LANDTAG DES SAARLANDES 14. Wahlperiode Drucksache 14/537 (14/502) 15.07.2011 A N T W O R T zu der Anfrage der Abgeordneten Dagmar Ensch-Engel (DIE LINKE.) betr.: Energieversorgung im Saarland Vorbemerkung der Fragestellerin: „Die Landesregierung hat die Veröffentlichung eines Masterplans (Neue) Energie angekündigt. Jüngst hat sie sich für die bestehenden Kraftwerksstandorte im Saarland ausgesprochen, ohne im Detail zur Kraftwerksplanung im Saarland weitergehende Aussagen zu treffen.“ Wie viele Kraftwerke zur Strom- bzw. Strom- und Wärmeerzeugung, die mit fossilen Energieträgern befeuert werden und dem Emissionshandel unterliegen , waren im Jahr 2010 im Saarland in Betrieb und haben Strom in das Versorgungsnetz abgegeben (bitte aufgeschlüsselt nach Standort, Betreiber, elektrische Bruttoleistung in Megawatt, abgegebene Wärmeleistung in Megawatt, Anzahl der Volllaststunden, Wirkungsgrad in Prozent und Kohlendioxidausstoß in Tonnen? Zu Frage 1: Für das Jahr 2010 können folgende Angaben gemacht werden: Die Steag Power Saar GmbH betreibt die Kraftwerke • Bexbach (Bruttoleistung 780 MWel (seit 1.11.2010), CO2-Ausstoß 1.298.652 t) • Völklingen MKV (Bruttoleistung 230 MWel, Wärmeleistung 210 MWth, CO2-Ausstoß 783.970 t) • Völklingen HKV (Bruttoleistung 230 MWel, Wärmeleistung 185 MWth, CO2-Ausstoß 859.966 t) • Weiher III (Bruttoleistung 720 MWel, Wärmeleistung 30 MWth, CO2-Ausstoß 1.568.471 t) Ausgegeben: 19.07.2011 (31.05.2011) Drucksache 14/537 (14/502) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 2 - Die VSE betreibt das Kraftwerk • Ensdorf I (Bruttoleistung 120 MWel, Wärmeleistung 60 MWth, CO2-Ausstoß 417.183 t) und betriebsführend für RWE das Kraftwerk • Ensdorf III (Bruttoleistung 310 MWel, CO2-Ausstoß 512.470 t) Die GDF SUEZ Saarland GmbH betreibt das Kraftwerk • Saarbrücken-Römerbrücke (Bruttoleistung 130 MWel, Wärmeleistung 230 MWth, CO2-Ausstoß 241.308 t) Die übrigen Bestandteile der Frage betreffen wettbewerbsrelevante Sachverhalte der Erzeugungsanlagen, die von den Unternehmen nicht veröffentlicht werden. Welche Anlagen im Bereich erneuerbare Energien gegliedert nach Solarstrom, Windkraft, Wasserkraft , Biomasse, Klärgas, Deponiegas, Grubengas, Prozessgas, Geothermie nach Anzahl, MW(peak), MWh/Jahr waren im Jahr 2010 in Betrieb? Zu Frage 2: Ende 2010 waren ca. 12.400 Fotovoltaikanlagen am Netz. Basierend auf den Basisdaten der Zeitschrift „photon“ und dem Zuwachs 2010 lt. Bundesnetzagentur ( 3776 Anlagen mit 63,5 MW(el) in 2010) betrug die Leistung 165,5 MW(el). Legt man einen durchschnittlichen Ertrag von 1000 kWh/kW(peak) zu Grunde entspricht dies einer Stromproduktion von 165,5 MWh. Laut DEWI GmbH waren Ende 2010 111 MW(el) an Windkraft am Netz, diese verteilen sich auf 80 Windkraftanlagen und entsprechen einer Jahresproduktion von etwa 191.000 MWh/a. Im Saarland sind zur Zeit 22 Wasserkraftwerke mit einer Leistung von 17 MW(el) im Einsatz. Diese erzeugen ca. 76.500 MWh/a Strom. Zur Zeit sind im Saarland 10 Biogasanlagen im Einsatz mit einer Gesamtleistung von 3,1 MW(el). Dies entspricht bei 6000 Volllaststunden einer Stromerzeugung von 18.500 MWh/a. Daneben nutzen 3 Großanlagen Holz als Brennstoff, deren Gesamtleistung 4,8 MW(el) beträgt. Bei 8000 Volllaststunden entspricht dies einer Stromproduktion von 38.400 MWh/a. Das Klärgasaufkommen beim EVS betrug 2009 4.546.650 m³, davon wurden 2.780.590 m³ verstromt. Diese werden nicht nach EEG eingespeist, sondern dienen der Deckung des Eigenbedarfs. Deponiegase werden laut Aussage des EVS wegen des Rückgangs des Gasdargebotes seit 2010 nicht mehr verstromt. Grund für den Rückgang des Gasdargebotes war die rigide Vorgabe der Deponieverordnung, wonach nach dem 31. Mai 2005 auf Deponien