Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/1626 21.11.2012 (Ausgegeben am 22.11.2012) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Dietmar Weihrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Holzeinschlag im Naturschutzgebiet Kreuzhorst Kleine Anfrage - KA 6/7647 Vorbemerkung des Fragestellenden: Das Naturschutzgebiet (NSG) Kreuzhorst befindet sich rechtselbisch im Süden von Magdeburg in der Niederung der Alten Elbe. Das NSG liegt im Landschaftsschutzgebiet „Mittelelbe“ und teilweise im FFH∗-Gebiet „Elbaue zwischen Saalemündung und Magdeburg“. Aus diesen Schutzgebietsausweisungen ergeben sich Pflichten für die Nutzung des Gebiets. Insbesondere dürfen die Erhaltungsziele, die sich aus der Ausweisung als FFH-Gebiet ergeben, nicht beeinträchtigt werden. In letzter Zeit haben verschiedene Holzeinschlagsmaßnahmen stattgefunden. Im Rahmen einer Inaugenscheinnahme vor Ort konnte von Mitgliedern der Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN festgestellt werden, dass offensichtlich Biotopbäume u. a. des Heldbocks und Totholz gefällt bzw. beseitigt wurden. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt 1. Welche Maßnahmen haben im NSG Kreuzhorst stattgefunden? Bitte ge- naue Angabe zur Menge des eingeschlagenen Holzes, des Alters der Bestände sowie der Flächengröße. Der Holzeinschlag erfolgte in den Monaten Dezember und Januar 2011/2012. Zur Bewertung der Nutzung ist die Auswertung der Forsteinrichtung mit dem gebuchten Vollzug heran zu ziehen: ∗ Flora-Fauna-Habitat 2 Tabelle 1: Einschlag im Vergleich zu Planung und Vorrat Abteilung Unterabtei - lung Teilfläche ha Fläche Erntefest - meter Vorrat Forsteinrich - tungsplan % vom Vorrat Erntefest - meter Einschlag IST % vom Vorrat % von Planung 2535 a 11 3,9 898 122 13,6 15,72 1,8 12,9 2545 a 1 1,8 1437 207 14,4 20,92 1,5 10,1 2545 a 2 12,4 470 66 14,0 23,1 4,9 35,0 2545 a 4 6,8 681 103 15,1 31,85 4,7 30,9 2546 a 0 4,7 555 27 4,9 11,4 2,1 42,2 2546 b 0 5,0 3153 467 14,8 158,86 5,0 34,0 2547 a 1 1,6 2330 318 13,6 193,76 8,3 60,9 2547 a 2 2,1 1196 170 14,2 188,66 15,8 111,0 2547 a 3 1,4 984 137 13,9 146,19 14,9 106,7 2547 a 4 0,6 220 83 37,7 34,21 15,6 41,2 2548 a 1 15,0 744 31 4,2 36,32 4,9 117,2 2548 a 2 4,2 284 64 22,5 48,73 17,2 76,1 2548 a 3 0,9 133 19 14,3 23,85 17,9 125,5 2548 a 4 2,5 5105 898 17,6 222,39 4,4 24,8 2550 a 1 2,0 946 21 2,2 55,47 5,9 264,1 2550 a 2 3,2 125 54 43,2 21,25 17,0 39,4 2550 a 3 5,9 400 60 15,0 71,54 17,9 119,2 2550 a 4 2,2 319 16 5,0 22,29 7,0 139,3 2554 a 2 2,8 645 97 15,0 96,93 15,0 99,9 Summe: 79,0 20625 2960 14,4 1423,44 6,9 48,1 3 Tabelle 2: Einschlag nach Baumarten, Alter und Nutzungsart Abteilung Unterabtei - lung Teilfläche Baumart Alter Erntefest - meter Menge Jahr Datum Nutzungs - art Maßnahme 2535 a 11 Stieleiche 115 15,72 2011 13.12.2011 936 sonstige Nutzungen 2545 a 1 Stieleiche 115 20,92 2012 13.01.2012 933 Altdurchforstung 2545 a 2 Stieleiche 125 23,1 2012 24.01.2012 933 Altdurchforstung 2545 a 4 Stieleiche 115 31,85 2012 24.01.2012 933 Altdurchforstung 2546 a 0 Stieleiche 115 11,4 2012 24.01.2012 933 Altdurchforstung 2546 b 0 Esche 135 14,52 2012 13.01.2012 933 Altdurchforstung 2546 b 0 Stieleiche 115 144,3 2012 13.01.2012 933 Altdurchforstung 2547 a 1 Linde 74 6,74 2012 13.01.2012 933 Altdurchforstung 2547 a 1 Stieleiche 109 187 2012 13.01.2012 933 Altdurchforstung 2547 a 2 Esche 80 12,25 2011 13.12.2011 936 sonstige Nutzungen 2547 a 2 Esche 80 125,4 2012 13.01.2012 933 Altdurchforstung 2547 a 2 Stieleiche 99 51,06 2012 13.01.2012 933 Altdurchforstung 2547 a 3 Esche 80 70,5 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2547 a 3 Linde 74 25,92 