Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 18. Juli 2017 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode Drucksache 17/3150 zu Drucksache 17/2969 26. 05. 2017 A n t w o r t des Ministeriums für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jaqueline Rauschkolb und Giorgina Kazungu-Haß (SPD) – Drucksache 17/2969 – Girls‘ Day 2017 – Zukunftstag für Mädchen Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/2969 – vom 4. Mai 2017 hat folgenden Wortlaut: Am Girls‘ Day besuchen Schülerinnen ab der 5. Klasse Unternehmen, Betriebe und Hoch schulen in ganz Deutschland. Auch in Rheinland-Pfalz fand am 27. April 2017 erneut der Zukunftstag für Mädchen statt. Ziel des Girls‘ Day ist, die jungen Teilnehmerinnen an Aus bildungsberufe und Studiengänge z. B. in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik heranzuführen, in denen Frauen bisher unterrepräsentiert sind. Auch die Begegnung mit weiblichen Vorbildern in Führungspositionen aus Wirtschaft und Politik birgt Möglich keiten für Mädchen. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Wie bewertet die Landesregierung den Girls‘ Day im Hinblick auf das Aufbrechen von Rollenbildern und auf die nachhaltige Wirkung für die spätere Berufswahl der Teil nehmerinnen? 2. Wie viele Mädchen haben am diesjährigen Girls‘ Day in Rheinland-Pfalz teilgenommen und welche Angebote wurden gemacht? 3. Welche Branchen wurden besonders nachgefragt? 4. Hat die Landesregierung am Girls‘ Day teilgenommen? Das Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage namens der Landes - regierung mit Schreiben vom 26. Mai 2017 wie folgt beantwortet: Zu Frage 1: Das gesellschaftliche Bild von Berufen und Tätigkeiten wird noch immer häufig von Geschlechter- und Rollenklischees geprägt. Die Vorstellungen von beruflichen Eignungen und Anforderungen sind eng mit stereotypen Rollenmustern verknüpft. Diese engen die Berufswahl junger Menschen erheblich ein. Die Veränderungen von Verhaltensmustern und Rollenerwartungen in einer Gesellschaft sind ein langwieriger und oftmals schwieriger Prozess, da die Einfluss nehmenden Faktoren vielfältig und heterogen sind. Daher bedarf es stetiger und der Zielgruppe angepasster Maßnahmen, um Rollenbilder langfristig und dauerhaft aufzubrechen. Der Girls‘ Day ist als ein regelmäßiger Baustein im Bereich Berufsorientierung geeignet, Mädchen und jungen Frauen Berufe, die traditionell eher von Männern ausgeübt werden, vorurteilsfrei und abseits klassischer Rollenzuschreibungen vorzustellen. Im Rahmen der letzten Evaluation (2015) des Girls‘ Day durch die Bundesweite Koordinierungsstelle gaben 36 Prozent der befragten Mädchen an, sich vorstellen können, in dem am Aktionstag kennengelernten Beruf später zu arbeiten. Die nachhaltige Wirkung des Girls‘ Day macht sich auch in den Unternehmen und Organisationen bemerkbar: 33 Prozent gaben an, dass sich nach dem Aktionstag ehemalige Girls‘ Day-Teilnehmerinnen um ein Praktikum oder eine Ausbildung bei ihnen beworben haben. 65 Prozent dieser Unternehmen und Organisationen haben die Bewerberinnen daraufhin eingestellt. Die von der Bundesweiten Koordinierungsstelle 2016 erstmals eingesetzte Prä-Post-Befragung ergab, dass rund 50 Prozent der befragten Mädchen nach dem Girls‘ Day einen Wunschberuf angaben, in dem seltener Frauen tätig sind, 18 Prozent mehr als vor dem Aktionstag. Zu Frage 2: Am Girls‘ Day konnten 2017 in Rheinland-Pfalz 5 020 Mädchen an insgesamt 485 Aktionen teilnehmen.1) Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Steigerung. Die Zahl der Plätze erhöhte sich gegenüber 2016 um 5,7 Prozent, die Zahl der Angebote um 17,7 Prozent. 1) Aktionsplattform Girls‘ Day-Radar, www.girls-day.de, Stand: 28. April 2017. Drucksache 17/3150 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Neben diesen offiziell gemeldeten Plätzen suchen sich erfahrungsgemäß viele Mädchen und Schulklassen eigeninitiativ Girls‘ Day- Plätze z. B. bei Familienangehörigen oder im räumlichen Umfeld der Schule. Daher ist von einer höheren Beteiligung auszugehen. Eine statistische Auswertung der auf der Aktionsplattform „Girls‘ Day-Radar“ der Bundesweiten Koordinierungsstelle zum Girls‘ Day eingetragenen Veranstaltungen nach Angebotstyp ist mangels eines entsprechenden Indikators nicht möglich. Die kursorische Prüfung der von den Veranstaltern veröffentlichten Angebotsbeschreibungen aus Rheinland-Pfalz ergab, dass die meisten Veranstaltungen als Berufspraktikum durchgeführt wurden. Daneben stellen die Unternehmen und Organisationen die Berufe und Berufsfelder in Workshops, Informationsveranstaltungen und Parcours bzw. Messen vor. Zu Frage 3: Eine statistische Auswertung der auf der Aktionsplattform „Girls‘ Day-Radar“ der Bundesweiten Koordinierungsstelle zum Girls‘ Day eingetragenen Angebote nach Branchen ist mangels eines entsprechenden Indikators nicht möglich. Unternehmen und Organisationen können auf der Aktionsplattform jedoch grundsätzlich nur Veranstaltungen eintragen, die einen sogenannten „Girls‘ Day-Beruf“ vorstellen. Dabei handelt es sich um Berufe, in denen maximal 40 Prozent Frauen eine Ausbildung absolvieren. Die entsprechende Berufe-Liste ist auf der Internetseite www.girls-day.de hinterlegt. Die Eintragungen auf der Aktionsplattform werden entsprechend kontrolliert und durch die Bundesweite Koordinierungsstelle freigegeben. Die kursorische Auswertung der von den Veranstaltern veröffentlichten Angebotsbeschreibungen aus Rheinland-Pfalz ergab eine heterogene Angebotsstruktur. Die meisten Veranstaltungen präsentierten mehrere Berufe aus dem Bereich MINT (Mathematik, Informationstechnik, Naturwissenschaft, Technik) gemeinsam. In den Einzelangeboten stellte der gewerblich-technische Bereich mit Ausbildungsberufen aus Branchen Kraftfahrzeuge, Metall, Kunststoff, Chemie oder auch Bau den größten Anteil. Daneben wurden eine Vielzahl von Veranstaltungen aus dem Handwerk, der Lager- und Logistikbranche, den Informationstechnologien und Medien sowie der öffentlichen Sicherheit angeboten. Zu Frage 4: Die Landesregierung und die ihr nachgeordneten Behörden haben 2017 in über 50 Aktionen rund 430 Mädchen die Gelegenheit gegeben , Berufe kennenzulernen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Dazu gehören Berufsfelder aus den Bereichen Architektur, Bauingenieurswesen, Elektrotechnik, Informations- und Kommunikationstechnik, Vermessung, Versorgungstechnik oder auch der Polizeidienst sowie Frauen in Führungspositionen.2) Anne Spiegel Staatsministerin 2) Quelle: Aktionsplattform Girls‘ Day-Radar, www.girls-day.de, Stand: 28. April 2017.