LANDTAG DES SAARLANDES 14. Wahlperiode Drucksache 14/11 (14/2) 11.11.2009 A N T W O R T zu der Anfrage des Abgeordneten Dr. Christoph Hartmann (FDP) betr.: Bologna-Prozess im Saarland – Stand der Umsetzung Wie viele Studierende gibt es in den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen? Zu Frage 1: In den Bachelor- und Masterstudiengängen waren im Wintersemester 2008/2009 zusammen 8.758 Studierende eingeschrieben. Wie hoch ist die Quote der auf die neue gestufte Studienstruktur umgestellten Studiengänge? Zu Frage 2: Die Umstellungsquote liegt an der Universität des Saarlandes zum Wintersemester 2009/2010 (ohne Staatexamensstudiengänge) mit 38 Bachelor-Studienfächern von 39 grundständigen Studienfächern bei 97 %. Der einzige noch bestehende Diplom- Studiengang Wirtschaftspädagogik wird zum Wintersemester 2010/2011 auf die Bachelor-Master-Struktur umgestellt. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft (seit dem Wintersemester 2005/2006) und an den künstlerischen Hochschulen des Saarlandes (seit dem Wintersemester 2009/2010) beträgt die Umstellungsquote 100%. Gibt es bereits Erfahrungen mit den neuen Instrumentarien: a) Modularisierung der Studiengänge, b) Einführung des Leistungspunktsystems (ECTS), c) Durchführung von studienbegleitenden Prüfungen als Regelfall, d) Ausstellung eines einheitlichen Diploma Supplements? Zu Frage 3: Die Modularisierung der Studieninhalte bedeutet die Zusammenfassung von Stoffgebieten zu thematisch und zeitlich abgerundeten, in sich geschlossenen und mit Credit Points versehenen abprüfbaren Einheiten, den Modulen. Die Modularisierung beinhaltet damit per definitionem die Einführung des Leistungspunktesystems ECTS, die Durchführung von Studienbegleitenden Prüfungen als Regelfall sowie die Ausstellung eines einheitlichen Diploma Supplements. Ausgegeben: 11.11.2009 (25.09.2009) Drucksache 14/11 (14/2) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 2 - Alle auf die Bachelor-Master-Struktur umgestellten Studiengänge der Hochschulen des Saarlandes sowie an der Universität des Saarlandes auch alle Lehramtsstudiengänge liegen in modularisierter Form vor. Darüber hinaus weist die Universität des Saarlandes auch im auslaufenden Studienangebot und in Staatsexamen-Studiengängen Leistungspunkte im ECTS-System aus, um internationale Hochschulwechsel zu erleichtern. Auch im auslaufenden Studienangebot können zur Erleichterung und Vereinfachung von Auslandsbewerbungen Diploma Supplements ausgestellt werden. Inwieweit wurden die Elemente des Bologna-Prozesses in den Staatsexamensstudiengängen (Lehrerbildung , Rechtswissenschaften und „Gesundheitsberufe “) verwirklicht? Zu Frage 4: Die Lehramtsstudiengänge sind seit dem Wintersemester 2007/2008 vollständig modularisiert und weisen Leistungspunkte im ECTS-System aus, studienbegleitende Prüfungen sind der Regelfall und einheitliche Diploma Supplements werden ausgestellt (durch das zuständige staatliche Prüfungsamt). Auch in anderen Staatsexamenstudiengängen werden Leistungspunkte im ECTS- System ausgewiesen. Weitere Elemente des Bologna-Prozesses (z.B. studienbegleitende Prüfungen, Praxisbezug) sind in den jeweiligen staatlichen Vorgaben für die Staatsexamensstudiengänge einbezogen. Wie ist der Sachstand bei der Qualitätssicherung, die bei der Akkreditierung der neuen Studiengänge erfolgt? Zu Frage 5: Die Universität des Saarlandes bereitet sich nach Durchführung einiger Programmund Clusterakkreditierungen auf die Systemakkreditierung vor. Im Rahmen der Systemakkreditierung wird geprüft, inwieweit die für Lehre und Studium relevanten Strukturen und Prozesse der Universität zum Erreichen der Qualifikationsziele und zur Gewährleistung hoher Qualität geeignet sind. Die angestrebte Systemakkreditierung ist damit logische Konsequenz der der Universität nach dem Universitätsgesetz (§ 5) zukommenden institutionellen Verantwortung für Qualitätssicherung und -entwicklung und kommt damit insbesondere den im Berlin-Kommuniqué geforderten Grundsätzen der Qualitätssicherung nach. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft sind bereits über 60% der Studiengänge positiv akkreditiert. Die verbleibenden Studiengänge befinden sich im laufenden Akkreditierungsverfahren. Aufgrund der spezifischen Struktur künstlerischer Studiengänge sind die künstlerischen Hochschulen vorerst von der Akkreditierung freigestellt. Drucksache 14/11 (14/2) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 3 - Können Aussagen dazu gemacht werden, ob die Umsetzung der Vorgaben des Bologna-Prozesses a) die tatsächliche Studiendauer verkürzt, b) die Studienabbrecherquote gesenkt, c) die Mobilität der Studierenden auch mit Blick auf Auslandssemester gefördert wird? Zu Frage 6: Belastbare Aussagen