Steuerungsgruppenmitglieder. Das Projekt „Wir im Verein mit Dir“ wurde seit 2003/2004 an jeweils sechs oder sieben rheinland-pfälzischen Grundschulen durchgeführt . Wie viele Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben, ist nicht bekannt. Am Präventionskonzept „easi – Erlebnis, Aktion, Spaß und Information“ haben insgesamt über 50 000 Schülerinnen und Schüler teilgenommen. An „Klasse 2000“ haben seit 1998 189 Grundschulen teilgenommen. Zur Umsetzung von Lions Quest wurden insgesamt etwa 1 000 Lehrkräfte ausgebildet. Das „Koblenzer Präventionsprojekt gegen sexuellen Missbrauch von Mädchen“ ist an einer Grundschule entstanden. Seither haben sich andere Grundschulen sowie Kindertagesstätten bzw. Kindergärten dem Projekt angeschlossen. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Das Projekt „Geschlechtsbewusste Grundschule“ wurde an der Grundschule Cusanus Bernkastel-Kues, der Grundschule Algenrodt Idar-Oberstein und der Grundschule Marienschule Neuwied durchgeführt. Beteiligt waren – an der Grundschule Cusanus Bernkastel-Kues 150 Schülerinnen und Schüler und deren Eltern, elf Lehrkräfte sowie vier außer- schulische Partner, – an der Grundschule Algenrodt Idar-Oberstein 109 Schülerinnen und Schüler und deren Eltern, neun Lehrkräfte sowie 14 außer- schulische Partner und – an der Grundschule Marienschule Neuwied 198 Schülerinnen und Schüler und deren Eltern sowie 20 Lehrkräfte. 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Drucksache 16/963 Im Modellprojekt „Sozial engagierte Jungs“ waren etwa 80 Jungen beteiligt. Am Programm „Schülerassistentinnen und -assistenten“ waren seit 1998 etwa 45 Schulen beteiligt. Zum Stand 31. Dezember 2011 wurden für die Schulsozialarbeit Stellen an 240 allgemeinbildenden Schulen gefördert. Im ESF-Modellprogramm „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ gibt es in Rheinland-Pfalz aktuell fünf Projekte. In der Landesförderung „Schulverweigerung“ gibt es aktuell vier landesgeförderte Projekte. Zu Frage 3: Die staatlichen Programme „Ich und Du und Wir“ und „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein“ werden von Kooperations - partnern finanziell unterstützt. „Ich und Du und Wir“ wurde vom Sparkassenverband Rheinland-Pfalz und der Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz seit 2007 jährlich mit 25 000 € unterstützt. Das Programm „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein“ wurde von der Technikerkrankenkasse mit 60 000 € unterstützt. Die Standorte für das ESF-Modellprojekt „Schulverweigerung – Die 2. Chance“ in Rheinland-Pfalz werden für den Bewilligungszeitraum in Höhe von 409 057,09 Euro durch ESF-Gelder des Bundes gefördert. Die Landesförderung „Schulverweigerung“ wird neben Landesmitteln durch die Kommunen, Eigenmittel und ESF-Mittel des Bundes finanziert. Neben Landesmitteln in Höhe von 71 000 € sind kommunale Mittel in Höhe von 101 000 €, ESF-Mittel in Höhe von 64 985 € und Eigenmittel in Höhe von 25 000 € geflossen. Bei den Programmen, die nicht in Landesverantwortung sind, ist die Finanzierung im Detail nicht bekannt. Zu Frage 4: Im Bereich der Gewaltprävention betrachtet die Landesregierung die Programme als nachhaltig, die Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen. Diese Unterstützung orientiert sich an den von der Weltgesundheitsorganisation benannten Faktoren der psychischen Gesundheit. Dazu zählen unter anderem kritisches Denken, positives Selbstwertgefühl, Entscheidungsfähigkeit , Fähigkeit zur Selbst- und Fremdwahrnehmung, Umgang mit Gruppendruck. Im Sinne der Nachhaltigkeit geht es also vorrangig darum, die Person zu stärken, die soziale Kompetenz zu fördern, allgemein gültige Normen und Werte zu vermitteln , aber auch um Konfliktbearbeitung und Deeskalationstraining. Programme, die das Land selbst anbietet oder die das Land finanziell unterstützt, entsprechen diesen Vorgaben. In Vertretung: Michael Ebling Staatssekretär 3