Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 17. Januar 2017 LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode Drucksache 17/1809 zu Drucksache 17/1630 09. 12. 2016 A n t w o r t des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Christian Baldauf und Gordon Schnieder (CDU) – Drucksache 17/1630 – Verkauf von Grohmann Engineering Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/1630 – vom 18. November 2016 hat folgenden Wortlaut: Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie bewertet die rheinland-pfälzische Landesregierung den Verkauf von Grohmann Engineering an den US-Hersteller Tesla im Hinblick auf Zukunftstechnologien in Rhein land-Pfalz? 2. Welche Auswirkungen hat dies nach Einschätzung der Landesregierung für die heimische Automobil- und Zulieferindustrie? 3. Welche Anstrengungen unternimmt die Landesregierung, um die Kenntnisse in Spitzentechnologien für die heimischen Unternehmen zu sichern? 4. Welche Anstrengungen unternimmt die Landesregierung, um hochqualifizierte Fach kräfte auch für Unternehmen im ländlichen Raum zu gewinnen? Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 8. Dezember 2016 wie folgt beantwortet: Der Verkauf von Unternehmen ist in einer Marktwirtschaft ein Geschäft zwischen dem Eigentümer eines Unternehmens und einem Erwerber. Weil solchen Transaktionen meist sensible und oft schwierige Verhandlungen vorausgehen, von deren Ergebnis Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten als auch Wettbewerber betroffen sind, werden die Gespräche, wie im vorliegenden Fall, mit größter Diskretion geführt. Seitens Grohmann Engineering wurde deshalb eine Informationssperre zu diesem Thema ausgesprochen. Das Unternehmen möchte seine Gesprächspartner in naher Zukunft über die Entwicklungen informieren. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Zu Frage 1: Grohmann Engineering, ein mittelständisches Unternehmen mit 790 Mitarbeitern an fünf Standorten, darunter USA und China, entwickelt und baut kundenspezifische Fertigungs- und Automationstechnik. Grohmann Engineering erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 123 Mio. Euro. Zu den weltweiten Kunden gehören führende Unternehmen aus den Bereichen Automobil, Halbleiter, Medizin und Pharma. Das Unternehmen, 1963 von Klaus Grohmann gegründet, hat seit 1983 seinen Sitz in Prüm. Aktuell werden 80 Nachwuchskräfte in technischen Berufen ausgebildet. Die Betriebsfläche des Unternehmens wurde 2011 von 12 000 qm auf 30 000 qm erweitert. Tesla gehört zu den wichtigen Kunden des Unternehmens. Grohmann baut derzeit eine neue Produktionshalle , um die Automationsanlagen für Tesla zu produzieren. Tesla gehört zu den innovativsten Unternehmen in den USA. Das Unternehmen konnte sich als Pionier bei den Elektrofahrzeugen der Oberklasse als Außenseiter in der Branche als weltweiter Marktführer etablieren. Die Fahrzeuge verfügen bereits über eine vergleichsweise hohe Reichweite. Tesla möchte deutlich expandieren. Die aktuelle Jahresproduktion von 100 000 Fahrzeugen soll auf 500 000 Einheiten in 2018 und 1 Mio. Fahrzeuge in 2020 gesteigert werden. Um die Produktionsanlagen für diesen Wachstumspfad zu sichern, ist Tesla dabei, die Firma Grohmann zu erwerben. Die Einwilligung der Wettbewerbsbehörden für die Übernahme wird bis Anfang des kommenden Jahres erwartet. Die Ansiedlung von Tesla durch die Übernahme von Grohmann ist ein großer Gewinn mit interessanten Chancen für den Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz. Tesla plant in den beiden kommenden Jahren über 1 000 neue Stellen in Deutschland – ein Teil dieser neuen Stellen wird voraussichtlich in Prüm entstehen. Drucksache 17/1809 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Die Unternehmenskultur, die Aufträge und Technologie von Tesla werden neue Wachstumsimpulse bei Grohmann auslösen. Dies wird sich auch auf die weiteren Geschäftsfelder von Grohmann auswirken. Die Verflechtung mit Tesla und deren Kapitalausstattung wird die Wachstumsperspektiven von Grohmann erweitern. Zudem bieten weitere Investitionen in Prüm Aufträge für die heimische Wirtschaft und das Wachstum von Tesla bietet darüber hinaus Chancen für weitere Investitionen in Rheinland-Pfalz. Zu Frage 2: Die rheinland-pfälzische Fahrzeugindustrie ist mit etwa 65 000 Beschäftigen nach der Chemie die größte Industriebranche. Die Branche stellt vor allem Zulieferteile für den Pkw-Sektor, aber auch die Nutzfahrzeugbranche her. Grohmann Engineering wird unter Tesla seine Kompetenzen in der Produktionstechnologie, insbesondere für die Elektromobilität, weiter ausbauen. Davon können die Industrie, insbesondere die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland und deren Zulieferindustrie, auch in Rheinland-Pfalz, profitieren. Das gilt auch für die Zulieferer von Grohmann, die vom geplanten Wachstumskurs unmittelbar profitieren werden. Das Engagement von Tesla in Rheinland-Pfalz bietet darüber hinaus Chancen für weitere Unternehmen, sich künftig als Lieferanten einzubringen. Die Landesregierung hat die Gespräche mit Tesla Deutschland mit dem Ziel aufgenommen, weitere Investitionen für den Standort Rheinland-Pfalz zu gewinnen. Zu Frage 3: Rheinland-Pfalz verfügt als mittelständisch geprägtes Land über eine Vielzahl an hochinnovativen Unternehmen bis hin zu Hidden Champions, die international Marktführer in ihren spezialisierten Portfolios sind. Innovationen tragen entscheidend zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unter nehmen und damit zur Schaffung bzw. Sicherung von Arbeitsplätzen im Land bei. Die