nur noch inerte Stoffe abgelagert werden dürfen, die nicht zur Gasbildung beitragen . Drucksache 14/537 (14/502) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 3 - 4 Anlagen benutzen Grubengas (Gesamtleistung 51,6 MW(el)) und erzeugen ca. 413.000 MWh/a Strom. Das Gichtgaskraftwerk der Dillinger Hütte (Leistung 90 MW(el)) nutzt Prozessgas und erzeugt im Jahr 400.000 MWh Strom. Geothermie trägt zur Zeit im Saarland nicht zur Stromerzeugung bei. Welche Anlagen im Bereich erneuerbare Energien gegliedert nach Solarstrom, Windkraft, Wasserkraft , Biomasse, Klärgas, Deponiegas, Grubengas, Prozessgas, Geothermie nach Anzahl, MW(peak), MWh/Jahr sind aktuell in Betrieb? Zu Frage 3: Bis Februar 2011 steigerte sich die Fotovoltaikleistung auf 168,3 MW(el) bei einem Zuwachs von 172 Anlagen. Dies entspricht einer Stromgesamtproduktion von 168.300 MWh/a. Die Infoseite energymap.info der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie weist für Februar 2011 80 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 129 MW(el) und einer Stromproduktion von rund 222.000 MWh/a aus. Bei den restlichen Erneuerbaren Energien blieben die Leistungsdaten in etwa gleich. Welche Anlagen im Bereich erneuerbare Energien gegliedert nach Solarstrom, Windkraft, Wasserkraft , Biomasse, Klärgas, Deponiegas, Grubengas, Prozessgas, Geothermie nach Anzahl, MW(peak), MWh/Jahr sind nach Informationen der Landesregierung im Bau und/oder in der Genehmigung? Zu Frage 4: Eine Übersicht über zur Zeit im Bau befindliche Fotovoltaikanlagen insbesondere auf Dächern existiert nicht, erwähnenswert ist der Bau einer Freiflächenfotovoltaikanlage in St. Wendel mit 3,3 MW(el) und einem zu erwartenden Stromertrag von 3.300 MWh/a. Im März waren noch 6 Windkraftanlagen mit ca. 11 MW(el) im Genehmigungsverfahren (22.000 MWh/a). Geplant sind weitere ca. 45 Anlagen mit einer geschätzten Leistung von mehr als 80 MW(el) (>90.000 MWh/a). Im Bereich Biomasse sind 5 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 5,8 MW(el) (35.000 MWh/a) geplant. Der VVS-Konzern in Saarbrücken baut mehrere BHKW, von denen wahrscheinlich 2 mit Methangas betrieben werden, die Leistung beträgt 4 MW(el) (16.000 MWh/a). Drucksache 14/537 (14/502) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 4 - Im Jahr 2008 hat das Saarland im Bereich Primärenergie 950 Mio. Cbm Erdgas bezogen (Quelle Statistisches Landesamt E IV 4 – j 200). Im Fall einer Ausweitung des Gasverbrauchs durch den Einsatz von Kraftwerken auf Gasbasis stellt sich die Frage nach der Gasverfügbarkeit im Saarland. Wie hoch ist die maximale Verfügbarkeit von Erdgas im Saarland in Mio. cbm/A und wie hoch ist die Speicherverfügbarkeit (in Netzlänge in km und cbm) im Gasnetz des Saarlandes für die Einspeisung von Biogas? Zu Frage 5: Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die Gasverfügbarkeit auch durch den handelsseitigen Aspekt bestimmt wird. Die am Gasabsatz an die saarländischen Kunden orientierten Gasbezugsverträge der saarländischen Versorgungsunternehmen mit den Vorlieferanten sind nicht jederzeit beliebig zu verändern. Frage 5 stellt auf die technisch maximale Verfügbarkeit ab, die begrenzt wird durch die Transportfähigkeit des dem Saarland Gas zuführenden Netzes der Creos Deutschland GmbH und durch die Leistungsfähigkeit der Anlagen zur Übernahme vom vorgelagerten Netz der Open Grid Europe GmbH. Die Leistungsfähigkeit der Übernahmeanlagen liegt rechnerisch deutlich über dem aktuellen Gasbezugsbedarf. Im Sinne der Versorgungssicherheit besteht eine Einbindung über mehrere Übernahmeanlagen. Die aus Sicherheitsgründen erforderlichen Redundanzen können nicht in die regelmäßige Nutzung einbezogen werden. Inwieweit Teile der technisch