Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/1874 12.03.2013 Hinweis: Die Anlage ist als Objekt beigefügt und öffnet durch Doppelklick im Netz den Acrobat Reader. (Ausgegeben am 12.03.2013) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordnete Verena Wicke-Scheil (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Verknappung von Arzneimitteln zur Krebstherapie, von Antibiotika und Notfallmedikamenten in Krankenhausapotheken Kleine Anfrage - KA 6/7756 Vorbemerkung des Fragestellenden: Der Presse ließ sich kürzlich entnehmen, dass in deutschen Klinikapotheken, Medikamente zur Krebsbehandlung, Antibiotika und Notfallmedikamente fehlen. Insbesondere als Generikapräparate werden diese immer weniger hergestellt, weil ihre Produktion sich zusehends nicht mehr rentiert. Davon betroffen sind Medikamente zur Krebstherapie mit dem Wirkstoff 5-Fluorouracil, die weltweit am häufigsten eingesetzt werden, altbewährte Antibiotika z. B. Amoxicillin, Notfallmedikamente z. B. das intravenös zu verabreichende ASS zur Herzinfarktbehandlung. (Quelle :Der Spiegel, Nr.47/19.11.12) Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Arbeit und Soziales 1. Werden die Kliniken in Sachsen-Anhalt ausreichend und zuverlässig mit a) Arzneimitteln zur Krebstherapie, b) Antibiotika und c) Notfallmedikamenten versorgt? Bitte differenziert für die einzelnen Kliniken angeben. Wenn nein, bitte die unzureichend vorhandenen Präparate zu a), b) und c) auflisten und Therapieverfahren und Erkrankungen angeben, wofür diese Medikamente notwendig sind. Darstellung bitte differenzieren für die einzelnen Kliniken. Wenn nein, welche Schritte der Kliniken sind der Landesregierung bekannt , um die Versorgung wieder in ausreichendem Maße zu garantieren? 2 Es bestehen temporäre Engpässe in der Versorgung. Zytostatika und Antibiotika sind davon betroffen. Allerdings sind auch Lieferengpässe bei anderen Arzneimitteln (besonders Generika) zunehmend zu verzeichnen. Die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt und die Krankenhausgesellschaft Sachsen -Anhalt e. V. benennen folgende aufgeführte Arzneimittel mit Lieferproblemen (aktuell oder im Verlaufe des Jahres 2012): a.) Zytostatika: Cisplatin, Carboplatin, 5-Fluorouracil, Vinorelbin, Bleomycin, Epirubicin, Doxorubicin (Caelyx®), Mitomycin (bsd. zur Instillation), Ifosfamid, Bortezomid (Velcade®), Alemtuzumab (MabCampath®). Zytostatika werden bei der Behandlung von Krebs und teilweise auch bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen eingesetzt. b.) Antibiotika: Ampicillin, Mezlocillin, Cefixim, Ceftriaxon, Aztreonam, Meropenem, Streptomycin , Metronidazol, Fosfomycin (Infectofos®), Amoxicillin/Clavulansäure , Piperacillin/Tazobactam, Ampicillin/Sulbactam. Antibiotika dienen der Behandlung von Infektionskrankheiten. c.) Weitere unverzichtbare Arzneimittel: Gerinnungsfaktoren, Ambroxol 1000 mg i. v. (bei Atemnotsyndrom Frühgeborener ), Celestan (Kortison-Präparat), Partusisten intrapartal (Wehenhemmung ). Aspirin i. v. (vor allem Schmerzmittel im OP-Bereich), Danaparoid (Orgaran® - Blutgerinnungsstörungen), Humanalbumin, Aciclovir (Viruserkrankung ), Streptokinase (Varidase® - Wundreinigung). Die gewünschte Differenzierung für die einzelnen Kliniken kann der als Anlage beigefügten Aufstellung der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt e. V. entnommen werden. Zur Teilfrage 3 wird auf die Antwort zu Frage 2 verwiesen. 2. Gibt es Bevorratungsstrategien bzw. Ersatzbeschaffungsmöglichkeiten, um Engpässen entgegenzuwirken? Wenn ja, wie und welche? Wenn nein, warum nicht? Krankenhausapotheken sind gesetzlich verpflichtet, den durchschnittlichen Bedarf an Medikamenten für einen Zeitraum von zwei Wochen vorrätig zu halten. Die wichtigsten Strategien und Möglichkeiten vor Ort sind: - Beschaffung fehlender Produkte durch gegenseitige Aushilfe (Krankenhaus- apotheken nutzen die Vorteile großer Einkaufsgemeinschaften), - Nutzung anderer Wirkstoffstärken, - Herstellung von Kombinationsarzneimitteln aus den Einzelkomponenten, - Vorausschauende Aufstockung der Lagerbestände zu Quartals- oder Halb- jahresbeständen, - Beschaffung von anderen Lieferanten, - Import aus dem Ausland. 3 3. In welchem Maße ist die Landesregierung über die Versorgungssituation mit den genannten Arzneien in Krankenhäusern informiert und welche Anstrengungen unternimmt die Landesregierung, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen? Die Landesregierung ist über die Versorgungssituation mit den genannten Arzneimitteln in Krankenhäusern informiert. Es handelt sich um ein bundesweites Problem. Gemeinsame Anstrengungen des Bundes und der Länder zur Bewältigung von Versorgungsengpässen bei Arzneimitteln werden derzeit vom Bundesministerium für Gesundheit koordiniert. Dazu fanden Strategiegespräche mit der Pharmazeutischen Industrie, den Großhändlern und der Ärzte- und Apothekerschaft , zuletzt im Januar 2013, im Bundesministerium für Gesundheit statt.