LANDTAG DES SAARLANDES 15. Wahlperiode Drucksache 15/1479 (15/1417) 14.07.2015 A N T W O R T zu der Anfrage des Abgeordneten Hubert Ulrich (B90/Grüne) betr.: Preisstruktur des Saarländischen Verkehrsverbunds Vorbemerkung des Fragestellers: „Der Bündnis 90/Grünen-Landtagsfraktion wurde berichtet, dass ein Schülerticket vom Saarbrücker Stadtteil Eschringen bis zur Gemeinschaftsschule in Gersheim in etwa das Dreifache des Preises wie von Eschringen zum Gymnasium am Schloss in Saarbrücken kostet. Genau genommen beträgt der Fahrpreis monatlich 37,25 Euro gegenüber dem deutlich höheren von monatlich 95,90 Euro und das, obwohl beide Schulorte ungefähr die gleiche Entfernung zu Eschringen haben.“ Wie ist das hohe Preisgefälle zu erklären? Zu Frage 1: Mit der Gründung des saarVV im Jahr 2005 wurde ein einheitliches Tarifsystem im gesamten Saarland für die Nutzung des ÖPNV auf der Straße und der Schiene eingeführt . Grundlage der Tarifgestaltung war der gemeinsame Wabenplan der Verkehrsunternehmen . Zur Fahrpreisermittlung wurde die Fläche des Saarlandes in Waben eingeteilt , wobei jede Wabe einer Preisstufe entspricht. Der Preis der Fahrkarte richtet sich danach, wie viele Waben während einer Fahrt durchfahren werden; Start- und Zielwabe werden mitgezählt. Bewegt sich ein Fahrgast nur in einer Wabe, kostet es demgemäß weniger, als wenn er über eine Wabengrenze fährt, unabhängig von der Länge der tatsächlich gefahrenen Strecke. Im zitierten Fall bewegt man sich von Eschringen nach Saarbrücken nur in der Großwabe Saarbrücken, während man von Eschringen nach Gersheim über die Wabengrenze der Großwabe Saarbrücken (zählt doppelt) und des Regionalverbandes Saarbrücken hinaus in den Saar-Pfalz-Kreis fährt und somit mindestens ein Monatsticket der Preisstufe 7 für 93,75 Euro erwerben muss. Dem genannten Preis von monatlich 95,90 Euro liegt offenkundig die Tarifvariante „Landkreis-/RegionalverbandsschülerTicket“ (55,90 Euro) mit „SaarFun“ als Zusatzticket (40,00 Euro) zugrunde. Diese Tarifvariante berechtigt sogar zur Benutzung aller Linienfahrten im gesamten saarVV-Netz, unabhängig von der Wabenanzahl und hat somit für einen geringen Aufpreis einen erheblichen Zusatznutzen für den Inhaber. Ausgegeben: 14.07.2015 (08.06.2015) bitte wenden Drucksache 15/1479 (15/1417) Landtag des Saarlandes - 15. Wahlperiode - - 2 - Welche Änderungen in der Preisstruktur sind geplant , um ein solches Gefälle zu beheben? Ist eine Neustrukturierung des Wabensystems vor diesem Hintergrund geplant? Welches Preisniveau strebt die saarländische Landesregierung an, um den saarländischen ÖPNV sozialverträglich zu gestalten? Zu den Fragen 2 bis 4: Die Fragen 2 bis 4 werden aufgrund ihres Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Durch die Tarifierung auf Basis eines Wabensystems gibt es keinen entfernungsabhängigen Streckentarif im saarVV. Eine Änderung der Waben- oder Tarifstruktur erfordert eine grundlegende Neuberechnung der Verbundeinnahmen durch den saarländischen Nahverkehrsservice (SNS). Für den Kunden günstigere Strukturen können zu erheblichen Einnahmeverlusten bei den Verkehrsunternehmen im saarVV führen und damit zu erhöhten Ausgleichsforderungen gegenüber dem Land. Im Rahmen des derzeitigen Finanzierungsvertrages gleichen die Aufgabenträger dem saarVV Mindereinnahmen infolge der Anwendung des saarVV-Tarifs und der Semesterticketregelung in Höhe von jährlich 9,2 Mio. € aus. Aufgrund der Unsicherheit über die künftig dem Land zur Verfügung stehenden Regionalisierungsmittel kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage zu einer möglichen Neustrukturierung des Wabensystems oder einem geänderten Preisniveau erfolgen, da dies höhere Ausgleichsverpflichtungen verursachen könnte, die derzeit nicht darstellbar sind.