Nutzung von Spitzentechnologien ist dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor. Daher hat die Landesregierung die „Innovationsstrategie Rheinland-Pfalz“ im Dialog mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft erstellt und im Ministerrat beschlossen. Diese Innovationsstrategie stellt den Handlungs- und Orientierungsrahmen der Landesregierung für zukünftige innovationspolitische Aktivitäten dar. Sie ist zudem Grundlage für den Einsatz von EU-Mitteln in der aktuellen EFRE-Periode 2014 bis 2020 zur gezielten Förderung von Innovation. Im Kontext der Innovationsstrategie zielt die Innovationspolitik des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW) darauf ab, zukunftsorientierte Potenzialbereiche und Innovationsfelder über Branchen hinweg zu stärken. Aufgabe der Landesregierung ist es, für die Entfaltung der Innovationskraft in Unternehmen und Wissenschaft die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, Strategien zu entwickeln und gezielte Förderinstrumente einzusetzen. Aus diesem Grund unterstützt das MWVLW zielgerichtet die Gründung von Technologieunternehmen, die Forschung und Entwicklung aber auch den Wissens- und Technologietransfer. Zudem werden Netzwerke und Cluster unterstützt, die zusätzliche Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Unternehmen und der Wissenschaft bieten. Unterstützung und Förderung erfolgt entlang der Innovationskette in den nachstehen den Bereichen: Forschung und Entwicklung – Förderprogramm InnoTop zur Förderung von einzelbetrieblichen FuE-Vorhaben, die auch Kooperationen mit der Wissenschaft einschließen können, – neues Einstiegs-Programmmodul InnoStart für kleinere umsetzungsorientierte Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten, die aufgrund der im Unternehmen fehlenden Kompetenzen, von Hochschulen oder Forschungseinrichtungen im Rahmen eines FuE-Auftrags erbracht werden. Technologieorientierte Gründungen – Innovationsfonds Rheinland-Pfalz I und II mit Wagniskapital für Technologiegründungen beispielsweise in Form von Spin-offs aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Beratung und Infrastruktur – Technologiezentren in den fünf Oberzentren des Landes für Existenzgründungen in innovativen Technologien. Netzwerke und Cluster – Förderung des Managements von Netzwerken und Clustern. Wissens- und Technologietransfer – Transferinitiative der Landesregierung, – Wissenstransfer über „Köpfe“ durch das Personaltransferprogramm Innovationsassistent. 2 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Drucksache 17/1809 Beratung – Technologieberatungsprogramm BITT für technologieorientierte Fragestellungen, – Mittelstandsberatungsprogramm MITT für strategische, wirtschaftliche, organisatorische und technische Fragen. Zu Frage 4: Die Landesregierung berät sich regelmäßig mit Vertretern der Wirtschaft, der Gewerkschaften und der Bundesagentur für Arbeit am Ovalen Tisch für Ausbildung und Fachkräftesicherung zur Ausrichtung der Landesstrategie zur Fachkräftesicherung in Rheinland -Pfalz. Im Fokus stehen beispielsweise Konzepte, durch die sich Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte als attraktive Arbeitgeber positionieren können. Mit dem Projekt „Lebensphasenorientierte Personalpolitik 4.0“ werden mittelständische Unternehmen dabei unterstützt, gezielt in ihre eigene Arbeitgeberattraktivität zu investieren, um dem Fachkräftemangel frühzeitig entgegenzuwirken. Neben der Attraktivität des einzelnen Unternehmens wird auch die Attraktivität des ländlichen Raums für Fachkräfte in den Blick genommen. In 16 Regionalen Bündnissen „Attraktiver Arbeitgeber“ mit Unternehmen und regionalen Akteuren, wie Kammern und Wirtschaftsförderern, wird eine einzigartige, nachhaltige Diskurskultur geschaffen und Kooperation und Vernetzung unterstützt. Am 8. Dezember 2016 werden in Mainz Unternehmen als Attraktiver Arbeitgeber Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Vorgeschaltet war eine regionale Veranstaltungsreihe „Unternehmen der Zukunft: attraktiv – innovativ – erfolgreich“. Die LOPMAP – die Landkarte zur Fachkräftesicherung – bietet als Online-Informationsplattform eine Orientierung über die regionalen Angebote. Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels im Handwerk – auch im ländlichen Raum – ist das Projekt „Handwerk attraktiv Rheinland-Pfalz“ eine Maßnahme, die in allen vier Kammerbezirken Handwerksbetriebe bei der Sicherstellung ihres Fachkräftebedarfs nachhaltige Unterstützung bietet. Handwerksbetriebe werden unter anderem zum Thema Unternehmensnachfolge und zum Aufbau einer Arbeitgebermarke beraten und unterstützt. Auch mit einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit wird ein Beitrag zur Fachkräftesicherung geleistet. Unternehmen, die auf die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland setzen, werden seit März 2016 durch die Welcome Center Rheinland-Pfalz unterstützt. Die Welcome Center, eine gemeinsame Initiative mit den Industrie- und Handelskammern, bieten ausländischen Fachkräften Informationen und Tipps für ihren Neuanfang in Rheinland-Pfalz. Das duale Studium, die Verzahnung von beruflicher und wissenschaftlicher Bildung, bietet insbesondere mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, ihre künftigen Führungskräfte bereits in ihrer Ausbildungsphase zu begleiten und so frühzeitig an sich zu binden. Mit der Förderung von Innovationsassistenten sollen kleine und mittlere Unternehmen motiviert werden, Hochschulabsolventen für ihre Innovationsprojekte einzustellen. Dr. Volker Wissing Staatsminister 3