Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 14. November 2016 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode Drucksache 17/1254 zu Drucksache 17/991 07. 10. 2016 A n t w o r t des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Giorgina Kazungu-Haß, Johannes Klomann und Manfred Geis (SPD) – Drucksache 17/991 – Lesesommer 2016 Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/991 – vom 14. September 2016 hat folgenden Wortlaut: Der diesjährige Lesesommer fand vom 4. Juli bis 3. September 2016 statt. Kinder und Jugendliche hatten in den teilnehmenden Lesesommer -Bibliotheken in Rheinland-Pfalz die Möglichkeit, aktuelle Kinder- und Jugendbücher auszuleihen und zu lesen. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Auf welche Resonanz ist der Lesesommer in diesem Jahr gestoßen? 2. Welche Bedeutung misst das Land dem Lesesommer bei? 3. Welche Ziele werden mit dem Lesesommer verfolgt? 4. In welcher Form unterstützt das Land den Lesesommer? Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 7. Oktober 2016 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Der Lesesommer Rheinland-Pfalz 2016 wurde vom 4. Juli bis 3. September durchgeführt, dauerte also insgesamt neun Wochen. Mit 187 teilnehmenden Bibliotheken in ganz Rheinland-Pfalz konnte wieder ein neuer Rekord aufgestellt werden. Gegenüber dem Vorjahr waren dies 15 Bibliotheken mehr, was einer Steigerung von ca. 9 Prozent entspricht. Abschließende Zahlen liegen auch schon zu den erstmals zusätzlich angebotenen Online-Buchbewertungen vor: Hier wurden von den Kindern und Jugendlichen 10 300 Buchtipps auf der Internet-Homepage des Lesesommers abgegeben. Genaue Zahlen bzgl. der Kinder- und Jugendlichen, die 2016 am Lesesommer teilgenommen haben, können erst später vorgelegt werden. Aus der Rückmeldung einzelner Bibliotheken und Presseberichten kann man jedoch erkennen, dass die Bibliotheken mit der Resonanz beim Lesesommer 2016 sehr zufrieden sind. Zu den Fragen 2 und 3: Der Lesesommer gehört seit seinem Start im Jahr 2008 zu den größten landesweiten Aktionen für 6- bis 16-Jährige in den Sommer - ferien. Insgesamt beteiligten sich von 2008 bis 2015 ca. 125 000 Kinder und Jugendliche am Lesesommer RLP und lasen ca. 854 000 Bücher. Dazu kommen noch die Zahlen von 2016, sodass von ca. einer Million Büchern ausgegangen werden kann, die dabei von den Kindern und Jugendlichen gelesen wurden. Die wichtigsten Ziele des Lesesommers Rheinland-Pfalz sind: – Erhöhung der Lesefreude und Lesemotivation bei Kindern und Jugendlichen, – Verbesserung der Lesekompetenz und Leseflüssigkeit, – Förderung der Sprachkompetenz, – Förderung der regelmäßigen Bibliotheksbenutzung, – Stärkung der Bildungspartnerschaft von Bibliotheken und Schulen. Durch den Lesesommer werden jedes Jahr viele Kinder und Jugendliche als Leser gewonnen. Beim Lesesommer 2015 konnten 3 400 Neuanmeldungen von Kindern und Jugendlichen während des Lesesommers in den Bibliotheken registriert werden. 2015 nahmen fast 20 000 Kinder und Jugendliche am Lesesommer teil mit rd. 145 000 gelesenen Büchern, d. h. mehr als sieben gelesenen Büchern pro Teilnehmer in nur zwei Monaten. Drucksache 17/1254 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen auch nach dem Lesesommer weiter die Bibliotheksangebote. Diese Zahlen sprechen für sich und unterstreichen, wie unverzichtbar der Lesesommer hier in Rheinland-Pfalz als echtes Erfolgsmodell der Leseförderung und Teil der landesweiten Kampagne „Leselust in Rheinland-Pfalz“ geworden ist. Besondere Freude haben die meisten Kinder, wenn sie bei Rückgabe der gelesenen Bücher mit den Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbeitern über die Bücher ein Interview führen und über die Geschichten und Abenteuer reden können. Wegen des großen zeitlichen Aufwands, insbesondere für die Interviews, werden die Bibliotheken in Rheinland-Pfalz während des Lesesommers zusätzlich von vielen Helferinnen und Helfern unterstützt. 