hinsichtlich einer Verkürzung der Studiendauer durch die neue gestufte Studienstruktur können erst dann getroffen werden, wenn mehr als eine Kohorte einen Studiengang durchlaufen hat. Dies ist aufgrund der erst vor wenigen Jahren eingeführten Bachelor-Studiengängen bisher an keiner der saarländischen Hochschulen der Fall. Eine Senkung der Abbrecherquote kann an der Hochschule für Technik und Wirtschaft, die von allen Hochschulen des Saarlandes über die längste Erfahrung mit den neuen Studiengängen verfügt, bisher noch nicht festgestellt werden. Eine Verbesserung dieser Situation wird durch vielfältige begleitende Maßnahmen, wie etwa ein verstärktes Angebot von Tutorien und Übungen, die Installation eines „Frühwarnsystems“, mit dem kritische Studierendenfälle früh erkannt und beraten werden können, sowie Verbesserungen im Bereich der Hochschuldidaktik angestrebt. Eine Förderung der Mobilität in Bachelor-Studiengängen ist insbesondere dann zu verzeichnen, wenn bereits im Curriculum eine feste Auslandskomponente eingeplant ist. Hierüber sind sich die saarländischen Hochschulen bewusst; sie haben dementsprechend bereits in vielen Studiengängen entsprechende Auslandskomponenten berücksichtigt . Ist daran gedacht, Aussagen zur Entwicklung des Studienerfolgs auch durch regelmäßige Befragungen der Studierenden einschließlich der exmatrikulierten Studierenden zu evaluieren? Zu Frage 7: Das Qualitätsmanagementsystem Lehre und Studium der Universität des Saarlandes umfasst unter anderem auch die Durchführung systematischer Befragungen als regelmäßige Monitoringverfahren. So wird z. B. im Rahmen des „kritischen Studierendenfeedbacks “ als universitätsweit eingesetztes kontinuierliches Evaluationsverfahren, das seit dem Sommersemester 2008 zur Anwendung kommt, die Einführung der neuen Studiengänge konstruktiv begleitet. Im Sommersemester 2008 fand eine Befragung exmatrikulierter Studierender statt, für das laufende Wintersemester ist eine Studierendenbefragung in Vorbereitung; eine Absolventenbefragung ist geplant. Durch diese Befragungen wird eine systematische Einbeziehung der Studierenden in die Sicherung und Entwicklung der Studienqualität gewährleistet. Eine regelmäßige Evaluation durch Studierendenbefragungen findet auch an der Hochschule für Technik und Wirtschaft statt. Gezielte Absolventenbefragungen sind in Planung. Drucksache 14/11 (14/2) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 4 - Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um die Akzeptanz der neuen Abschlüsse auf dem Arbeitsmarkt zu sichern? Zu Frage 8: Eine wesentliche Maßnahme zur Gewährleistung der Akzeptanz der neuen Abschlüsse auf dem Arbeitsmarkt ist die Sicherstellung der Berufsrelevanz der Studiengänge über das Qualitätssicherungssystem der Akkreditierung. Die durch einen Studiengang zu vermittelnden Kompetenzen und Lernziele werden bereits mit Blick auf die Erfordernisse des Arbeitsmarktes definiert und im Rahmen der Akkreditierung geprüft. Dem Akkreditierungsrat selbst gehören auch fünf Vertreter der Berufspraxis an. Ein wesentliches Kriterium der Akkreditierung von Studiengängen sind die Qualifikationsziele und hier insbesondere die Befähigung, eine qualifizierte Beschäftigung aufzunehmen. Auch den jeweiligen Gutachtergruppen im Akkreditierungsverfahren gehören die relevanten Interessenträger, insbesondere Berufspraxisvertreter an. Die Hochschulen des Saarlandes ihrerseits tragen durch aktive Kooperationen mit der Wirtschaft, z.B. über den institutionalisierten „Dialog Hochschule-Unternehmen“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft, die gemeinsame Betreuung von Bachelorarbeiten durch Unternehmen und Hochschule sowie die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer oder die Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt der Universität des Saarlandes maßgebend dazu bei, das neue gestufte Studiensystem und die Qualität der Abschlüsse in den Wirtschaftsunternehmen bekannt zu machen. Plant die Landesregierung eine Evaluation der neuen Studiengänge im Saarland? Zu Frage 9: Die Leistungen der künstlerischen Hochschulen und der Hochschule für Technik und Wirtschaft werden regelmäßig bewertet. Diese Evaluierung ist in allen drei Hochschulgesetzen vorgeschrieben. Zu diesem Zweck werden die Studierenden anonym zu ihrer Einschätzung der Lehrveranstaltungen, der Studiengänge und der Studienbetreuung befragt. Die Universität des Saarlandes hat nach dem Universitätsgesetz die Aufgabe, ein eigenes System zur Sicherung der Qualität ihrer Arbeit zu errichten. Eine Bewertung findet unter Zuziehung interner und externer Sachverständiger statt. Die Studierenden wirken an der Bewertung der Lehre mit. betr.: Bologna-Prozess im Saarland – Stand der Umsetzung