LANDTAG DES SAARLANDES 16. Wahlperiode Drucksache 16/493 (16/415) 14.08.2018 A N T W O R T zu der Anfrage des Abgeordneten Josef Dörr (AfD) betr.: Wege nach dem Schulabschluss Vorbemerkung des Fragestellers: „Langsam neigt sich das Schuljahr dem Ende zu und ab 01.08.2018 beginnt das neue Lehrjahr. Die saarländischen Ausbildungsbetriebe können nicht alle freien Lehrstellen besetzten und die Zahl der Ausbildungsverträge im Saarland sinkt.“ Vorbemerkung der Landesregierung: Auch in diesem Jahr zeichnet sich ab, dass es bis zum 30. September im Saarland mehr gemeldete Ausbildungsstellen als gemeldete Ausbildungsplatzbewerber geben wird. Gründe hierfür sind neben demografischen Veränderungen auch der Trend zu einem längeren Schulverbleib mit dem Ziel einer verbesserten Qualifikation sowie die höhere Studierneigung. Mit dieser Entwicklung erhöhen sich rein rechnerisch die Chancen der jungen Ausbildungsmarktbewerber auf einen Ausbildungsplatz. Für viele Betriebe bleibt es hingegen oft schwierig, offene Ausbildungsstellen zu besetzen. Aktuell sind noch viele Ausbildungsbetriebe auf der Suche nach der oder dem passenden Auszubildenden. Nicht jede offene Stelle und jeder Ausbildungsplatzbewerber passen zusammen. Wenn es jedoch gelingt dazu beizutragen, dass Jugendliche bereit sind, ihr Berufswahlspektrum zu erweitern und Betriebe auch den Jugendlichen eine Chance geben, die z.B. wegen ihrer Schulnoten nicht sofort überzeugen, dann könnten sich noch viele Betriebe und Bewerber bis zum Ausbildungsbeginn finden. Insbesondere Betriebe, die bereit sind, auch Jugendliche mit Förderbedarf auszubilden , werden gezielt von der Landesregierung unterstützt. Hilfen während der Ausbildung bietet beispielsweise das bewährte Landesprogramm „Ausbildung jetzt“. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs im Saarland arbeiten Ausbildungsmarktakteure (Kammern, Regionaldirektion Rheinland-Pfalz/Saarland der Bundesagentur für Arbeit, Vereinigung der saarländischen Unternehmensverbände, Gewerkschaften, Arbeitskammer des Saarlandes und Ministerien) im Rahmen des „Zukunftsbündnisses Fachkräfte Saar“ eng zusammen. Um den Übergang von der Schule in den Beruf möglichst reibungslos und ohne Umwege zu gestalten, wurden die Jugendberufsagentur (JBA) und Schulen des Landkreises Neunkirchen im Rahmen eines Modellprojekts „Lückenlose Betreuung“ enger verzahnt. Ausgegeben: 14.08.2018 (16.05.2018) Drucksache 16/493 (16/415) Landtag des Saarlandes - 16. Wahlperiode - - 2 - Des Weiteren wird im Projekt „AnschlussDirekt“ Jugendlichen nach dem Hauptschulabschluss der direkte Übergang in eine duale Ausbildung ermöglicht. Durch „Ausbildungscoaching“ werden Schüler/-innen gezielt bei der Berufswahl und Ausbildungsstellensuche unterstützt und auf Bewerbungs- und Auswahlverfahren vorbereitet. In einem zweiten Schritt werden kleine und mittlere Unternehmen durch eine „passgenaue Besetzung“ bei der Vergabe ihrer offenen Ausbildungsstellen begleitet. Davon profitieren auch Jugendliche, die noch einen Ausbildungsplatz suchen. Wie viele Lehrstellen blieben die letzten 5 Jahre unbesetzt? a) In welchen Branchen? b) Wie ist die Tendenz für 2018? Zu Frage 1: Eine Ausbildungsmarktbilanz mit verschiedenen Bewerberdaten und Stellenangeboten wird von der Bundesagentur für Arbeit am Jahresende veröffentlicht. Hieraus ergibt sich auch die Zahl der bis zum Stichtag 30.09. eines Jahres nicht besetzten Ausbildungsstellen . Zu Frage 1 a): Die Besetzungsproblematik zeigte sich insbesondere in Verkaufsberufen des Lebensmittelhandwerks , im Bereich Tourismus (Hotel- und Gaststättengewerbe), in einzelnen kaufmännischen Berufen sowie in Mechatronik-/Energie- und Elektroberufen. Zu Frage 1 b): Im Juni 2018 waren von 6.264 seit Oktober 2017 angebotenen Stellen noch 3.004 Stellen unbesetzt. Es handelte sich hierbei überwiegend um Angebote für eine Ausbildung im Bereich Handelsfachwirt/in, im Hotel- und Gaststättenbereich (Koch/Köchin), in kaufmännischen Berufen des Einzelhandels sowie in Verkaufsberufen. Aber auch für Bewerber im Bereich Büromanagement, in Elektronikberufen (z.B. Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik) oder der Sanitär- und Heizungsbranche gab es noch offene Stellen. Drucksache 16/493 (16/415) Landtag des Saarlandes - 16. Wahlperiode - - 3 - Auf alle angebotenen Stellen haben sich im gleichen Zeitraum 4.739 Jugendliche beworben , rund 2,7 % weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Etwa ein Drittel der Bewerber zählte am Stichtag 29.06. zur Gruppe der unversorgten Jugendlichen. Für jeden ausbildungsinteressierten Jugendlichen, der bisher noch keine Ausbildungsstelle gefunden hat, stehen aktuell rein rechnerisch 1,73 Stellen zur Verfügung. Eine weitergehende Bewertung der Daten ist zurzeit noch nicht möglich, da in den kommenden Wochen bis zum Stichtag 30.09.2018 und auch darüber hinaus noch viel Bewegung am Ausbildungsmarkt zu erwarten ist. Die Gründe für späte Vertragsabschlüsse sind vielfältig. Manche Jugendliche treffen ihre Entscheidung für einen Ausbildungsbeginn erst kurzfristig nach erfolgreichem Schulabschluss oder legen den Fokus nur auf eine (einzige) Berufsausbildung im Wunschberuf und hoffen, auch sehr spät noch eine passende Lehrstelle zu finden. Nach erfolgreichem Schulabschluss, wie entscheiden sich die Schüler weiter? a) Nach erfolgreichem Hauptschulabschluss? Wie viele Schüler beginnen eine Lehre? Wie viele besuchen weiterführende Schulen und welche? b) Nach erfolgreichem mittleren Bildungsabschluss , wie entscheiden sich die Schüler weiter ? Wie viele Schüler beginnen eine Lehre? Wie viele besuchen weiterführende Schulen und welche? Zu Frage 2: Aktuell werden Daten zum Verbleib der Schüler/innen nach Schulabschluss weder von Seiten der Schulen noch von anderer Stelle erfasst. Statistische Angaben zu den persönlichen Entscheidungen und dem sich anschließenden schulischen oder beruflichen Werdegang liegen daher nicht vor. Eine Ausnahme hiervon bildet die Gruppe der Schulabgänger mit Studienberechtigung . Auf der Grundlage des Bundeshochschulstatistikgesetzes werden bei der Aufnahme eines Studiums verschiedene Daten erhoben und anschließend ausgewertet. Zu den Auswertungsdaten zählt beispielsweise auch das Jahr des Erwerbs der Studienberechtigung . Entscheidet sich ein studienberechtigter Schulabgänger jedoch für ein Auslandsstudium , eine duale Ausbildung, die Aufnahme eines Aushilfsjobs, ein freiwilliges soziales /ökologisches Jahr oder eine andere Tätigkeit außerhalb eines Studiums in Deutschland, wird dies statistisch nicht erfasst. Einen umfassenden Nachweis zum Verbleib aller Studienberechtigten eines Absolventenjahrgangs gibt es daher nicht. Im Bereich der dualen Ausbildungsberufe werden auf Basis der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder Daten erhoben. Alle Personen, die einen Ausbildungsvertrag abschließen, werden hierbei erfasst. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) erhält diese Datenerhebungen bis zum Ende eines Ausbildungsjahres und wertet sie bis zum Ende eines Kalenderjahres aus. Es handelt sich hierbei u.a. um Informationen zum Ausbildungsberuf, zum Geschlecht, zum Alter eines Auszubildenden , zur Herkunft, zum allgemeinbildenden Schulabschluss sowie zu anderen Individualdaten. Alle Antworten der Fragen 2 a), 2 b) und 3 a) zum Bereich Ausbildung basieren daher auf dem Datenbestand zum Stichtag 31.12.2016 (BiBB Datenbank für Auszubildende – DAZUBI). Drucksache 16/493 (16/415) Landtag des Saarlandes - 16. Wahlperiode - - 4 - Zu Frage 2 a): Am 31.12.2016 waren insgesamt 6.534 neue Ausbildungsverträge registriert. Der Anteil von Ausbildungsanfängern mit Hauptschulabschluss lag bei rund 31 % (2.031). Aufgrund fehlender statistischer Daten ist eine Beantwortung der Frage „Wie viele besuchen weiterführende Schulen und welche?“ nicht möglich. Zu Frage 2 b): Von den bis zum 31.12.2016 erfassten neuen Ausbildungsverträgen (6.534) entfielen 28 % (1.830) auf Personen mit mittlerem Bildungsabschluss. Darüber hinaus gelten die allgemeinen Anmerkungen zu Frage 2. Aufgrund fehlender statistischer Daten ist eine Beantwortung der Frage „Wie viele besuchen weiterführende Schulen und welche?“ nicht möglich. Nach erfolgreicher Fach- oder Allgemeiner Hochschulreife , wie entscheiden sich die Schüler weiter ? a) Wie viele Schüler beginnen eine Lehre? b) Wie viele Schüler beginnen ein Studium? Zu Frage 3 a): Von den bis zum 31.12.2016 erfassten neuen Ausbildungsverträgen (6.534) entfielen 36,4 % (2.379) auf Personen mit Studienberechtigung (Fachhochschul-/ Hochschulreife ). Darüber hinaus gelten die allgemeinen Anmerkungen zu Frage 2. Zu Frage 3 b): Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamtes haben im Jahr 2016 von 6.369 studienberechtigten Schulabgängern im Saarland insgesamt 2.750 im gleichen Jahr ein Studium aufgenommen. Dies ergibt einen Anteil von rund 43 %. Weitere Studienberechtigte eines Jahrgangs beginnen auch noch zu späteren Zeitpunkten ihr Studium , so dass sich z.B. aus dem Schulabgangsjahr 2010 bis zum Jahr 2016 (letztes statistisches verfügbares Erfassungsjahr) fast drei Viertel der Studienberechtigten zu einem Studium eingeschrieben hatten. Diese Angaben basieren auf der Hochschulstatistik und beziehen sich auf Studierende an Hochschulen. Studienanfänger an Berufsakademien oder Studierende im Ausland werden davon nicht erfasst.