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2547 a 3 Pappel 74 20,74 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2547 a 3 Stieleiche 90 29,03 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2547 a 4 Stieleiche 39 34,21 2012 24.01.2012 931 Jungdurchforstung 2548 a 1 Stieleiche 140 36,32 2012 24.01.2012 933 Altdurchforstung 2548 a 2 Pappel 55 48,73 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2548 a 3 Esche 80 23,85 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2548 a 4 Esche 48 37,8 2011 02.11.2011 936 sonstige Nutzungen 4 Abteilung Unterabtei - lung Teilfläche Baumart Alter Erntefest - meter Menge Jahr Datum Nutzungs - art Maßnahme 2548 a 4 Esche 34 19,7 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2548 a 4 Linde 47 31,5 2011 02.11.2011 936 sonstige Nutzungen 2548 a 4 Linde 42 4,66 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2548 a 4 Pappel 75 95,92 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2548 a 4 Stieleiche 75 7 2011 02.11.2011 936 sonstige Nutzungen 2548 a 4 Stieleiche 75 25,81 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2550 a 1 Esche 120 55,47 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2550 a 2 Ahorn ca.40 21,25 2012 24.01.2012 931 Jungdurchforstung 2550 a 3 Stieleiche 61 71,54 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2550 a 4 Linde ca. 40 22,29 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 2554 a 2 Esche 70 96,93 2012 24.01.2012 932 Durchforstung 1423 2. Entsprechen diese Maßnahmen der gültigen Behandlungsrichtlinie für dieses Gebiet? Ja. 3. Wurden Biotopbäume, insbesondere von Arten des Anhangs I und IV der FFH-Richtlinie bzw. sonstigen streng geschützten Arten gefällt? Nein, soweit diese als Habitatbäume erkennbar waren. 4. Wurde Totholz eingeschlagen bzw. entfernt? Ja, soweit dies zur Erhaltung der Eichen im Hartholzauenwald unerlässlich war. 5. Führten die Holzeinschlagsmaßnahmen zu einer Verschlechterung der Ar- ten und Lebensraumtypen von gemeinschaftlicher Bedeutung bzw. zu einer erheblichen Gebietsbeeinträchtigung? Nein. 5 6. Wurde eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt? Wenn nein, warum nicht? Ja. 7. Welche Konsequenzen zieht die Landesregierung aus den Vorgängen? Wie stellt die Landesregierung in Zukunft sicher, dass bei forstlichen Maßnahmen Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen und Arten ausgeschlossen werden? Die Festlegungen in den Wirtschaftsbüchern der Forsteinrichtung werden dahingehend konkretisiert, dass deutlich ersichtlich und nachprüfbar ist, dass damit die Erfordernisse einer Vorprüfung nach FFH-Richtlinie erfüllt sind. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt wird den Forsteinrichtungserlass diesbezüglich prüfen und ggf. überarbeiten. Da die Forsteinrichtung immer zu einem Stichtag erfolgt und mit weiterem Erkenntnisgewinn zu rechnen ist, wird ein möglichst kontinuierlicher Datenaustausch zwischen dem Landesamt für Umweltschutz und dem Landesforstbetrieb erfolgen. Damit können auch aktuelle Erfordernisse nachträglich integriert werden. Der Datenaustausch wird auch zwischen dem Landesforstbetrieb und der Fledermausreferenzstelle verbessert. Der Landesforstbetrieb wird bei sensiblen Gebieten künftig vor Einschlagsmaßnahmen noch speziellen biologischen Sachverstand hinzuziehen. Die Sicherheit, dass keine von streng geschützten Arten besiedelten Bäume gefällt werden, soll damit erhöht werden. Von Fledermäusen besiedelte Bäume werden zukünftig deutlich erkennbar markiert. Der Landesforstbetrieb wird in sensiblen, touristisch stark frequentierten Waldgebieten bei Bewirtschaftungsmaßnahmen verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betreiben.