Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/2725 24.01.2014 (Ausgegeben am 27.01.2014) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Dietmar Weihrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Hochwasserabflussverhalten der Alten Elbe im Stadtgebiet Magdeburg Kleine Anfrage - KA 6/8124 Vorbemerkung des Fragestellenden: Die Alte Elbe in Magdeburg ist Bestandteil des FFH-Gebietes 3936-301 (Elbaue zwischen Saalemündung und Magdeburg) und beinhaltet 16 Arten des Anhanges II, u. a. den Steinbeißer Cobitistaenia und die Grüne Keiljungfer Ophiogomphuscecilia. Diese stark gefährdeten Arten leben bzw. vermehren sich in langsam fließenden Altgewässern . Eine Ausbaggerung der Alten Elbe würde voraussichtlich zu erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des Gebiets führen. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt 1. Wie bewertet die Landesregierung die möglicherweise auftretenden Kon- flikte zwischen den Schutz- und Erhaltungszielen des FFH-Gebiets und der diskutierten Ausbaggerung der Alten Elbe im Stadtgebiet Magdeburg? Die Landesregierung hält eine Lösung gegebenenfalls auftretender Konflikte zwischen den Schutz- und Erhaltungszielen des FFH-Gebiets „Elbaue zwischen Saalemündung und Magdeburg“ im Gebiet der Stadtstrecke Magdeburg und den Belangen eines effektiven Hochwasserschutzes in der Landeshauptstadt Magdeburg für möglich. Die Unterhaltung der Alten Elbe im Stadtgebiet Magdeburg erfolgt derzeit auf der Grundlage eines Pflege- und Unterhaltungsplans, der zur Aufgabe hat, die Anforderungen des Hochwasserschutzes unter Beachtung der FFH-Verträglichkeit zu erfüllen. Welche Konflikte zwischen den unterschiedlichen Zielstellungen mit Blick auf das Hochwasser 2013 auftreten und wie diese zu bewerten sind, kann erst eine umfassende Auswertung des Hochwasserereignisses ergeben. Diese ist noch nicht abgeschlossen. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) hat hierzu in Abstimmung mit der Landeshauptstadt Magdeburg beim Institut für 2 Wasserbau und Technische Hydromechanik der Technischen Universität Dresden eine umfassende Studie in Auftrag gegeben, um eine belastbare Bewertung der Situation und der hieraus abzuleitenden Maßnahmen zu erhalten. 2. Die Ergebnisse einer in den Magdeburger Wasserwirtschaftlichen Heften (Band 14, Kapitel 8, 2013) erwähnten Studie der Hochschule MagdeburgStendal , welche durch eine computergestützte Modellierung das Abflussverhalten der Elbe im Stadtgebiet Magdeburg untersuchte, wurde von dem Auftraggeber, dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) bisher nicht veröffentlicht. Gibt diese LHW-Studie Aufschluss, inwieweit sich eine mögliche Ausbaggerung der Alten Elbe auf den Hochwasserpegel der Elbe auswirken würde ? Wenn ja, welche Flussbettvertiefungen wurden dabei für die Computersimulation angenommen und welche Auswirkungen hätte dies für die Biozönose in der Alten Elbe und Naherholung im Rotehornpark? Die vom LHW beauftragte Studie umfasst die Erstellung eines 2Dhydrodynamisch -numerischen Modells für den Stadtbereich Magdeburg vom Pegel Barby (Elbe-km 294,82) bis zur Querung der Bundesautobahn A 2 bei Hohenwarthe/Lostau (Elbe-km 338,50) im Ist-Zustand. Es wurden keine Planvarianten untersucht. Die Studie gibt daher keine Auskunft darüber, wie sich eine mögliche Ausbaggerung der Alten Elbe auf den Hochwasserpegel der Elbe auswirken würde. Auch über die Auswirkungen für die Biozönose in der Alten Elbe sowie für die Naherholung im Rotehornpark gibt die Studie keinen Aufschluss . 3. Wurde in der Vergangenheit das Cracauer Wehr („Magdeburger Wasser- fall“) auf eine durch das Bauwerk verursachte zusätzliche Verlandungswirkung für das Flussbett der Alten Elbe untersucht? Welche potenziellen Auswirkungen könnte ein Rückbau dieses Querbauwerkes für das Flussbett , das Abflussverhalten und die ökologische Durchgängigkeit für die Alte Elbe bedeuten? Zuständig für das Cracauer Wehr ist die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Daher wurde durch das Land in den bisher durchgeführten Untersuchungen die Wirkung einer Veränderung dieser Anlage nicht berücksichtigt. Mit Schreiben vom 6. November 2013 ist das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt an das Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg mit der Bitte herangetreten , auch Betrachtungen zur Wirkung der Wehrumgestaltung in die von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BFG) zur Auswertung des Junihochwassers 2013 anzustellenden neuen Modellierungen einzubeziehen. Eine belastbare fachliche Einschätzung, ob unter bestimmten Abflussbedingungen eine Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit bewirkt werden kann, ist auf der Grundlage der bisher gewonnenen Erkenntnisse nicht möglich. Das gilt auch für exakte Angaben zur Wirkung des Cracauer Wehres bezüglich der Abflussverhältnisse bei Hochwasser- und Niedrigwasserführung der Alten Elbe und den Sedimenttransport.