Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 24. Juli 2017 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode Drucksache 17/3360 zu Drucksache 17/3180 21. 06. 2017 A n t w o r t des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Dorothea Schäfer und Marion Schneid (CDU) – Drucksache 17/3180 – Drittmitteleinwerbung an rheinland-pfälzischen Hochschulen Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/3180 – vom 31. Mai 2017 hat folgenden Wortlaut: Das Statistische Landesamt hat am 23. Mai 2017 die neuen Daten zur Drittmitteleinwerbung der rheinland-pfälzischen Hochschulen veröffentlicht. Wir fragen die Landesregierung: 1. Wie erklärt die Landesregierung, dass angesichts der sinkenden Drittmitteleinwerbungen der Universitätsmedizin Mainz die Landesmittel für Forschung und Lehre für die Universitätsmedizin weiter sinken sollen? 2. Wie erklärt die Landesregierung, dass Rheinland-Pfalz im Bundesvergleich die niedrigste Drittmitteleinwerbung je Professor aufweist ? 3. Wie erklärt die Landesregierung die sehr unterschiedlichen Ergebnisse der verschiedenen Hochschulen in Fragen der Drittmitteleinwerbung ? 4. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um die Forschungsintensität und den Wissenstransfer an den rheinland-pfälzischen Hochschulen in den kommenden Jahren signifikant zu steigern? Das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 21. Juni 2017 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die Erfolge der rheinland-pfälzischen Hochschulen in den letzten Jahren sind beachtlich, das ist an konkreten, allgemein anerkannten Indikatoren ablesbar. Zu ihnen zählt beispielsweise die Einwerbung von Drittmitteln, die sich in einer Steigerung von 125 Mio. Euro in 2006 auf 224 Mio. Euro in 2015 niederschlagen. Auch die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen, die Überführung von Landesforschungseinrichtungen in die Bund-Länder-Finanzierung, die Berufung von Spitzenpersonal an Hochschulen und Forschungseinrichtungen des Landes sowie der Ausbau strategischer Kooperationen zählen hierzu. Dies vorausgeschickt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Zu Frage 1: Die eingeworbenen Drittmittel der Universitätsmedizin Mainz lagen im Jahr 2009 bei ihrer Errichtung durch das Universitätsmedizingesetz bei rund 40,4 Mio. Euro. Bis zum Jahr 2013 sind sie mit zeitlichen Schwankungen auf rund 54,3 Mio. Euro gestiegen. Die am 23. Mai 2017 veröffentlichten Daten des Statistischen Landesamtes weisen für 2014 rund 55,4 Mio. Euro und für 2015 rund 54,5 Mio. Euro aus. Der geringfügige Rückgang um 1,7 Prozent der Drittmitteleinnahmen von 2014 auf 2015 ist kein Hinweis auf ein strukturell sinkendes Drittmittelniveau, sondern lediglich eine geringfügige Schwankung auf dem seit 2013 bestehenden Niveau. Im Rahmen des Doppelhaushaltes 2017/2018 wird die Landeszuführung der Universitätsmedizin nicht gesenkt, vielmehr wurde eine befristete Sonderfinanzierung verstetigt. 2016 setzte sich der Landeszuschuss aus einem Betriebskostenzuschuss von 62 100 800 Euro und Investitionsmitteln in Höhe von 4 400 000 Euro zusammen. In der Gesamtsumme von 66 500 800 Euro waren 4 Mio. Euro aus dem bis Ende 2016 befristeten Sonderprogramm „Wissen schafft Zukunft“ enthalten. Für den aktuellen Doppelhaushalt stehen für 2017 65 828 800 Euro und für 2018 66 428 800 Euro als Gesamtzuschuss zur Verfügung. Damit wurden für das Jahr 2017 83 Prozent der Sonderfinanzierung, für 2018 98 Prozent verstetigt. Drucksache 17/3360 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Zu den Fragen 2 und 3: Die Platzierung des Landes bei den Drittmitteleinnahmen im Bundesvergleich trotz der erfreulich gestiegenen Drittmitteleinnahmen lässt sich im Wesentlichen auf zwei Effekte zurückführen: Zum einen ist der Anteil der Fachhochschul-Professorinnen und -Professoren an allen Professorinnen und Professoren in Rheinland-Pfalz höher als im Bundesdurchschnitt (RP: 45 Prozent, Bundesdurchschnitt: 41 Prozent). Professorinnen und Professoren an Fachhochschulen weisen im Vergleich zu den Professorinnen und Professoren an Universitäten typischerweise geringere Drittmitteleinnahmen pro Kopf auf. Zum anderen sind Professorinnen und Professoren an rheinland-pfälzischen Universitäten in den rechts-, wirtschafts- und sozial- sowie geisteswissenschaftlichen Fächergruppen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt überproportional vertreten (RP: 50 typischerweise, Bundesdurchschnitt: 38 typischerweise) und in den naturwissenschaftlich-technischen Fachgebieten entsprechend weniger vertreten. Professorinnen und Professoren in den naturwissenschaftlich-technischen Fachgebieten werben in der Regel bedeutend umfangreichere Forschungsprojekte mit häufig hohem apparativen Aufwand und einem höheren Fördervolumen ein als dies in den Wirtschafts- und Sozialsowie Geisteswissenschaften der Fall. Für die Höhe der Drittmitteleinnahmen einer Hochschule sind daher neben der Hochschulart (Universität oder Fachhochschule/Verwaltungshochschule) auch die dort jeweils vertretenen Fachrichtungen bedeutsam. Zu Frage 4: Seit 2008 ist die Forschungsinitiative das zentrale Forschungsförderinstrument für die staatlichen Universitäten und seit 2010 für die staatlichen Fachhochschulen des Landes. Die Forschungsinitiative dient der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der staatlichen Hochschulen um Studierende, den wissenschaftlichen Nachwuchs, Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher sowie Drittmittel. Auf der Grundlage von Zielvereinbarungen betreibt das Land hierdurch eine auf Langfristigkeit angelegte Forschungsförderung, die sich auf strategische Elemente konzentriert. Von den Hochschulen bottom up und wissenschaftsgeleitet identifizierte profilbildende Forschungsbereiche werden so gezielt weiterentwickelt und als Forschungsschwerpunkte und Forschungszentren gefördert. So geht der Exzellenzcluster „Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter” (PRISMA) auf die Förderung des Forschungszentrums „Elementarkräfte und mathematische Grundlagen“ zurück. Die Technische Universität Kaiserslautern verfügte zu Beginn der Forschungsinitiative über keinen Sonderforschungsbereich. Heute ist sie in sieben dieser Fördermaßnahmen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) engagiert. Über den Strategiefonds der Forschungsinitiative kann die Hochschule beispielsweise Mittel zur Verfügung stellen, um speziell im Bereich der praxisorientierten Forschung nichtwirtschaftliche Forschungs- und Entwicklungsprojekte von Professorinnen und Professoren mit Unternehmen zu unterstützen. Ferner können Hochschulen, die eine Strategie zur Inwertsetzung von Forschungsergebnissen implementieren möchten, hierfür ebenfalls Mittel des Strategiefonds nutzen. Der zunehmenden Relevanz eines forschungsbasierten Wissenschafts- und Technologietransfers für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung einer Region hat die Landesregierung u. a. durch die Gründung sogenannter Wissens- und Innovationsallianzen Rechnung getragen. Damit wurde erstmals der Rahmen geschaffen für die Konzeption und Realisierung einer integrierten, wissensbasierten Entwicklung der Regionen des Landes. Mit Unterstützung des Landes wurden bislang an den vier Standorten Mainz, Kaiserslautern, Trier und nun Koblenz regionale Wissens- und Innovationsallianzen aufgebaut. In diesen Wissens- und Innovationsallianzen haben sich Akteure aus Forschung, Wirtschaft und öffentlichen Stellen (wie z. B. Museen) sowie der Gesellschaft zusammengeschlossen, um das Know-how zu teilen und so Synergieeffekte für ihre Region zu erzielen. Die Landesregierung ist davon überzeugt, dass durch Kenntnis der Kompetenzen und Bedarfe der Partner in diesen Allianzen Forschungskooperationen auf eine breitere Basis gestellt werden können. Eine regionale Wissensallianz erleichtert den Zugang zu Entscheidungsträgern in Wissenschaft und Wirtschaft. Die Präsentation von Forschungsergebnissen, von innovativen Produkten, Verfahren und Entwicklungen sowie von neuen Dienstleistungsmodellen auf Fachmessen ist ein weiteres zentrales Instrument des Wissens- und Technologietransfers und des Forschungsund Technologiemarketings. Insbesondere bei Präsentationen auf internationalen, technologierorientierten Leitmessen wie der CeBIT oder der Hannover Messe werden Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft angebahnt und wissenschaftliches Know-how ausgetauscht. Hochschulen und Forschungseinrichtungen erfahren außerdem mehr über Bedarfe der Unternehmen sowie von aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und erhalten hierdurch Anregungen für neue wissenschaftliche Fragestellungen. Prof. Dr. Konrad Wolf Staatsminister