maximal möglichen Leistung an einem spezifischen Punkt im Saarland zur Verfügung gestellt werden könnte, ist darüber hinaus abhängig von den Möglichkeiten der Kapazitätsbereitstellung in den vorgelagerten Netzsystemen und von der bestehenden Netzkonfiguration (räumliche Auslage und Transportfähigkeit) des Creos-Netzes und muss jeweils individuell geprüft werden. Die beim vorgelagerten Netzbetreiber bestellte Leistung orientiert sich jährlich am prognostizierten Bedarf im Saarland. Neue Gaskraftwerksanschlüsse trügen voraussichtlich zur Erhöhung der Leistungsspitze bei, so dass die Netzanschlussbegehren zu korrespondierenden Leistungsbestellungen bei Open Grid Europe führten. Entsprechende Kapazitätszusagen zu erhalten, kann sich u. U. aufgrund der Situation in den vorgelagerten Netzsystemen schwierig gestalten. Ein Problem stellen dabei u. a. die für Kraftwerksbetreiber bedeutsamen Druckzusicherungen dar. Nur in Teilbereichen des saarländischen Gasnetzes können die gewünschten Drücke zugesagt werden. Für einzelne aus Netzsicht günstig gelegene Standorte dürfte die Ansiedlung von gasbefeuerten Kraftwerken technisch unproblematisch sein. Weitere Gaskraftwerksanschlüsse sind grundsätzlich möglich, die Dimensionierung und die Standortwahl sind aber jeweils individuell zu prüfen und können zu Begrenzungen führen. Auch wenn bei entsprechender Qualität des bereitgestellten Biogases eine beliebige Beimischung bis zu 100 % ohne technische Einschränkungen bei den Netzinfrastrukturen möglich wäre, ist die Einspeisung aus Biogasanlagen technisch durch den gerichteten Gasfluss im Netz (Druckgefälle von den Fernleitungen bis zu den Verteilnetzen) begrenzt. Drucksache 14/537 (14/502) Landtag des Saarlandes - 14. Wahlperiode - - 5 - Der bestehende Netzpuffer kann nur dann für die dezentrale Biogaseinspeisung genutzt werden, wenn die Einspeisung in einem Netzbereich erfolgt, der für die Rückeinspeisung aus tieferen Netzstufen (Gasflussumkehr; ggf. müssen Verdichter gebaut werden) geeignet ist. Im Saarland ist dies in erster Linie die Leitung Seyweiler – Merzig . Außerdem ist der Netzpuffer innerhalb des Netzsystems temperaturabhängig. Die Frage ist demnach nicht mit einer Zahlenangabe zu beantworten. Welche konkreten Ausbau- und Umbaumaßnahmen sind, bezogen auf das saarländische Energieversorgungsnetz , im Hinblick auf die Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energie im Saarland erforderlich und mit welchen Kosten ist diesbezüglich zu rechnen? Zu Frage 6: Die Netzbetreiber sind nach § 11 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) zum bedarfsgerechten Ausbau des Netzes verpflichtet. Der Bedarf gestaltet sich nach den Interessen und dem Verhalten der angeschlossenen Kunden einerseits und der einspeisenden Erzeuger andererseits. Die Netzwirtschaft hat demnach auf die Entwicklung der Erzeugungslandschaft zu reagieren und sich ihr anzupassen. Erst wenn sich der Bedarf konkretisiert , können auch die Ausbau- und Umbaumaßnahmen im Netz und deren Kosten konkretisiert werden. Dafür ist nicht nur der steigende Anteil der erneuerbaren Energien maßgeblich; ausschlaggebend sind in erheblichem Maße die Standorte und die Leistungen der einzelnen Anlagen sowie die Konfiguration der in Standortnähe bereits vorhandenen Netzinfrastruktur. Um eine überschlägige Einschätzung des EEG-bedingten Netzausbaubedarfs 2020 für die Netzregionen Küste, Nord-Ost, Mitte und Süd auf der Basis des Energiekonzepts der Bundesregierung 2020 und alternativ auf der Basis des BMU-Leitszenarios 2020 zu erhalten, hatte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ein Gutachten in Auftrag gegeben, das unter www.bdew.de abrufbar ist. betr.: Energieversorgung im Saarland