Drucksache 16/990 02. 03. 2012 K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Anke Beilstein (CDU) und A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Einrichtung von „Mobilen Fachteams“ (Teil I) Die Kleine Anfrage 625 vom 6. Februar 2012 hat folgenden Wortlaut: Seitens des Sozialministeriums bestehen Überlegungen, landesweit „Mobile Fachteams“ zu installieren, die insbesondere im Bereich von „Menschen mit herausforderndem Verhalten“ eingesetzt werden sollen. Einem Steuerkreis obliegt die Aufgabe, hierzu ein Konzept zu erarbeiten. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Welche Zielsetzung wird mit dem Einsatz von „Mobilen Fachteams“ verfolgt und wie sieht das Konzept aus? 2. In welchem Stadium befindet sich das erarbeitete Konzept und wann soll es umgesetzt werden? 3. Welche Personen gehören dem Steuerkreis an und nach welchen Kriterien wurden sie dafür ausgewählt? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 2. März 2012 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Es gibt Menschen mit Behinderung, die durch ihre besonderen Verhaltensweisen ihre Umwelt und sich immer wieder vor Probleme stellen, die als extrem belastend und von den Personen selbst und den Betroffenen in ihrem Umfeld oft als nur schwer lösbar erlebt werden. Im Extremfall kommt es zu massiven tätlichen Aggressionen gegenüber anderen oder sich selbst. Das häufig aggressive Verhalten überfordert die Menschen, die sie unterstützen, und führt oft dazu, dass dem Sozialhilfeträger als Lösung die Heraus nahme des betroffenen Menschen aus seiner vertrauten Umgebung und die Aufnahme in eine geschlossene Einrichtung vorgeschlagen wird. Dabei ist die herausfordernde Verhaltensweise oftmals als Reaktion auf die Behinderung, bisherige Lebenserfahrungen, andere Verhaltensmuster , Situationen und Rahmenbedingungen zu verstehen. Um diesen Menschen und den Menschen, die sie begleiten und betreuen, eine Unterstützung anbieten zu können, wurde gemeinsam mit Fachleuten das Konzept eines „Mobilen Fachteams“ entwickelt. Es soll Alternativen zur Lösung „geschlossene Unterbringung “ entwickeln helfen. Das Mobile Fachteam wird gebildet aus Fachleuten und Experten, die Erfahrung mit Menschen mit herausforderndem Verhalten haben. Die Mitglieder des Mobilen Fachteams sollen in der schwierigen Situation mit dem Blick „von außen“ die Konfliktsituation und das Handeln der Beteiligten analysieren und einen Beratungsprozess anstoßen, der helfen kann. Dabei soll diese kollegiale Beratung als Chance zur Neuorientierung verstanden werden und helfen, eingefahrene Verhaltensweisen zu überdenken und zu verändern . Veränderungen sind beispielsweise in der Wohnsituation, in der personellen Ausstattung, in der Mitarbeiterkompetenz, in Betreuungskonzepten , in der Tagesgestaltung und Lebensführung denkbar. Das Team soll im Rahmen seiner Beratung dazu beitragen, dass der Mensch mit Behinderung in seiner Häuslichkeit bzw. gewohnten Umgebung leben kann. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 9. März 2012 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 16. Wahlperiode Drucksache 16/990 Landtag Rheinland-Pfalz – 16.Wahlperiode Das Team soll – stationäre Unterbringungen in Spezialeinrichtungen vermeiden helfen, – Alternativen zu Sonderwohn- und Betreuungsangeboten entwickeln und insbesondere ermöglichen, dass die Person in dem von ihr gewünschten Lebensraum verbleiben kann, und – darauf hinwirken, dass bisher nicht vernetzte Professionen in der Region besser kooperieren. Als Ansprechpartner für das Mobile Fachteam wird eine Servicestelle eingerichtet, deren Aufgabe es sein wird, für alle Anfragen eine Problemerfassung vorzunehmen und das Fachteam organisatorisch zu begleiten. Zu 2.: Das Konzept ist von Fachleuten unter Beteiligung des MSAGD und der Leistungsträger erarbeitet worden und wird über einen Zeitraum von drei Jahren modellhaft erprobt. Die Servicestelle hat erste Aufträge erhalten. Das Projekt wird wissenschaftlich durch die Universität Landau begleitet. Zu 3.: Dem Steuerkreis gehören Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher Professionen an. Es wurde Wert darauf gelegt, dass fachlicher , ärztlicher und fiskalischer Sachverstand, der die Angebotsvielfalt widerspiegelt, vertreten sind. Zum Steuerkreis gehören – Vertreter und Vertreterinnen von Kommunalverwaltungen (auch als örtliche Sozialhilfeträger), – eine Vertretung des überörtlichen Sozialhilfeträger, – Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher Einrichtungen der Eingliederungshilfe, – die ärztliche Leitung einer psychiatrischen Klinik, – Psychiatriekoordinatorin oder -koordinator, – eine Vertretung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie – sowie eine Vertretung des Ministeriums. Malu Dreyer Staatsministerin