Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 6/2984 02.04.2014 (Ausgegeben am 07.04.2014) Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung Abgeordneter Dietmar Weihrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Hochwasserabflussverhalten der Alten Elbe im Stadtgebiet Magdeburg II Kleine Anfrage - KA 6/8233 Vorbemerkung des Fragestellenden: Die Antworten der Landeregierung auf die Kleine Anfrage in der Drucksache 6/2725 werfen hinsichtlich der Untersuchungen des Hochwasserabflussverhaltens der Alten Elbe im Stadtgebiet Magdeburg neue Fragen auf. Antwort der Landesregierung erstellt vom Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt 1. Die in der Drucksache 6/2725 durch Frage 2 genannte Studie umfasst die Erstellung eines 2D hydrodynamisch-numerischen Modells für den Stadtbereich Magdeburg (Fluss-km 294,82 bis Fluss-km 338,50) im Ist-Zustand. Laut Antwort wurden dabei keine Planvarianten untersucht. In einer ebenfalls vom LHW in Auftrag gegebenen und schon Ende 2011 abgeschlossenen Studie wurden laut dem Studientitel: Hydraulische Wasserspiegellagenmodellierung der Elbe von Fluss-km 245,60 bis Fluss-km 453,90 mit Ausnahme der Elbstrecke Fluss-km 294,82 bis Fluss-km 338,50 verschiedene Abflussszenarien und Planungsvarianten simuliert. Aus welchen Gründen wurden in der nachfolgenden Studie (Bereich Stadtgebiete Magdeburg ) noch keine Planvarianten untersucht? Bis wann und durch welche Institution soll die aktuelle Teilstudie für die Stadtstrecke Magdeburg durch Planvarianten komplettiert werden? Das in der Fragestellung aufgeführte hydrodynamische numerische Modell für den Stadtbereich Magdeburg (Fluss-km 294,82 bis Fluss-km 338,50) wurde im Rahmen der Bearbeitung der Stufe 2 der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie (HWRM-RL) durch die Hochschule Magdeburg-Stendal erstellt. Eine Arbeitsgrundlage für die Modellerstellung durch die Hochschule war ein bereits im Jahr 2001 durch das damalige Staatliche Amt für Umwelt Magdeburg beauftrag- 2 te Wasserspiegellagenmodell. Dieses Modell wurde seinerzeit durch das Institut für Wasserbau und technische Hydromechanik der Technischen Universität Dresden erstellt. Zudem war es notwendig, aufgrund der erst ab dem Jahr 2009/2010 landesweit vorliegenden hoch aufgelösten DGM-Daten eine „Neuerstellung “ eines dem Stand der Technik entsprechenden hydraulischen 2D-Modells vorzunehmen. Mit dem durch die Hochschule Magdeburg-Stendal erstellten Modell wurden die hydraulischen Grundlagen für die Erarbeitung der Hochwassergefahren - und Hochwasserrisikokarten geschaffen. Die für den darüber hinaus gehenden Bereich der Elbe von Fluss-km 245,00 bis Fluss-km 453,90 erwähnten Planvarianten berücksichtigten lediglich die Auswirkungen der Deichrückverlegungen Lödderitzer Forst, Sandau-Süd und Nord. Weitere kleinräumigere Planvarianten wurden auch in diesem Bereich nicht modelliert. Entsprechend den Vorgaben der HWRM-RL erfolgt eine stufenweise Bearbeitung der Hochwasserrisikomanagementplanung. In der Stufe 3 der Erarbeitung des Hochwasserrisikomanagementplanes erfolgen die Erarbeitung der Maßnahmen und die Darstellung der Auswirkungen. Die Bearbeitung der Stufe 3 ist bis zum 21.12.2015 abzuschließen. Mögliche Planvarianten zur Verbesserung des Hochwasserschutzes für die Landeshauptstadt Magdeburg werden zurzeit gemeinsam zwischen dem LHW, der Landeshauptstadt Magdeburg und dem Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg abgestimmt und festgelegt. Eine Vergabe ist noch nicht erfolgt. 2. Wann wird der Abschlussbericht der Gesamtstudie zur Abflusssimulation der Elbe im Stadtgebiet Magdeburg veröffentlicht? Es gibt keinen Gesamtbericht. Die Ergebnisse der hydraulischen Modellierung der Stadtstrecke Magdeburg sind in Form von Hochwassergefahren- und -risikokarten veröffentlicht. 3. Die in Frage 1 genannte Studie wurde vom LHW in Auftrag gegeben. Es ist davon auszugehen, dass deren Ergebnisse ausgewertet wurden. Enthält diese Studie Hinweise bzw. Empfehlungen zu kritischen Flussabschnitten bezüglich der Hochwassergefahr entlang der Elbe? Nein, die Ergebnisse der hydraulischen Modellierungen sind in die Hochwassergefahren - und Hochwasserrisikokarten eingeflossen. 4. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft hat laut Drs. 6/2725 beim Institut für Wasserbau und Technische Hydromechanik der Technischen Universität Dresden eine umfassende Studie zur Auswertung der Hochwasserschäden von 2013 in Auftrag gegeben. Ist es richtig, dass die Hochschule Magdeburg-Stendal ein hydrodynamisch-numerisches Modell für das Stadtgebiet Magdeburg entwickelt hat? Welche Gründe haben dazu geführt, die Auswertung der Hochwasserschäden von 2013 an die TU Dresden zu vergeben? Wird die TU Dresden das von der Hochschule Magdeburg-Stendal entwickelte hydrodynamisch-numerische Modell nutzen können? 3 Ja, die Hochschule Magdeburg-Stendal hat ein hydrodynamisch-numerisches Modell für die Stadtstrecke Magdeburg erarbeitet. Die Beauftragung des Institutes für Wasserbau und Technische Hydromechanik der Technischen Hochschule Dresden erfolgte bereits während des Hochwasserereignisses im Juni 2013 unter anderem zur Durchführung der erforderlichen Abflussmessungen. Die Hochschule Magdeburg-Stendal war zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Nachkalibrierung und Modellierung der Abflussvorgänge für das Hochwasser 2013 nördlich von Magdeburg für den Bereich der Elbe vom Elb-km 338,5 bis 472 beauftragt. Die TU Dresden ist schon seit 2001 mit der Problematik befasst. Sie hat das Thema intensiv bearbeitet und umfangreiche Detailkenntnisse in verschiedenen Projekten des LHW erworben. Das von der Hochschule Magdeburg-Stendal entwickelte hydrodynamischnumerische Modell der Stadtstrecke Magdeburg wurde dem Institut für Wasserbau und Technische Hydrodynamik der Technischen Hochschule Dresden übergeben und bildet die Basis der Kalibrierung und Modellerweiterung. Zwischen den beiden wissenschaftlichen Einrichtungen bestehen gute Arbeitskontakte . 5. Welche Kosten entstanden bei der Vergabe des in Frage 4 genannten Auf- trags an die TU Dresden für das Land Sachsen-Anhalt? Wie viele Projektstellen werden durch die neue LHW-Studie an der TU Dresden teil- oder vollfinanziert? Für die Kalibrierung, Modellerweiterung und Durchführung von Wasserspiegelmodellierungen wurde mit dem Institut für Wasserbau und Technische Hydrodynamik der Technischen Hochschule Dresden ein Vertrag in Höhe von 42.562,97 € abgeschlossen. In die Abarbeitung des Vertrages sind neben dem Projektleiter zwei wissenschaftliche Mitarbeiter und eine technische Hilfskraft eingebunden. 6. Wie viele akademische Abschlussarbeiten (Diplom, Bachelor, Master) ent- standen in den Jahren 2005 bis 2013 in Kooperation mit dem LHW? Bitte mit Thema, Abschlussgrad, Name der Hochschule, betreuende Personen und Projektumsetzungsstand angeben. Im Hinblick auf das Hochwasserabflussverhalten der Alten Elbe im Stadtgebiet Magdeburg gibt es die folgenden Abschlussarbeiten: Jahr Thema Hochschule Akademischer Grad Betreuer Umsetzungs- stand 2013/ 2014 Hydraulische Untersuchung eines Verbindungskanales zwischen der Alten Elbe und der Zollelbe im Stadtgebiet Magdeburg unter Berücksichtigung des Feststofftransportes TU Dresden Master Herr Dr. Heyer, TU Dresden, Flussbereich Schönebeck in Bearbeitung 4 2014 Untersuchungen zu Möglichkeiten einer differenzierten Berücksichtigung von Bewuchsverhältnissen (Mittel- und Großbewuchs) in zweidimensionalen hydrodynamischnumerischen Oberflächensimu - lationen TU Dresden Dipl.Ing. Herr Dr. Heyer, TU Dresden in Bearbeitung 7. Laut Antwort gab es bisher keine Betrachtungen der baulichen Gestaltung des Cracauer Wehrs auf dessen Einfluss auf Abflussbedingungen, Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit oder dem Sedimenttransport in der Alten Elbe. Wann rechnet das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt mit konkreten Ergebnissen zu den Untersuchungen einer möglichen Wehrumgestaltung durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg? Der Landesregierung ist nicht bekannt, ob die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes tatsächlich Betrachtungen zur Umgestaltung des Cracauer Wehres vornehmen will.