Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/1070 26.04.2012 (Ausgegeben am 27.04.2012) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Herr Hendrik Lange (DIE LINKE) Promotionen an Hochschulen in Sachsen-Anhalt Kleine Anfrage - KA 6/7431 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft Vorbemerkung: Vom Fragesteller werden mit der oben genannten Kleinen Anfrage statistische Informationen erbeten. Einige dieser Daten werden weder vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft noch von den Hochschulen des Landes regelmäßig erhoben bzw. vorgehalten, da sie weder für den internen Betrieb der Hochschulen selbst noch für Steuerungszwecke des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft von Belang sind. Darüber hinaus wurde hochschulseitig darauf hingewiesen, dass die Daten jeweils semesterweise und nicht, wie abgefragt, nach Kalenderjahren, erfasst werden. Frage 1: Wie viele Promotionsverfahren gemäß § 18 Abs. 2 des Hochschulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt (HSG LSA) wurden seit 2008 an welcher Fakultät bzw. welchem Fachbereich an welcher Hochschule durchgeführt bzw. abgeschlossen ? Bitte in Jahresscheiben auflisten und nach Geschlecht der Promovierenden aufschlüsseln. Antwort zu Frage 1: Die Zahl der abgeschlossenen bzw. durchgeführten Promotionsverfahren wird für die Universitäten in Anlage 1 abgebildet. 2 Frage 2: Wie viele kooperative Promotionsverfahren nach § 17 Abs. 6 HSG LSA wurden seit 2008 an welchen Fakultäten bzw. Fachbereichen unter Leitung welcher Hochschule und in Kooperation mit welcher außeruniversitären Forschungseinrichtung bzw. Fachhochschule durchgeführt bzw. abgeschlossen? Bitte in Jahresscheiben auflisten und nach Geschlecht der Promovierenden aufschlüsseln . Antwort zu Frage 2: Das Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft hält diese Daten nicht vor; sie sind auch nicht Gegenstand der regelmäßigen Berichtspflicht der Hochschulen. Die Hochschulen wurden deshalb abgefragt. Betroffen von der Anfrage sind ausschließlich die Universitäten. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erklärte auf Anfrage des Ministeriums, dass sie die Frage in dem vorgegeben Umfang nicht beantworten kann, da die Daten nicht in dieser Form erfasst werden. Für das Jahr 2008 liegen keine Daten vor. Im Jahr 2009 gab es insgesamt neun und im Jahr 2010 sieben Promovierende. Für das Jahr 2011 liegen der Universität noch keine Angaben vor. Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: Die Zahl der kooperativen Promotionsverfahren ist in Anlage 2 abgebildet. Frage 3: Wie viele kooperative Promotionsverfahren laufen an den einzelnen Fachhochschulen mit welchen Universitäten außerhalb Sachsen-Anhalts seit 2008? Bitte nach Fachbereichen und Jahresscheiben auflisten. Antwort zu Frage 3: Die Zahlen der an den Fachhochschulen laufenden kooperativen Promotionsverfahren mit Universitäten außerhalb des Landes Sachsen-Anhalt sind in Anlage 3 abgebildet . 3 Frage 4: In wie vielen Fällen waren seit 2008 Promovierende an den Universitäten in Sachsen-Anhalt Fachhochschulabsolventinnen und Fachhochschulabsolventen gemäß § 18 Abs. 5 HSG LSA? An welchen Fachhochschulen erwarben sie den Studienabschluss, der zur Promotion berechtigte? Bitte in Jahresscheiben und Fakultäten bzw. Fachbereichen auflisten sowie nach Geschlecht der Promovierenden aufschlüsseln. Bitte auch den Anteil dieser Promotionen an der Gesamtzahl der Promotionen an der jeweiligen Hochschule sowie insgesamt angeben. Antwort zu Frage 4: Das Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft hält diese Daten nicht vor; sie sind auch nicht Gegenstand der regelmäßigen Berichtspflicht der Hochschulen. Die Universitäten wurden deshalb abgefragt. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg: Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erklärte auf entsprechende Anfrage, dass die Frage nicht beantwortet werden kann, da diese Daten nicht erfasst werden. Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: Die Anzahl der Fachhochschulabsolventinnen und -absolventen außerhalb von Sachsen-Anhalt, die an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg promovierten, ist in Anlage 4 abgebildet. Frage 5: Wie beurteilt die Landesregierung das Verhältnis zwischen den kooperativen Promotionsverfahren der Fachhochschulen in Sachsen-Anhalt mit den Universitäten im Lande und mit den Universitäten außerhalb Sachsen-Anhalts? Antwort zu Frage 5: Bei den Universitäten mit insgesamt ca. 500 Promotionsverfahren (300 MLU, 200 OvGU) pro Jahr ist ein Anteil von ca. acht kooperativen Promotionen mit Fachhochschulen (FH) pro Jahr nach wie vor insgesamt nahezu unerheblich. Von diesen wiederum wird nur ca. ein Drittel der Kooperationen mit Fachhochschulen aus SachsenAnhalt durchgeführt. Diese niedrigen Zahlen haben sich gegenüber dem Stand von vor drei Jahren nicht wesentlich geändert. Dies erlaubt allerdings nicht den Schluss, dass sich für forschungsorientierte FHAbsolventen die Rahmenbedingungen nicht verbessert hätten. Im Vergleich zum letzten Berichtszeitraum (2005-2008) ist diesmal (2008 - 2011) nämlich der Anteil von Absolventen aus BA-/MA-Studiengängen stark gewachsen. Dadurch eröffnen sich für FH-Absolventen andere (direktere) Wege zur Promotion: Wechsel vom BAAbschluss an einer Fachhochschule in einen MA-Studiengang an der Universität mit anschließender Promotion oder direkte Promotion an der Universität auf der Basis eines MA-Abschlusses von einer Fachhochschule. 4 Letzteres wird besonders auch durch den Ausbau der Graduierten-Schulen an Universitäten begünstigt, weil dann nicht mehr die persönliche Protektion durch Doktorvater oder -mutter maßgeblich für die Ermöglichung einer Promotion ist, sondern die erfolgreiche Bewerbung in einer offenen Ausschreibung der Plätze im Promotionsprogramm , über die in einer Kommission (nicht vom einzelnen Professor) entschieden wird. Mit anderen Worten: Die rechtliche Gleichstellung von BA- und MA- Abschlüssen zwischen Universitäten und Fachhochschulen in Verbindung mit ihrem wachsenden quantitativen Anteil unter den Absolventen lässt die Bedeutung der Kooperativen Promotion gegenüber einem direkten Wechsel an die Universität systematisch zurückgehen. Dennoch besteht die politische Absicht, den Weg der kooperativen Promotion weiterhin gezielt zu fördern. Dies spiegelt sich in den Zielvereinbarungen und der leistungsorientierten Mittelvergabe (LOM) wider. Die kooperative Promotion bietet nicht nur eine Möglichkeit, die Übergangsschwelle vom FH-Abschluss zur Promotion an der Universität für die FH-Absolventen niedriger zu machen und eine frühzeitige Talentförderung an der Fachhochschule in einer gemeinsam von Fachhochschule und Universität konzipierten Betreuung bruchlos fortzusetzen. Sie bietet auch die Chance , spezifische FH-Kontexte wie Transferorientierung und Verknüpfung mit Forschungsinteressen aus dem regionalen wirtschaftlichen Umfeld auch in die Ausgestaltung der Promotionsthemen einfließen zu lassen. Der Umstand, dass aus der Perspektive der Fachhochschulen kooperative Promotionen mit Universitäten anderer Bundesländer in deutlich größerer Zahl als mit denen in Sachsen-Anhalt durchgeführt werden, erlaubt als solcher nicht den Schluss, dass die Universitäten in Halle und Magdeburg besonders hohe Hürden gegen FHAbsolventen errichten würden. Dagegen spricht bereits, dass auch aus der Sicht dieser beiden Universitäten die Zahl kooperativer Promotionen mit FH-Absolventen anderer Länder größer ist als mit denen aus Sachsen-Anhalt. Anhand der Angaben der Hochschulen ist erkennbar, dass FH-Absolventen von Hochschulen aus dem gesamten Bundesgebiet kommen und ebenso FH-Absolventen von Hochschulen aus Sachsen -Anhalt an Hochschulen im gesamten Bundesgebiet gehen. Dies ist ein Zeichen für eine Ausdifferenzierung des Angebots der Hochschulen und deren Profile und zugleich ein Zeichen der Mobilität der FH-Absolventen, wenn sie den betreuenden Partner regelmäßig dort sucht, wo die fachliche Überschneidung am größten ist, unabhängig von dem Land, in dem diese Universität steht. Ob diese Beobachtung zutrifft, wird voraussichtlich im Ergebnis der gegenwärtig stattfindenden Begutachtung des Hochschulsystems des Landes durch den Wissenschaftsrat besser zu beurteilen sein als im Moment allein auf Basis der Zahlen über die kooperativen Promotionen mit Hochschulen anderer Länder. 5 6 7 8 9 10