Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 15. Februar 2017 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode Drucksache 17/2183 zu Drucksache 17/2018 02. 02. 2017 A n t w o r t des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Andreas Hartenfels (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) – Drucksache 17/2018 – Moorrenaturierung Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/2018 – vom 9. Januar 2017 hat folgenden Wortlaut: Wie aus den Dokumenten der Haushaltsplanung zu entnehmen ist, sind verschiedene Projekte zur Moorrenaturierung in Rheinland- Pfalz geplant. Moore sind bekannt für ihre Fähigkeit, lange Zeit enorme Mengen an Kohlenstoff zu fixieren und so Jahrhunderte lang zu speichern. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Wie bewertet die Landesregierung die Bedeutung der rheinland-pfälzischen Moorflächen für den Natur- sowie Klimaschutz? 2. Wie viele Moorflächen existieren in Rheinland-Pfalz und welchen Schutzstatus besitzen diese Flächen? 3. Welche konkreten Projekte zur Moorrenaturierung sind bereits realisiert worden und welche sind in Arbeit (bitte mit Angabe zu Ort, Fläche, Zeitraum, Umfang der Maßnahmen, Kosten)? 4. Welche Projekte sind vor diesem Hintergrund besonders aufgrund ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung hervorzuheben? 5. Welche Projekte zum Moorschutz werden in den kommenden Jahren realisiert werden bzw. sind zumindest geplant? Das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 31. Januar 2017 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Moore sind Ökosysteme, die in mehrfacher Hinsicht wertvolle Funktionen und ökosystemare Dienstleistungen erbringen. Auf der Basis von Torfmoosen sind sie u. a. gleichzeitig ein Biodiversitäts-Hotspot, Wasserspeicher und Kohlenstoffsenke. Obwohl Moore weltweit nur 1 bis 2 Prozent Landfläche der Erde ausmachen, speichern sie schätzungsweise 550 Gigatonnen Kohlenstoff. Alle weiteren terrestrischen Pflanzen speichern weltweit rund 600 Gigatonnen. Das bedeutet, dass Moore auf sehr geringer Fläche enorme Mengen der klimaschädlichen Treibhausgase speichern und der Atmosphäre entziehen. Moore haben auch eine große Bedeutung als Wasserspeicher und in der Regenrückhaltung. Darüber hinaus sind viele seltene Tier- und Pflanzenarten der Roten Listen nur in Mooren beheimatet. Trotz dieser Bedeutung wurden in Deutschland in der Vergangenheit mehr als 90 Prozent aller Moore entwässert und zerstört, wodurch nicht nur ihre Speicherfunktion für klimaschädliche Treibhausgase verloren ging. Die in den degradierten und zerstörten Mooren gespeicherten Kohlenstoffverbindungen wurden zersetzt und wieder freigesetzt. Dadurch befördern zerstörte Moore den Klimawandel zusätzlich. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Zu Frage 1: Trotz der geringen flächenmäßigen Ausprägung von Mooren in Rheinland-Pfalz gegenüber anderen Bundesländern ist die Bedeutung von Mooren auch hier sehr hoch. Durch die Verbreitung von Mooren in unserem Bundesland in den Höhenlagen der Mittelgebirge dienen sie als natürliche Regenrückhaltespeicher, als Trinkwasserquelle, als Habitat für seltene Arten (z. B. die Kleine Fetthenne, das Wollgras und den Hochmoor Perlmuttfalter) und den Hochwasserschutz. Moore tragen zu einem ausgeglichenen Wasserstand unserer Wasserverkehrswege bei, indem sie permanent Wasser speichern und geregelt abgeben. Darüber hinaus sind Moore auch in Rheinland-Pfalz Kohlenstoffsenken und wirken somit dem Klimawandel entgegen. Der Erhalt der Moore ist ein wichtiger Beitrag des Landes zur Nationalen Biodiversitätsstrategie. Auch die 2015 vom Ministerrat beschlossene Biodiversitätsstrategie des Landes sieht als ein Handlungsziel die Sicherung bzw. Wiederherstellung des guten Erhaltungszustandes besonders gefährdeter Lebensraumtypen vor, insbesondere Maßnahmen zur Renaturierung von Mooren als ursprüngliche Landschaftselemente. Drucksache 17/2183 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Zu Frage 2: Aktuell wird von rund 7 000 ha ehemaligen und bestehenden Moorflächen in Rheinland-Pfalz ausgegangen. Bestehende und kartierte Moorflächen genießen einen Pauschalschutz nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG). Viele weitere Moorflächen, z. B. im Idarwald, im Soonwald oder im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, sind darüber hinaus durch weitere Schutzkategorien geschützt (z. B. Naturschutzgebiet). Zu den Fragen 3 und 4: In Rheinland-Pfalz wurden aktuell zwei Projekte zum Schutz von Mooren umgesetzt bzw. befinden sich in der Umsetzung. 1. EU Life Projekt Moore Getragen von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz wurden in Hunsrück und Eifel rund 130 ha Moorflächen zwischen dem 1. Januar 2011 und dem 31. Dezember 2015 renaturiert. Das Kostenvolumen betrug 2,7 Mio. Euro bei einer 50 Prozent Förderung durch die EU. 2. EU Life Projekt Hangbrücher Getragen von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz werden im Hunsrück rund 300 ha Moorflächen zwischen dem 1. Januar 2015 und dem 31. Dezember 2020 renaturiert. Das Kostenvolumen beträgt 2 Mio. Euro bei einer 50 Prozent Förderung durch die EU. Darüber hinaus profitieren Moorstandorte indirekt von Kompensationsmaßnahmen im Rahmen der Eingriffsregelung und von Maßnahmen der Biotopbetreuung. Zu Frage 5: Zwei zentrale Naturschutzgroßprojekte sollen in den kommenden Jahren direkt und indirekt dem Schutz von Mooren dienen. In dem Projekt „Hirtenwege“ im Pfälzerwald sollen u. a. moorartige Standorte naturschutzfachlich durch Beweidungen und extensive Nutzung aufgewertet werden. In dem Projekt „Bänder des Lebens“ sollen von der Mosel bis zum Truppenübungsplatz Baumholder in der Nationalparkregion Moorstandorte renaturiert werden und im Biotopverbund mit anderen Standorten vernetzt werden. Ulrike Höfken Staatsministerin