Drucksache 17/121 zu Drucksache 17/20 15. 06. 2016 A n t w o r t des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Michael Wäschenbach (CDU) – Drucksache 17/20 – Anstieg der Kaiserschnitt-Rate Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/20 – vom 23. Mai 2016 hat folgenden Wortlaut: In den letzten 25 Jahren ist die Kaiserschnitt-Rate von 15 Prozent auf über 30 Prozent angestiegen. Besonders häufig greifen rheinlandpfälzische Ärzte zu dieser Methode. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Welche Gründe sind bekannt, die in Rheinland-Pfalz dazu führen, dass 33,6 Prozent der Entbindungen durch Kaiserschnitt erfolgten? 2. Gibt es im Land regionale Unterschiede bzgl. dieser Entbindungen? 3. Wie bewertet die Landesregierung die medizinischen Folgen dieser Entbindungen? 4. Welche Hinweise gibt es, dass Kostengründe und vorzuhaltende Personalkapazitäten ursächlich für den Rückgang natürlicher Geburten sind? Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 14. Juni 2016 wie folgt beantwortet: Zu 1.: In Rheinland-Pfalz fanden im Jahr 2014 von allen Geburten 33,5 Prozent mittels Sectio Caesarea statt1). Die durchschnittliche Kaiserschnitt-Rate beträgt in Deutschland ca. 30 Prozent. Für die Wahl der Geburtsmethode – Spontangeburt oder Kaiserschnitt – sprechen grundsätzlich persönliche wie auch medizinische Gründe. Medizinische Gründe sind nach der Definition der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. auf absolute oder relative Indikationen zurückzuführen (Leitlinien, Empfehlungen, Stellungnahme, Stand August 2010). Bei einer absoluten Indikation liegen zwingende medizinische Gründe, wie Querlage, absolutes Missverhältnis zwischen kindlichem Kopf und mütterlichem Becken, Beckendeformitäten, drohende oder bereits eingetretene Uterusruptur, Fehllage der Plazenta und Ähnliches vor. Bei Vorliegen dieser Indikationen ist ein Kaiserschnitt zur Rettung von Leben und Gesundheit von Mutter und Kind geboten. Der Anteil dieser Fälle an allen Sectio Caesarea beträgt 10 Prozent. Bei einer relativen Indikation führen eine zuvor erfolgte Abwägung der geburtsmedizinischen Risiken für Mutter und Kind oder aber rein persönliche Gründe zum Kaiserschnitt. Als persönliche Gründe sind Geburt zum Wunschtermin, oftmals auch die Angst spät gebärender Mütter vor einer natürlichen Geburt zu nennen. Das steigende Alter der Gebärenden ist ein, wenngleich nicht wesentlicher Grund für den auch weiterhin ansteigenden Anteil von Sectio Caesarea. Spätgebärende, die nachweislich einen höheren Anteil an Risikogeburten haben, tendieren eher zur Sectio Caesarea. Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 29. Juni 2016 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode 1) Quelle: Statistisches Bundesamt. Drucksache 17/121 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Zu 2.: Tendenziell sind es die kleineren Geburtshilfen, die eine höhere Kaiserschnitt-Rate aufweisen. Aber auch große Häuser weisen hohe Kaiserschnitt-Raten auf. Die durchschnittliche Sectio-Rate in Rheinland-Pfalz beträgt 33,5 Prozent. Die höchsten Kaiserschnitt -Raten in Rheinland-Pfalz weisen der Rhein-Hunsrück-Kreis (48,1 Prozent) und der Landkreis Vulkaneifel (46,5 Prozent) auf, die niedrigsten der Landkreis Altenkirchen (25,5 Prozent).2) Zu 3.: Sowohl bei Vaginalgeburten wie auch bei Kaiserschnitten bestehen Risiken für Mutter und Kind, allerdings umgekehrt proportional und tendenziell abnehmend. Die sectiobedingten Risiken für Mütter sanken von 0,023 Prozent im Jahr 1983 auf nunmehr 0,002 Prozent. Die Sectio-Letalität ging ganz erheblich zurück (von 1 :4300 auf 1 :57300). Das Morbiditätsrisiko (beispielsweise Narbenbildung, Komplikationen bei weiteren Schwangerschaften) besteht unverändert. Bei Vaginalgeburten ging die Letalität der Mütter im gleichen Zeitraum von 0,0033 Prozent auf 0,0007 Prozent zurück (von 1 :30300 auf 1 :149700). In der Betrachtung beider Geburtsmethoden beträgt die Sterblichkeit der Mütter bei Kaiserschnitten das 2,6-fache der Vaginalentbindungen . Die Risiken für Kinder, besonders in Bezug auf die Morbidität, sind bei vaginalen Geburten größer als bei Kaiserschnitten . Hier sind vor allem Hirnschädigungen und Armplexuslähmungen nach Schulterdystokie zu nennen. Die Mortalität der Kinder unterscheidet sich bei den beiden Methoden der Geburt nicht wesentlich: Sie beträgt 1 :149000 bei vaginalen Geburten sowie 1 :140000 bei Kaiserschnitten. Unbeschadet der Geburtsmethode steht die Gesundheit von Mutter und Kind stets im Vordergrund. Zu 4.: Der Landesregierung liegen keine Hinweise vor, dass Kostengründe und vorzuhaltende Personalkapazitäten ursächlich für den Rückgang des Anteils natürlicher Geburten sind. Sabine Bätzing-Lichtenthäler Staatsministerin 2) Quelle: Abrechnungsdaten der Krankenhäuser, Basisjahre 2013 und 2014.