Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/2045 29.04.2013 (Ausgegeben am 30.04.2013) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Ralf Bergmann (SPD) Referenzstelle Wolfsschutz in Sachsen-Anhalt Kleine Anfrage - KA 6/7872 Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt 1. Von welchem Bestand an Wölfen geht die Landesregierung derzeit in Sachsen-Anhalt aus? Wie ist die Population, die Anzahl und Größe der Rudel regional verteilt? Zu einer Population als Fortpflanzungsgemeinschaft zählen die an der Reproduktion teilnehmenden Tiere, bzw. die territorialen Paare, bei denen eine Reproduktion zu erwarten ist. In Sachsen-Anhalt sind nach gegenwärtigem Kenntnisstand zwei reproduzierende Rudel im Grenzgebiet von Sachsen-Anhalt und Brandenburg ansässig. Ein Rudel ist auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow und ein Rudel im Raum Göritz (nördlich Coswig) nachgewiesen. Darüber hinaus sind territoriale Wolfspaare auf dem Truppenübungsplatz Annaburger Heide, dem Truppenübungsplatz Altmark und in den Zichtauer Bergen (nordwestlich von Gardelegen) dokumentiert. Für die letzteren beiden Ansiedlungen ist die Absicherung über einen längeren Zeitraum noch erforderlich. Ein Rudel besteht üblicherweise aus einem territorialen Wolfspaar und dem Nachwuchs. Da einerseits die Jungtiere ab dem Ende ihres ersten Lebensjahres aus dem Gebiet abwandern und andererseits jährlich neue Welpen hinzu kommen, kann keine feste Rudelgröße angegeben werden. Als begründete Schätzung kann gegenwärtig von mindestens 20 Tieren im Land ausgegangen werden. 2 2. Welche Aktivitäten entfaltete die Referenzstelle Wolfsschutz bisher hinsichtlich der Information von Nutztierhaltern über Maßnahmen zur Schadensvorbeugung sowie über die notwendigen Voraussetzungen für einen Schadensausgleich? Die Aufgaben der Referenzstelle werden im Rahmen der Tätigkeit des Sachgebiets Arten- und Biotopschutz der Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe wahrgenommen, wobei sowohl eine Information auf Nachfrage von Nutztierhaltern als auch im begrenzten Umfang Betriebsberatungen gewährleistet werden. Grundlegende Informationen zur Wolfsausbreitung in Sachsen-Anhalt sowie zu notwendigen Präventionsmaßnahmen wurden seitens der Landesreferenzstelle im erarbeiteten Faltblatt „Wölfe in Sachsen-Anhalt - Informationen für Nutztierhalter “ gegeben. Dieses Faltblatt ergänzt die vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt veröffentlichten Informationen. 3. Welche konkreten Maßnahmen zur Schadensprävention wurden bisher von der Referenzstelle Wolfsschutz begleitet? Über die vorgenommenen Beratungen von Nutztierhaltern hinaus wurden durch die Landesreferenzstelle bislang keine konkreten Maßnahmen der Schadensprävention begleitet. Auf die Antwort zu Frage 7 wird verwiesen. 4. Wie erfolgte die bisherige Zusammenarbeit und Abstimmung mit ehren- amtlichen Mitarbeitern? Die ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter im Wolfsmanagement sind überwiegend in Verbänden organisiert. Auf die Beantwortung der Frage 5 verwiesen. 5. Wie erfolgte die bisherige Zusammenarbeit und Abstimmung mit Verbän- den und Vereinen? Mit der Rückkehr des Wolfes befassen sich in Sachsen-Anhalt auf Verbandsebene im Wesentlichen der NABU, der Landesjagdverband (LJV) und der WWF. Die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe (GzSdW) beabsichtigt eine Ausweitung ihrer Tätigkeiten nach Sachsen-Anhalt. Seitens der Referenzstelle existiert vor allem eine Zusammenarbeit mit dem NABU-Landesverband Sachsen-Anhalt, insbesondere zu Fragen der Beobachtung und des Monitorings. Darüber hinaus findet seit dem im Februar 2013 begonnenen WWF-Projekt zum Wolfsmanagement eine intensive fachliche Abstimmung und Koordination zwischen WWF und Landesreferenzstelle statt, in die auch der Landesjagdverband und die unteren Naturschutzbehörden einbezogen sind. 3 6. Wie ist die Öffentlichkeitsarbeit der Referenzstelle Wolfsschutz organi- siert? Die Öffentlichkeitsarbeit der Landesreferenzstelle erfolgt innerhalb der Verwaltung des Biosphärenreservates Mittelelbe. Die Landesreferenzstelle ist überdies in die Internetdarstellung der Biosphärenreservatsverwaltung eingebunden. 7. Wurden von der Referenzstelle Wolfsschutz Fachartikel veröffentlicht oder Vorträge gehalten? Wenn ja, bitte aufführen. Eine Veröffentlichung von Fachartikeln erfolgt durch die Landesreferenzstelle nicht, da dieses als eine originäre Aufgabe der Fachbehörde für Naturschutz zu sehen ist. Jedoch wird durch den Mitarbeiter der Landesreferenzstelle in Vorträgen auf die Thematik Wolf und die damit im Zusammenhang stehenden Sachverhalte hingewiesen . Vorträge wurden z. B. vor den Hegeringgemeinschaften und Jagdgenossenschaften in Klieken, Staffelde und Arendsee sowie vor Nutztierhaltern, z. B. dem Verein der Freunde Altdeutscher Schäferhunde, dem Schäferstammtisch Börde, dem Zentrum für Tierhaltung und Technik der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Iden, dem Landesamt für Verbraucherschutz , Fachbereich Veterinärmedizin in Stendal sowie allgemein am Wolfsschutz Interessierten, wie der NABU-Kreisgruppe Wolmirstedt, dem Naturschutzförderverein Elb-Havelwinkel und der Kreisvolkshochschule Osterburg, gehalten. Neben Vorträgen werden regelmäßig telefonische und schriftliche Auskünfte an Privatpersonen gegeben sowie an Mitarbeiter von Presse- und Rundfunkmedien erteilt. 8. Gibt es länderübergreifende Aktivitäten oder Kooperationen, an denen die Referenzstelle Wolfsschutz mitwirkt? Wenn ja, bitte ausführen. Die länderübergreifende Zusammenarbeit ist in erster Linie Aufgabe der obersten Behörde sowie der Fachbehörde für Naturschutz. Gleichwohl unterhält die Landesreferenzstelle den Kontakt zu den mit analogen Aufgaben betrauten benachbarten Stellen, insbesondere im Bundesland Brandenburg.