Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 29. März 2017 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode Drucksache 17/2551 zu Drucksache 17/2337 16. 03. 2017 A n t w o r t des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Gordon Schnieder (CDU) – Drucksache 17/2337 – Regionalität und Globalisierung Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/2337 – vom 17. Februar 2017 hat folgenden Wortlaut: Seit Jahren belegen wissenschaftliche Studien die Bedeutung der Regionalität gerade in Zeiten der Globalisierung. Mehrere Untersuchungen werten Regionalität als langfristigen Trend. Vor diesem Hintergrund frage ich die Landesregierung: 1. Mit welchen Maßnahmen fördert die Landesregierung den Erhalt regionaler Besonderheiten? 2. Mit welchen Maßnahmen fördert die Landesregierung den Aufbau von Regionalmarken und die Vermarktungswege regionaler Produkte? 3. Wie fördert die Landesregierung den Erhalt regionaler Dialekte? 4. Wie wird von der Landesregierung der Erhalt des Brauchtums (z. B. Aufstellen des Maibaums, „Kleppern“ in katholischen Gemeinden, Fastnachts- und Martinsfeuer) gefördert? Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 15. März 2017 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: In der „Tourismusstrategie 2015 Rheinland-Pfalz“ nimmt die Profilierung durch Regionalität, Kultur und Natur ein Strategiefeld ein. Dieses wird durch Handlungsfelder wie insbesondere die Herausarbeitung der regionalen Identitätskultur, die Verstärkung von „weichen“ Identitätsstiftern und der Markenbildung in den Regionen konkretisiert. Die Tourismusstrategie 2015 wird aktuell weiterentwickelt. Mit dem Großprojekt „Landesgartenschau“ verfolgt die Landesregierung u. a. das Ziel, den überregionalen Bekanntheitsgrad einer Region mit ihren touristischen und kulinarischen Besonderheiten zu stärken. Als querschnittsorientierte und überfachliche Planung koordiniert die Landesplanung die raumbedeutsamen Belange in dem landesweit rechtsverbindlichen Raumordnungsplan, dem Landesentwicklungsprogramm (LEP IV) durch die Formulierung von Zielen und Grundsätzen. Insbesondere das Leitbild des Landesentwicklungsprogramms zur Bewahrung historischer Kulturlandschaften verfolgt das Ziel, regionale Besonderheiten zu erhalten. Durch jahrhundertelange traditionelle Land- und Forstbewirtschaftung sowie Bau-, Siedlungs- und Erschließungsentwicklung sind in Rheinland-Pfalz vielfältige Kulturlandschaften entstanden . Sie repräsentieren ein reiches kultur- und naturhistorisches Erbe und veranschaulichen die Wechselwirkung von Mensch und Natur. Die Eigenheiten und Schönheiten jeder Landschaft begründen eine starke regionale Identität, gerade in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels. Ausgehend von den Zielen und Grundsätzen in den Raumordnungsplänen werden lokale Entwicklungsstrategien von der Landesregierung initiiert und gefördert. Ein Beispiel ist der Managementplan für das Welterbe Oberes Mittelrheintal , in dem sich die dem Zweckverband angehörigen Kommunen und Kommunalverbände mit dem Ziel der Stärkung der regionalen Identität und dem Abbau von Kooperationsblockaden auf gemeinsame Stärken besinnen. Zu Frage 2: Im Kapitel 08 22 – Allgemeine Bewilligungen im Bereich Landwirtschaft und Weinbau sowie für die Entwicklung des ländlichen Raums – sind Fördermaßnahmen für die rheinland-pfälzische Landwirtschaft und den Weinbau veranschlagt. Diese dienen insbesondere der Verbesserung der Marktstruktur, der Verbesserung des Images sowie der Förderung des Absatzes rheinland-pfälzischer Erzeugnisse der Weinwirtschaft, der Förderung des Absatzes rheinland-pfälzischer Erzeugnisse aus dem Agrarbereich sowie der Drucksache 17/2551 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der allgemeinen Erzeugungs- und Vermarktungsbedingungen für Bienenzuchterzeugnisse . Im Bereich Agrarmarketing werden unter anderem Mittel für die Bewerbung des Qualitätszeichens Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt. Kein