LANDTAG DES SAARLANDES 14. Wahlperiode Drucksache 14/360 (14/308) 08.12.2010 A N T W O R T zu der Anfrage der Abgeordneten Elke Eder-Hippler (SPD) betr.: Denkmalschutz der ehemaligen Strecke der Glantalbahn im Gebiet der Kreisstadt Homburg Vorbemerkung der Fragestellerin: „Laut Saarbrücken Zeitung vom 14.10.2010 steht ein Teil der ehemaligen Bahnstrecke der Glantalbahn im Gebiet der Kreisstadt Homburg seit Anfang dieses Jahres unter Denkmalschutz.“ Seit wann genau (Datum) steht die ehemalige Bahnstrecke unter Denkmalschutz? Zu Frage 1: Das Ensemble Glantalbahn wurde am 19.04.2010 in die Denkmalliste des Saarlandes aufgenommen. Ausgegeben: 08.12.2010 (27.10.2010) Drucksache 14/360 (14/308) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - Um welchen Streckenabschnitt handelt es sich genau (bitte Kartenausschnitt beifügten)? Zu Frage 2: Es handelt sich um den Streckenabschnitt mit Streckennummer 3281, der vom Bahnhof Homburg bis zur saarländischen Landesgrenze nördlich von Jägersburg reicht (s. u. Karte). Welche Person (Name und Funktion) hat die Aufnahme der Stecke in die Denkmalliste angelegt? Zu Frage 3: Eine Privatperson mit Spezialgebiet Eisenbahnforschung hat die Anfrage auf Denkmalwürdigkeit im März 2009 gestellt. Aus Datenschutzgründen ist die Namensnennung nicht statthaft. Gab es für die Unterschutzstellung der stillgelegten Bahnstrecke einen aktuellen Anlass? Zu Frage 4: Der aktuelle Anlass war die Anfrage der o.g. Person. - 2 - Drucksache 14/360 (14/308) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 3 - Sind zur gleichen Zeit weitere Denkmäler unter Schutz gestellt worden? Wenn ja, welche? Zu Frage 5: Zeitgleich wurden in Eppelborn das mechanische Eisenbahnstellwerk und in Neunkirchen eine Maschinenbauwerkstatt in die Denkmalliste des Saarlandes aufgenommen . Welche Tatbestände führen zur Einschätzung des Landesdenkmalamtes, dass die Stecke in ihrem Bestand bundesweit „Herausragend“ ist? Zu Frage 6: Die Aussage beruht auf der Durchsicht entsprechender Einträge in den deutschen Denkmaltopografien sowie auf der Information des Antragstellers als Spezialist für das deutsche Eisenbahnwesen. Wer (genaue Adressatenliste) wurde wann (Datum) vor der Aufnahme der ehemaligen Bahnstrecke in die Denkmalliste gehört? Zu Frage 7: Angehört wurden mit Schreiben vom 08.02.2010 gemäß §6 Abs. 2 SDschG mit vierwöchiger Frist zur Stellungnahme die Eigentümer und die belegende Gemeinde: ‐ Tierschutzverein Homburg Saar und Umgebung e.V., Erbach Bahnhaus 3, Homburg ‐ Deutsche Bahn AG, DB Services Immobilien GmbH, Niederlassung Karlsruhe ‐ Naturland Ökoflächen-Management GmbH, Saarbrücken ‐ Kreisstadt Homburg, Am Forum 1, Homburg Sowie am 19.04.2010: ‐ Landesdenkmalrat Drucksache 14/360 (14/308) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 4 - Welche Angehörten haben sich wann wie zur geplanten Unterschutzstellung der Bahnstrecke geäußert? Zu Frage 8: Stellungnahmen wurden abgegeben von: 1. Deutsche Bahn AG, DB Services Immobilien GmbH, Niederlassung Karlsruhe, Eingang Schreiben im LDA am 19.03.2010. Inhalt: „Gegen die „Unter Denkmalschutz-Stellung“ der auf saarländischer Seite verbliebenen restlichen Abschnitte bestehen des weiteren folgende Bedenken: Das Stellwerk R 1 befindet sich noch in Betrieb. Wir bitten dieses Stellwerk nicht in den