2015 waren dies 716 Personen, die meist ehrenamtlich die Stammbelegschaften in den Sommerferien tatkräftig unterstützt haben. Der Lesesommer kann nur so erfolgreich sein dank des Engagements der Beteiligten, insbesondere der Büchereiteams und der Träger der Bibliotheken, denen ein hohes Maß an persönlichem Einsatz abverlangt wird: Die Bibliotheken müssen mindestens die Hälfte der Sommerferien in Rheinland-Pfalz geöffnet haben (mindestens vier Stunden pro Woche an zwei Tagen), sie müssen mindes tens 400 Euro Eigenmittel für den Kauf neuer Bücher bereitstellen und sie müssen mit den Jungen und Mädchen über ihre Leseerlebnisse sprechen. Ohne das großartige Engagement dieser Akteurinnen und Akteure in der Kinder- und Jugendarbeit in den Bibliotheken und den Schulen wären die beeindruckenden Erfolgszahlen nicht denkbar. Ein wichtiger Erfolgsfaktor des Lese - sommers liegt daher in der engen Kooperation der Bibliotheken mit den Schulen. Durch diese Partnerschaft werden das Lesen und die Bildung auch bzw. gerade in den Ferien gefördert. Durch die enge Kooperation mit den Schulen werden auch leseschwache Kinder erreicht, die zum Teil durch einfache Lesestoffe und Lektüren für Einsteiger, aber auch durch die attraktiven Preise motiviert werden, am Lesesommer teilzunehmen. Besonders erfreulich ist, dass auch der Jungenanteil beim Lesesommer Rheinland-Pfalz relativ hoch ist: Mit 41 Prozent liegt Rheinland-Pfalz hier über dem Bundesdurchschnitt von 38 Prozent. Lesefreude und -motivation werden durch den Lesesommer deutlich erhöht. Wer viele Bücher liest, verbessert zudem nachweislich seine Lese- und Sprachkompetenz. Insgesamt leistet der Lesesommer einen regelmäßigen und nachhaltigen Beitrag zur Sprach- und Leseförderung der Kinder und Jugendlichen im Land. Die Bedeutung des Lesesommers kann deshalb nicht hoch genug eingeschätzt werden. Auch im bundesweiten Vergleich nimmt Rheinland-Pfalz einen Spitzenplatz unter allen Bundesländern ein: Mit 172 Bibliotheken und 144 804 gelesenen Büchern lag Rheinland-Pfalz 2015 bundesweit auf dem ersten Platz. Zu Frage 4: Das Land unterstützt den Lesesommer vor allem durch das Landesbibliothekszentrum (LBZ), das diese landesweite Leseförderaktion koordiniert, Informationsveranstaltungen und Schulungen durchführt sowie für die Bibliotheken die Aktions- und Werbematerialien entwickelt und – inkusive der Internetpräsenz www.lesesommer.de – kostenlos zur Verfügung stellt. Im LBZ werden auch die Online-Buchtipps zentral gesammelt und ausgewertet. Das Land unterstützt den Lesesommer Rheinland-Pfalz darüber hinaus jährlich mit über 100 000 Euro. Damit werden die Bibliotheken beim Kauf neuer Lesesommer-Bücher gefördert und die zentralen Aktions- und Werbematerialien finanziert. Insgesamt muss aber vor allem das hohe Engagement der 187 Bibliotheken und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Land, die sich 2016 am Lesesommer beteiligt haben, gewürdigt werden. Denn diese bieten innerhalb von neun Wochen und in einer Zeit, in der andere Urlaub machen, mit dem Lesesommer ein besonders aufwändiges Leseförderprogramm für Tausende von Kindern und Jugendlichen an. In Vertretung: Prof. Dr. Salvatore Barbaro Staatssekretär