LANDTAG DES SAARLANDES 15. Wahlperiode Drucksache 15/2090 (15/2078) 14.02.2017 A N T W O R T zu der Anfrage des Abgeordneten Hubert Ulrich (B90/Grüne) betr.: Wildverbiss im saarländischen Wald Vorbemerkung des Fragestellers: „Anders als bei vorhergegangenen Berichten zum Zustand des Staatswaldes beinhaltete der Waldzustandsbericht 2016 keine Aussagen zum Zustand des Jungwaldes durch Wildschäden. Insbesondere der Umstand, dass der alte Baumbestand seit Jahren stärkere Krankheitsbilder aufweist, begründet die Notwendigkeit einer artenreichen Verjüngung des geschädigten Waldes, möglichst über Naturverjüngung. Grundlage einer Einschätzung des Verjüngungslaufes sind Inventuren des Jungwaldes und das Definieren von Ursachen einer Ver- bzw. Behinderung der natürlichen Walderneuerung.“ Warum wurde im Waldzustandsbericht 2016 der Zustand des Jungwaldes und der biotische Schadfaktor Wildverbiss nicht aufgenommen? Zu Frage 1: Im Waldzustandsbericht (WZB) 2016 wurde der Wildverbiss aus folgenden Gründen nicht thematisiert: Die Ergebnisse des Wildverbiss-Monitoring 2016 lagen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des WZB Ende November 2016 noch nicht vollständig vor. Hinzu kommt, dass Anfang 2016 der Bericht über den Zustand des Staatswaldes im Saarland 2010-2015 veröffentlicht wurde, der einen ausführlichen Abschnitt zum aktuellen Wildverbiss-Monitoring enthält. Auf diesen Zusammenhang wurde vom Minister im Vorwort zum Waldzustandsbericht 2016 hingewiesen. Ausgegeben: 15.02.2017 (16.01.2017) Drucksache 15/2090 (15/2078) Landtag des Saarlandes - 15. Wahlperiode - - 2 - Heimische Wildtiere werden von der Landesregierung nicht als „biotischer Schadfaktor “ angesehen, sondern vielmehr als Wildtiere in ihrem angestammten Lebensraum Wald. Ein daraus resultierendes Wildtiermanagement entwickelt Konzepte für den Wald und seine Wildtiere. Wo wurden 2016 Verjüngungs- und Wildverbissinventuren durchgeführt? Zu Frage 2: 2016 wurden von SaarForst Landesbetrieb (SFL) in Kooperation mit dem Zentrum für Biodokumentation (ZfB) Verjüngungs- und Wildverbiss-Inventuren auf den 25 Bodenzustandserhebungs -Flächen (BZE) im Staatswald durchgeführt. Hinzu kamen die Indikatorflächen Baumbusch (21 Hektar), Kirkel (56 Hektar) und Gehöferschaft Wadrill (36 Hektar). Welche Ergebnisse hatten diese Inventuren? Zu Frage 3: Das Wildverbiss-Monitoring 2016 erfasste auf Doppelflächen (gezäunt – ungezäunt) den Einfluss des Schalenwildes auf die krautige Vegetation (ZfB) sowie die holzige Vegetation (SFL). Die Auswertungen des Monitorings 2016 (ZFB) lagen bei Fertigstellung des WZB 2016 noch nicht vor. Ein ausführlicher Bericht hierzu wird im WZB 2017 veröffentlicht werden. Gibt es Sondererhebungen für die extrem verbissgefährdete Baumart Weißtanne? Falls nein, warum nicht? Zu Frage 4: 2016 wurden erste Maßnahmen eingeleitet, um die tatsächliche Situation der verbissgefährdeten Baumart Weißtanne im Staatswald exakter beurteilen zu können. SFL hat 2016 zunächst ein internes Konzeptpapier „Weißtanne“ erarbeitet. Daraus wurden die Schritte zur Erfassung von vorhandenen und potenziellen Weißtannen- Verjüngungsflächen formuliert. Das Konzept sieht Folgendes vor: Bereitstellung eines Forstingenieurs für Koordinierungsaufgaben, landesweite Kartierung der Schwerpunktflächen (die hot-spots der Weißtannen- Naturverjüngung), Maßnahmen zur Sicherung von Naturverjüngung, Maßnahmen zum Monitoring, Festlegung von Verjüngungsräumen. Drucksache 15/2090 (15/2078) Landtag des Saarlandes - 15. Wahlperiode - - 3 - Falls ja, wer führt die Inventuren für die Weißtanne durch, auf welchen Zeitraum ist diese Sondererhebung ausgelegt und welche Sach- und Personalkosten sind dafür hinterlegt? Zu Frage 5: Die Weißtannen-Inventur im Staatswald wird im Jahr 2017 vom SFL durchgeführt werden . Die Ergebnisse werden in den WZB 2017 einfließen. Hinsichtlich Sach- und Personalkosten sind dafür derzeit 4 Monate Personaläquivalent eines Forstingenieurs hinterlegt. Parallel zu den bisherigen Wildverbiss-Inventuren läuft im Rahmen des Bundesprogrammes Biologische Vielfalt seit 2015 das BioWild-Projekt (Laufzeit bis August 2021). Projektpartner sind: Bundesamt für Naturschutz, Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Deutschland e. V., die Universitäten Dresden, Göttingen und München sowie Partner aus Waldbesitz und Forstpraxis. Das Saarland ist neben Baden- Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen-Anhalt als Pilotregion beteiligt. Das Projektbudget umfasst 2,47 Mio. €. Das Projektgebiet hat eine Größe von insgesamt 25.000 Hektar Waldfläche. Die saarländische Pilotregion umfasst eine Größe von 3.000 Hektar. Da es bisher keine bundesweit verlässlichen wissenschaftlichen Daten zur Beschreibung der bodennahen holzigen und krautigen Waldvegetation und einem „gegebenen“ Schalenwildbestand gibt, soll mit Hilfe von ca. 250 Weisergattern (Kantenlänge von 12 x 12 m) samt entsprechenden Nullflächen das Gleichgewicht zwischen natürlicher Waldverjüngung und Schalenwildeinfluss unter sehr unterschiedlichen standörtlichen Rahmenbedingungen in repräsentativen Pilotregionen definiert werden. Anhand der Zustandserfassung der krautigen und holzigen Vegetation werden Rückschlüsse auf das Gleichgewicht zwischen Wald und Wild gezogen. Das BioWild-Projekt wird nach Projektende (2021) Entscheidungshilfen für Waldbewirtschafter und Politik formulieren. Die Entscheidungshilfen zielen darauf ab, artenreiche , stabile und widerstandsfähige Mischwälder zu erhalten bzw. zu schaffen, bei denen sich ein dauerhaftes Gleichgewicht zwischen der natürlichen Waldvegetation und den Schalenwildbeständen eingestellt hat. Von den Ergebnissen des BioWild-Projektes werden neue Erkenntnisse für die Waldbewirtschaftung und darauf abgestimmte Konzepte des Wildtiermanagements erwartet . In diesem Rahmen werden Daten zur Weißtanne erhoben und fließen in die Entscheidungshilfen ein, die ab 2021 zur Verfügung stehen werden.