Denkmalschutz mit einzubeziehen, da es in keinem direkten Zusammenhang mit der Strecke 3281 steht. Die von diesem Stellwerk bedienten Weichen gehören zur Strecke 3282 und nicht zur ehemaligen Glantalbahn. Da der Streckenanfang also nicht im Bereich des Stellwerks R1 lag, gab es keinen Bezug zu diesem Stellwerk. Alle zu der Strecke 3281 gehörenden Signale und Weichen wurden von dem ehemaligen Zentralstellwerk „Hf“ bedient. Die Brücke 1 bitten wir ebenfalls nicht unter Denkmalschutz zu stellen, da, wie in Ihrem Erläuterungsbericht bereits erwähnt, für diese Brücke auf Grund der baulichen Veränderungen kein Denkmalwert gegeben ist. Die Strecke wurde zwischen Bahn km 3,02 und km 6,67 an die Naturlandstiftung Saar verkauft mit dem Ziel der Unterschutzstellung und der Renaturierung. Der Schutzgedanke als Naturschutzgebiet widerspricht der Unterschutzstellung als Denkmal, insbesondere da eine Renaturierung aus unserer Sicht nicht mit dem Schutz der Anlagen vereinbar ist. Aus den genannten Gründen lehnen wir die „Unter Denkmalschutz-Stellung“ der Glantalbahn ab.“ 2. Naturland Ökoflächen-Management GmbH, Saarbrücken, Eingang Schreiben im LDA am 12.03.2010. Inhalt: „Wie ich Ihnen bereits telefonisch mitgeteilt habe, hat unsere Gesellschaft Ende letzten Jahres die gesamte Bahnstrecke von der Grenze Industriegebiet Erbach bis zur Landesgrenze bei Waldmohr erworben. Die Bahnhofsgebäude in Jägersburg einschl. der dortigen Güterverladestation und –verladerampen wurden bereits von uns im Jahr 2007 erworben. Grund unseres Ankaufs der Bahnstrecke war, die Strecke zu renaturieren und zurück zu bauen, den Bereich des Bahnhofs Jägersburg zu sanieren und nicht mehr benötigte Gebäudestrukturen bis auf das Hauptgebäude des Bahnhofs, zu beseitigen. Diese Vorgehensweise ist bereits in Planungen festgehalten und liegt dem LUA zur Genehmigung seit Mitte letzten Jahres vor. Ihr Ansinnen, die gesamte Bahnstrecke unter Denkmalschutz zu stellen, würde das Vorhaben unserer Gesellschaft konterkarieren und den Ankauf der Strecke von unserer Seite aus überflüssig machen.“ Drucksache 14/360 (14/308) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 5 - 3. Kreisstadt Homburg, Bau- und Umweltamt, Eingang Schreiben im LDA am 16.03.2010. Inhalt: „Die in Rede stehende, seit vielen Jahren brach liegende Bahnstrecke ist Gegenstand vielfältiger städtebaulicher Planungsunterlagen. Der Grund hierfür liegt zum einen in der nordsüd gerichteten Zäsur in der ökologisch hochwertigen Landschaft und zum anderen in dem nach unserem Wissensstand noch gewidmeten Bahnrecht. Da sich in direkter östlicher Nachbarschaft zu dieser Bahnstrecke Landschaftsschutzgebiete und ein FFH-Gebiet anschließen, aber eine notwendige straßenverkehrliche Anbindung des Industriegebietes Ost in der Kreisstadt Homburg an die BAB A 6 zu beplanen ist, bietet sich der lineare Trassenverlauf dieser Bahnstrecke an, naturschutzrechtliche Restriktionen stünden dem nicht entgegen. Zudem ist eine regional bedeutsame Radwegstrecke in diesem Flächenareal noch zu beplanen. Auch hier würde sich als Planungsoption diese Bahnstrecke anbieten. Sowohl der Rat der Kreisstadt Homburg als auch der Landesbetrieb für Straßenbau befassen sich bereits seit Jahren mit dieser aufgelassenen Bahnstrecke. Eine eisenbahnrechtliche Widmung dieser Bahnstrecke versagte bisher sowohl eine straßenrechtliche Planfeststellung als auch eine kommunale Bauleitplanung. Sobald diese Bahnstrecke von der Widmung freigestellt wird, werden sich die Träger der Baulast mit diesen Verkehrsprojekten konkret befassen. Die Kreisstadt Homburg wendet sich auf Grund des zuvor Angeführten ausdrücklich gegen eine Eintragung in die Denkmalliste.