LANDTAG DES SAARLANDES 15. Wahlperiode Drucksache 15/31 (15/4) 01.06.2012 A N T W O R T zu der Anfrage des Abgeordneten Hubert Ulrich (B90/Grüne) betr.: Gefahren für Bienen durch Pestizide Vorbemerkung des Fragestellers: „Wie aus der Saarbrücker Zeitung vom 24. April 2012 zu erfahren war, soll im Saarland das Pflanzengift Clothianidin, welches im Insektizid ‚Santana ’ enthalten ist, an 120 Tagen im Jahr eingesetzt werden. Dieser Giftstoff war bereits 2008 für das Sterben tausender Bienen verantwortlich.“ Vorbemerkung Landesregierung: Das Insektizid „Santana“ soll nicht an 120 Tagen im Jahr eingesetzt werden, sondern das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat eine Ausnahmegenehmigung für das Mittel von 120 Tagen erteilt. Das Insektizid darf nur als Granulat zusammen mit der Maissaat ausgebracht werden. Das Mittel kann nur mit einem Berechtigungsschein, der von der Landwirtschaftskammer ausgestellt wird, erworben werden. Wer kontrolliert den Einsatz und die Menge des eingesetzten Giftes? Zu Frage 1: Die Landwirtschaftskammer für das Saarland überwacht den Handel mit Santana und kontrolliert strichprobenartig die Anwendung. Welche klimatischen Umstände sind Voraussetzung für den Einsatz? Zu Frage 2: Aufgrund der nassen Witterung hat sich die Maisaussaat und somit auch die SantanaAnwendung im Jahre 2012 stark verzögert. Die Anwendung ist nicht an „besondere“ klimatische Umstände geknüpft. Ausgegeben: 01.06.2012 (04.05.2012) Drucksache 15/31 (15/4) Landtag des Saarlandes - 15. Wahlperiode - - 2 - Santana ist ein Feingranulat auf Quarzsandbasis, das 0,7% des Wirkstoffs Clothianidin enthält. Die Aufwandmenge beträgt 7 kg pro ha und muss mit einem zugelassenen Granulatstreuer in den Boden eingebracht werden. Auf welchen Flächen wurde Santana ausgebracht ? Zu Frage 3: Für Flächen im Raum Merzig, Wadern, Saarwellingen und Wallerfangen wurden Berechtigungsscheine zum Bezug des Mittels ausgestellt. Eine Anwendung ist jedoch noch nicht erfolgt. Insgesamt ist die Anwendung für 45 ha beantragt. Ist die Ausbringung auf weiteren Flächen geplant? Zu Frage 4: Nein. Sind diese Flächen veröffentlicht worden? Wenn nein, warum nicht? Zu Frage 5: Nein. Es ist nicht üblich Flächen zu veröffentlichen, auf denen Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden. Wurden die Imker mit Völkern im räumlichen Umfeld dieser Flächen über den Einsatz von Santana informiert? Zu Frage 6: Die Anwender von Santana sind angehalten, benachbarte Imker mit Bienenstöcken im Umkreis von 60 m 48 Stunden vor Behandlungsbeginn zu informieren. Welche Studien gibt es zum Einfluss von Santana auf Honigbienen? Zu Frage 7: Es gibt einige Studien aus jüngster Zeit zu dem Thema. • Im Dezember 2011 veröffentlichte Dr. Jeffery Pettis, Leiter des Bee Research Laboratory des US-Landwirtschaftsministeriums, die bislang nicht ins Deutsche übersetzte Studie „Pesticide exposure in honey bees results in increased levels of the gut pathogen Nosema“ • Im Januar 2012 veröffentlichten Forscher der Purdue University (USA) die Studie „Multiple Routes of Pesticide Exposure for Honey Bees Living Near Agricultural Fields“. Auch diese Studie wurde bislang nicht ins Deutsche übersetzt. Weitere Studien sind der Landesregierung nicht bekannt. Drucksache 15/31 (15/4) Landtag des Saarlandes - 15. Wahlperiode - - 3 - Welchen Einfluss hat das Gift auf Wildbienen und andere Insekten? Zu Frage 8: Santana ist ein Insektizid und ist bei unsachgemäßer Anwendung für Wildbienen und andere Insekten toxisch. Der Wirkstoff Clothianidin aus der Gruppe der Neonicotinoide blockiert die Acetylcholin Rezeptoren im zentralen Nervensystem und führt zu einer raschen Schädigung der Insekten. Die Fraßtätigkeit der Insekten wird umgehend eingestellt . Insekten nehmen das Produkt über den direkten Kontakt oder oral auf. Da es durch das vorgeschriebene Ausbringungsverfahren nicht zu Abdrift (Staub) kommt, ist mit einer direkten Schädigung von Bienen, Wildbienen und anderen Insekten durch den Einsatz von Santana nicht zu rechnen. Welche Langzeitstudien gibt es zu Wirkung zum Beispiel im Wachs? Zu Frage 9: Neben den o.a. Studien sind der Landesregierung keine Langzeitstudien bekannt. Untersuchungen des Bieneninstitutes Celle (LAVES) ergaben bislang keine Rückstände im Honig. Erkenntnisse über Wirkungen im Wachs liegen der Landesregierung nicht vor. betr.: Gefahren für Bienen durch Pestizide