anderes Produkt ist so eng mit seiner Herkunftsregion verknüpft wie der Wein. Daher dienen die vielfältigen Aktivitäten im Weinmarketing dem Ziel, das Land Rheinland-Pfalz in enger Verbindung mit seinen Weinbauregionen öffentlich vor- und darzustellen . Bei Weinpräsentationen für hochkarätige Zielgruppenveranstaltungen steht die unterschiedliche jeweilige regionale Herkunft der Produkte ebenso im Fokus wie bei Veranstaltungsreihen. Gleiches gilt für die Aktivitäten der sechs Gebietsweinwerbungen des Landes, deren Finanzierung über das Absatzförderungsgesetz Wein sichergestellt ist. Die Mittel werden ausschließlich zur Bewerbung der jeweiligen Region und Informationen über deren Spezifika eingesetzt. Abgerundet werden die individuellen Aktivitäten durch Gemeinschaftsmaßnahmen, wie den Weinsommer mit zehn Veranstaltungen in deutschen Großstädten und den Weinmessen in Bochum, Bremen, Kiel und Leipzig. Auch hier stehen das Land und die Regionen gleichwertig neben den individuellen Erzeugnissen. Im Rahmen des Nationalen Stützungsprogramms der EU können Kampagnen der Regionen kofinanziert werden, mit denen diese die Öffentlichkeit über die Besonderheiten ihrer geschützten Ursprungsbezeichnungen (g. U.) informieren. Die Sicherung der örtlichen Entwicklung und der Nahversorgung und damit der Lebensqualität in ländlichen Räumen ist ein zentrales Anliegen der Landesregierung. Die Errichtung von multifunktionalen Dorfläden durch lokale Akteure hat sich dabei in den vergangenen Jahren als ein geeignetes Instrument erwiesen, um die alltägliche Versorgung auch in kleineren Dörfern zu stabilisieren . Dorfläden legen bei der Sortimentsgestaltung besonderen Wert auf ein umfassendes Angebot an regionalen Produkten. Durch den gebündelten Verkauf der heimischen Produkte von verschiedenen Erzeugern aus der Umgebung im Dorfladen werden die Produkte einem breiten Kundenspektrum zugänglich. Die bisherigen Hemmschwellen bei der Versorgung mit heimischen Produkten – der große Beschaffungsaufwand und die oftmals vorliegende Unkenntnis – werden abgebaut. Die Dorfläden fördern somit den Konsum regionaler Produkte und stärken die regionalen Wirtschaftskreisläufe. Im Rahmen des Dorfladenberatungsprojektes „M.Punkt RLP“ konnten über 30 Dorfläden realisiert werden. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der langfristigen, eigenständigen wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Dorfläden. Zu Frage 3: Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur fördert regelmäßig empirische Forschungsprojekte zur Dokumentation der unterschiedlichen, aktuell gesprochenen Dialekte in Rheinland-Pfalz. Zu Frage 4: Auf Antrag können durch die Landesregierung Publikationen aus dem Bereich Heimatpflege/Brauchtum mit einem Druckkostenzuschuss gefördert werden. Ebenfalls auf Antrag können Brauchtumsveranstaltungen durch eine Projektförderung der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur gefördert werden. So wurden z. B. im Jahre 2005 die Woppenrother Heimattage mit einem Zuschuss in Höhe von 2 500 Euro unterstützt . Im Spektrum der Anträge an die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur stellen Projekte zum Brauchtum und zur Heimatpflege indes eine Ausnahme dar. Die vom Land Rheinland-Pfalz in dem zweiten bundesweiten Auswahlverfahren zum immateriellen Kulturerbe (IKE) eingereichten zwei Bewerbungen wurden von der Kultusministerkonferenz in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Es handelt sich um das „Forster Hanselfingerhut-Spiel“ und die „Töpfertradition Westerwälder Steinzeug“. Mit dem „Hanselfingerhutspiel“ im pfälzischen Forst wird die Brauchtumspflege gewürdigt. Jährlich am vierten Fastensonntag wird ein Spiel auf der Dorfstraße aufgeführt. Das „Hanselfingerhutspiel“ in der Forster Variante hat seinen Ursprung in der Pfalz, wohl um 1576. Mit dem „Westerwälder Steinzeug“ wurde das im Westerwald und dessen Randzonen entwickelte Töpfer- und Hafnerhandwerk gewürdigt. Prof. Dr. Konrad Wolf Staatsminister