“ ständigsten erhaltenen Bahnabschnitten ihrer Zeit in der Bundesrepublik Deutschland. Die Bahn, seit ihrer Entstehung eng mit den politischen Machtverhältnissen verflochten, stellt ein wichtiges militärhistorisches Zeugnis der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar. Zudem erschloss die Strecke die Westpfalz und trug zur Förderung der dortigen Gewerbe bei. Das Ensemble ist deshalb aus verkehrs- und wirtschaftshistorischen Gründen auch überregional von großer Bedeutung. ************** Text, Abbildungen und Redaktion: K. Marschall; Übersetzung: B. Hust; Karte: M. Le Moigne Edition: Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr, Landesdenkmalamt, Saarland 2010 Nach der Eingliederung der Reichslande Elsass- Lothringen ins Deutsche Reich 1871 bemühte man sich im Südwesten des Landes um Bahnverbindungen für militärische Zwecke. Zur Anbindung der lothringischen Festungen um die Garnisonsstadt Metz mit dem Rhein- Nahe-Raum beschlossen Bayern und Preußen 1900 den Bau der 84,9 Kilometer langen, strategisch wichtigen Glantalbahn. 1901 wurde der Auftrag an die Pfälzische Nordbahnen AG vergeben. Ab 1904 führte die Glantalbahn von Homburg nach Bad Münster am Stein und verband die pfälzische Ludwigsbahn mit der preußischen Rhein-Nahe-Bahn. Anbindungen Richtung Frankreich über Saarbrücken und in Richtung Rhein folgten. Die Glantalbahn diente militärischen Transporten bzw. dem Güterverkehr . In der Zeit von 1920 bis zur Wiedereingliederung des Saargebiets ins Deutsche Reich 1935 unterstand auch die Glantalbahn der französischen Zollverwaltung und wurde in Folge des Versailler Vertrages auf ein Gleis zurückgebaut . 1938-1939 verlegte man in Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg das zweite Gleis wieder neu. 1945 war die Glantalbahn die einzige intakte Schienenverbindung zwischen dem Saargebiet und dem Rhein und wurde von US- Kriegseisenbahnen stark befahren. Ab 1961 begann die Teilstilllegung. 1995 wurde der Frachtbetrieb in die Industriegebiete um Homburg eingestellt . Die Glantalbahn bei Homburg und Jägersburg (Saarland) Pour des raisons militaires, après la guerre franco-allemande et l’annexion de l’Alsace- Lorraine à l’Empire allemand en 1871, le désir d’établir un trafic ferroviaire redoublait d’importance. En effet, la plupart du temps, la « Glantalbahn » servait aux transports militaires et aux transports de marchandises . Plusieurs bornes avec l’inscription « P.N.B. » (Pfälzische Nordbahnen) balisent tout au long d’un chemin forestier la frontière du terrain ferroviaire , parallèlement à la ligne. La « Glantalbahn », datant de la période tardive de l’Empire allemand est l’un des tronçons le mieux conservé en Allemagne. L’ensemble, due à son histoire militaire, économique et du trafic ferroviaire, relève d’une grande importance même hors la région. C’est pour ces raisons-là que la « Glantalbahn » a été classée parmi les monuments historiques en 2010. 