Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 3. November 2016 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode Drucksache 17/1175 zu Drucksache 17/896 30. 09. 2016 A n t w o r t des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Jürgen Klein (AfD) – Drucksache 17/896 – Energiespeicher und Energiespeichertechnologien Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/896 – vom 7. September 2016 hat folgenden Wortlaut: Eine zuverlässige Stromversorgung mit den fluktuierenden erneuerbaren Energien ist nur zu erreichen, wenn große Energie speicher zur Verfügung stehen. Das erkannte bereits die 2011 von der Bundesregierung einberufene Ethikkommission zur Energiewende und sie formulierte darum: „Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien ist langfristig abhängig von Möglichkeiten, Strom zu speichern […].“ Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Welche Energiespeicher mit mindestens 5 MWh Speicherkapazität sind in Rheinland-Pfalz seit 2012 in Betrieb gegangen und welche gesicherte Kapazität haben diese Speicher? 2. Welche weiteren Energiespeicher mit welcher gesicherten Kapazität sind zurzeit in Planung oder in Bau? 3. Wann sollen diese Energiespeicher nach gegenwärtiger Planung fertiggestellt sein? 4. Welche Speichertechnologien hält die Landesregierung für zukunftsträchtig? 5. Welche finanzielle Unterstützung aus dem Landeshaushalt gab es in den Jahren 2014/2015 für die Erforschung zukunftsträchtiger Energie speichertechnologien? Das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 29. September 2016 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die eingeleitete Energiewende in Deutschland und Rheinland-Pfalz ist die Voraussetzung für eine sichere, zuverlässige und zugleich von Rohstoffimporten unabhängige Energieversorgung. Der Ausbau der erneuerbaren Energien eröffnet die Möglichkeit für den von der Landesregierung angestrebten bundesweiten Ausstieg aus der Atom- und Kohleverstromung. Dazu sind flexible Regel- und Speichertechnologien erforderlich. Hier bieten gerade die Bioenergie und hocheffiziente Kraft-Wärme- Kopplungs-Anlagen das notwendige Potenzial, um als flexible Regelenergie die Verfügbarkeit von Strom zu allen Tages- und Nachtzeiten zu gewährleisten. Des Weiteren kommt dem Lastenmanagement eine größere Bedeutung zu, bei dem der planbare, zeitlich flexible Stromverbrauch so gesteuert wird, dass der Verbrauch auf die Zeiten verlagert wird, wo regelmäßig ein Überschuss an Strom produziert wird. Die Zuverlässigkeit der Energieversorgung bei der Nutzung erneuerbarer Energien hängt nicht von besonders großen Einzelanlagen mit 5 MW oder mehr ab, sondern wird zukünftig vor allem durch lokale und Regel- und Speicherlösungen gewährleistet. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Zu den Fragen 1 bis 3: Im Netzregelgebiet der Amprion GmbH, zu dem auch Rheinland-Pfalz gehört, befindet sich im luxemburgisch-rheinland-pfälzischen Grenzgebiet das luxemburgische Pumpspeicherkraftwerk Vianden, das mit einer im Jahr 2014 auf 1 290 MW noch einmal erweiterten Turbinenleistung zu den größten Speicheranlagen in Europa gehört. Seit 2012 sind in Rheinland-Pfalz keine zusätzlichen Großenergiespeicher für Strom mit einer Speicherkapazität von mindestens 5 MWh in Betrieb gegangen. Drucksache 17/1175 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Mit dem Pumpspeicherkraftwerksprojekt RIO der Stadtwerke Trier Versorgungs-GmbH im Gebiet der Verbandsgemeinde Schweich und dem Pumpspeicherkraftwerksprojekt Heimbach der Stadtwerke Mainz AG in Trechtingshausen/Niederheimbach befinden sich derzeit zwei Pumpspeicherkraftwerksprojekte in der Planungsphase. Beide Projekte verfolgen den Bau eines Pumpspeicherkraftwerks mit jeweils ca. 300 MW elektrischer Leistung. Für beide Pumpspeicherkraftwerksprojekte liegen positive Raumordnungsbescheide vor. Hervorzuheben sind besonders die Fortschritte bei regionalen Regel- und Speicheranlagen. Mit dem Verbundprojekt Westeifel der Kommunale Netzte Eifel AöR (KNE), das auch auf die Speicherung von Biogas im Gasnetz abzielt, ist auch in einem anderen Technikbereich eine Speicherlösung in Vorbereitung. Als Beispiele für Regelenergie- und Speicheranlagen in Rheinland-Pfalz, die in den zurückliegenden Monaten erfolgreich in das Energieversorgungssystem integriert wurden, können z. B. die flexibel steuerbaren Biogasanlagen der Kläranlagen in Kaiserslautern und in Trier, die Biomethan-Anlage in Pirmasens und die Power-to-Gas- Anlage in Mainz genannt werden. Zusätzlich zu solchen größeren Anlagen steigt auch der Einsatz von Hausbatteriespeicheranlagen für Ein- und Mehrfamilienhäuser. Zu Frage 4: Aktuell stehen eine Vielzahl verschiedener Regel- und Speichertechnologien, wie z. B. die Bioenergie, insbesondere Biogas aus Kläranlagen , stromgeführte KWK-Anlagen, Batterieanlagen, Pumpspeicherkraftwerke oder Power-to-Gas-Anlagen mit Gasspeicherung für unterschiedliche Anwendungsfelder, wie z. B. der kurzfristigen, langfristigen, aber auch saisonalen Energiespeicherung zur Verfügung . Im Rahmen der Bioenergie birgt die Speicherung der Energie in Form der Einspeisung des Energieträgers ins Gasnetz oder in Form des Vorhaltens des Ausgangsstoffes, bspw. Holzpellets, großes Potenzial. Auch die Speicherung von Energie durch ein Wasserstandsmanagement in Trinkwasserhochbehältern mit angeschlossener Turbine, als Ergänzung zu großflächigen Pumspeicherkraftwerken , bietet große Potenziale. Entsprechend den unterschiedlichen Speicheranforderungen in den jeweiligen Anwendungsfeldern ist davon auszugehen, dass sich im Ergebnis des technologieoffenen Wettbewerbs eine Vielfalt von Speichertechnologien am Markt etablieren werden. Zu Frage 5: In beiden Jahren sind über die Forschungsinitiative des Landes, d. h. im Rahmen der Forschungsprofilbildung der rheinlandpfälzischen Hochschulen, jeweils rund 740 000 Euro in Forschungsschwerpunkte geflossen, die in Teilaspekten allgemeine Forschungsfragen der Energieforschung berühren. Darüber hinaus werden Forschungsfragen der Energieforschung auch im Rahmen der jeweiligen spezifischen Forschungsausrichtung der Forschungseinrichtungen auch institutionell bearbeitet. Seitens des rheinland-pfälzischen Energieministeriums wurden Projekte zur Erforschung und Weiterentwicklung von Energiespeichertechnologien im Jahr 2014 mit finanziellen Mitteln des Landeshaushalts in Höhe von rund 0,58 Mio. Euro sowie in 2015 mit rund 1,04 Mio. Euro unterstützt. In Vertretung: Dr. Thomas Griese Staatssekretär