Druck: Landtag Rheinland-Pfalz, 1. September 2016 b. w. LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 17. Wahlperiode Drucksache 17/600 zu Drucksache 17/448 27. 07. 2016 A n t w o r t des Ministeriums für Bildung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Bettina Brück und Johannes Klomann (SPD) – Drucksache 17/448 – Erster Abiturjahrgang an G8-Gymnasien Die Kleine Anfrage – Drucksache 17/448 – vom 14. Juli 2016 hat folgenden Wortlaut: In Rheinland-Pfalz wurde das 8-jährige Gymnasium schrittweise an den Schulen eingeführt, an denen dies gewünscht wurde, und immer in Verbindung mit einer Ganztagsschule. An neun G8GTS-Gymnasien hat in diesem Jahr erstmals ein Schülerjahrgang nach acht Jahren die allgemeine Hochschulreife erworben. Vor diesem Hintergrund fragen wir die Landesregierung: 1. Wie sind nach Kenntnis der Landesregierung die Ergebnisse des Abiturs in dem ersten G8-Jahrgang im Vergleich zu dem parallelen G9-Jahrgang ausgefallen? 2. Welche Schlüsse zieht die Landesregierung aus den Ergebnissen dieser Abiturprüfung bezüglich des Konzepts der 8-jährigen Gymnasien? 3. Wie hat sich nach Kenntnis der Landesregierung das 8-jährige Gymnasium in den anderen Bundesländern im Vergleich zu Rheinland-Pfalz entwickelt? Das Ministerium für Bildung hat die Kleine Anfrage namens der Landes regierung mit Schreiben vom 25. Juli 2016 wie folgt beantwortet : Zu Frage 1: An neun G8GTS-Gymnasien sind in diesem Jahr insgesamt 737 Schülerinnen und Schüler zur Abiturprüfung angetreten, 716 haben sie erfolgreich beendet und die allgemeine Hochschulreife erworben. An zwei dieser Gymnasien, in Nackenheim und in Maxdorf, ist ein Vergleich mit einem G9-Jahrgang nicht möglich, weil sie als G8GTS-Gymnasien gegründet wurden und somit kein G9-Jahrgang existiert. Zwischen dem letzten G9-Jahrgang und dem ersten G8-Jahrgang gibt es bei den Abiturnoten keine signifikanten Unterschiede. Der Abiturnotendurchschnitt im 8-jährigen Bildungsgang liegt bei 2,38, im 9-jährigen Bildungsgang bei 2,43. Ähnliches wie für die Notendurchschnitte gilt für den Anteil derjenigen, die die Abiturprüfung nicht bestanden haben. Dieser Anteil lag bei den sieben G8GTS-Gymnasien, die auch einen 9-jährigen Bildungsgang hatten, sowohl im 9-jährigen als auch im 8-jährigen Bildungsgang bei 2,4 Prozent. Über alle neun G8GTS-Gymnasien lag er bei 2,8 Prozent. Allerdings ist zu bedenken, dass diese Werte auf relativ kleinen absoluten Zahlen basieren, sodass bereits eine Schülerin oder ein Schüler mehr oder weniger den Anteil um rund 0,1 Prozentpunkte verändert. Zu Frage 2: Das rheinland-pfälzische Konzept der 8-jährigen Gymnasien hat sich bewährt. Diejenigen, die sich für das G8GTS-Gymnasien entscheiden , werden nicht überfordert und können bei gleichen Anforderungen auch die gleichen Ergebnisse erzielen wie andere nach neun Jahren. Damit wird bestätigt, dass es sinnvoll ist, verschiedene Wege zum gleichen Ziel, dem Abitur, anzubieten, weil die Schülerinnen und Schüler unterschiedlich sind. Manche können gut in etwas stärker komprimierter Form lernen, andere brauchen mehr Zeit. In Rheinland-Pfalz können beide den für sie geeigneten Weg finden. Zu Frage 3: Über die Auswirkungen von G8 wird in den meisten Ländern immer noch viel diskutiert. Es gibt verschiedene Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen, u. a. zur Belastung und zu den Leistungen der Schülerinnen und Schüler in G8 im Vergleich zu G9. Die Drucksache 17/600 Landtag Rheinland-Pfalz – 17.Wahlperiode Mehrzahl der Länder, in denen der 8-jährige gymnasiale Bildungsgang flächendeckend eingeführt wurde, hat mittlerweile Nachbesserungen und Veränderungen vorgenommen. In Hessen wurde ab dem Schuljahr 2013/2014 den Gymnasien der Wechsel zu G9 ermöglicht. In Baden-Württemberg wurde im Rahmen eines Schulversuchs an 44 Standorten parallel zu 8-jährigen Zügen die Einrichtung von 9-jährigen Zügen zugelassen. Eine Online-Petition fordert, weitere G9-Standorte zu ermöglichen, wenn Schulen, Schulträger, Schülerinnen und Schüler oder Eltern dies vor Ort wünschen. Niedersachsen ist seit dem Schuljahr 2015/2016 flächendeckend zu G9 zurückgekehrt. An den 47 bayerischen Pilotschulen, an denen die sogenannte „Mittelstufe plus“ erprobt wird, bei der die Schülerinnen und Schüler sich für einen vierjährigen statt dreijährigen Durchlauf durch die Mittelstufe entscheiden könnten, hat sich in diesem Schuljahr mehr als die Hälfte für die längere Variante entschieden. In Nordrhein-Westfalen hat der Runde Tisch zu G8/G9 im Jahr 2014 u. a. die folgenden Empfehlungen formuliert: Hausaufgaben sollten begrenzt und Lernzeiten entwickelt werden. Bestehende schulinterne Lehrpläne sollten erneut überprüft werden. Ferner sollten Nachmittagsunterricht, schulische Ganztagsangebote, außerschulische Angebote und Freizeit in Einklang gebracht werden. Rheinland-Pfalz ist einen anderen Weg gegangen. G8 gibt es nur dort, wo es von Schulen, Eltern und Schulträger gewünscht ist. Die Lehrpläne wurden vor Beginn der ersten 8-jährigen Bildungsgänge überarbeitet. G8 gibt es nur in Verbindung mit einer rhythmisierten Ganztagsschule einschließlich Mittagessen, und schließlich wird auf Hausaufgaben weitestgehend verzichtet, Übungs- und Vertiefungsphasen werden stattdessen in die schulische Arbeit integriert. In Vertretung: Hans Beckmann Staatssekretär