10_019296mfum_05_gcr2 Page 1 21-JUL-10 Cyan Magenta Yellow Black Ehemalige Bahnstation Jägersburg, 2010 Zu dem seit 2010 denkmalgeschützten Ensemble „Glanthalbahn“ gehören die Bahnstrecke mit Oberbau vom Rangierbahnhof Homburg bis zur Landesgrenze bei Jägersburg, die Brücke 2, die Grenzaussteinung mit Gelände bis zur Bahnstrecke, die Haltestestelle Erbach mit Haupt- und Wirtschaftsgebäude, Vorplatz sowie Gelände bis zur Bahntrasse, die Brücken 3 und 4, die Station Jägersburg mit Haupt-, Neben - und Wirtschaftsgebäude, Bahnhofsvorplatz , sowie Zufahrtsstraße und das von ihr bis zur Bahntrasse um die Gebäude herum erschlossene Gelände bis zur Verladestation, die Güterverladestation Jägersburg mit Wohneinheit und Gelände bis zur Bahntrasse sowie der Lagerplatz mit Verladerampe Jägersburg und die Brücke 5. Der Gleiskörper, meist mit Schwellen der 1920er Jahre, zweigt in Homburg am ehemaligen Bahnbetriebswerk von der Hauptstrecke nach Norden ab. Nach drei Kilometern quert die Schützenhausstraße über Brücke 2 die Bahnstrecke und erreicht bei km 3,2 die Haltestelle Erbach. Die Bahn führt durch Einschnitte und auf Bahndämmen durch den Staatsforst Homburg, überquert mittels Brücke 3 bei km 4,1 einen Waldweg. Ein anderer Weg kreuzt via Brücke 4 bei km 4,8 die Strecke. Hinter der Station Jägersburg quert Brücke 5 das Gleis kurz vor der Landesgrenze. Alle vier Bogenbrücken unterscheiden sich in ihren Bogenformen, die sich als Parabel, enger Halbbogen oder weit gespannter Segmentbogen der Topografie anpassen. Die Stirnwände sind aufwendig mit Kunststeinquadern verblendet , die eine grob bossierte Sandsteinoberfläche imitieren. Kräftige Fugenverläufe gliedern die Sichtbetonflächen. Als Fahrbahnbegrenzung dienen Sandsteinplatten auf abgerundeten Sandsteinkonsolen. Die Haltestelle Erbach entstand 1902-1903 als Typenbau der Pfälzischen Nordbahnen. Das traufständig zum Bahnkörper ausgerichtete zweigeschossige Bauwerk wurde aus lokalem Bundsandstein erbaut. An den Fassaden ist noch der schwarze Schriftzug „Erbach“ sichtbar . Ein kleines Wirtschaftsgebäude diente unweit der Haltestelle als Abort und Waschküche. Die Haltestelle wurde bereits 1905 geschlossen. Heute nutzt sie der örtliche Tierschutzverein. Die Station Jägersburg wurde 1904 eröffnet. Das zweigeschossige, parallel zum Gleiskörper ausgerichtete Hauptgebäude mit Wartesaal und Dienstwohnung hat eine asymmetrische Fassade. Im südlichen Anbau befand sich der Stellwerkraum mit Stellwerkserker. Die Lagerhalle wurde in der Zwischenkriegszeit von der französischen Eisenbahnzollverwaltung angebaut . Eine Zufahrtsstraße erschließt die südlichen Funktionsgebäude des Güterverkehrbetriebs : ein Abort- und Waschküchengebäude entstand als Typenbauwerk analog zu dem in Erbach. Südlich davon steht die Güterverladestation , bestehend aus Büro, Dienstwohnung und Ladeschuppen. Der Güterschuppen wurde in den 1920er Jahren durch die französische Zollverwaltung um einen Fachwerkbau erweitert . Die Straße führt weiter zum Verladeplatz und zur Verladerampe mit Kopf- und Seitenrampe am Ende des Bahnhofsgeländes. Die Glantalbahn war das letzte Großprojekt der 1909 verstaatlichten Pfälzer Nordbahnen. Ihr Bestand definiert bis heute die funktionalen Zusammenhänge und gehört zu den am voll- 10_019296mfum_05_gcr2 Page 2 21-JUL-10 Cyan Magenta Yellow Black